Re: Individualität

Geschrieben von BBouvier am 26. Juni 2006 18:17:12:

Als Antwort auf: Re: Fred, oder wie er die Welt sieht geschrieben von HotelNoir am 25. Juni 2006 19:40:17:

Hallo, HotelNoir!

Es könnte so sein, dass wir teilweise
aneinandervorbeiargumentieren:-)

Du schreibst:
>dass sich der moderne Mensch zu mehr
Individualität hin entwickelt hat.>

Ich nennte diese Entwicklung nicht
fortschreitende "Individualität" und damit Ausprägung
von im Jeweils Einzelnen ganz tief angelegter
Charakter-Eigentümlichkeiten:

Was die moderne Massengesellschaft (<= "Zivilisation")
kennzeichnet,
das ist doch eher "Vereinzelung".
Heisst: Atomisierung, Gleichschaltung,
Vermassung, Verantwortungslosigkeit,
bei gleichzeitig ganz erheblicher Bereitschaft zu Gewalt
und zu Normbrüchen(!)...eine sterile Anhäufung
von modediktierten Ja-Sagern.
Von lauter austauschbaren Nullen, die in
einer abstrakten Welt von "Ideen" leben.
Normlosigkeit sollte nicht mit "Individualität"
verwechselt werden.

Während in einer Kultur Persönlichkeiten
und Individuelles sich sehr unterschiedlich zeigen:
Der Dorfschulze.
Der Hufschmied.
Der Arzt.
(Dieser nicht zu verwechseln mit einem
modernen "Mediziner", der im Plattenbaukrankenhaus
nach Sozialtarif 10 Stunden täglich
seine "Kunden" abfertigt.)
Der Krieger.
Der Bettler.
Der König.
Der Bauer.
Die weit gespreizte Paletette der persönlichen Eigentümlichkeiten
kann hinreichen, bis zur Kauzigkeit.
Kulturmenschen sind alle zwar in höhere Ordnungen eingebunden,
dabei jedoch weitaus freier als der Massenmensch,
der nach Mode- Meinungsdikat ziellos schwankt.
Weil der Kern sich nicht hatte entfalten können.
Und wo hunderttausende uniformierte Nullen
lauthals im Chor schreien:
"Ich, ich bin anders!"

Ein wirkliches Individuum ist sehr "gebunden".
Nämlich an "Höheres".
Und zwar freiwillig und intuitiv aus der Tiefe
seines innersten Seins heraus.
Und nur so kann es sich entfalten.

Was den "modernen Menschen" nun sicherlich
nicht kennzeichnet.
Da ist nur angelesener, steriler Firnis.
Und der Wunsch, bloss in Ruhe gelassen zu werden.
Nach Schalterschluss.

Gruss,
BB




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