Re: Moskau lügt wieder

Geschrieben von Leo DeGard am 01. Juni 2007 08:38:59:

Als Antwort auf: Re: Moskau lügt wieder geschrieben von Deyvotelh am 31. Mai 2007 20:04:11:

>Meinst Du damit Rußland oder EU-Osteuropa?
>Die meisten Länder Osteuropas sind inzwischen in der EU und NATO.
>Den "Ostblock" gibts geradeeben jedenfalls offiziell nicht.

Hallo!

Den Ostblock gibt es in gewisser Weise nach wie vor! Die meisten Staaten der Sowjetunion sind ja nicht unabhängig, auch wenn das offiziell so dargestellt wird. Tatsächlich existierte die ganzen 90er Jahre über bis heute ein gemeinsames militärisches Oberkommando aller GUS-Staaten. Die Auflösung des Warschauer Pakts war auch nichts weiter als eine reine Propagandamaßnahme, denn der Pakt war ohnehin von vorn herein überflüssig, schliesslich bestand schon vor der Gründung des Warschauer Pakts ein Netzwerk bilateraler Militärabkommen mit den Staaten Osteuropas, das vom RGW koordiniert wurde und das offenbar auch heute noch existiert. die Regierungen der Ostblockstaaten hatten ja nie die Kontrolle über ihr Militär, das unterstand im Kriegsfall einzig und allein dem Oberkommando der Roten Armee. Polnische Generäle weigern sich z.B. bis heute die Kriegspläne aus den Jahren des Kalten Krieges herauszugeben, d.h. dass da offenbar bis heute alte Bündnisse wirksam sind. Man darf ja nicht vergessen, dass in den meisten Staaten Osteuropas auch heute noch Mitglieder der kommunistischen Nomenklatura an der Macht sind und, dass die scheinbare Liberalisierung Osteuropas in den Jahren der Wende vom KGB durchgeführt wurde! Was Polen und Tschechien angeht habe ich allerdings inzwischen tatsächlich den Eindruck, dass deren Regierungen mittlerweile auf Westkurs geschwenkt sind. In der Ukraine wird das auch versucht, die Widerstände jedoch sind offensichtlich. Und dass Mitgliedsländer des Warschauer Pakts mittlerweile in der EU sind, heisst auch nicht, dass diese Staaten dem Westen zugerechnet werden müssten. Man braucht sich die EU doch nur mal näher zu betrachten, die EU ist durch und durch ein sozialistisches Gebilde, das sich immer weiter in eine EUDSSR entwickelt. Darüber hinaus ist die EU militärisch verteidigungsunfähig und völlig von russischen Energielieferungen abhängig. Man kann sagen, Westeuropa wurde im Zuge der EU erfolgreich finnlandisiert! Und dass die NATO nicht mehr funktioniert sah mal ja bereits im Vorfeld des Irak-Krieges.

>Interessant wäre die Frage: Gibt Putin wirklich die Macht ab nach den Präsidentschaftswahlen im März 2008?
>Oder gibt er dem Volksbegehren nach und bleibt eine weitere Amtszeit im Sessel?

Das russische Volksbegehren hatte noch nie irgendeinen Einfluss auf die Politik Moskaus! In Russland wird Politik ausschliesslich vom Politbüro bzw. dem Verteidigungsrat gemacht und nicht auch nur Ansatzweise vom Volk. Putin wurde dem russischen Volk vorgesetzt, das ihn dann, um den Anschein von Demokratie zu wahren, im Amt bestätigen durfte, und auch der nächste Präsident Russlands, sofern es denn einen geben wird, wird nicht vom Volk bestimmt werden, sondern vom Verteidigungsrat.

>Er hatte den Zeitpunkt, einen Kalten Krieg zu beginnen jedenfalls günstig gewählt, nämlich
>als die Umfragewerte des amerikanischen Präsidenten auch im Inland im Keller waren.
>Die Indikatoren für einen Kalten Krieg sind typisch: Man rüstet selbst auf wie irrsinnig und bezichtigt
>den Gegner, damit angefangen zu haben. Natürlich will man sich mit den neuen Waffen NUR verteidigen.

Das stimmt allerdings! Und man darf davon ausgehen, dass die Rhetorik in den nächsten Monaten eher schärfer als milder werden wird!


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