Wozu dient das Gegenwartsmoment genau? (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Nullmark, Dienstag, 08.03.2022, 18:18 (vor 791 Tagen) @ NeuOrest (911 Aufrufe)

Guten Tag @NewOrest,

eine sehr interessante These, die Du da aufgestellt hast.
Wenn Du von der dargestellten Situation ausgehst, wirst Du auch eine erweiterte Betrachtung insbesondere dieses „Gegenwartsmoments“ gestatten und eines existierenden „Allbewusstseins“, welches m.M.n. für Deine Gedanken grundlegend ist.
Danach komme ich aber zu einem anderen Ergebnis.

Vorangestellt sei noch, dass aus meiner Sicht der Gedanke von einer allgemeinsten Beziehung, der jede andere Beziehung in einem ganz bestimmten Umfang unterworfen ist, einem formalen Geltungsprinzip folgt. Diese höchste Bedingung beherrscht jene Systeme von Beziehungen, die man Wissenschaft und Wirklichkeit nennt.
Beide wollen objektiv sein. Das eint sie. Aber beide sind es nur Kraft eines formalen Wirkungsprinzips.
(vgl. Richard Königswald in Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980)

Mir ist nicht klar geworden, welchem Zweck dieses Gegenwartsmoment zu dienen hat. Dies blieb so über die ganze Zeit Deiner Präsentation in meinem Kopf.
Gegenwart ist keine zeitliche Größe, sondern ein unbestimmtes Konstrukt, welches lediglich eine statische Betrachtung erlaubt, in dem es einen bestimmten Punkt des Zeitvektors mit der Zeitdauer gleich Null isoliert. Dies ist zwar mathematisch tatsächlich korrekt. Naturgemäß kann es diesen Punkt aber nicht geben, da der Zeitlauf unaufhaltbar ist.
Im Forum gibt es einige User mit Nahtoderfahrungen, die sich noch erinnern, dass sie die „Schwelle“ zu dem Bereich der Ewigkeit in beide Richtungen überschritten hatten. Am Ende fehlten ihnen tatsächlich ein paar Minuten im Hier, während sich die individuelle Informationsmenge als Grundlage der Bewusstheit vergrößert hat. Ob es sich dabei um einen „Übertritt“ in eine andere Dimension oder in eine parallele Welt handelt, ist nicht aufklärbar. Auch nicht zu der empfundenen Zeitdifferenz. Menschen, die aus dem Koma zurückgeholt wurden, berichten von ähnlichen Phänomenen der Zeitlosigkeit. So oder so liegt die Rückkehr immer in der Vergangenheit.
Die Gegenwart als Zeitintervall scheidet folglich aus und eine statische Betrachtung wird sinnlos.

Auch ein Momentum ist immer zeitgebunden und hat damit eine definierten Zeitdauer. Beispiel Atomzerfall. Es gibt nur die Zustände vorher und nachher. Zukunft und Vergangenheit. Der Unterschied besteht lediglich in der Dynamik, d. h. die zwei benachbarten Momente von vorher sind nur scheinbar gleich. Sie unterscheiden sich dennoch durch ihr Alter, was die Gleichheit ausschließt. Dazwischen gibt es nichts.
Es kann also ein statisches Momentum zu einem beliebigen Zeitpunkt mit einen Informationsinhalt von Null in dem uns zugänglichen Raum nicht geben. Selbst im Schlaf oder im Koma wird lediglich die Schwelle der Wahrnehmung von Informationen mehr oder weniger reduziert. Erst mit dem Tod wird dieser Punkt erreicht. Damit setzt aber nicht die Zeitlosigkeit ein, denn der Zerfall organischer Bindungen sowie der immerwährende Atomzerfall gehen pausenlos weiter. Wenn im Ergebnis schließlich ein stabiler Zustand erreicht wird, ist dies das Ende aller Zeiten oder die Ursache für einen Neustart.

Da alles mit allem verbunden ist, kann die Summe alles Erfahrenen jedenfalls auch nur eine Summe von Wirkungen sein und dessen Ergebnis (Summe neu gewonnen Infromationen) erst dann zur Grundlage einer neuen Ursache werden, wenn sie sich NICHT als weitere Folge der gleichen Ursache darstellen lässt.
Da eine Ursache zeitlich IMMER vor der Wirkung liegt, ist nur letztere vom Zeitenlauf abhängig. Die Ursache dagegen nicht. Sie ist gesetzt als der Startpunkt des Faktums mit eigenem Zeitvektor.
Der Unterschied zwischen Wirkung und Folgewirkung tritt eher selten eindeutig hervor. Sie entsteht durch die Aneinanderreihung der von Dir beschriebenen „Gegenwartensmomente“ und ist somit tatsächlich schon Vergangenheit, während die Folgewirkung noch in der Zukunft liegt und somit erkennbar, voraussehbar und mehr oder weniger beeinflussbar, also nicht schicksalhaft ist.
Dies wurde hier schon gelegentlich diskutiert. Daraus ergibt sich auch m.A.n. die Grenzwertigkeit der Schauungsproblematik. Die Ursache kann i.d.R. nicht beeinflusst werden oder ist verborgen. Die Wirkung ist mit ihrem Erscheinen schon in der Vergangenheit angekommen. Die Schauung basiert darauf und beschreibt die oder eine Folgewirkung. Und ebendiese kann auch ausbleiben, weil sie genaugenommen keine Ursache hat.
Bei dieser Betrachtung bleiben natürlich denkbare oder tatsächliche Querverbindungen außen vor und nur die dabei entstehenden Knoten bilden ein Momentum, an dem eine Entscheidung notwendig wird und damit eine neue Ursache gesetzt würde.

Die Zukunft geht mit der Realisierung unmittelbar in die Vergangenheit über und erreicht damit eine neue Qualität.
Wie dieser Übergang aussieht, weiß ich auch nicht. Er ist aus physikalischer Sicht nur von Bedeutung für den Übergangsprozess an sich und damit eine Stelle im Zeitlauf und sonst nix. Der Zeitvektor ist in seiner Richtung nicht veränderbar.
Tatsächlich ist es aber die Realisierung einer von bis dahin einer Vielzahl von denkbaren, möglichen und wahrscheinlichen Zukünfte, die parallel existieren und bis zum Augenblick ihrer Materialisierung selektiert werden.
Das gilt selbstredend auch für Schauungen, die sich an genau diesem Punkt versuchen. Dabei sind über-, außer- und unterirdische Einflüsse in den denkbaren Zukünften nicht ausgeschlossen, während sich die wahrscheinlichen und möglichen auf den irdischen Raum beschränken.
Eine Zufälligkeit ist deshalb nicht unmöglich, was eine 100%-Trefferprognose verhindert.

Ich halte deshalb das „Gegenwartsmoment“ als Basis für ein Schauungsmodell für nicht sehr geeignet.
Da nun mal alles Nichtallgemeine logisch irrelevant ist, fällt es mir schwer, die Allgemeingültigkeit Deiner Erkenntnis zu verstehen.
Das bedeutet aber nichts. In meinem Leben habe ich mich häufig geirrt. Warum nicht hier?

Es gibt aber noch einen weiteren wichtigen Aspekt, der das Allbewusstsein betrifft.
Dazu schreibe ich vielleicht später.

Alles Gute für Dich und bleibe gesund!
0,- Mark


Gesamter Strang: