Ludovico Rocco

Aus Schauungen, Visionen & Prophezeiungen

Einem Franziskanereremiten des Dritten Ordens mit dem mutmaßlichen Namen Ludovico Rocco, der von 1748 bis 1840 gelebt haben soll, wird diese Prophezeiung zugeschrieben. Bei einem Besuch des heiligen Landes im Jahre 1840 soll Rocco auf dem Berge Sinai erkrankt sein und die letzten sechs Wochen seines Lebens im dortigen Katharinenkloster verbracht haben. Seine Visionen auf dem Totenbett sollen von einem Ordensbruder aufgezeichnet worden sein. Diese Geschichte ist allerdings nicht glaubwürdig. Als historische Person ist Rocco nicht nachweisbar. Ein italienischer Originaltext existiert nicht. Offenbar handelt es sich um eine rein deutsche Produktion. Die Prophezeiung weist außerdem Ähnlichkeit mit den Aussagen des (keineswegs echteren) Mönches Hilarius von Jasna Gora auf, die bereits 1831 gedruckt wurden. Die Geschichten ähneln sich. Auch Hilarius soll in einem Kloster auf einem Berge eine Vision gehabt haben. Bei Rocco handelt es sich wohl um eine erweiterte Neufassung des Hilarius, die auf das Revolutionsjahr 1848 angepaßt wurde.

Prophezeiungen des ehrwürdigen Bruders L. R. aus dem Orden des heiligen Franciscus[1][2][3][4]

„Nachdem dieser fromme Mann die Geburtsstätte unsers lieben Heilandes Jesu Christi zu Bethlehem und dessen heiliges Grab andächtig besucht hatte, hielt er sich noch mehrere Jahre in den heiligen Ländern auf. Als er bereits in einem Alter von 58 Jahren alle diese heiligen Reifen zurückgelegt hatte, unter nahm er als ein zweiundneunzigjähriger Greis die Reise auf den Berg Sinai und wurde in den dort befindlichen Klöstern freundlichst aufgenommen. Dort aber verließen ihn feine Kräfte, so daß er mußte zu Bette gebracht werden und verfiel nun in einen höchst merkwürdigen Zustand, welcher durch sechs Wochen anhielt. Es überkam ihn nämlich ein sanfter milder Schlaf, aus dem er nur von Zeit zu Zeit erwachte, wo er dann immer bei vollkommener Vernunft war. Während dieser Zeit nahm er weder das Geringste von Speise und Trank zu sich, und wenn man ihn bat, doch etwas Labung anzunehmen, um sich zu stärken, so antwortete er, daß er von den Engeln gelabt und gestärkt werde.
Nachdem nun in diesem Zustande fünf Wochen verflossen waren, ließ er die Herren Patres Ant. Fassnetti, Aug. und C. zu sich rufen und bat sie, Tag und Nacht bei ihm zu bleiben. Er eröffnete ihnen mit fester Bestimmtheit, daß er nach sieben Tagen Mittags um zwölf Uhr zu einem himmlischen Vater werde abberufen werden, welches auch pünktlich er folgte.
Er bat sie noch ferner, auf jedes feiner Worte wohl Acht zu haben und sich Alles gut aufzuschreiben, denn Gott gebe durch ihn Vieles kund, was in der nächsten Zukunft geschehen werde; es möge dienen als eine Warnung an die Völker, damit sie noch Zeit hätten sich zu bekehren und zu bessern. Als er am ersten Tage erwachte, sprach er: Ich habe euch zu sagen, was Gott mir geoffenbaret, Dinge, die in kurzer Zeit beginnen werden. Wohl dem, der diese Weissagung höret und sich diese auch zu Nutzen macht, denn die Zeit der Erfüllung ist nahe. Es ist mir von dem Oberherrn aller Könige vor Allem aufgetragen worden, euch zu sagen: Alle sollen sich in der Zeit der Trübsale mit standhafter Geduld wohl ausrüsten. In ganz Europa wird ein fürchterlicher Bürgerkrieg ausbrechen, einer wird den andern zerfleischen, Blut wird in Strömen fließen.
Spanien und Portugal haben beide noch eine große Blutschuld zu tilgen, teils wegen der Unmenschlichkeit, mit der sie Amerika eroberten und auf eine so grausame Weise so viele Tausende ermordeten, – alles bloß des eitlen Goldes wegen, teils weil sie aus Afrika so viele unschuldige Menschen raubten und sie, die doch alle Gottes Ebenbilder waren, wie das liebe Vieh als Sklaven verkauften.
Die Machthaber dieser beiden Throne werden umgebracht werden, dann werden beide Länder sich vereinigen und in Spanien die gemeinsame Republik regieren. Alle Einwohner werden zum Frieden und zur Ordnung zurückkehren, aber ihre ausländischen Besitzungen werden sich von diesen beiden Ländern losreißen. Die katholische Religion wird wie zuerst blühen.
Am zweiten Tage sprach er: Frankreich wird in einen auswärtigen Krieg verflochten werden, sobald aber dieser zu Ende ist, wird das Volk aufstehen und den Präsidenten ermorden, wobei ein entsetzliches Blutbad entstehen wird. Mehr als die Hälfte der Stadt Paris wird in Asche verwandelt werden. Die Besitzungen in Algier werden sich von der französischen Armee lostrennen, und dann wird ein Mann aus dem Stamme Leopards auf den Thron gehoben werden.
In Afrika wird ein afrikanischer Prinz, welcher in Frankreich ist (1840), regieren und der Verbreiter der katholischen Religion werden.
Am dritten Tage sprach er:
Italien, Italien, du schönes Land, über dich weine ich. Ein Teil deiner blühenden Städte wird verheert werden; hier finden so viele Deutsche ihr Grab. Österreich wird untergehen wollen, aber die freigesinnte Natur wird sich abermals erheben.
Der König von Sardinien und Neapel werden verschwinden. Rom wird die Residenz des neuen Italien werden. Daher sei Österreich gewarnet, den ungerechten Kampf nicht weiter fortzusetzen und seine Söhne nicht unnütz schlachten zu wollen.
Italien wird sein und der Fels der katholischen Kirche bleiben. Alle übrigen Fürsten werden aufhören zu regieren.
Am vierten Tage sprach er:
Rußland wird der Schauplatz der größten Greueltaten werden, hier wird es den mächtigsten Kampf kosten. Viele Städte, Dörfer und Schlösser werden verwüstet werden; eine grausame Revolution wird die Hälfte der Menschheit (Einwohner) hinopfern.
Die kaiserliche Familie, der ganze Adel und ein Teil der Geistlichkeit wird ermordet werden. In Petersburg und Moskau werden die Leichen wochenlang auf der Straße liegen bleiben, ohne begraben zu werden. Das russische Reich wird in verschiedene Reiche geteilt werden.
Polen aber wird selbständig und eine der ersten Großmächte Europas werden.
Am fünften Tage sprach er:
Eine alte, ehrwürdige Monarchie wird nach vielen Kämpfen blutig in sich verfallen. Aber der Genius des alten Herrscherhauses wird die Dynastie beschützen *).
Wien wird zweimal belagert und nachdem sich endlich den Haß aller Nationen wird zugezogen haben, schwer heimgesucht werden. Wien wird veröden und die großen Paläste werden leer dastehen. Am Stephansplatz wird Gras wachsen und aller Adel aufhören.
Die ungarische Nation wird verschwinden.
Die Slaven werden sich wieder vereinen und ein eigenes katholisch-slavisches-abendländisches großes Reich bilden, um die Türken aus Europa verjagen.
In Konstantinopel wird der Halbmond verschwinden und Kreuz verehrt werden. Die christliche Religion wird sich von daher über Länder verbreiten. Viele Grausamkeiten werden verübt werden und schreckliche Landplagen werden diese Länder heimsuchen.
Die deutschen Länder Österreichs werden sich an Deutschland anschließen und fest zusammenhalten. Keine Königreiche und Fürstentümer werden mehr bestehen, sondern nur ein Deutschland wird sein und ein Zweig des Kaiserstammes wird die Krone tragen. Dieser wird Deutschland befestigen, und unter seiner weisen Regierung wird Eintracht und Wohlstand wieder herrschen und Deutschlands Macht wird über alle andern Reiche hervorleuchten, denn Gott ist mit diesem Regentenhause.
Die Könige und Fürsten Deutschlands werden abdanken.
Dem Könige Preußen aber ist schweres Leid vorbehalten.
Am sechsten Tage sprach er:
England, dieser Kaufmannsstaat, welcher aus Gewinnsucht alle Ungerechtigkeiten unterstützt, wird der Schauplatz der größten Grausamkeiten werden. Irland vereint mit Schottland wird in England einbrechen und es verheeren. Die Königsfamilie wird verjagt und die Hälfte der Bevölkerung ermordet werden. Armut wird eintreten und alle ausländischen Besitzungen werden sich frei machen.
Die Handelsstädte Belgiens, Holstein, Schleswig und auch die Schweiz werden sich an Deutschland anschließen.
Dänemark wird sich mit Schweden verbinden und somit Dänemark, Schweden und Norwegen ein großes und starkes Reich werden.
Die aus Europa vertriebenen Türken werden sich in Afrika festsetzen. Jerusalem wird die Königsstadt werden und Heil und Segen wird diese Länder dann beglücken. Der König von Ägypten wird sterben und diese Länder werden dann die Wohltaten von Jerusalem empfangen.
Am siebten Tage sprach er:
Heute ist der letzte Tag, wo ich unter euch bin. Um zwölf Uhr gehe ich in das himmlische Reich ein. Der Herr hat durch mich manches kundgetan. Er ruft den Menschen durch mich zu: ‚Tuet Buße! Bessert euch!‘ Der Herr hat dem Sittenverderbnisse der Menschen schon lange zugesehen, und er wollte das ganze Menschengeschlecht vertilgen; weil er aber sah, daß diese schreckliche Sittenverderbnis nur durch die Großen und Reichen ausging, das gemeine Volk aber im Grunde noch gut geblieben ist, so verschont er um ihretwillen. Er wird das Menschengeschlecht mit unheilbaren Krankheiten, mit Krieg, Hunger, Heuschrecken und allen Plagen heimsuchen und ängstigen und die Hälfte der Menschheit ausrotten. Die Armen werden reich und die Reichen werden arm sein und dann wird glückliche Eintracht herrschen. Die Menschen werden an den wahren Gott glauben und glücklich sein.
Die Verführer und Antichristen sind in verschiedenen Gestalten in der Welt und suchen die Gläubigen zu verführen; sie treten sogar als falsche Propheten auf, um ihre Irrlehren zu verbreiten. Aber Himmelslohn wird den Standhaften werden, Zeichen des Himmels werden geschehen. Abgeschnittene, vertrocknete Blumen und Kräuter werden wieder grünen, alles wird gut für die Starken vorübergehen. Gesegnete Ernten werden dann wieder eintreten und das Jahr 1857 wird alle Wunden heilen. Selig, die dieses Jahr erleben.
Schließlich bitte ich euch, liebe Brüder, schicket eine Abschrift meiner Aussage dem Heiligen Vater nach Rom, damit er sie verbreiten lasse.
Als die zwölfte Stunde ertönte, rief er aus: ‚Himmlischer Vater, ich komme!‘ Er verschied mit lächelndem Munde und unbegreiflicherweise verbreitete sich ein balsamischer Geruch in der Zelle dieses Heiligen. Dieses geschah am Tage der Empfängnis der lieben Mutter Gottes Maria im Jahre Herrn Jesus Christus 1840.

*) Es wird somit in dieser Regentenfamilie kein Mord vorfallen.“

Quellen

  1. Dr. Johannes: Prophezeiungen über Asien, Afrika und Amerika, über die österr. Monarchie, Rußland, Türkei, England, Frankreich, Dänemark, Norwegen, Schweden; Polen, Italien, Ungarn und über das künftige Slavenreich, so über Wien und Paris, insbesondere über die katholische Religion, enthaltend den Zeitraum von 1848 bis zum Ende der Welt. Wien 1849.
    Innerer Titel: Prophezeiungen über alle Länder und Regierungen Europa's, vorzüglich über die österreichische Monarchie, Rußland, England, Frankreich, Deutschland, Polen, Italien und Ungarn, so wie über die künftigen Schicksale von Wien und Paris.
  2. Loerzer, Sven: Visionen und Prophezeiungen. Augsburg 1998.
  3. Ellerhorst, Winfried: Prophezeiungen zur Zukunft Europas.
  4. Zimmerman, Ludwig Richard: Pfaffenpeitsche. 1870, S. 133ff.

Sonstiges

  1. Kommentierung einzelner Aussagen Roccos