Graham Hancock (Freie Themen)

Leseratte, Dienstag, 03.01.2023, 23:31 vor 479 Tagen (821 Aufrufe)

Hallo,

erstmal ein gutes neues Jahr. Auf Netflix läuft gerade eine (Pseudo?)Dokumentation von Graham Hancock, der wie immer sagt, es habe eine untergegange Hochkultur (gemessen an Jägern und Sammlern!) gegeben, die nach einer Katastrophe vor 12800 Jahren über einzelne Überlebende ihr Wissen weitergegeben habe. Hancock postuliert nun, dass ein Meteroitenschwarm die Welt getroffen habe, was auch anderweitig postuliert wird.

Spannend sind die Bilder einzelner Punkte dieser Katastrophe: Feuer. Herabfallende Meteoriten als Feuerschlangen. Flutwellen gigantischen Ausmasses. Und dann erneut die kurze extreme Eiszeit. Kommt das nicht auch in vielen Schauungen vor?

Und nun wird es diffizil: Natürlich sei den Alten die Präzession bekannt gewesen (was auch anderswo diskutiert wird). Und weil man die Präzession kannte, konnte man Zeit angeben, indem man Sternbilder zitierte (1970 etwa: Fisch/Moment/Wassermann). So wurde in Göbekli Tepe angeblich der Impaktzeitpunkt durch Sternbilder angegeben. Und weil Göbekli Tepe Jahrhunderte später völlig intakt zugeschüttet wurde vermutet Hancock, man habe etwas verbergen und gleichzeitig mitteilen wollen: Der Impaktzeitpunkt käme zyklisch wieder und der Zeitpunkt der Wiederkehr sei jetzt, nähme man an, die Meteoriten seien aus einem bestimmten Ausschnitt des Himmels gekommen.

(Womit das arme, gescholtene Christentum in der Ecke Pause machen darf: Es ist nicht an allen Endzeitmythen schuld! Es hat sie nur, den Impakt und Noah, zum Zwecke perfider Indoktrination weitertradiert)

Grüsse Leseratte

kleines problem am rande...

detlef, Mittwoch, 04.01.2023, 01:24 vor 479 Tagen @ Leseratte (671 Aufrufe)

moin,
.

... über einzelne Überlebende ihr Wissen weitergegeben habe. ...

die idee einzelner ueberlebender, welche ihr wissen weitergaben ist ja nicht neu.
die wird ja immer wieder bemueht, wenn es um "aus dem Nichts" aufgetauchte kulturen geht, wo der eindruck besteht, dass die aeltesten zeiten hoeher entwickelt waren, als spaetere.

dafuer sprechen ja auch einige mehr oder weniger glaubhafte hinweise.
das astronomische "uhrwerk" aus dem mittelmeer und sein moderner nachbau; die gefundenen "hausmacher-batterien"; die, selbst unserer heutigen ueberlegenen, steinbearbeitungsmethoden; "flugzeug beschreibungen" in wort und kunstgegenstaenden; das astronomische wissen der praecolumbianer und auch anderer; die erwartung der rueckehr der goetter, bzw gottaehnlicher weiser, in vielen kulturen. usw.

ich frag mich bloss immer wieder, wie das funktioniert haben koennte. die weitergabe von wissen haengt ja von einer ganzen reihe von begrenzenden faktoren ab.

der niveau unterschied zwischen lehrer und schuelern. (was koennte ein atomphysiker einer gruppe von jaegern und sammlern beibringen?) (man schaue bloss auf die probleme, immigrantenkindern "modernes" standardwissen beizubringen)

die art des wissens der jeweiligen lehrer.
ein astronom koennte zwar die sternbilder lehren, und einigen wenigen hochintelligenten schuelern die berechnungen der "bewegungen" beibringen. oder die ausrichtung und maße der piramiden mitteilen.
aber, um stonehenge, die pyramiden oder die mayatempel zu bauen, haette der astronom wohl noch einen kumpel gebraucht, der steinmetz/ingeneur war. und nen logistiker, sowie nen agraroekonomen wegen der arbeiter.

bevor ich das jetzt noch breiter auswalze, nur noch eines: den individuellen zeitfaktor.

bei den schuelern wird der wohl in jedem falle gleich sein. je juenger, um so leichter werden neue ideen aufgenommen. mit zunehmendem alter werden die dann , im positivsten fall, auch begriffen und vielleicht sogar verfeinert.

was aber ist mit den lehrern? also den ueberlebenden einer vorherigen hochkultur? (mal abgesehen von den oben angesprochenen problemen durch gesellschaftliche arbeitsteilung - also wissensluecken beim einzelnen)
ein junger, kraeftiger ueberlebender hat 40 bis 60 jahre zeit, um "seinen" steinzeitlern was beizubringen.
ein fuenfzigjaehriger aber nur 20 bis 30 jahre.
also, die erfahrendsten lehrer haben am wenigsten zeit, ihr wissen weiterzugeben.

irgendwie sagt mir mein lebenslang gehegter und gepflegter pessimismus, dass in der idee einzelner ueberlebender als wissensmultiplikatoren zuviele "wenns" drin stecken.

ob das nicht vielleicht eher "kolonien" der hochzivilisation(en) in rueckstaendigen gegenden waren?
die dann den (heutigen) fehler der europäer vorwegnahmen, zu geringe zahl durch auffuellung mit minderentwickelten auszugleichen?

gruebelgruss,d

Informationsweitergabe

Schwan, Mittwoch, 04.01.2023, 11:32 vor 478 Tagen @ detlef (560 Aufrufe)

Lieber Detlef,

dieses Problem ist bekannt, beschäftigt auch die Kernindustrie. Wie kann man über lange Zeit verständlich machen, daß Lagerstätten gefährlich sind?

Zwei Methoden:

Mündliche Überlieferung, sinnvollerweise in Märchen, die über Generationen weitergegeben werden. Oft in eng umgrenzten Kreisen, z.B. einer Familie oder durch Priester.
Das kann ergänzt werden durch Tanz, bzw. Rituale.

Axel Klitzke hat dazu viel geforscht, findet man in YT z.B. in den Videos: Wissen in Stein.

Klitzke geht davon aus, daß das Umrunden der Freimaurer, das auf eine festgeschriebene Art erfolgen muß, die Maße in einem ägyptischen Tempel wiedergibt.

Die Maße der ägyptischen Tempel wiederrum würden die göttliche Mathematik verschlüsseln, und damit die Entstehung der Welt.

Das führt gleich zu der 2. Methode:

Überlieferung mit möglichst gut verständlichen Symbolen auf möglichst dauerhaftem Material.

Die Japaner haben, um nur ein Beispiel zu nennen, die Flutgrenzen mit Steinen markiert. Leider hielten die sich Erbauer des AKW in Fukushima nicht an dieses Wissen, sondern bauten unterhalb.

Beide Methoden funktionieren nur, wenn die Zivilisation nicht vollständig untergeht, weil ansonsten das Basiswissen verschwunden ist oder so verwässert wird, daß der Informationsgehalt sich verliert.

So einfach, wie in Raumschiff Enterprise dargestellt, daß Videos, die das Verschwinden einer Bevölkerung erklären, auf Kristallen gespeichert ist, die nach Jahrhunderten in noch funktionierenden Lesegeräten abgespielt werden können, ist das Problem nicht zu lösen.

Leider.


Beste Grüsse

Schwan

Wissensstand

Leseratte, Mittwoch, 04.01.2023, 14:51 vor 478 Tagen @ detlef (548 Aufrufe)

Hallo Detlef,

mit der biographischen Frage hast du recht: Wie lange dauerte es, bis Inhalte und wissen vermittelt werden? Da hast du ein Schwachstelle dieser These angerissen, man kann nur, wie bei Noah, von Sippen ausgehen, die überleben.

Zu dem Stand der Technik der möglichen untergegangenen Zivilisation: Mann kann nur vermuten was war, gefunden wurde bislang nichts. Dennoch gibt ein paar relativ einfache Fertigkeiten, die im Laufe der Zeit nach 10.000 v.Chr. erworben wurden und nicht am Anfang, also 10.000 v.Chr. weitergegeben wurden. Die Schrift etwa. Das Rad (die Hochkulturen in Südamerika kannten es, benutzten es aber wohl nur für Spielzeug). Der Bogenbau oder der Gewölbebau (die Mesopotamier kannten gemauerte Ziegelbögen, die Ägypter nicht). Die Bronze. Man kann das mit der Hängematte vergleichen, die die Antike und das Mittelalter nicht kannten und aus Südamerika von den Europäern übernommen wurde.

Also läßt sich die möglicherweise untergegangene Kultur eingrenzen: Sie hatte mit Sicherheit eine hochentwickelte Astronomie. Sie kannte die Präzession. Sie konnte trigonometrisch exakte Karten anfertigen. Sie hatte mit Sicherheit Schiffe, wie Platon vermutet, mit denen das Meer überquert werden konnte. Nur hatten das die Steinzeitkulturen Ozeaniens und die Mönche der britischen Inseln mit ihren Ledercurraghs auch (wie die Fahrt von dem heiligen Brendan berichtet). Ob die untergegangene Zivilisation große, einrümpfige Holzschiffe mit Planken auf Spanten bauen konnte? Zweifelhaft. Vermutlich errichteten diese Menschen massive Steinbauten. Möglicherweise kannten sie Beton, wie es auch für die Pharaonen vermutet wird. Möglicherweise kannten diese Menschen paranormale Zusammenhänge, von denen wir nichts mehr wissen. Vermutlich wussten sie um Leylines und Kraftpunkte. Vielleicht brauten sie Bier. Vielleicht kannten sie auch LSD (wie die alten Griechen), Psylocobin oder andere Drogen.

Was die Errungenschaften der Antike angeht: Man kann nur sagen, Respekt. Kernbohrungen in Granit. Steine, die millimetergenau geschliffen sind. Beton (besser als der unsere). 1000 Tonnen schwere Quader, die irgendwo verbaut oder als Stelen aufgestellt werden sollen. Erdumfang berechnet. Mondumfang geschätzt. Rechenmaschinen. Nanotechnologie (bei der Schmuckherstellung). Batterien mit Strom. Und die Indios? Beispiellose Landwirtschaft. Möglicherweise Ballone. Poylogone Steine, die millimetergenau geschliffen sind. Aber die Menschen der Antike waren nicht dümmer als wir, wir sind nur als (gebürtige) weiße Europäer mit der Erzählung ausgestattet, wir seien die Krone der Welt.

Grüße Leseratte.

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