Vader Lueck (Schauungen & Prophezeiungen)

Bernhard, Mittwoch, 28.05.2008, 15:57 vor 5841 Tagen (9994 Aufrufe)

„Eine alte Prophezeyung von Vader Lueck 1

Es wird eine Zeit kommen, dass die Stadt Münster vom Feinde wird überfallen werden; folgende Geschichten gehen aber vorher.
Der neue platz wird gleich gemacht, und es werden Bäume darauf gepflanzt werden, deren früchten der gemeine Mann anfänglich nicht recht erkennen wird; die Straßen zu Münster werden umgelegt, aber nicht allenthalben verfertigt werden. Man wird sehen, dass in Münster die Häuser so köstlich erbauet sind, als wollten sie ewig leben, die Kleidung wird sich allso verändern, dass das eine kurz, das andre lang ist, der größte theil aber wird bunt tragen mit so mannigfaltigen Falten, und so Seltsam gemacht, dass es ein Wunder ist zu sehen. Viele Geistliche werden sich mehr mit Acten und Prozessen aufhalten als mit ihren Büchern, der Spiegelthurm wird zwischen 2 Gebäuden gesetzt werden. das Eigenthum wird unterdrückt, die Armen und Bedürftigen hart gepresst werden, Geld und guter Rath wird theuer seyn, als wann das Stifft Münster sollte zu grunde gehen; auf dem neuen Platze wird ein Gebäude angelegt werden, sehr köstlich, aber es wird nicht fertig werden. Nach dem Rheine marschiren Truppen es wird aber für kein Krieg gerechnet werden. Sobald das Volck wird wieder im Lande seyn, wird man sie alsdann abdanken, und die Pferde und andre Sachen verkaufen. Nicht lange darauf wird man wider Volk haben müssen, welches wunderlich zusammen gebracht wird; es Wird ein Volck kommen, dessen Sprach man nicht wird verstehen können; aber kurz zuvor werden 3 schlechte Jahren kommen, allso dass es jämmerlich wird aussehen. Vor der Domdechaney werden Lindenbäume gepflanzt werden; Wann diese ein Pferd angebunden halten können, wird es nicht lange dauren, dass die Stadt Münster wird überfallen werden, danach wird ein Frühzeitiger May kommen, allso, dass das Horn Vieh im Anfange dieses Monats in vollem Grase gehen wird. Und dieses wird seyn dasselbe Jahr, in welchen Münster wird überfallen werden. Es wird 2mal innerhalb 3mal 24 Stunden gewonnen werden. Zu der Zeit regiert ein Fürst aus dem Bayerischen Hause in Münster. . Es wird sich zutragen, dass man vermeine, es wäre alles in guter Ruh, dass man keinen Feind mehr zu fürchten hätte. Aber unvermuthlich wird kommen eine ungeheure Menge Volcks von Tecklenburg, dass man sollte vermeinen, in der halben Welt wäre nicht so viel Volck zu finden. An ihren Hüthen werden sie tragen Kirschen oder Holder Blumen. Dieses Volck wird ein Wirtshaus finden unten am Tecklenburgischen Gebirge, wo frisches Bier im Brauhause stehet; da werden die Soldaten ihre Geschirre nehmen, und es ganz austrinken; aber der commandirende Officier wird dem Wirthe alles bezahlen. Darauf werden sie sich auf Münster begeben wo kein Mensch etwas von ihnen wissen wird; Sie werden kommen, wie die Schneeflocken aus der Luft. Sie werden sich wagen über die Mauren zu steigen, als wenn sie keinen Widerstand zu Fürchten hätten, aber sie werden sich in der Stadt so tapfer halten, dass sie mit großem Verluste wieder zurück weichen müssen; bis des andern Tages, da die feindlichen Truppen die Stadt bekommen werden. da sollen die Bauren, welche pflügen, und mit ihren Pferden flüchten wollen, gezwungen werden, ihren Ackerbau in acht zu nehmen, und ihnen soll kein Schaden geschehen; sie sage: wenn der Bauer was zu leben hätte, so hätten sie was mit. danach geben sie sich auf die Stadt Münster so tapfer, dass ihnen kein Widerstand kann gethan werden, und alsdann werden sie zum 2tenmale die Stadt mit Sturm erobern. Alsdann wird in der Stadt ein großes Getümmel und Unruhe seyn, und ein großes Übel wird aufstehen. Wehe, wehe, Wehe den Mönchen und Pfaffen Doctoren und Rechtsgelehrten und Scribenten, deren Zahl ganz wird ausgerottet werden so dass sie auf einigen Plätzen ganze 7 Stunden werden gehen müssen, wenn sie bey einem Sterbenden einen Priester verlangen. Es wird sich dieses bald ändern und eine ganz andre Ordnung des Landes gemacht werden, nachdem die Soldaten wieder abmarschiren. Sie werden ihren Marsch nehmen auf Lünen. Hernach werden sie eine erschreckliche Schlacht halten im Preußischen nahe bey dem Berken Baum, welche 3 Tage währen wird; und diese wird verlohren werden. Hernach wird ein solcher Fried und Einigkeit unter den Einwohnern des Stifts seyn, und das Land wird in so guten Stand gesetzt werden, ( als es noch nie gewesen ist.) Der Eigenthum wird abgeschafft werden. Der Fürst aus dem Bayerischen wird alsdann noch wohl regieren, und nach dieser Zeit mit den Holländern kriegen, und an etlichen Örtern das Hochwürdige herumtragen und glücklich seyn in allen seinen Regierungen.

1: Birkenbaum-Sage, fast gleichlautend mit der Prophezeiung, die``ein frommer Geistlicher der Domkirche zu Münster vor mehr als hundert Jahren getan haben soll.``"

Vorstehender Text wurde in den Jahren 1802-1806 neben weiteren westfälischen Gesichten zusammengetragen und in einer buchförmigen Kapsel verwahrt. Mehr will ich darüber nicht schreiben, weil mir die Erlaubnis zur Veröffentlichung fehlt. Ich bleibe an der Sache dran und melde mich diesbezüglich wieder.

Gruß
Bernhard

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Vader Lueck

BBouvier @, Mittwoch, 28.05.2008, 19:56 vor 5841 Tagen @ Bernhard (9163 Aufrufe)

Hallo, Bernhard!

Danke!

Der uns besonders interessierende Teil
dürfte folgender sein.
Ich übertrage das mal in heutiges Deutsch, -
mit eingefügten Kommentaren:

Nach dem Rhein marschieren Truppen, aber das ist noch
nicht der Krieg.

Mobilmachung in der Krise.
Oder (eher) der Kalte Krieg bis 1989.

Sobald die Soldaten wieder zurückkommen,
wird man sie entlassen und das gesamte Gerät verkaufen.

Demobilisierung nach der Krise.
Oder (eher) die fast völlige Auflösung der Bundeswehr
nach 1991.

Nicht lange darauf wird man wieder Soldaten benötigen,
die recht merkwürdig zusammen gebracht werden.

Panik-Dramatik-Wirrwarr und der verzweifelte Versuch,
die verschrottete Bundeswehr irgendwie erneut aufzurüsten.

Es werden Menschen kommen, deren Sprache
man nicht verstehen wird.

Asylanten (bis dato) oder sonstige Flüchtlinge
aus dem Osten, wenn dort die Unruhen beginnen.

Aber kurz zuvor (vor dem Kriege >) werden 3 schlechte Jahre kommen
und es geht ganz jämmerlich zu.

Vor dem Kriege
oder
vor den Unruhen.

(Es) wird ein frühzeitiger Mai kommen, und das Vieh
wird zu Monatsanfang schon in vollem Grase gehen.

Vorangegangen ist der Winter, der keiner war.

Und das ist dass Jahr,
in welchen Münster überfallen wird.

Das Jahr des Russischen Feldzuges.

BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Vader Lueck

Wizard, Berne, Mittwoch, 28.05.2008, 23:02 vor 5841 Tagen @ Bernhard (8947 Aufrufe)

Vielen Dank Bernhard

... die Kleidung wird sich allso
verändern, dass das eine kurz, das andre lang ist, der größte theil aber
wird bunt tragen mit so mannigfaltigen Falten, und so Seltsam gemacht,
dass es ein Wunder ist zu sehen.

Leider hat er nicht genau beschrieben, was er damit meint, aber es käme gut hin.

• "... dass das eine kurz, das andre lang ist"
Bei der heutigen Jugend, insbesondere bei der mit "Migrationshintergrund" gut zu sehen, Die tragen nämlich ein Hosenbein hochgekrempelt, was mehr als nur saublöd ausschaut.

Was den Rest anbelangt, sieht’s genau so aus. Seltsamer und affiger geht es bei den Meisten (Jugendlichen) mit der Kleidung schon nicht mehr.

... die
Armen und Bedürftigen hart gepresst werden, Geld und guter Rath wird
theuer seyn,

Passt auch bestens auf heute.

Darauf werden sie
sich auf Münster begeben wo kein Mensch etwas von ihnen wissen wird; Sie
werden kommen, wie die Schneeflocken aus der Luft.

Fallschirmjäger / Luftlandetruppen?

Sie werden sich wagen
über die Mauren zu steigen, als wenn sie keinen Widerstand zu Fürchten
hätten ...

Wie werden so gut wie keinen Wiederstand zu fürchten haben. Woher denn auch?

MfG

Wizard

--
Anführer = Erster unter Gleichen, jemand der den Anderen als Vorbild DIENT, den Anderen also voran geht und nicht jemand der die Anderen voran peitscht.

Vader Lueck

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Freitag, 30.05.2008, 02:59 vor 5840 Tagen @ Wizard (8862 Aufrufe)

Hallo Wizard!

Leider hat er nicht genau beschrieben, was er damit meint, aber es käme gut hin.
• "... dass das eine kurz, das andre lang ist"
Bei der heutigen Jugend, insbesondere bei der mit "Migrationshintergrund" gut zu sehen, Die tragen nämlich ein Hosenbein hochgekrempelt, was mehr als nur saublöd ausschaut.
Was den Rest anbelangt, sieht’s genau so aus. Seltsamer und affiger geht es bei den Meisten (Jugendlichen) mit der Kleidung schon nicht mehr.

Das muß auch mal gesagt werden. Ohne überheblich klingen zu wollen,
die Kleidung ist nur noch neben der Kappe.
Das Wort 'Ästhetik' scheint nicht mehr zu existieren.
Deutsche kleiden sich teilweise auch so, nicht daß mir jetzt Fremden-
feindlichkeit vorgeworfen und mir nen Strick gedreht wird.:-D
Als ich 13 war, da waren Schlaghosen und lange Haare noch das neueste.
Zu den Halb- und Dreiviertelhosen in den merkwürdigsten Farben werden
im Sommer zumeist Badelatschen getragen, Männlein wie Weiblein versteht sich.
Dazu das obligatorische Handy am Ohr bei allen Leuten von 13-30 Jahren.
Tja, Surviven scheint nicht 'in' zu sein, aber die Fiesta wird für die
bald ein Ende haben befürchte ich.

Mfg, Eyspfeil

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Bäume vor der Dechanei

BBouvier @, Donnerstag, 29.05.2008, 22:43 vor 5840 Tagen @ Bernhard (9100 Aufrufe)

Vor der Domdechaney werden Lindenbäume gepflanzt werden;
Wann diese ein Pferd angebunden halten können,
wird es nicht lange dauern,
dass die Stadt Münster wird überfallen werden...

Man geht wohl nicht fehl in der Annahme,
die Dechanei sei beim Dom.
(aber ich forsche da soeben vor Ort nach)

Hier der Domplatz:
=>
http://www.dirkhellmann.de/Formsand/Muenster_Dom.jpg

BB

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Bäume vor der Dechanei

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Donnerstag, 29.05.2008, 23:52 vor 5840 Tagen @ BBouvier (9016 Aufrufe)

Guten Abend Foris!

Bin ich da fündig geworden mit Linden>

"Bis in die 1930er Jahre hinein konnten sich die zur Zeit des Barocks gepflanzten Bäume auf dem Domplatz zu einem stattlichen Bestand entwickeln. Noch vor 1939 wurden die alten Bäume entfernt und unter Aussparung einer großen Freifläche vor der südlichen Schaufassade des Doms neue regelmäßig angeordnete Baumpflanzungen vorgenommen. Diese Gestaltungskonzeption mit mehreren Lindenreihen im Südwesten, Süden und im Osten des Domplatzes bestimmt bis heute das Bild der Anlage.

Pflegezustand
Neben der seit den 1930er Jahren deutlich reduzierten Bepflanzung mit Linden hat sich von der barocken Planung die breite Blick- und Wegeachse vom Rathaus bis zum bischöflichen Palais anschaulich erhalten. Im Südwesten und Osten des Domplatzes wurden seit des Mitte des 20. Jahrhunderts ausgedehnte PKW-Stellflächen angelegt. Die Ulmen wurden im Laufe der Zeit durch Linden ersetzt."

Grüße, Eyspfeil

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Bäume vor der Dechanei

BBouvier @, Freitag, 30.05.2008, 12:23 vor 5839 Tagen @ Eyspfeil (8870 Aufrufe)

"Noch vor 1939 wurden die alten Bäume entfernt
und...neue regelmäßig angeordnete Baumpflanzungen
(Linden) vorgenommen...
...wurden seit der Mitte des 20.
Jahrhunderts ... die Ulmen...durch Linden ersetzt."

Hallo, Eyspfeil!

Hier sehe ich folgende Varianten:

1)
Verwechselung mit dem Zweiten Weltkriege
Als Deutschland befreit wurde.
=>
http://www.eichelwilly.de/Die-Clemenskirche-1945.jpg

2)
Die Linden sind nun doch grösser, als gesehen

3)
Die Domdechanei ist woanders

Gruss,
BB

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Dom und Dechanei

BBouvier @, Freitag, 30.05.2008, 13:29 vor 5839 Tagen @ BBouvier (8784 Aufrufe)

"Die Domdechanei ist woanders"

Wikipedia hat wieder mal geholfen:
=>
"In einer Kathedrale wird der Hauptpfarrer als "Domdekan"
oder "Domdechant" bezeichnet."

So, dass mit einger Wahrscheinlichkeit wohl
davon auszugehen sein dürfte, seine Domdechanei
sei auch bei seinem Dom.

So dass sich die Vermutung verdichtet,
die etwa 1939 gepflanzten Linden
seien gegen Kriegsende II.WK gesehen worden:
=>
Als die grad ein wenig grösser waren.

BB

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Dom und Dechanei

Artur, Samstag, 31.05.2008, 01:06 vor 5839 Tagen @ BBouvier (8766 Aufrufe)
bearbeitet von Artur, Samstag, 31.05.2008, 01:22

Hallo BB,

So, dass mit einger Wahrscheinlichkeit wohl
davon auszugehen sein dürfte, seine Domdechanei
sei auch bei seinem Dom

So ist es!

Siehe: Google Earth unter - Domplatz, 48143 Münster - danach auf Sichthöhe 360m gehen.
Die ehem. Domdechanei die seit 1825 als bischöfliche Palais dient, befindet sich in fast gerader Linie westlich direkt neben dem Dom, auch leicht erkennbar an der Blick- und Wegeachse……vom Rathaus ( in etwa Südost ) zum bischöflichen Palais ( in etwa Nordwest )

Siehe: www.schoenes-deutschland-in-bildern.de/muenster.htm
Bild 1: zeigt den Domplatz mit Baumbestand und Paulus Dom, links im Hintergrund die ehemalige Domdechanei. Die Aufnahme dürfte nach den abgebildeten PKW-Modellen auf einem der folgenden Bilder in etwa aktuell sein.

... der Spiegelthurm wird
zwischen 2 Gebäuden gesetzt werden.

Beim Spiegelturm handelte es sich ( abgerissen 1818 ) um einen Torturm stehend am Übergang zum linken Aa Ufer ( aus "Stadtgeschichte seit 793" der Stadt Münster). Heute erinnert die Straße "Spiegelturm" die direkt am nördlichen Gebäudetrakt der ehem. Domdechanei
liegt an dessen damaligen Standort. Im weiteren Straßenverlauf in Richtung Aa
Ufer stehen zwei Gebäude, die, sofern älter als Baujahr 1818, den Spiegelturm in die "Zange genommen" hätten.


Mfg
Artur

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Dom und Dechanei

BBouvier @, Samstag, 31.05.2008, 11:59 vor 5838 Tagen @ Artur (8681 Aufrufe)

Hallo, Artur!

Ganz herzlichen Dank für Deine Recherche!

Ein wenig dicker sind die Bäume nun
eigentlich schon, als gefordert...

Bleibt also:
- "Unschärfe"
oder
- "Bäume um 1944".

Gruss,
BB

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Vader Lueck - Teil 1 von 5

Artur, Sonntag, 22.06.2008, 22:46 vor 5816 Tagen @ BBouvier (8630 Aufrufe)

Hallo Foris!
Hallo BB!

Bleibt also:
- "Unschärfe"

Nun nicht mehr!!!

Es wird eine Zeit kommen, dass die Stadt Münster vom Feinde wird überfallen werden; folgende Geschichten gehen aber vorher.


Diese:

der Spiegelthurm wird zwischen 2 Gebäuden gesetzt werden.

Ein weiterer ins Bild passender Mosaikstein kann gesetzt
und das Thema „Spiegelturm“ damit abgeschlossen werden.
Dank freundlicher Unterstützung des Katasteramtes in Münster liegen mir nunmehr neben einem aktuellen Kartenauszug und dem von 1930 auch zwei Ausschnitte historischer Karten vor, die mit 1636 und 1777 datiert sind.
Der Spiegelturm war ein Torturm (seit 1100) in der Westmauer der ehemaligen Domburg die 1270 in Immunitätsmauer umbenannt wurde. Nach einem Modell des Stadtmuseums Münster, das die Stadtansicht von 1533 zeigt, ist dieser dort noch frei stehend als Teil der Dommauer zu sehen. Der historische Stadtplan von 1636 zeigt den Spiegelturm dicht zwischen zwei Häusern jedoch noch frei von diesen (Abstand jeweils ca.10m, geschätzt) stehend, auf dem Stadtplan von 1777 steht er dann genau zwischen den Beiden heute noch dort stehenden Gebäuden „Wand an Wand“.

Uns diese sind:
Bischöfliches Palais = ehem. Domdechanei = ehem. Galensche Kurie = Bj. 1732
Domverwaltung/Bischöfl. Generalvikariat = ehem. Kettlersche Kurie = Bj. 1712 – 16

Das Bedeutet:
spätestens seit 1732 (Fertigstellung der Galenschen Kurie) stand der Spiegelturm zwischen 2 Gebäuden
und
die Endstehungszeit der Prophezeiung (sofern hier keine Fälschung vorliegt) muss demnach vor 1732 liegen.

Und diese hier:

Der neue platz wird gleich gemacht

Einen „Neuen Platz“ oder „Neuplatz“ findet sich aktuell in Münster nicht,
jedoch einen recht großen, mit einer für „unser Anliegen“ ebenso großen Bedeutsamkeit, der Hindenburgplatz.

Siehe: Google Earth unter - Schlossgarten, 48143 Münster –
Der Bildausschnitt zeigt, von Ost nach West verlaufend, den Hindenburgplatz, das Schloss und den Schlossgarten.

Der Hindenburgplatz hat die zweitgrößte innerstädtische Freifläche in Europa und dient dem ehemaligen fürstbischöflichen Residenzschloss, das seit 1780 den Sitz der Westfälischen Wilhelms-Universität beherbergt, als Vorplatz.

Die Geschichte des Hindenburgplatzes geht zurück bis ins 17. Jahrhundert. Vor 1657 war dieser ein großes, offenes Feld westlich der Stadtmauern auf dem sich Händler, Aussätzige und Wegelagerer tummelten.

Um seinen Machtanspruch zu sichern belagerte Fürstbischhof Christoph Bernhard von Galen die Stadt Münster und unterwarf sich diese im Jahre 1661. Im gleichen Jahr begann er mit dem Bau der Zitadelle (westlich der Stadt und vor dem heutigen Hindenburgplatz) in Form eines fünfeckigen Sterns.
Zur Beachtung: Der heutige um den Schlossgarten liegende Wassergraben lässt noch drei der ehemals fünf Zacken, der Grundform der Zitadelle, erkennen.

Die Fläche des späteren Hindenburgplatzes wurde als Esplanade angelegt, welche als freies Schussfeld auf die Stadt dienen sollte. Durch Abtragung der westlichen Stadtbefestigung kam der Platz dann ins Stadtgebiet und damit auch innerhalb der Stadtmauern.

Zitat aus: Wikipedia
Esplanade = eine eingeebnete, als Schussfeld dienende freie Fläche vor einer Zitadelle.


......wird gleich gemacht

Die Ausmaße dieser Freifläche waren in Nord-Süd- und in West-Ostrichtung in etwa 800m auf 220m (Größenangaben gemittelt, mit Google Earth rekonstruiert). Der ehemalige Stadtbefestigungsring, mit innerem Wall mit Mauer, Wassergraben, mittlerer Wall mit Mauer, Wassergraben und äußerer Wall, hatte eine Ausdehnung von etwa 90 bis 110m und machte damit annähernd die Hälfte der Breite der Esplanade (des späteren Hindenburgplatzes) aus. Abbruch, Verfüllung und Einebnung von Mauern, Wassergräben und Wällen spiegelt die Aussage “.....wird gleich gemacht“, meiner Auffassung nach, treffend wieder.

1759 wird dieser große Platz erstmalig in Ratsprotokollen der Stadt erwähnt, als „ein ganz mit Heu und Stroh angehäufter Lagerplatz für Truppen“. Unter der Verwaltung des Fürstbischof Clemens August I. erhielt dieser Bereich dann im selben Jahr den Namen = > Neuplatz <

Im Jahre 1927 dann wurde nach Namensänderung aus Neuplatz = Hindenburgplatz

Und:

…auf dem neuen Platze wird ein Gebäude angelegt werden, sehr köstlich, aber es wird nicht fertig werden

Vom Erzbischof von Köln, Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels, erhält der Architekt Johann Conrad Schlaun den Auftrag zum Bau des fürstbischöflichen Residenzschlosses an der Stelle der von Chr. Bernhard von Galen erbauten Zitadelle am Neuplatz. (Bauzeit 1767 – 1787)

Das Residenzschloss gilt als das Meisterwerk des Architekten Johann Conrad Schlaun und
auch als eines der Hauptwerke des norddeutschen Barock.

……sehr köstlich,

ist hier wohl eine angebrachte Formulierung für diesen barocken Prachtbau.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/archive/7/75/20051105204245%21Schloss_M%C3%BCnster.jpg

…..aber es wird nicht fertig werden.

Bedeutet hier:
„wird nicht fertig gestellt werden“ bevor der gesuchte Krieg kommt

Es wurde aber fertig gestellt,
in der Bauzeit von 1767 – 1787
und,
da war ein Krieg bereits vorbei.


Jedoch:
.......auf dem neuen Platze wird ein Gebäude angelegt werden…

Bereits 1732 entwirft Johann Conrad Schlaun Pläne zum Bau einer Residenzanlage am „Neuplatz“ unter dem Auftrag des Vorgängers von Erzbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels, dem damaligen Fürstbischof Clemens August I.

Mit der in dem Plan der Residenzanlage stehenden Klosterkirche wird begonnen, diese aber wird niemals vollendet werden.

Und:

…und es werden Bäume darauf gepflanzt werden, deren früchten der gemeine Mann anfänglich nicht recht erkennen wird
Die Planung des barocken Schlossgartens sah eine Gartengestaltung im französischen Stil vor.
Dieser wird unter anderen Gestaltungselementen, durch die Anpflanzung vielfältiger südländischer Pflanzen wie z.B. Oliven-, Lorbeer- und Mandarinenbäume, Datteln, Zypressen, den Zitronen- und den beliebten Orangenbäumen, die im Winter in einer so genannten Orangerie untergebracht wurden, geprägt. Vor ca. 300 Jahren war dies eine Sensation. Im 17. Jh. hatten manche Herrscher hunderte von exotischen Pflanzen in ihren Gärten.

Bleibt also:

1732 - Baubeginn, ohne Vollendung = frühzeitiger Abbruch der Bauarbeiten
1767 - Baubeginn, mit Fertigstellung der Residenz 1787

dazwischen liegt,

Der Siebenjährige Krieg von 1756 – 1763

Vader Lueck - Teil 2 von 5

Artur, Sonntag, 22.06.2008, 22:49 vor 5816 Tagen @ Artur (13919 Aufrufe)

Teil 2

Und auch diese:

Vor der Domdechaney werden Lindenbäume gepflanzt werden; Wann diese ein Pferd angebunden halten können, wird es nicht lange dauren, dass die Stadt Münster wird überfallen werden,

Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts wurde dann der Domhof einheitlich gestaltet wobei wohl Planungen von…. Johann Conrad Schlauns umgewandelt zur Ausführung kamen. Die 1748 datierte Planung Schlauns sah neben der regelmäßigen Pflanzung von mehr als 200 Linden und Ulmen ..... im 19. und frühen 20. Jahrhundert angefertigte Stadtpläne zeigen jeden falls den Domplatz in ein dichtes Netz aus regelmäßigen Baumpflanzungen eingebunden.
Zitiert aus: http://www.lwl.org/LWL/Kultur/WALB/Projekte/GaertenUndParks/Anlagebeschreibungen/231/1100781736/index_html#Art%20der%20Gr%C3%BCnanlage

Hier wird eine einheitliche und regelmäßige Anpflanzung beschrieben, innerhalb dieses Zeitrahmens =

1748 – 1750 (Die 1748 datierte Planung Schlauns - bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts)

Und:

Vor der Domdechaney werden Lindenbäume gepflanzt werden; Wann diese ein Pferd angebunden halten können, wird es nicht lange dauren, dass die Stadt Münster wird überfallen werden,…

Der Zeitraum zwischen 1748 (Gestaltungsplan Schlauns) bis 1750 (späteste Fertigstellung des Domplatzes) und dem Beginn des Siebenjährigen Krieges beträgt somit = 6 bis 8 Jahre

Das Alter der Bäume bei Anpflanzung (?) + 6 bis 8 Jahre dürfte mit „Wann diese ein Pferd angebunden halten können…“ übereinstimmen.

Auch hier ergibt sich ein stimmiges Bild, das auf folgenden Zeitabschnitt hinweist =

Der Siebenjährige Krieg von 1756 – 1763


Und auch diese:

die Kleidung wird sich allso verändern, dass das eine kurz, das andre lang ist, der größte theil aber wird bunt tragen mit so mannigfaltigen Falten, und so Seltsam gemacht, dass es ein Wunder ist zu sehen.:

Hier wird meiner Einschätzung nach die Kleidermode des Barock beschrieben.

..dass das eine kurz, das andre lang…
diese Beschreibung trifft hier auf Wams (Jacke) und Hose der Männermode zu
Das Wams = erst mittellang > dann kurz > dann dreiviertellang
Die Hose = erst dreiviertellang > dann kurz

der größte theil aber wird bunt tragen

Im Frühbarock: eher blasse Ton in Ton gehaltene Farben wie Grün, Gelb, Rosa und Hellblau
Im Spätbarock: luxuriöse Stoffe mit fantasiereichen Mustern. Kräftige Farben, die mit - einander kombiniert wurden wie Rot, Grün, Gelb und Blau. = bunt


so Seltsam gemacht, dass es ein Wunder ist zu sehen.

Neue künstlerisch gestaltete Stoffe wie, Seidenbrokate mit Gold- und Silberfäden oder bedruckte Baumwollstoffe aus Indien wurden Mode

...mit so mannigfaltigen Falten,

Man beachte die Herrenmode (Rheingrafentracht = Ausgehend vom französischen Hof um 1660 griff der gesamte europäische Adel diese Mode auf die dann für einige Jahrzehnte vorherrschend wurde) im Hochbarock sowie die Damenmode im Spätbarock mit ihren zahlreichen Rüschenapplikationen auf folgendem Verweis

Beispiele aus: Frühbarock Anfang 1600 Jahrhundert
http://home.arcor.de/moonlight-shadowcastle/fashion/fruhbarock.jpg

Hochbarock 1650 – 1680 Jahrhundert
http://home.arcor.de/moonlight-shadowcastle/fashion/hochbarock.jpg

Spätbarock 1680 – 1710 Jahrhundert
http://home.arcor.de/moonlight-shadowcastle/fashion/spatbarock.jpg

Und diese hier:

Man wird sehen, dass in Münster die Häuser so köstlich erbauet sind, als wollten sie ewig leben….

Münster entwickelte sich zu einem Zentrum des klerikalen und politischen Lebens. Viele hohe kirchliche und weltliche Würdenträger und ebenso viele Adelige hatten ihren Sitz in Münster und selbstverständlich wollten diese alle standesgemäß residieren. Nachdem der Fürstbischof seit 1700 zunehmend in Münster Hof hielt, erlebte die Stadt den weiteren Zuzug zahlreicher Adeliger. Zu den prächtigsten Gebäuden der Stadt gehörten die Kurien der Domherren am Domplatz. Der Adel baute prunkvolle Adelshöfe (schlossähnliche Bauten) und die wohlhabenden Bürger strebten mit repräsentativen Bauten (z.B. am Prinzipalmarkt) danach, es der Obrigkeit gleichzutun. Zwar gab es auch in anderen Städten Deutschlands, Italiens, Frankreichs usw. prächtige Adelshöfe, doch war nur in Münster eine so auffällige Häufigkeit zu verzeichnen.

Beispiele:
Der Erbdrostenhof:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e2/Muenster_Erbdrostenhof_8915.jpg/800px-Muenster_Erbdrostenhof_8915.jpg
Repräsentative Bauten wohlhabender Bürger am Prinzipalmarkt:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d5/Prinzipalmarkt_1863_August_Hilbig.jpg

Und dieses hier:

Viele Geistliche werden sich mehr mit Acten und Prozessen aufhalten als mit ihren Büchern

Mitte des 18. Jahrhunderts waren Grundbesitz- und Immobilienvermögen der Kirche schlichtweg immens. Die administrativen Aufgaben, die die Bewirtschaftung, Unterhaltung und Verwaltung dieser riesigen Ländereien und Immobilien erforderte, benötigten entsprechend ausgebildetes und qualifiziertes Personal, das selbstverständlich aus den eigenen Reihen gestellt wurde. Darüber hinaus unterstanden weite Teile des Klerus nicht der weltlichen Gerichtsbarkeit (z.B. alle die Kleriker innerhalb der Immunität) sondern deren eigener. Die Bearbeitung dieser Aufgaben erforderte nun einmal auch die Beschäftigung mit dem Führen von Prozessen, dem Anlegen und Bearbeiten von Akten und dem Lesen von Büchern (nicht die „heiligen“ Bücher, eher die der Buchhaltung). Schließlich wollte man die in Jahrhunderten angehäuften Reichtümer erhalten oder vielmehr noch: vermehren.


…als mit ihren Büchern

Hier nun, die „heiligen“ Bücher.

Und diese hier:

Geld und guter Rath wird theuer seyn, als wann das Stifft Münster sollte zu grunde gehen

… zu grunde gehen

…….zu Grunde gehen“ beschreibt eher einen Prozess als ein plötzliches Ereignis, insofern
bin ich der Auffassung, dass sich dies auf die zunehmende weltliche Gewalt und die damit einhergehend schwindende kirchliche bezieht.

Statt = ... als wann das Stifft Münster zu grunde geht

diese Formulierung = … als wann das Stifft Münster “sollte“ zu grunde gehen

„sollte“ weist meinem Erachten nach auf den Umstand hin, dass hier, von den die weltliche Gewalt Ausübenden, ein zukünftiges Ereignis erwartet wurde, nämlich die ökonomische und politische Schwächung bzw. die weitgehende Zerschlagung der kirchlichen Macht, die sie, da in ihrem ureigensten Interesse liegend, auch aktive forcierten.
Zum Beispiel dort:
Der Erzherzog von Österreich Joseph II. (von 1765 – 1790 = Kaiser des heiligen röm. Reich deutscher Nation) ließ bereits im Jahr 1782 durch den so genannten Aufhebungsbeschluss über 500 Klöster säkularisieren. Von ehemals 915 Klöstern blieben noch 388 erhalten.


Geld und guter Rath wird theuer seyn…

Im Rahmen der Säkularisierung wird Vermögen (Geld-, Sach-, Immobilien- und Landbesitz), neben damit auch einhergehenden Machtverlust als auch der Verlust repräsentativer und gewinnbringender Ämter und Positionen, für das Stift Münster verloren gehen und guter Rat wird „theuer“, (möglicherweise ist damit dies gemeint = Bestechung und andere Mauscheleien mit den durchführenden Organen der Säkularisierung) um diesen Verlust so gering wie möglich zu halten.

Tatsächlich ist das Stift zu Münster vom Königreich Preußen 1803 säkularisiert und aufgelöst worden.

Und diese hier:

das Eigenthum wird unterdrückt, die Armen und Bedürftigen hart gepresst werden


Anfang des 18. Jahrhundert bis zum Beginn des Siebenjährigen Krieges war Westfalen in
vielfältiger Weise in Kriegshandlungen involviert (militärische Konfrontationen, Truppendurchzüge)

• 1701 – 1714 Spanischen Erbfolgekrieg
• 1734 – 1735 Polnischer Thronfolgekrieg
• 1740 – 1748 Österreichischen Erbfolgekrieg

die den Bürgern hohe Belastungen abverlangten. Hohe Bevölkerungverluste, Hunger, Teuerung und wirtschaftliche Depression kennzeichneten das Leben des Landes. Das von König Friedrich-Wilhelm I. 1733 eingeführte Kantonsystem erlaubte ihm aus jedem Kanton
(Gebiet mit 5000 Haushalten) eine bestimmte Anzahl an Männern zum Wehrdienst zu verpflichten. Fielen diese im Kampf, mussten sie in gleicher Kopfzahl aus deren Kanton wieder ersetzt werden. Die Dienstverpflichtung stand in Abhängingkeit vom sozialen Status,
überwiegend rekrutiert wurden Tagelöhner, Bauern und ländliche Handwerker. Gleichzeitig wurde mit der Rekrutierung der unteren Schichten das Ziel verfolgt aus „unnützem Gesindel“
staatstreue Bürger zu formen. Höhere Stände wie städtische Handwerker und Bürger konnten sich frei kaufen. Der Adel genoss das Adelsprivileg, er konnte = wenn es ihm denn beliebte.
Die produktiv Arbeitenden wurden der Wirtschaft entzogen und diese litt daraufhin an deren Mangel. Ebenso wurden die in großen Anzahl für den militärischen Bedarf benötigen Pferde und Karren den Bauern entzogen, denen damit erhebliche Probleme bei der Bewirtschaftung ihrer Höfe entstanden. Durch diese Zwangsmaßnahmen verringerte sich die Nahrungsmittelproduktion, was wiederum eine Teuerung der Lebensmittel zur Folge hatte. Dazu kam eine durch Kriegskosten entstandene angespannte Finanzlage des Staates der dieser mit Münzverfälschung begegnete. Beispielsweise 1759: aus einer definierten Menge Goldes wurden 6,5 Millionen Taler geprägt (diese bereits mit geringerem Goldanteil als die Vorprägung) ein Jahr später wurden aus der gleichen Menge Gold nicht weniger als 9 Millionen Taler geprägt.
Die sich daraus ergebenen Folgen für breite Bevölkerungsschichten, insbesondere aber für den ärmeren Teil derselben, dürften hinlänglich bekannt sein. Friedrich-Wilhelm befahl allen seinen Behörden und Ämtern keinesfalls diese minderwertigen Münzen von den Bürgern anzunehmen (schließlich wollte er gegen „schlechtes Geld“ nur „gutes Geld“ tauschen); erkennbar für die Staatsdiener waren diese unter anderem am rückdatierten Prägejahr (um den mittlerweile misstrauisch gewordenen Bürgern gegenüber die mindere Neuprägung zu verschleiern).

Eine weitere außerordentliche Belastung für die Bevölkerung bestand in der Versorgung eigener aber auch fremder Truppen während der Dauer ihres Lagers und deren Durchzügen. Die Bewohner der betroffenen Städte mussten Sach- und Geldleistungen (Kontributionen) erbringen, ansonsten drohte ihnen schlicht die Plünderung. Sie hatten für die Einquartierung (Bürgerquartiere) und die Verpflegung (dies bei eigener angespannter Versorgungslage) der Truppen sowie deren Pferde (Fouragelieferungen) zu sorgen, des Weiteren wurden sie zu zahllosen Spanndiensten und zur Stellung von Arbeitskräften im Dienste der Armee herangezogen.

Vader Lueck - Teil 3 von 5

Artur, Sonntag, 22.06.2008, 23:00 vor 5816 Tagen @ Artur (8523 Aufrufe)

Teil 3

Und diese hier:

Nach dem Rheine marschiren Truppen es wird aber für kein Krieg gerechnet werden.


1734 - 1735 Polnischer Thronfolgekrieg;
Teilnahme von 10.000 preußischen Soldaten an dem Rheinfeldzug gegen Frankreich = Die Kriegshandlungen fanden hauptsächlich an der Rheingrenze statt

Und diese hier:

Sobald das Volck wird wieder im Lande seyn, wird man sie alsdann abdanken, und die Pferde und andre Sachen verkaufen.


Die Teile beziehungsweise die Reste der ehemals 10.000 nicht mehr benötigten preußischen Soldaten, welche am Rheinfeldzug der Polen gegen Frankreich beteiligt waren sowie deren Pferde und Geschirr.
Zu dieser Zeit unterhielt Preußen noch kein stehendes Heer, vielmehr rekrutierten sich die Soldaten aus Dienstverpflichteten und Angeworbenen für deren Dienste es nach Kriegsende erstmal keinen Bedarf mehr gab.

Und diese hier:

Nicht lange darauf wird man wider Volk haben müssen, welches wunderlich zusammen gebracht wird;

…wird man wider Volk haben müssen…

= Soldaten für den nächsten Krieg


welches wunderlich zusammen gebracht wird;

Bis etwa 1700 war das System der freien Werbung üblich gewesen. Zu der durch das Kantonsystem von Friedrich-Wilhelm I., König von Preußen im Jahr 1733 eingeführten Dienstpflicht kamen noch geworbene Ausländer, die meist nur mit Gewalt (gepresst) zum Beitritt gebracht werden konnten. Zeitweise machten sie den größten Anteil des Heeres aus.
Die in Preußen durchgeführte Zwangsverpflichtung von Rekruten wurde massiv verschärft, um sich dieser zu entziehen, flohen viele junge Männer in dieser Zeit aus ihrer Heimat. Die von Preußen unterworfenen Gebiete hatten besonders darunter zu leiden.

…. es wird ein Volck kommen, dessen Sprach man nicht wird verstehen können;

Münster, da militärisch sehr gut ausgebaut, war immer wieder Lagerstätte von durchziehenden Truppen und auch nicht frei von fremder Besatzung. Da die Bürger der Stadt verpflichtet wurden fremde sowie eigene durchziehende oder länger lagernde Truppen zu Verpflegen und ihnen Unterkunft im eigenen Heim zu stellen, hielten diese (Soldaten) sich daher auch mehr oder weniger lang in der Stadt auf (gilt selbstverständlich auch für das übrige Westfalen).

Folgende Möglichkeiten bieten sich hier an:

1. Durchzug und Lager von ausländischen Truppen oder Truppenteilen.

a)
Zum Militärdienst „geworbene“ Ausländer, die zeitweise den größten Anteil des Heeres ausmachten.
Hier: = Ins Heer gepresste Ausländer (Nationalität?)

b)
1734 - 1735 Polnischer Thronfolgekrieg;
Teilnahme von 10.000 preußischen Soldaten an dem Rheinfeldzug gegen Frankreich
Hier: = Polnische Soldaten


2. Besatzung von Münster durch ausländische Truppen und -teile im Siebenjährigen Krieg

Franzosen = 25. April 1757 bis 26. März 1758 (11 Monate)
Franzosen = 26. Juli 1759 bis 20. Nov. 1759 (4 Monate)
Preußen, Hessen, Hannoveraner/Engländer = Okt. 1758 bis 25. Juli 1759 (ca. 8 Monate)
Preußen, Hessen, Hannoveraner/Engländer = 20. Nov.1759 bis Frühjahr 1760 (ca. 4 Monate)

Anmerkung:
Der Anteil der englischen Truppen, an der von Herzog Ferdinand von Braunschweig geführten Armee im Feldzug gegen die Franzosen, nach deren Verstärkung nach Mannstärke betrug in etwa 15 %, ob dies anschließend auch die Verteilung in Münster widerspiegelt ist fraglich und somit nur als Anhaltspunkt zu werten.

3. Nicht die Einzelbetrachtung sondern die aller Fremdsprachigen ist die Aussage.
(diese Möglichkeit gilt nur für den Fall, das mit „wird ein Volck kommen“ Volk im Sinne von „Masse, Menge, Leute, Menschen“ gemeint ist. Hier bin ich mir der Deutung der damaligen Diktion nicht ganz sicher.

Ansonsten gehe ich hier, da nicht von“… es werden Völcker kommen, dessen Sprachen man nicht wird verstehen können“ die Rede ist, davon aus, das hier „ein Volck“ im Sinne von einer Volksgemeinschaft gemeint ist.

Und deshalb richte ich hier mein Augenmerk auf die „Franzosen“, die sich meiner Recherche nach, von allen in Frage kommenden, am längsten in Münster aufhielten und die sowohl sprachlich als auch völkisch die homogenste und größte Gruppe bildeten.

Und diese hier:

…aber kurz zuvor werden 3 schlechte Jahren kommen, allso dass es jämmerlich wird aussehen.

Hier ist eine Rückdatierung erforderlich,
ausgehend vom 25. April 1757
(Besetzung von Münster durch die Franzosen; den Nachweiß für dieses Datum findet sich im weiteren Textverlauf)
um =
„kurz zuvor“,
meiner Ansicht nach eher1 als 2 Monate, also auf Ende Feb./März 1757,
und
danach werden 3 schlechte Jahre kommen
also bis ca. Ende Feb./März 1760

allso dass es jämmerlich wird

wegen:
Allgemeiner Not in Folge, wie weiter oben bereits geschildert, hoher Bevölkerungverluste, Hunger, Teuerung und wirtschaftliche Depression und vor allem durch wiederholte Kriegshandlungen wie Belagerung, Besetzung, Bombardierung und Repressalien fremder Truppen bei denen die Stadtbevölkerung massiv in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Eine weitere außerordentliche Belastung für die Bevölkerung bestand in der Versorgung eigener aber auch fremder Truppen während der Dauer ihres Lagers und deren Durchzügen. Die Bewohner der betroffenen Städte mussten Sach- und Geldleistungen (Kontributionen) erbringen, ansonsten drohte ihnen schlicht die Plünderung. Sie hatten für die Einquartierung (Bürgerquartiere) und die Verpflegung (dies bei eigener angespannter Versorgungslage) der Truppen sowie deren Pferde (Fouragelieferungen) zu sorgen, des Weiteren wurden sie zu zahllosen Spanndiensten und zur Stellung von Arbeitskräften im Dienste der Armee herangezogen.

= 25. April 1757 Franzosen besetzen die Stadt bis zum Abzug am 26. März 1758
= Okt. 1758 Preußen, Hannoveraner besetzen Münster
= 25. Juli 1759 Franzosen erobern und besetzen die Stadt nach förmlicher Belagerung
durch Kapitulation des hannoverschen Stadtkommandanten
= 26. Aug. 1759 Preußen, Hessen und Hannoveraner schließen die Stadt ein und belagern
diese
= 3. Sept. 1759 Münster leidet unter schwerem Bombardement, im Martiniviertel gehen
dadurch das Lothringer Kloster, der Martiniturm und über 200 Häuser
in Flammen auf
= 20. Nov. 1759 Preußen, Hessen und Hannoveraner erobern die Stadt nach langer Belager-
ung durch Kapitulation der Franzosen. Münster wechselt abermals den
Besitzer und leidet weiter unter einer Besatzung

Nach Übernahme der Stadt am 20. Nov. 1759 richtete Herzog Ferdinand von Braunschweig das Winterquartier für seine Truppen in dieser ein, was wohl bis zum Frühjahr 1760 gedauert haben dürfte. Für die Restzeit des Siebenjährigen Krieges war Münster nicht mehr in weitere Kampfhandlungen oder Belagerungen involviert. Damit halte ich das vorgegebene Zeitfenster von „werden 3 schlechte Jahren kommen“ für plausibel erklärt.

Und diese hier:

danach wird ein Frühzeitiger May kommen, allso, dass das Horn Vieh im Anfange dieses Monats in vollem Grase gehen wird. Und dieses wird seyn dasselbe Jahr, in welchen Münster wird überfallen werden.

25. April 1757 = Überfall auf Münster durch die französische Armee mit anschl. Besetzung

Und dieses hier:

Es wird 2mal innerhalb 3mal 24 Stunden gewonnen werden

= 2mal innerhalb (von) 3mal 24 Stunden

Besatzungen von Münster im Siebenjährigen Krieg ohne vorausgehende Kampfhandlungen

25.April 1757 - Besetzung durch Franzosen
Okt. 1758 - Besetzung durch Preußen

Und diese hier:

Es wird sich zutragen, dass man vermeine, es wäre alles in guter Ruh, dass man keinen Feind mehr zu fürchten hätte.

Nach dem Aachener Frieden von 1748, der von allen involvierten Mächten anerkannt worden war, erwartete die Bevölkerung keine Kriegshandlungen mehr.

Vader Lueck - Teil 4 von 5

Artur, Sonntag, 22.06.2008, 23:15 vor 5816 Tagen @ Artur (8543 Aufrufe)

Teil 4

Und diese hier:

Aber unvermuthlich wird kommen eine ungeheure Menge Volcks von Tecklenburg, dass man sollte vermeinen, in der halben Welt wäre nicht so viel Volck zu finden.

Die französische Armee mit Tausenden von Soldaten

Und diese hier:

An ihren Hüthen werden sie tragen Kirschen oder Holder Blumen.

Der schwarze Dreispitz, auch Nebelspalter genannt (Hutform mit dreiteilig nach oben geklappter Krempe) ist Mitte des 18. Jahrhunderts die damals übliche Kopfbedeckung für Soldaten.


Der entscheidende Hinweis hier ist jedoch dieser =

…sie tragen Kirschen oder Holder Blumen

und dies ist eben nur im Frühjahr möglich.
Blütezeit für die Kirschblüte = Ende April - Anfang Mai
Blütezeit für die Holunderblüte = Mai - Juni

Und:

Münster wurde im Laufe des Siebenjährigen Krieges 4-mal überfallen und danach besetzt.

Franzosen = 25. April 1757 bis 26. März 1758

Franzosen = 25. Juli 1759

Preußen, Hannoveraner, = 26. Aug. 1759 Münster wird eingeschlossen und fällt
Hessen und Engländer nach langer Belagerung, durch Kapitulation der Franzosen am
20. Nov. 1759 an das Koalitionsheer

Preußen, Hessen, Han- = Okt. 1758 bis 25. Juli 1759
noveraner und Engländer

Hieraus folgt:

Nur der Überfall der Franzosen am 25. April 1757 kommt für den fraglichen Zeitraum „Frühjahr“ in Betracht.

Diese Erkenntnis war, bei der Analyse des weiteren Textverlaufes, dessen Deutung sowie der nachfolgenden chronologischen Einordnung der kryptisch beschriebenen Geschehnisse um den Hergang der kriegerischen Handlungen in Münster, von ausschlaggebender Bedeutung.

Und diese hier:

Dieses Volck wird ein Wirtshaus finden unten am Tecklenburgischen Gebirge, wo frisches Bier im Brauhause stehet; da werden die Soldaten ihre Geschirre nehmen, und es ganz austrinken; aber der commandirende Officier wird dem Wirthe alles bezahlen. Darauf werden sie sich auf Münster begeben wo kein Mensch etwas von ihnen wissen wird; Sie werden kommen, wie die Schneeflocken aus der Luft. Sie werden sich wagen über die Mauren zu steigen, als wenn sie keinen Widerstand zu Fürchten hätten, aber sie werden sich in der Stadt so tapfer halten, dass sie mit großem Verluste wieder zurück weichen müssen; bis des andern Tages, da die feindlichen Truppen die Stadt bekommen werden………… danach geben sie sich auf die Stadt Münster so tapfer, dass ihnen kein Widerstand kann gethan werden, und alsdann werden sie zum 2tenmale die Stadt mit Sturm erobern.


Darauf werden sie sich auf Münster begeben wo kein Mensch etwas von ihnen wissen wird
Und deshalb auch:
Aber unvermuthlich wird kommen eine ungeheure Menge Volcks…

Sie werden sich wagen über die Mauren zu steigen, als wenn sie keinen Widerstand zu Fürchten hätten,

hatten sie auch nicht, da zu diesem Zeitpunkt (25. April 1757) sich keine gegnerischen Truppen in der Stadt aufhielten.


aber sie werden sich in der Stadt so tapfer halten, dass sie mit großem Verluste wieder zurück weichen müssen;

… in der Stadt so tapfer halten
11 Monate lang, eben der Besatzungszeitraum vom 25. April 1757 bis 26. März 1758

Anmerkung:
…so tapfer halten = bezieht sich hier eher auf die übrigen Kriegsschauplätze mit französischer Beteiligung.


…mit großem Verluste wieder zurück weichen müssen;
Die Franzosen werden von den Preußen und Hannoveranern aus Westfalen wieder vertrieben und in diesem Zusammenhang auch aus Münster.

Anmerkung:
Um Münster selbst, fanden zum Zeitpunkt des Rückzuges der Franzosen am 26. März. 1758, keine Kampfhandlungen statt. Die Verluste der Franzosen, insgesamt 11.000 Mann, ereigneten sich bei verschiedenen Gefechten während des allgemeinen Rückzugs.


und

… bis des andern Tages, da die feindlichen Truppen die Stadt bekommen werden.

Preußen und Hannoveraner besetzen, unter dem Befehl von Herzog Ferdinand von Braunschweig, die Stadt Münster = Okt. 1758 bis 25. Juli

Anmerkung:
... bis des andern Tages = beschreibt hier nicht den folgenden Tag, sondern irgendeinen anderen Tag, in diesem Fall eben der Tag als die feindlichen Truppen die Stadt bekommen -einen im Oktober 1758 - dem Einfall von Preußen & Co in Münster


und

danach geben sie sich auf die Stadt Münster so tapfer, dass ihnen kein Widerstand kann gethan werden,

„dannach“ = nach der Einnahme und Besatzung von Münster durch die Preußen
„sie “ = die Franzosen


dass ihnen kein Widerstand kann gethan werden,

= 25. Juli 1759 Franzosen erobern und besetzen die Stadt nach förmlicher Belagerung
durch Kapitulation
des hannoverschen Stadtkommandanten
und damit erhalten sie die Stadt ohne Widerstand.


und

und alsdann werden sie zum 2tenmale die Stadt mit Sturm erobern.

…sie…= die Soldaten,
in diesem Fall eben die Preußen, Hessen und Hannoveraner


1. Mal
25. Juli 1759 Franzosen erobern und besetzen die Stadt nach förmlicher Belagerung
durch Kapitulation des hannoverschen Stadtkommandanten

und hier
zum 2. Mal
20. Nov. 1759 Preußen, Hessen und Hannoveraner erobern die Stadt nach langer Belager-
ung und schweren Kämpfen (Bombardement) durch Kapitulation der
Franzosen. Münster wechselt abermals den Besitzer und leidet weiter unter
einer Besatzung

und

Alsdann wird in der Stadt ein großes Getümmel und Unruhe seyn, und ein großes Übel wird aufstehen.

Münster leidet unter schwerem Bombardement und Zerstörung, verursacht durch Preußen, Hessen und Hannoveraner am 03. Sept. 1759, im Martiniviertel gehen dadurch das Lothringer Kloster, der Martiniturm und über 200 Häuser in Flammen auf.


ein großes Übel wird aufstehen.

Unter den durch Kriegseinwirkungen und Hungersnot sowie mangelnder Hygiene geschwächten Menschen brechen Krankheiten aus. Seuchen wie Pest, Cholera und Typhus kehren wieder.


Und diese hier:

da sollen die Bauren, welche pflügen, und mit ihren Pferden flüchten wollen, gezwungen werden, ihren Ackerbau in acht zu nehmen, und ihnen soll kein Schaden geschehen; sie sage: wenn der Bauer was zu leben hätte, so hätten sie was mit.

Die Bauern, einer der niedrigeren Stände und deshalb häufiger von Zwangsrekrutierung betroffen, litten besonders unter dem Bevölkerungsrückgang. Zudem wurden Sie für so genannte Hand,- und Spanndienste des Militärs herangezogen. Außerdem fehlten ihnen die vom Militär eingezogenen Pferde als Reit,- Zug,- und Arbeitstiere, deren Zahl in die Zehntausende ging. Den Bauern unter diesen Umständen, da Lebensmittellieferant für alle, keinen weiteren Repressalien auszusetzen, erscheint daher nur folgerichtig.

Vader Lueck - Teil 5 von 5

Artur, Sonntag, 22.06.2008, 23:31 vor 5816 Tagen @ Artur (8565 Aufrufe)
bearbeitet von Artur, Sonntag, 22.06.2008, 23:42

Teil 5


Und diese hier:


Wehe, wehe, Wehe den Mönchen und Pfaffen Doctoren und Rechtsgelehrten und Scribenten, deren Zahl ganz wird ausgerottet werden so dass sie auf einigen Plätzen ganze 7 Stunden werden gehen müssen, wenn sie Bey einem Sterbenden einen Priester verlangen.

Ausgerottet wurden nicht die Personen, die diese Ämter bekleideten, sondern die Ämter, die diese Personen innehatten. Eine Folge der Säkularisation. Über 90% aller Klöster und Stifte wurden aufgelöst. Annähernd 95.000 km² Grundbesitz, auf dem mehr als 3 Millionen Menschen lebten, wurde dem Klerus entzogen. Das für die Verwaltung dieser riesigen Besitztümer benötigte kirchliche aber auch weltliche Dienstpersonal wie Handwerker, Gewerbetreibende und Gesinde verloren zum großen Teil ihren Arbeitsplatz.
Kein Wunder also, dass die „Pfaffendichte“ pro km² erheblich abgenommen hatte.


Und diese hier:

Es wird sich dieses bald ändern und eine ganz andre Ordnung des Landes gemacht werden, nachdem die Soldaten wieder abmarschiren

Die Entmachtung der Kirche sowie die Auflösung der durch den Klerus beherrschten Territorien, schuf die Grundlage für ökonomischen und industriellen Fortschritt.

Zum Beispiel:
• 1763 Einführung der Schulpflicht von 5 - 14 Jahren
1808 wird eine Schulreform durchgeführt, die das "humanistischen Bildungswesens"
begründete. Die Trennung von Standes,- und Fachbildung und eine neue Schulform,
das Gymnasium, wird eingeführt.
• Die Kabinettsreform von 1808 führt fünf Fachministerien ein, die direkt dem König gegenüber verantwortlich sind.
• Durch die Städtereform erlangen diese die Autonomie und deren Bürger konnten sich eine Stadtverwaltung wählen.
• Nach Umsetzung der Heeresreform, konnte die Söldnerarmee zugunsten einer Volksarmee mit Wehrpflichtigen abgeschafft werden, ebenso wie das Adelsprivileg und die Prügelstrafe.
• Die Monopolstellung der Handwerkzünfte wurde durch deren Aufhebung abgeschafft.
• 1807 mit dem Oktoberedikt wurde unter anderem jedem Bürger die freie Berufswahl und der Erwerb von Landbesitz gestattet.

Und diese hier:

Hernach wird ein solcher Fried und Einigkeit unter den Einwohnern des Stifts seyn, und das Land wird in so guten Stand gesetzt werden, (als es noch nie gewesen ist.)

Allgemeiner Wiederaufbau in der Nachkriegszeit. In weiten Teilen wurde die Kulturlandschaft und große Waldbestände durch Kriegseinwirkungen und Truppenbewegungen verheert, welche nun wieder instand gesetzt/aufgeforstet werden, allerdings fehlten den Bauern ca. 60.000 Pferde als Zug- und Arbeitstiere. Nachdem im Krieg 13.000 Häuser zerstört und unzählige beschädigt wurden werden in der folgenden Zeit über 15.000 neue errichtet.


Und diese hier:

Der Eigenthum wird abgeschafft werden.

Das Eigentum der Kirche.
Der Reichsdeputationshauptschluss vom Februar 1803 bedeutete für den größten Teil der Klöster und Stifte ihre Auflösung.


Und auch diese:

Zu der Zeit regiert ein Fürst aus dem Bayerischen Hause in Münster.
Und dies war:

Fürstbischof Clemens August I. Ferdinand Maria Hyazinth von Bayern (1700 – 1761)
Als Fürst übte er weltliche Macht über ein Territorium aus
Als Bischof repräsentierte er die kirchliche Macht über ein Territorium
Als Fürstbischof eben in Personalunion

Und:

Der Fürst aus dem Bayerischen wird alsdann noch wohl regieren, und nach dieser Zeit mit den Holländern kriegen, und an etlichen Örtern das Hochwürdige herumtragen und glücklich seyn in allen seinen Regierungen.

Die Formulierung… noch wohl… ist hier unklar, denn

…noch wohl… im Sinne von „noch gesund“
…noch wohl… im Sinne von „möglicherweise“ (wohl noch)

Nach meiner Auffassung entspricht …„noch wohl“…eher dieser Interpretation damaliger Diktion = „Zustand des Gutgehens“

Und:
nach dieser Zeit mit den Holländern kriegen,

Auch hier unklar. „Nach dieser Zeit“ definiere ich als = nach dem Krieg, Nachkriegszeit – die der Fürst nachweislich nicht erlebte. Aus demselben Grund konnte er danach nur schlecht „mit den Holländern kriegen“, da tot.

Daher:
Aus diesem Sinnzusammenhang heraus und unter Einbeziehung meiner Definition von „nach dieser Zeit“ deutet die plausibelste Interpretation für „noch wohl“ auf „möglicherweise“,

Und:
und an etlichen Örtern das Hochwürdige herumtragen und glücklich seyn in allen seinen Regierungen.

Clemens August I. Ferdinand Maria Hyazinth von Bayern war, was die Anzahl seiner hohen
Ämter betraf die er bekleidete, herausragend.

• Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches und Landesherr des zugehörigen Erzstifts
• Legatus natus des Heiligen Apostolischen Stuhls zu Rom
• Hochmeister des Deutschen Ordens (Hoch- und Deutschmeister)
• Erzbischof von Köln
• Herzog von Bayern
• Fürstbischof von Regensburg
• Fürstbischof von Münster
• Fürstbischof von Osnabrück
• Fürstbischof von Paderborn
• Fürstbischof von Hildesheim
• Andere kirchliche und weltliche Ämter

Diese Ämteranhäufung seiner Bischofsstühle brachte ihm den Beinamen „Herr von Fünfkirchen“ ("Monsieur des Cinq Églises") ein.

Bis auf diesen Teil,
- „noch wohl regieren, und nach dieser Zeit mit den Holländern kriegen“ -
wieder Übereinstimmung zum Text und zum Zeitraum

Der Siebenjährige Krieg von 1756 – 1763


Und dieses noch:

Sie werden ihren Marsch nehmen auf Lünen. Hernach werden sie eine erschreckliche Schlacht halten im Preußischen nahe bey dem Berken Baum, welche 3 Tage währen wird; und diese wird verlohren werden

Schon viel wurde über die Schlacht am Birkenbaum, die auch in anderen Prophezeiungen häufig Erwähnung findet, gerätselt und spekuliert wo diese denn stattfindet oder auch, je nach zeitlicher Ausrichtung, stattgefunden habe. Erschwerend in die Auseinandersetzung mit diesem Sachverhalt fällt zunächst die Notwendigkeit zu klären, ob - so wie auch in dem aktuell vorliegenden Fall - eine Fälschung vorliegt oder nicht.

Fazit:

Die vorliegend ermittelten Einzelheiten halte ich für hinreichend überzeugend und in sich stimmig, so dass ich als Ergebnis meiner Recherchen zu der Prophezeiung „Vader Lueck“ bei Fragestellung nach deren zeitlicher Erfüllung als sicher davon ausgehen kann, dass sich die dort beschriebenen Geschehnisse auf und um die Zeit des Siebenjährigen Krieges beziehen.


Zur Entstehungszeit der Prophezeiung, sofern keine Fälschung vorliegt, liegen Jahreszahlen vor, die auf ein Mindestalter hinweisen.

• 1748-50 Vor der Domdechaney werden Lindenbäume gepflanzt werden….
• 1732 der Spiegelthurm wird zwischen 2 Gebäuden gesetzt werden. =
Spätestens ab 1732, Baujahr der Galen’schen Kurie.
Möglicherweise früher, zwischen 1533 und 1636 wurden 2 Gebäude mit jeweils etwa 10m Abstand zum Spiegelturm erstellt. Wie dies auf einen damaligen Zeitgenossen gewirkt haben muss, dass der Spiegelturm (eines von insgesamt 4 Stadttoren), der Jahrhunderte lang ein Teil der Stadtmauer war und sich dort freistehend befand, nun von zwei Gebäuden umrahmt wurde, kann nur vermutet werden.

Hier unter dem Vorbehalt, meine Einschätzung von „Der neue platz wird gleich gemacht…“ sei zutreffend.

• 1661 Schleifen der Stadtbefestigung und Bau der Zitadelle mit Esplanade

• 1600 – 1710 Die Modebeschreibung in „Vader Lueck“, die meiner Auffassung nach
die barocke widerspiegelt, erhärtet allerdings die Ansicht das Mindestalter der Prophezeiung auf vor 1661 zu legen.


Und:

Handelt es sich hier um eine, bereits eingetroffene, Prophezeiung mit einer Treffergenauigkeit von nahe bei 100%,

oder,

ist dies eine Fälschung.


Gruß
Artur

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Vader Lueck - Analyse

BBouvier @, Montag, 23.06.2008, 21:13 vor 5815 Tagen @ Artur (8485 Aufrufe)

Hallo, Artur!

Dir ist doch hoffenlich klar, dass
ein derart fundierter Fachartikel
wie hier der Deinige, weitere Kommentare
nur deswegen nicht nach sich zieht, weil allen
Lesern vor Bewunderung und Respekt hinsichtlich der
Brillanz des Autors und der Stichhaltigkeit
der angeführten Argumente schlicht
die Luft weggeblieben ist.

Nicht wahr?

Insofern bitte ich herzlich, meinen
Kommentar hier nicht zu lesen.

BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Vader Lueck @Artur & @Bernhard

randomizer, Montag, 23.06.2008, 21:59 vor 5815 Tagen @ Artur (8378 Aufrufe)

bravo artur!

und danke für deine detailverliebte gegenüberstellung!

Handelt es sich hier um eine, bereits eingetroffene, Prophezeiung mit
einer Treffergenauigkeit von nahe bei 100%,

das ist doch hoffentlich ironisch gemeint?

oder,

ist dies eine Fälschung.

selbstverständlich. es ist immer von ex-eventu auszugehen, außer es gibt ausnahmsweise drucke/handschriften die tatsächlich älter sind als das "eventum" (die kann man aber weltweit an zwei händen abzählen, banalitäten ausgeklammert).

ein (wissenschaftlicher) volkskundler/historiker würde das jüngste (konkret prophezeite) ereignis heranziehen, um das vermutliche (/maximale) alter einer weissagung zu bestimmen. dieser text von vader lueck wäre also (laut deinen historischen fakten) auf frühestens ca. 1760 zu datieren.

für unsere zukunft ist die quelle völlig belanglos, aber der text enthält nebenbei eine quellenhistorisch höchst-interessante stelle:

"Hernach werden sie eine erschreckliche Schlacht halten im Preußischen nahe bey dem Berken Baum, welche 3 Tage währen wird; und diese wird verlohren werden."

@bernhard: du zitierst ja (so vermute ich) aus dem buch von 1959. kannst du darüber hinaus beweisen, daß der obige wortlaut bereits vor 1840 gedruckt wurde >
damit wäre imho nämlich der früheste literarische beleg für eine "schlacht am birkenbaum" gefunden, denn soweit ich das überblicke, läßt sich die birkenbaumer schlacht bisher in der literatur erst ab den frühen 1840er-jahren nachweisen.

Vorstehender Text wurde in den Jahren 1802-1806 neben weiteren westfälischen
Gesichten zusammengetragen und in einer buchförmigen Kapsel verwahrt.

..ist natürlich schwammig und wohl schwer nachweisbar (obwohl rein inhaltlich, wie wir dank artur wissen, nichts dagegen spricht). interessant für die birkenbaum-forschung wäre jedoch der erste druck deines lueck-textes.

beste grüße,
randomizer

Dom und Dechanei

Artur, Dienstag, 10.06.2008, 19:10 vor 5828 Tagen @ Artur (8458 Aufrufe)

Hallo Foris!


der Spiegelthurm wird zwischen 2 Gebäuden gesetzt werden.

Beim Spiegelturm handelte es sich (abgerissen 1818) um einen Torturm, stehend am Übergang zum linken Ufer der Aa (aus "Stadtgeschichte seit 793" der Stadt Münster). Heute erinnert die Straße "Spiegelturm", die direkt am nördlichen Gebäudetrakt der ehem. Domdekanei liegt, an dessen damaligen Standort. Im weiteren Straßenverlauf in Richtung Aa-Ufer stehen zwei Gebäude, die, sofern älter als Baujahr 1818, den Spiegelturm in die "Zange genommen" hätten.

Aktuelles:

Die Entstehungszeit der heute dort stehenden Gebäude ist nach weiterer Recherche in dieser Sache bekannt = Spiegelstraße Hausnummer 3, nach dem Krieg
Spiegelstraße Hausnummer 4, 60er Jahre
Nach Aussage eines dort tätigen Leiters (Bischöfliches Generalvikariat Abt. Bistumskasse, Hausnummer 4).


Jedoch:

Davon ausgehend, die Beschreibungen aus ("Stadtgeschichte seit 793" der Stadt Münster) „Standort Spiegelturm am Übergang zum linken Aa-Ufer“ sowie der einer anderen Quelle unter Hinweis auf „am Spiegelturm habe sich eine Zugbrücke befunden“ und auch nach der Zielanzeige bei Google Earth unter „Spiegelturm, 48143 Münster“, die direkt auf den Übergang der Aa zeigt, seien stimmig, habe ich meine weiteren Nachforschungen auch dahingehend ausgerichtet. Die nach historischen Quellen angefertigten Modelle der Stadt Münster (Stadtmuseum Münster) zeigen den Spiegelturm jedoch ca. 60m weiter in Richtung Dom in Höhe der alten Domdechanei stehend.


Nunmehr folgte:

Nach Kontaktaufnahme mit dem Amtsleiter des Katasteramtes in Münster versprach mir dieser sich meiner Bitte um Klärung in der Sache „Spiegelturm“ anzunehmen, gab allerdings zu bedenken, dass die Aufzeichnungen des Amtes nur bis ins Jahr 1820 zurückreichen.
Er wolle einen für historische Karten kompetenten Mitarbeiter beauftragen, diese zu sichten
und, sollte dies mit negativem Ergebnis enden, seine engen Kontakte zum Stadtarchiv Münster nutzen, um hier weiter behilflich zu sein. Eine Nachricht in dieser Angelegenheit dürfe ich Mitte nächster Woche erwarten.

Gruss
Artur

Bäume vor der Dechanei

Wizard, Berne, Donnerstag, 29.05.2008, 23:52 vor 5840 Tagen @ BBouvier (9008 Aufrufe)

Man geht wohl nicht fehl in der Annahme,
die Dechanei sei beim Dom.
(aber ich forsche da soeben vor Ort nach)

Gut möglich.

Der Begriff "Dechanei" hat den gleichen Ursprung wie "Dekan". Selbiger ist heute in der Regel ein "Obermotz" an einer Uni. Die Dechanei wäre also dementsprechend die "Dienstwohnung" eines Dekan. Früher war dem nur bedingt so. Eine Dechanei gab es da unter Anderem auch in Klöstern, Stiften oder auch als "Diensträume" von Zunft- oder Innungsmeistern. Ich meine mich auch zu erinnern, dass das Dienstzimmer bzw. die "Schreibstube eines obersten Ratsherren Dechanei genannt wurde.

Einige ältere / alte Verwandte in meiner Kindheit verwendeten den Ausdruck "Dechanei" an Stelle von "Amtsstuben". Das mag aber reine Auslegung innerhalb meiner Familie gewesen sein.

MfG

Wizard

--
Anführer = Erster unter Gleichen, jemand der den Anderen als Vorbild DIENT, den Anderen also voran geht und nicht jemand der die Anderen voran peitscht.

Vader Lueck

Alex, Freitag, 30.05.2008, 17:31 vor 5839 Tagen @ Bernhard (8790 Aufrufe)

Wehe, wehe, Wehe den Mönchen und Pfaffen
Doctoren und Rechtsgelehrten und Scribenten, deren Zahl ganz wird
ausgerottet werden so dass sie auf einigen Plätzen ganze 7 Stunden werden
gehen müssen, wenn sie bey einem Sterbenden einen Priester verlangen. Es
wird sich dieses bald ändern und eine ganz andre Ordnung des Landes
gemacht werden, nachdem die Soldaten wieder abmarschiren.


Ich finde diesen Teil sehr interessant.
Hier scheint ja nichts anderes beschrieben zu werden als der "Weltoktober", also die kommende Revolution - die ja kurz vor dem Krieg ausbrechen müsste/sollte.

Gruss,
Alex

--
Neue Männer braucht das Land!!

Schritt Nr. 14: "Die Erschaffung einer versklavenden (unsinnigen / bewusst irreführenden) Philosophie innerhalb einer Feindesnation." ----Psychopolitik (Kapitel 1)

Vader Lueck

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Samstag, 31.05.2008, 01:02 vor 5839 Tagen @ Alex (8731 Aufrufe)

Hallo Alex!

"...es Wird ein Volck kommen, dessen Sprach man nicht wird verstehen können; aber kurz zuvor werden 3 schlechte Jahren kommen, allso dass es jämmerlich wird aussehen."

Auch die Zeit des Vorspanns wird vermutlich richtig gesehen, 3 Jahre.
Meiner Einschätzung nach beginnen die revolutionären Umtriebe in Frank-
reich und Italien etwa 4 Jahre gemäß den Q'ero-Inka-Schamanen, nachdem
die Nahrungsmittel und das Öl knapp geworden sind.

Die nächste Pachucuti oder große Veränderung, hat schon begonnen, und verspricht das Erscheinen eines neuen Menschen nach dieser Periode der Unruhe. Das Chaos und die Umwälzungen dieser Periode werden vier Jahre dauern, sagen die Q'ero. Das Beispiel der europäischen Zivilisation wird allmählich zusammenbrechen und die Erdvölker werden umkehren. Was noch wichtiger ist: die Schamanenältesten sprechen von einem Riß im Gefüge der Zeit. Das ist eine Gelegenheit für uns, uns selbst zu beschreiben, und zwar nicht wie wir in der Vergangenheit waren sondern wie wir sein werden.
Sabon.org

Laut dem Peak-Oil-Forum peaken bereits rund 60 ölproduzierende Länder,
nun auch Mexiko. Nachdem dort bis Ende 2003 nochmals eine Steigerung der
Fördermenge erreicht werden konnte, fiel die Produktion Anfang 2008 auf
den Stand von 1996 zurück.

Mfg, Eyspfeil

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Vader Lueck

BBouvier @, Dienstag, 24.06.2008, 17:27 vor 5814 Tagen @ Bernhard (8415 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Dienstag, 24.06.2008, 17:34

Meiner Auffassung nach handelt es sich hier
um eine "Prophezeiung ex eventu".

So etwas z.B. wird einfach nicht gesehen:
=>
"Es wird 2mal innerhalb 3mal 24 Stunden gewonnen werden.
Zu der Zeit regiert ein
Fürst aus dem Bayerischen Hause in Münster...
Dieses Volck wird ein Wirtshaus finden unten
am Tecklenburgischen Gebirge,
wo frisches Bier im Brauhause stehet;
da werden die Soldaten ihre Geschirre nehmen,
und es ganz austrinken;
aber der commandirende Officier
wird dem Wirthe
alles bezahlen." (!!)

Eingearbeitet sind wohl Teile älterer Schauungen.
So scheint dieses hier darauf hinzuweisen:
=>
"Hernach werden sie eine erschreckliche Schlacht
halten im Preußischen nahe bey dem Berken Baum,
welche 3 Tage währen wird; und diese wird verlohren werden."

Allerdings wird die Schlacht am Birkenbaum
für den Feind (!) einst verloren gehen.
Und das ist dem Produzenten offenbar entgangen.

Das hier:
=>
"Aber unvermuthlich wird kommen
eine ungeheure Menge Volcks von Tecklenburg,
dass man sollte vermeinen,
in der halben Welt wäre nicht so viel Volck zu finden."

...passt durchaus nicht zu Vergangenem.
Sondern scheint ebenfalls ein Einsprengsel
aus anderen, echten, Schauungen zu sein.

Und hierzu:
=>
"An ihren Hüthen werden sie tragen Kirschen oder Holder Blumen..."

Das ist ganz offenbar ebenfalls entnommen dem:
"Wessel Dietrich Eilert, genannt Bauer Jasper" (1764–1833)

"...Die Soldaten werden die Grenzen beziehen,
bald darauf beruhigt wieder heimkehren.
Kaum aber sind sie zu Hause,
so ist der Feind in solcher Masse da,
als wenn er wie Pilze aus der Erde gewachsen wäre.
Mit Kirschenblüten an den Tschakos kommen die Soldaten an...."

Und hierzu noch einmal:
"An ihren Hüthen werden sie tragen Kirschen oder Holder Blumen..."

Hier hat der Fälscher aus Kirschblüten => Kirschen gemacht.
Damit es nicht so auffällt.
Und dann noch Holderblumen dazugedichtet.
Hätte er oder der Seher es selber gesehen,
dann wäre wohl genau erkannt worden, ob es sich um
Kirschen handelt, oder um Holderblumen!

Holunderblume:
=>
http://www.awl.ch/heilpflanzen/sambucus_nigra/holunder.jpg


Gruss,
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Vader Lueck / Birkenbaum

randomizer, Donnerstag, 26.06.2008, 20:49 vor 5812 Tagen @ BBouvier (8545 Aufrufe)
bearbeitet von randomizer, Donnerstag, 26.06.2008, 21:02

hallo BB,

Eingearbeitet sind wohl Teile älterer Schauungen.
So scheint dieses hier darauf hinzuweisen:
=>
"Hernach werden sie eine erschreckliche Schlacht
halten im Preußischen nahe bey dem Berken Baum,
welche 3 Tage währen wird; und diese wird verlohren werden."

wie weiter oben im thread schon betont: falls bernhards vader-lueck-text tatsächlich aus dem 18. jh. stammt (?1758) und damals bereits diese stelle enthielt, hätten wir hier wohl das älteste fragment von der "sage der schlacht am birkenbaum" vor uns.
[zur erklärung: die birkenbaum-literatur verweist beim thema herkunft zwar immer auf eine angebliche kölner schrift von 1701* (vgl. beykirch seite 81), aber in den letzten 150 jahren ist weder eine handschrift noch ein druck aufgetaucht, der diese herkunft von 1701 erhärten würde. beykirch läßt seine leser zwar darüber im ungewissen, aber imho hat er die herkunftsangabe* von w. schrattenholz übernommen, welcher leider an anderer stelle (spielbähn) einen unseriösen eindruck hinterläßt.]

* Abhandlung über die himmlische Erneuerung, von einem Unbekannten, der durch Gesichte erleuchtet wurde. Mit Erlaubniß des Werl´schen Officialates. Cöln 1701. (?> Prophetia de terribili lucta Austri et Aquilonis et proelio horrendo in finibus ducatus Westphalae prope Bodbergum. Ex libro cui Titulus erat: Coelestis Anonymi redintegrationis Tractatus de visionibus illustrati. Cum permissione officialatus Werlensis. Coloniae 1701.)

Allerdings wird die Schlacht am Birkenbaum
für den Feind (!) einst verloren gehen.
Und das ist dem Produzenten offenbar entgangen.

die sache ist - wie immer - komplexer und verworrener. z.b. existiert ja die folgende quelle, die imho so zu verstehen ist, daß der feind am birkenbaum zunächst noch obsiegt, im anschluß aber in einer letzten schlacht am lausebrink vernichtend geschlagen wird:

[Drei Schlachten / Letzte Schlacht]

"Ein anderer Berichterstatter sagte, die erste Schlacht werde am Rheine stattfinden, wo man (!) geschlagen werden wird, von da werde man sich auf den Birkenbaum bei Bremen zurückziehen, wo die Schlacht ebenfalls verloren gehen wird; die dritte und letzte Schlacht endlich wird am Lausebrink bei Salzkotten geschlagen werden, und von dort wird kein Russe zurückkehren, um den Seinigen zu sagen, daß alle gefallen sind."

Kuhn, Adalbert: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen, Leipzig 1859, Bd. I. Seite 206


folgende frühe schriftquelle von 1843 erwartet den feind nicht aus dem osten (einstmals verm. türken, spätestens ab den 1840er-jahren russen), sondern aus dem westen (dies nur beispiel, wie undurchsichtig die birkenbaum-überlieferung bei genauerer betrachtung ist):

[Drei Schlachten im Paderbornischen]

Ich hörte sie von landleuten in der gegend von Büren im december 1832, als man überall in der erwartung eines schweren krieges war, und schrieb sie mir damals mit folgenden worten nieder. Bald, so sagten die landleute, werde eine große schlacht auf dem Sintfelde geschlagen werden, gegen ein heer das aus westen komme. Das sei schon eine alte prophezeiung. Die gröste noth des krieges werde angehen wenn der hafer reif sei, dann werde eine zweite schlacht geliefert am birnbaume** bei Werl, und die letzte endlich bei den Fürstner linden unweit Erwitte, in der erst das heer aus westen den sieg habe, bis von links her (aus süden?) ein general auf weißem schimmel ansprengend die schlacht für die unsrigen entscheide. So habe es auch schon lange der alte Wicker zu Weiberg bei Büren gesagt. Nach der schlacht bei Erwitte aber werde das volk so dünne sein daß die menschen sich wieder zu einander suchen müsten.

Leverkus, Dr.: Friesische Weissagungen aus dem XVI. Jahrhundert, in: Zeitschrift für deutsches Alterthum III, Berlin 1843, S. 459

(** sic, hier ist gewiß der birkenbaum - bzw. die gleichnamige flur - bei werl gemeint)

"An ihren Hüthen werden sie tragen Kirschen oder Holder Blumen..."

Das ist ganz offenbar ebenfalls entnommen dem:
"Wessel Dietrich Eilert, genannt Bauer Jasper" (1764–1833)

jasper wurde imho erstmals 1848 gedruckt. daher könnte es sogar umgekehrt sein, also daß jasper die formulierung von vader lueck adaptiert hat. manchmal entstehen solche parallelen in der formulierung auch indirekt über ein gemeinsames vorbild (leicht nachweisbar, wenn solch ein urtext erhalten ist, jedoch schwerer nachvollziehbar, sobald der volksmund ins spiel kommt).

"...Die Soldaten werden die Grenzen beziehen,
bald darauf beruhigt wieder heimkehren.
Kaum aber sind sie zu Hause,
so ist der Feind in solcher Masse da,
als wenn er wie Pilze aus der Erde gewachsen wäre.
Mit Kirschenblüten an den Tschakos kommen die Soldaten an...."

Und hierzu noch einmal:
"An ihren Hüthen werden sie tragen Kirschen oder Holder Blumen..."

Hier hat der Fälscher aus Kirschblüten => Kirschen gemacht.
Damit es nicht so auffällt.

kann gut sein, aber solange wir nicht mal wissen, wer von wem abgekupfert hat (sowas kann man im idealfall aber durch vergleich der primärquellen beweisen bzw. ausschließen), muß auch eine indirekte abhängigkeit in betracht gezogen werden.

besten gruß,
randomizer

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Vader Lueck / Birkenbaum

BBouvier @, Donnerstag, 26.06.2008, 22:54 vor 5812 Tagen @ randomizer (8493 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Donnerstag, 26.06.2008, 23:05

Hallo, Ranomizer!

Herzlichen Dank für die Aufklärung!

Heute nachmittag habe ich Taurec so 8 bis 10 Druckseiten
des westfälischen Sammlers v.Droste Hüshoff (wohl der Vater Anettes)
geschickt, die ich grad mit der Post bekommen hatte.
Gesammelt 1802-1806, veröffentlicht hier 1959.

Ich habe alles nur kurz überflogen, - daher obiges ohne Gewähr -
...Taurec stellt das uns hier als Kopie ein, und dann können wir
mal analysieren.
Basis ist wohl ein "Liber Mirabilis."

Da geht das bunt durcheinander und vieles wirkt so,
als habe man die Visionen älterer westfälischer
Spökenkieker dann auf die napoleonischen Feldzüge
hingebogen und Freund und Feind ziemlich
nach Gusto benannt.

Aber ein paar ganz herzige Schmankerl für uns Innenseiter
sind schon dabei!!

Also:
"Freuet Euch!"

Gruss,
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

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