Moin Eyspfeil
Jetzt frage ich Dich: lohnt sich das Selberschnitzen
aus Haselnuß oder Eibe mehr, als sich im Tabakladen
ein teures Modell zu kaufen?
Vorweg gleich: Im Tabakladen würde ich nicht kaufen, jedenfalls keinen Bogen. Empfehlenswert wäre z.B. dieser Händler: http://www.iacbogensport.de
So rein als Anfängerbogen würde ich den "RAGIM WILDCAT RECURVE TAKE DOWN" empfehlen. Selbiger ist der Nachfolger vom SilverCup und von denen liegen hier bei mir 4 Stück herum.
Der Selbstbau lohnt auf jeden Fall, ganz besonders im Hinblick auf später und sowohl bei Bögen, als auch bei Pfeilen. Braucht allerdings beides Übung. Rechne mal damit, das dir die ersten 5 Bögen nichts werden. Ein paar Sachen dazu sind hier zu finden:
https://schauungen.de/forum2/index.php?id=143
Und richtig viel dort: http://www.fletchers-corner.de
Für die ersten Versuche würde ich Hasel nehmen, da leicht und reichlich verfügbar und ziemlich gute Bögen ergibt. Wenn das einigermaßen hinhaut, versuche es mit Esche. Eibe ist was für Leute die es schon ziemlich gut können, weil nicht so leicht zu bekommen und teuer.
Angeregt wurde ich durch die TV-Serie "Sturm der Liebe"
(so eine Art Abklatsch der Heimatfilme der 50er-Jahre),
wo ein Darsteller versucht, Weltmeister im Bogenschießen
zu werden, und mit einem HiTec-Bogen trainiert, den sich
Otto Normalverbraucher wohl kaum leisten kann.
So mit Zielvorrichtung aus Metall-Versatzstücken
ausgestattet.
Der Film sagt mir nichts, aber richtig gute HiTec-Bogen kosten auch richtig Geld. Da sind die Preise nach oben hin schon fast offen. Außerdem ist das ganze FITA-Gedönst für unsereiner eher hinderlich und mindert zudem den Spaßfaktor. Der SilverCup bzw. Wildcat ist zwar von der Bauart her auch ein FITA-Bogen, aber ohne die überflüssigen Anbauteile.
Im Tabakladen bei mir gibt es Modelle von ca. 40-150 .
Der Wildcat kostet dich bei IAC um die 60 Euro und wenn er tatsächlich 8mindestens) so gut ist wie der SilverCup, bist du damit bestens bedient was Preis / Leistung anbelangt. Außerdem kannst du da stärkere Wurfarme nachkaufen.
Dazu kommen noch Holz- oder Fiberglas-Pfeile, letztere
sind teurer.
Von Fiberglas würde ich abraten, da ziemlich schwer. Da kannst du gleich mit Bleirohren schießen. Gekaufte Holzpfeile sind meistens gefräst und die Maserung läuft höchst selten optimal. Die billigsten (so um 1 - 2 Euro) halten nichts aus und überleben meist nicht mehr als ein paar Schuss. Die teureren (so ab 5 - 10 Euro) halten auch nicht ewig. Als Dauerlösung zum Üben würde ich Carbonpfeile empfehlen.
http://www.bogensportwelt.de/Carbon_1
Die "Komplettpfeil DARK FLIGHT in anthrazit ArtikelNr. Art440" zu 6,49 / St.
Die halten so einiges aus und sind nicht so teuer. Ich habe davon welche seit 3 oder 4 Jahren im Gebrauch. Beschädigte Schäfte hatte ich in der Zeit etwa 5 und das durch Nocktreffer. Da spaltet sich der Schaft auf und ist hin. Was öfter passiert, sind kaputte Federn, Nocks und Spitzen. Aber die kann man für wenig Geld nachkaufen.
Schießt man zu weit übers Ziel hinaus, verliert man
die Pfeile dann leider flugs wieder,
das kenne ich noch alles
aus meiner Kindheit.
Na, treffen muss man halt schon
Idealerweise stellt man das Ziel vor einem größeren Hintergrund (z.B. Bretterwand) oder man benutzt ein Pfeilfangnetz. Alternativ zum Pfeilfangnetz tut es auch eine alte Wolldecke.
Was meinst Du, lohnt sich der teure Synthetik-Kram,
oder sollte man sich lieber selbst einen Bogen
schnitzen?
Da ich den Wildcat noch nicht selber in der Hand hatte, beschreibe ich mal den SilverCup:
Griffstück -> Laminiertes Holz
Wurfarme -> Holzkern mit beidseitiger Auflage aus Kunststoff
Also gar nicht so viel Plastik und zudem noch zerlegbar, was den Transport ungemein erleichtert.
Und sind lange Bögen besser als kurze?
Das kommt ganz darauf an, was man damit machen will und wie Groß man selber ist. Mal von gleicher Qualität ausgegangen, hat jedes Bogendesign seine Vor- und Nachteile.
Die Engländer gewannen z.B. mit ihren berüchtigten
Langbögen in Frankreich noch Kriege, als die
Franzosen bereits mit Feuerwaffen schossen, im
späten Mittelalter.
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, ist ein Langbogen nicht unbedingt viel länger als ein Recurve. Eher im Gegenteil, wenn man die tatsächliche Länge direkt am Holz entlang misst. Das "Lang" sollte man da eher als "gestreckt" verstehen.
Was den genannten Krieg anbelangt, so lag es nicht daran, das es ausgerechnet Langbögen waren. Das wäre mit jedem anderen damals gebräuchlichen Bogen auch gegangen. Mit einigen Designs sogar noch viel besser. Die Engländer bevorzugten den Langbogen nicht etwa deshalb als Kriegsbogen, weil er besonders gut ist / war, sondern weil er sich von professionellen Bogenbauern recht schnell und Materialsparend in großen Stückzahlen bauen lässt. Also Massenwahre und das gleiche Spiel bei den Pfeilen. Gerüchteweise sollen sie die dafür benötigte Eibe sogar importiert haben, weil die Heimische nicht so tauglich und zahlreich gewesen sein soll.
Das die Engländer da ziemlich siegreich waren, ist völlig logisch wenn man sich mal die Zahlen anschaut. Hab die gerade nicht genau im Kopf, also aus dem Stehgreif:
Wie viel Schuss schafft ein geübter Vorderladerschütze in einer Minute?
Ich schätze mal 2, allerhöchsten 3 Schuss, wenn er dabei auch noch zielen / treffen will. Dazu kommt dann noch, das die zu damaliger Zeit nur glatte Läufe kannten und die Reichweite nicht berauschend war. Wenn ich das recht in Erinnerung habe, ist bei solchen Ballermännern so bei 50 m Ende mit der Zielgenauigkeit.
Ein geübter Bogenschütze schafft da locker 6 bis 8 Schuss. Und wenn er auf große Entfernung geübt ist, klappt das auch bei 100 oder 150 m.
Dann kommt da noch hinzu, das die Franzen eher auf Reiterei gesetzt haben und nicht so viele Schützen hatten wie die Engländer. Selbige liefen ja (meine ich) mit 5.000 Schützen auf. Standardmäßig jeder Schütze mit 1 Scherf (12 Pfeile). Das macht dann mal eben 60.000 Pfeile in rund 2 Minuten. Wer dabei auf der Gegenseite in Reichweite noch ohne Verletzungen aufrecht steht, kann sich beglückwünschen.
Noch übler wäre es gewesen, wenn dort statt Engländer die Türken gestanden hätten. In der Türkei gibt es heute noch Schießbahnen aus der Zeit, wo die dichtesten Ziele (glaube ich) bei 500 oder 600 m stehen und der Durchschnitt so bei 750 m. Gut, deren Pfeile waren auch erheblich leichter als die englischen "Besenstiele" aus Eiche.
Im übrigen hat der Bogen als Waffe bis heute nicht ausgedient. In vielen Eliteeinheiten der Welt lernen die Jungs heute noch Bau und Umgang damit.
MfG
Wizard
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Anführer = Erster unter Gleichen, jemand der den Anderen als Vorbild DIENT, den Anderen also voran geht und nicht jemand der die Anderen voran peitscht.