Schauungen vs. Prophezeiungen (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Bernhard in Berlin, Montag, 28.05.2018, 13:56 vor 2161 Tagen (1415 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Donnerstag, 16.08.2018, 11:15

Guten Tag allerseits,

mir drängte sich die Frage nach der mir etwas akademisch erscheinenden, kategorischen Unterscheidung zwischen Schauungen und Prophezeiungen auf, die von den führenden Köpfen dieses Forums getroffen wird:

Ist es nicht naheliegend, dass es sich bei Prophezeiungen in einigen Fällen um Schauungen handelt, die lediglich aus religionspädagogischen Gründen bzw. zur Ausschmückung mit religiös gefärbten Mahnungen versehen werden?

Eine Prophezeiung folgt dem Schema "wenn ihr nicht umkehrt/euch bessert/endlich Gottes Willen gehorcht, dann wird X passieren".

Da im religiösen Kontext aber davon auszugehen ist, dass der Mensch nie auf einmal gut wird, bzw. immer der Sünde verhaftet bleibt, und also das Angedrohte in jedem Fall eintreffen wird, so liegt doch der Schluss nahe, dass die Aufforderung zur Läuterung lediglich einleitendes Beiwerk ist, das den Gläubigen empfänglicher machen, in seinen religiösen Bemühungen bestätigen und bestärken soll, und der Zukunftsschau Legitimität verleihen soll.

Oder in anderen Worten, Prophezeiungen mögen Schauungen sein, die so ausgeschmückt werden, dass der gläubige Leser dort abgeholt wird, wo er steht.

Oder stehen diesen Überlegungen noch andere Argumente im Weg, die ich nicht bedacht habe?

Beste Grüße an diesem sonnigen Tag,
Bernhard aus Berlin

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Bei Prophezeiungen nicht stringent trennbar

Taurec ⌂, München, Montag, 28.05.2018, 14:26 vor 2161 Tagen @ Bernhard in Berlin (1272 Aufrufe)

Hallo!

Ist es nicht naheliegend, dass es sich bei Prophezeiungen in einigen Fällen um Schauungen handelt, die lediglich aus religionspädagogischen Gründen bzw. zur Ausschmückung mit religiös gefärbten Mahnungen versehen werden?

In dem Fall werden doch Schauungen automatisch zu Prophezeiungen, indem Nichtseherisches hinzugefügt wird. Es hat aber wenig Sinn, aus einem solchen Gewurschtel alles religiöse, das einem nicht gefällt, abzuziehen, um dann zu glauben, der Rest wäre eine Schauung.

Jede Aussage, die auf Grundlage einer Schauung erfolgt, und aussagt, was passieren soll (auch ohne Wenn-dann-Kondition), ist automatisch eine Prophezeiung.
Als Schauung bzw. Schauungsbericht kann logischerweise nur gelten, was mit möglichst wenig Interpretation und Spekulation die Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühle, die man während des Prozesses des Sehens selbst hatte, beschreibt. Alles Nachträgliche ist prophetisches Beiwerk.

Bei älteren Texten läßt es sich nicht einfodern, bei Zeitgenossen indes, die auch nach Aufforderung keine Schauungen beschreiben können oder wollen (z. B. Rubenstein/Maria S.), kann meines Erachtens als sicher gelten, daß sie sich etwas einbilden oder frontal lügen.

Einem Text, der das nicht leistet, muß man ja zwangsläufig mit Vorbehalt begegnen, weil nicht klar ersichtlich ist, was der Autor einem nur als Wahrheit oder Tatsache weismachen will.

Eine Prophezeiung folgt dem Schema "wenn ihr nicht umkehrt/euch bessert/endlich Gottes Willen gehorcht, dann wird X passieren".

Ja, manche machen das. Wieder andere sind lediglich Voraussagen (= das Wort Prophezeiung in seinen etymologischen Bestandteilen durch die hochdeutschen Äquivalente ersetzt), die aussagen, was passieren soll.

Da im religiösen Kontext aber davon auszugehen ist, dass der Mensch nie auf einmal gut wird, bzw. immer der Sünde verhaftet bleibt, und also das Angedrohte in jedem Fall eintreffen wird, so liegt doch der Schluss nahe, dass die Aufforderung zur Läuterung lediglich einleitendes Beiwerk ist, das den Gläubigen empfänglicher machen, in seinen religiösen Bemühungen bestätigen und bestärken soll, und der Zukunftsschau Legitimität verleihen soll.

Ebenso und meines Erachtens wahrscheinlicher kann man davon ausgehen, daß in solchen Fällen die Konsequenzen ausbleibender Läuterung lediglich erfundene Drohungen und Strafen ohne seherischen Grundgehalt sind. Man mag das Wort "erfunden" auch durch "im Rahmen der religiösen Vorstellungswelt erwartet" ersetzen.
Es handelt sich im in der apokalyptischen Vorstellungswelt seit Jahrtausenden verankerte religiöse Erwartungen, die vom Mitteilenden als real geglaubt werden. Daß diese Vorstellungen seherisch wären, ist ein Vorurteil bzw. ebenfalls ein Glaubensgrundsatz. Wenn die Leute es nicht glaubten, liefe das ganze Gedrohe ja ins Leere.

Oder in anderen Worten, Prophezeiungen mögen Schauungen sein, die so ausgeschmückt werden, dass der gläubige Leser dort abgeholt wird, wo er steht.

Möglicherweise liegt in seltenen Fällen eine echte Schau über eine künftige Katastrophe vor, die mit Elementen des monotheistischen Endzeitmythos ausgedrückt wurde, weil der Sehende selbst davon überzeugt war und alles vermischt hat.

Sobald das übliche "Wenn-du-nicht-katholisch-dann-Strafe-Gerede" kommt, sollte man sich fragen, für wie blöd der Überbringer wohl seine Schäfchen halten muß, wenn er ihnen das Blaue vom Himmel erzählt, statt sachlich zu berichten, was er über die Zukunft erfahren hat, damit diese selbst entscheiden, wie sie damit umgehen sollen.
Die religionspolitische Intention macht eine irgendwie geartete Manipulation sehr wahrscheinlich, selbst wenn man an das Endzeitmärchen glaubt.

Gruß
Taurec

--
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auf ein Wort :)

offtopic, Dienstag, 29.05.2018, 03:25 vor 2160 Tagen @ Bernhard in Berlin (1209 Aufrufe)

Hallo,

ich sage jetzt bewusst nicht "Hi", da das manche hier stört und wenn man sich die antideutsche Ausdrucksweise anschaut wie "hi, wassup" oder "Putin's Bombe" benutzt wird, stört das diese zu recht.

Nun zu deiner Frage... diese ist gar nicht leicht zu beantworten, da sich meines Wissens (und auch Vermutung!) nach durchaus Prophezeiungen zu den Schauungen mixen.

Zuallererst wäre zu klären, wo der Unterschied ist.

Prophezeiung: wäre ein intellektuell hergeleiteter "Wenn -> Dann" Fall, der sich so ereignen kann, aber nicht muss. Beispiel wäre, wenn ich einem Freund sage, wenn er nicht weniger isst, wird er fetter.

Es steht ihm völlig frei, mit dieser "Info" zu tun, was ihm beliebt... Entweder habe ich recht und er macht was auch immer draus, oder er macht was dagegen. Entscheidend ist, dass das Ganze für ihn abwendbar ist.

Eine Schauung ist keine logische Schlussfolgerung sondern etwas, das direkt erfahren wurde, über welche Sinneskanäle auch immer. Das heißt auch, dass der logische Sinn hinter der Schau völlig unbekannt sein kann und oftmals ist er es auch.

Während man bei Prophezeiungen einen Spielrahmen hat, um diese abzuwenden, ist dies bei Schauungen oft nicht möglich. Egal, was man macht, hieß es zu bist um die Uhrzeit da, dann stehst du auch dann auch dort. Selbst erlebt, etliche male.

Nun zum Frömmlertum...

die Jungs waren nicht blöde, die wußten, wie man Leute rekrutiert.... Nur weil das 2000 Jahre her ist, denkt jeder, das waren damals Vollidioten. Leute verarschen und abziehen gabs schon immer.

Und natürlich spielte man damals schon mit der Dummheit der Leute, genauso wie heute.

Und die sind genauso dämlich wie die vor 2000 Jahren:

Sag einem heute, du bist schuld an dem, was im 2. Weltkrieg passierte und er wird dich zusammenscheißen, aber als gläubiger Katholik ist er natürlich schuld an dem, dass der angeblich erste Mensch (Erbsünde) am Apfel nuckelte...

Ach ja:

Warum hat er nicht die Frau verdammt, sie hat ihm ja den Apfel angeboten?
Warum hat Gott überhaupt was erschaffen, das ihn verraten kann?
Warum hat Gott überhaupt den Apfel in den Garten gesetzt?

Tja, das müsste man jetzt Gott kennen :-P
Jeder lacht, wenn man denkt, dass ne künstliche Intelligenz nen Menschen verstehen könnte, da ja kein Gehirn und keine Seele... aber die Pfaffen kommen daher und verbreiten erstmal die Lehre eines Gottes, den natürlich nur sie verstehen..

Ich hoffe du siehst die Widersprüche und es regt zum Denken an :)

Grüße

OT

Das mit dem Apfel kann ich erklären

Ranma (らんま), Dienstag, 29.05.2018, 12:41 vor 2160 Tagen @ offtopic (1167 Aufrufe)

Hallo,

Ach ja:

Warum hat er nicht die Frau verdammt, sie hat ihm ja den Apfel angeboten?

Das hat sie nicht. Schon aus Mangel an Äpfeln. Der Tafelapfel ist schließlich ein Züchtungserfolg aus dem zwölften nachchristlichem Jahrhundert.

Warum hat Gott überhaupt was erschaffen, das ihn verraten kann?

Die Ausdrücke was und verraten sind in der Frage mehrdeutig. Geht es darum zu verraten, daß Gott existiert? Ist was ein Gegenstand? Falls Eva gemeint sein sollte, dann hätte ich nämlich die Frage nach wen erwartet.

Warum hat Gott überhaupt den Apfel in den Garten gesetzt?

Hätte er nur, wenn er die Möglichkeit von Zeitreisen hätte beweisen wollen. Die biblische Geschichte vom Garten Eden erwähnt jedenfalls keinen Apfel. Mir fällt für die gesamte Bibel keine Stelle ein, wo ein Apfel erwähnt würde. Die dürften in der fraglichen Gegend nicht heimisch sein. Nichtmal der als ungenießbar geltende Wildapfel. Dafür wird aber erwähnt, daß sich Adam und Eva nach dem Genuß der Frucht mit den Blättern der Feige bedeckten.

Tja, das müsste man jetzt Gott kennen :-P
Jeder lacht, wenn man denkt, dass ne künstliche Intelligenz nen Menschen verstehen könnte, da ja kein Gehirn und keine Seele... aber die Pfaffen kommen daher und verbreiten erstmal die Lehre eines Gottes, den natürlich nur sie verstehen..

Dem Teil kann ich nur zustimmen.

Gruß,
乱馬

Verrat an Gott

Ranma (乱馬), Sonntag, 03.06.2018, 11:26 vor 2155 Tagen @ offtopic (1057 Aufrufe)

Hallo,

Warum hat Gott überhaupt was erschaffen, das ihn verraten kann?


Nachdem Gott mit den ersten Menschen geredet haben soll, wußten die um seine Existenz. So war die Frage dann wohl nicht gemeint. Wahrscheinlich ist das Aufkündigen der Loyalität gemeint.

Seit wir Menschen eine Unterhaltungsindustrie haben, können wir die Frage ganz leicht beantworten. In einer guten Geschichte ist es immer der Antagonist, der die Handlung vorantreibt. Ohne die Sith bestünde Star Wars nur daraus, den Jedi beim meditieren zuzugucken. Superman wäre nichts ohne Lex Luthor. Der Kampfstern Galactica wäre ohne die Zylonen bestenfalls eine Konzeptstudie. Weil die nächste Generation von Star Trek in Frieden mit dem ehemaligem Angstgegner, den Klingonen, lebt, deshalb mußte mit den Borg ein neuer Angstgegner her. Die Erschaffung von Antagonisten impliziert daher irgendwie, daß die Schöpfung der Unterhaltung Gottes dient. Die Ewigkeit alleine zu verbringen ist sicherlich ziemlich öde, daher will ich diesen Aspekt nicht ausschließen. Es könnte höchstens noch zusätzliche Gründe geben.

Gruß,
Ranma

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Anti-Anti-Held

Fenrizwolf, Sonntag, 03.06.2018, 12:21 vor 2155 Tagen @ Ranma (乱馬) (1015 Aufrufe)

Hallo Ranma,

im Zeitalter der "skripted reality" ist sogar den Einfältigsten gewahr, das der Held

idealisiert und mängelbehaftet ist. "Captain America is not your common brother."


Im Anblick der Tatsache, daß Gott, wie dargestellt, und dargebracht, krummnasige Züge inmitten
einer in sich total deformierten Persönlichkeit haben muß, halte ich sie für sehr humorbegabt.


Allein durch den Kunstgriff der Geschlechtsansprache entzieht sich Gott, wenn auch kurz,
für eine Sekunde unserem menschlichen Verständnis.

Aus meiner Froschperspektive ist es manchmal nicht einfach zu unterscheiden, wer hier an der Uhr dreht, Du oder Gott?

In Berechnung der Gestirne hätte ich zu Dir das högschde Vertraue, aber die Kompetenz über 1.000 Jahre Finsternis oder linker Zeh mit dem Schließmukel verwachsen - auf so eine absurde Idee kommst selbst Du nicht.


Ich schon - ich bin somit absurder als Gott. Er läßt es zu weil sie und haßt.


Eigentlich habe ich die Vermutung, mit meinem behinderten Scheißverstand nicht im Geringsten, beim besten Willen, unter Schmerzen und Ach und Krach, den Satz nicht zu Ende führen zu müssen, da er zwar in sich schlüssig, aber für die Nachwelt sinnlos, einfach jetzt komplett...


Scheiß auf Struktur


In Liebe,

Fe nri zwolf

Der Baum der Erkenntnis

Ranma (らんま), Dienstag, 05.06.2018, 04:28 vor 2153 Tagen @ offtopic (1068 Aufrufe)

Hallo!

Mal eine etwas tiefgründigere Betrachtung des Baumes der Erkenntnis: Ein Apfel kommt in der Bibel logischerweise nicht vor, die Feige dagegen zieht sich von der Geschichte des Sündenfalls bis zur Verfluchung des Feigenbaums durch Jesus. Gerade bei der Geschichte von der Verfluchung des Feigenbaums fragt man sich, was das sollte. Markus 11,13 sagt doch ganz klar, daß es nicht die Zeit der Feigenernte war. Der Baum hatte also nichts getan, wodurch er es verdient hätte, sich den Zorn Jesu Christi zuzuziehen. Wenn man diese Geschichte jedoch im Zusammenhang mit jener des Sündenfalls betrachtet, dann sieht es etwas anders aus. Weil sich Adam und Eva mit Feigenblättern bekleideten, darum repräsentiert der Feigenbaum den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Was damals angefangen hatte, das wurde durch Jesus Christus beendet. Die Idee der Erbsünde findet Jesus Christus schwachsinnig, darum eröffnet er den Weg zurück ins Paradies. Es ist nicht mehr die Zeit der Feigen, denn die Menschheit sollte sich endlich weiterentwickelt haben.

Natürlich ist der Baum der Erkenntnis eine symbolische Sache. Eva hatte nicht etwa konkret Früchte aus des Nachbars Garten geklaut und daher danach den Zugang zu Nachbars Garten verweigert bekommen. Daß die Frucht des Baumes der Erkenntnis zur Vertreibung aus dem Paradies führte, das kann nur bedeuten, daß Erkenntnis und Paradies nicht zusammenpassen. Das Paradies war immer nur eine Illusion. Als Adam und Eva die Kenntnis von Gut und Böse erlangten, da wurde ihnen klar, daß die Welt die Hölle ist, und das Paradies war verschwunden. Nur wer sich etwas vormacht, kann glauben, daß die Welt paradiesisch wäre.

Biblische Symbole sind vielschichtig und auch in der Geschichte vom Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies geht das bereits damit los, daß in der jüdischen Mystik weibliche Figuren immer für das Diesseits und männliche Figuren immer für das Jenseits stehen. Wenn Eva also Adam zu irgendetwas verführt, dann wird dabei das Wesentliche aus dem Auge verloren und die materiëlle Welt für das Wesentliche gehalten, wo eigentlich die spirituëlle Welt ins Auge gefaßt werden sollte. Diese Irreführung muß es dann konsequenterweise sein, wofür die Feige steht.

Gruß,
Ranma

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