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Von Brücken und Baustellen (Freie Themen)

Fenrizwolf, Sonntag, 30.01.2022, 06:38 (vor 817 Tagen) @ Taurec (558 Aufrufe)

Hallo!

Vor etwa fünf Jahren habe ich hier von einem Traum über einen Brückeneinsturz berichtet. Ich befand mich dabei in einem dunklen, technischen Raum, der neben mir aber auch noch etwas Sakrales enthielt: ein warmes Licht in der Dunkelheit auf einer Art Altar.
Plötzlich stürzte direkt über mir die Metallkonstruktion einer großen Brücke ein. Die Trümmer gingen genau auf mich nieder, doch auf wundersame Weise blieb ich unverletzt. Der Raum blieb wie er war.

Seit 2017 ist die Brücke hier im Dorf, die noch aus der Gründerzeit stammt, aufgrund von Bauschäden nur noch einspurig befahrbar. Eine provisorische Ampelanlage inmitten einer Hauptverkehrsstraße geht nun ins fünfte Jahr.

Anfang Dezember wurde bekannt, daß die Autobahnbrücke hier im Kreis, in ihren Metallkomponenten so marode ist, daß sie nun wegen Einsturzgefahr seit über einem Monat komplett gesperrt ist. Ein Neubau ist unumgänglich, und wird auf höchster Ebene heiß diskutiert.
Als ich letzte Woche auf dem Weg zur Wirkstätte aufgrund des nun zähen Verkehrs einige Zeit unter dieser Brücke stand, schaute ich von unten auf dieses Bauwerk, und sah, umhüllt vom morgendlichen Nebel, auch die Metallunterkonstruktion. Weder hatte ich dabei ein Déjà-vu, noch machte ich mir akute Sorgen über einen Einsturz. Ob mein Traum damit in Zusammenhang steht, weiß ich nicht.

Es gibt Stadtteile in denen ich überaus regelmäßig zu tun habe, und jene die davon quasi gänzlich ausgenommen sind.
Kürzlich träumte ich ausgiebig von einer kleinen Siedlung am Hang, an der sich zwei Schulen befanden, die ich damals besucht habe.
Ich passiere diese Stelle täglich unterhalb auf dem Weg zu Arbeit, und es gab auch Bauarbeiten an der Bahn, gar eine Sperrung wegen eines durch die Regenfluten nun teils baufälligen Gebäudes am Ende der Straße.

Es handelte sich um eine gewöhnliche Melange des träumerischen Geschehens. Ich war dort unterwegs; es gab schmale Pfade, Verbindungen, Gruppen und allerlei Interessantes – gar mein handwerklicher Ausbilder und meine Sicht auf Ihn tauchten darin auf. Die Themen Gesellschaft, Bildung und Arbeit waren sattsam abgedeckt. Doch das schließlich dominierende Ende des Traumes war bizarrer: Ein Container, ähnlich wie ein Bauwagen verunfallte und stürzte. Ich als Beobachter, wie auch die bemitleidenswerten Arbeiter blieben aber unverletzt.

Kurze Zeit später begab es sich, daß ich dort relativ kurz hintereinander an gleich drei Baustellen tätig wurde, was sich zuvor nie begeben hat.
Die erste befand sich zwischen den Beiden Schulstandorten, die zweite war direkt neben der ersten von mir einst besuchten Schule, und erlaubte mir einen Tag lang das Kommen und Gehen dort zu betrachten. Die dritte Baustelle ist auf dem Standort der nun abgerissenen Schule, die ich in unterschiedlicher Funktion zweimal in meinem Leben besuchte.

Etwa eine Woche nach diesem Traum wurde (bis auf unabsehbare Zeit) der Gehweg unterhalb der Stelle, wo in meinem Traume der Container abstürzte, gesperrt, da er als absturzgefährdet eingestuft wurde – angeblich aufgrund eines schon länger zurückliegenden Autounfalls.
Zwar passiere ich diese Stelle, wie erwähnt fast täglich unterhalb, und es gab an der direkt daneben befindlichen Bahnlinie umfangreiche Arbeiten, wie auch eine wochenlange Komplettsperrung, doch diese zeitliche und sinnhafte Kumulation mit diesem Ort, finde ich bemerkenswert.

Falls es dabei präkognitive Komponenten geben sollte, sind diese wie in einem Rührkuchen aus mehreren Schichten eingebacken.
Bemerkenswert ist lediglich mein träumerischer Fokus auf eben diese Region, die zuvor eine eher untergeordnete Rolle im meinem Bewußtsein gespielt hat.

Die wesentlichen Elemente wie Brücken, Gruppen, Abstürze und Baustellen sind quasi traumuniversell und zutiefst symbolisch.
Mir fehlt da die (wenn auch flüchtige) Schärfe des Details, die mich davon überzeugen könnte, etwas vorhergeahnt zu haben.
Ich wollte dies nur darbieten, weil ich Ähnlichkeiten zu diesen weit imposanteren Katastrophenträumen ausmache.
Die Entstehung von Träumen gleicht den Kochkünsten meiner Großmutter mütterlicherseits: Niemand erkennt mehr die Zutaten, niemand traut der Sache, aber es hat immer irgendwie geschmeckt.

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle festhalten, daß die Meisten, die sie bekocht hat, nun nicht mehr unter den Lebendigen weilen.
Oft ist es aber nicht das Verwirrende, daß einen irritiert, sondern die Wirrnis der Normalität.

Es grüßt

Wolf, der Baumeister


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