Hallo!
Ich frage mich, was von uns in Frankreich überhaupt bekannt ist.
Das sind womöglich nur
- Irlmaier
- die Feldpostbriefe
- ein paar Quellen, die von Abbé Curicque 1871 in "Voix prophétiques" veröffentlicht wurden (Wallraff, Antonius von Aachen, Stichlmayer)
- einige Elemente der Volkstradition (Gilge, Mühlhiasl, Knopp,...), die dort unter anderem Namen kursieren.
Tatsächlich haben wir hierzulande mindestens 100 mehr oder weniger solide Quellen (zuzüglich einer unbekannten Dunkelziffer). Mir ist nicht bekannt, daß jemals eine deutsche Prophezeiungssammlung ins Französische übersetzt wurde. Unsere Schauungen kennen die gar nicht.
Anders herum könnte es genauso sein. Wenn nicht San Miguel einige französische Prophezeiungen gesammelt hätte und dieses Buch nicht auch auf niederländisch erschienen wäre und wenn ferner BBouvier nicht mit San Miguel bekannt gewesen wäre, dann wüßten wir womöglich nicht einmal von der Existenz dieser Quellen. (Die meisten sind ohnehin unbekannt, weil ich die zwar übersetzt habe, aber noch nicht veröffentlicht.)
Im Geographiestudium haben wir uns auch etwas mit der Geschichte des Faches befaßt. Seit 1900 ist auf deutschem Boden in der Sozialgeographie eine ganze Reihe von Theoriegebäuden entstanden. In seltenen Fällen hat man da bei ausländischen Geographen Anleihen genommen und dann auch nur in Amerika. Was die Nachbarn gemacht haben, ist den wenigsten bekannt gewesen. Man hat tatsächlich nur innerhalb der nationalen Grenzen Nabelschau betrieben. Ich vermute, daß es in unserem Fach ebenso gelaufen ist.
Uns fehlt wohl schlichtweg ein Kenner der französischen Sprache, der zudem in der französischen Überlieferung bewandert ist. Wer von uns war denn schon mal in einer französischen Bibliothek und hat überprüft, was neben Nostradamus jemals an französischen Prophezeiungsbüchern geschrieben wurde?
Gibt man im französischen Amazon einmal "prophéties" ein, bekommt man neben Büchern zu einigen bekannten Quellen (Nostradamus, Cayce,...) auch eine ganze Reihe von Titeln (viele leider ohne Beschreibung des Inhaltes), die zumindest zum Thema zu passen scheinen. Insgesamt sind es 815 Ergebnisse nur zu diesem Stichwort. Eine Kontrollsuche im deutschen Amazon mit dem Stichwort "Prophezeiungen" bringt nur 445 Treffer, also weitaus weniger. Daß es keine profunde französische Literatur gibt, die sich irgendwo in dieser Masse von Treffern verbirgt, halte ich eigentlich für ausgeschlossen.
Es könnte in Frankreich durchaus Material geben, das über den großen Monarchen hinausgeht. Die Feldpostbriefe sind genau genommen eine französische Quelle, denn Rills Kompanie griff damals einen prophetischen Franzosen auf. Dieser machte nicht etwa Aussagen zu Frankreich oder dem Imperator, sondern zum deutschen Schicksal, weil er es mit Deutschen zu tun hatte. Wer kann darüber hinaus auch nur erahnen, was der Franzose zu anderen Bereichen wußte, über die er vielleicht nur nicht sprach, weil die Zielgruppe nicht anwesend war? Wer weiß schon, welche Spuren der Franzose in seinem Sprachraum hinterlassen hat, die wir nur nicht kennen, weil keiner weiß, wo er suchen muß> Der Mann scheint außerordentlich fähig gewesen zu sein, so daß ich mich wundern müßte, wenn sich nicht noch andere für ihn interessiert und seine Sachen aufgeschrieben hätten, falls er es nicht selbst tat.
Ein anderes Beispiel: Die Französin Maud Kristen hatte in jüngster Zeit recht detaillierte Schauungen über das Paris der Nachkatastrophenzeit. Zudem hat sie auch etwas über New York gesehen. Dergleichen Seher, die etwas über die kommenden Katastrophen, die auch Frankreich betreffen, gesehen haben, gibt es vermutlich mehrere in Frankreich, von deren Existenz wir nur nicht wissen.
Mit der Aussage, "aber es will dort doch nicht mal wer", begeht man den Fehler, seinen eigenen Kenntnisbereich mit der Realität schlechthin gleichzusetzen. Daß einem dadurch einiges durch die Lappen geht, dessen mögliches Vorhandensein man gar nicht in Betracht zieht, vermag nicht zu verwundern. Allein, eine solche Aussage zu machen, wenn man genau weiß, daß man von Nostradamus abgesehen, bislang nur ein französisches Schauungsbuch gelesen hat, wirkt etwas seltsam. Der Satz sollte lieber lauten: "Wir wissen es nicht!"
Für andere Länder gilt übrigens dasselbe, wie für Frankreich, wobei ich jedenfalls davon ausgehe, daß es in Anzahl und Qualität der Schauungen zwischen den Nationen deutliche Unterschiede gibt. Die viel tiefer und irrationaler empfindende deutsche Seele eignet sich wohl durchaus besser für Schauungen zum Schicksal der Welt, als etwa die der praktisch orientierten und an weltlicher Ausdehnung interessierten Engländer, bzw. nordgermanischen Völker, die allesamt von Wikingern abstammen, deren Mentalität sich in ihnen erhalten hat, so daß die Fähigkeit, zu sehen, in diesen Ländern womöglich prinzipiell weniger Menschen überhaupt offen steht. Nach Süden hin könnte das Sehen also häufiger vorkommen, von anderen Kulturkreisen ganz zu schweigen.
Aber zu der Annahme, daß wir alles haben und die anderen gar nichts, reicht diese Erkenntnis meines Erachtens nicht.
Gruß
Taurec
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„Es lebe unser heiliges Deutschland!“
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„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“