Re: Fragen nach Spanien
Geschrieben von Inari am 22. März 2005 00:29:36:
Als Antwort auf: Fragen nach Spanien geschrieben von Badland Warrior am 21. März 2005 07:09:49:
>Moin, Inari!
>Ich denke, solange du weder "Gitano" noch "Moro" bist, dürfte es nicht zuviel Ärger geben.:-))) Klar, auch in Spanbien werden die Zeiten härter und brutaler. Zu dem Thema hab ich übrigens auch schon mal was geschrieben. Gib einfach das Wort "Spanier" in die Suchfunktion ein.
>Es wäre interessant, wenn du uns mal erzählen könntest, wie das momentan da aussieht.
>Stimmt es, dass die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen 50% beträgt? Dass die Gallegos immer noch nicht entschädigt wurden für die Ölpest? Dass der Separatismus in Catalunya und Euzkadi ungebrochen sind? Dass die Spanier die schnauze voll haben von den Basken und ihrem Terrorismus? Dass die Stimmung gegenüber den Mauren noch weiter als unter dem absoluten Nullpunkt ist? Dass die Mauren sich weiterhin aufführen, als würde alles ihnen gehören? Dass die wirtschaftliche Situation, aber auch die Bürokratie (mitsamt ihrer Korruption und ihrem Nepotismus) katastrophal sind? Dass die Lynchstimmung gegenüber den Politikern weiterhin zunimmt? Dass die linken Bewegungen wie PCE und CNT/FAI (Anarchisten) ebenso einen Aufschwung haben, wie die Falange (Francofaschisten)? Gibt es irgendwelche Kirchenskandale? Wie ist die Stimmung in den Bars, wo man die Stimme des Volkes gerade in Spanien am deutlichsten hört?
>Und, falls ich es überlesen habe: In welcher Ecke wohnst du?
>Badland Warrior
uiiii Badland, Fragen uber Fragen.
Ich versuche mal zu beantworten, kann aber eigentlich nur von den Canaren sprechen, da ich Festlandspanien noch nicht so gut kenne und die Inseln und das Festland sind in vielerlei Hinsicht nicht zu vergleichen.Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen: ein grosses Problem. Es gibt keine Lehrstellen nach deutschem System, entweder die Jugendlichen gehen zur Schule bis zum Abitur und studieren oder sie gehen nach der Pflichtzeit ab, machen Schulung und haben dann ein Diplom ohne grosse praktische Erfahrung oder sie fangen, wobei den meisten nichts anderes uebrigbleibt, irgendwo als Hilfarbeiter fuer einen Hungerlohn an zu arbeiten, wenn sie denn ueberhaupt Arbeit finden. Die 50% Quote an arbeitslosen Jugendlichen duerfte hinkommen.
Dazu kommt ein erschrecken hoher Konsum an Drogen unter den Jugendlichen, jeder 2. duerfte davon betroffen sein, zumindest auf den Canaren. Meist beginnen sie mit 11, 12 Jahren mit Marihuana, was bei vielen im Garten waechst und dann geht es schnell weiter mit den harten Drogen. Es ist erschreckend, wie sich die Kids den Kopf zudroehnen und dadurch ueberhaupt keine Perspektiven fuer die Zukunft entwickeln koennen. Viele arbeiten im Winter ein wenig und haengen im Sommer an den Playas rum, weil sie einfach auch keine Lust haben was zu tun. Da der Familienverbund noch einigermassen funktioniert, werden sie dann von den Eltern und Verwandten mit durchgeschleift. Fiesta feiern ist ihr Groesstes, totale Zudroehnung ist ein Muss und oftmals bleibt ein totes Kind am Morgen zurueck, angeleht an eine Kirchentuer oder in einem Autowrack um einen Baum gewickelt. Erschreckend das Ganze.Entschaedigung fuer die Oelpest: Da sieht es wohl so aus wie ueberall, man drueckt sich, wo man sich nur druecken kann. So viel ich weiss, sind auch noch nicht alle Betroffenen der Ueberschwemmungen im Jahre 2002 in Deutschland entschaedigt und neues Hochwasser rueckt schon wieder an. Erst grosse Versprechungen und nur ein Bruchteil wird gehalten. Ueberall der gleiche Sumpf an unfaehigen Politikern, geldgieriger Unternehmen und verfilzter Buerokratie.
Was die Belange der Basken betrifft kann dir meine Tochter Adrichia, die demnaechst auch ins Forum kommen will, vielleicht mehr sagen. Sie wohnt bei Bilbao und hat da besseren Einblick.Das Einfallen der Afrikaner und Araber macht immer groessere Probleme. Auf den Canaren landen fast taeglich Boot, vor allem mit Schwarzafrikaneren. Da werden schon Gefaengnisse geraeumt um Platz fuer sie zu schaffen. Das eigentlich ganz gute Gesundheitswesen hat sich dadurch sehr verschlechtert; waren bis vor zwei Jahren Wartezeiten fuer die jedem zustehenden Vorsorgeuntersuchungen noch vierteljaehrlich normal, hat man sie jetzt auf ein Jahr hochgeschraubt. Auf mein Nachfragen, wieso das so ist, bekam ich die Antwort, dass die gesundheitliche Versorgung der gestrandeten Afrikaner so viel an Zeit und Geld verschlingen wuerden, dass fuer die spanische Bevoelkerung Abstriche gemacht werden muessten.
Klar waechst da die Wut auf die Emigranten immer mehr, zumal die Kriminalitaet durch sie auch immer mehr zunimmt.Korruption ist auch ein gutes Thema, nach wie vor sehr popolaer. Gerade wurde in Alicante wieder so ein Sauhaufen ausgehoben. Anwaelte, Notare, Wirtschaftsbosse, Kommunalpolitiker, das ganze Gesockse war in Geschaefte mit der Russenmafia verwickelt. Man hat zwar ihre Villen und Bankkonten beschlagnahmt, aber ich denke sie kommen letztendlich doch wieder mit einem blauen Auge davon.
Besonders schlimm ist hier die Bandenkriminalitaet durch ueberwiegend osteuropaeische Banden. Fast taeglich wird hier in der Gegend in Haeuser, vorwiegend von Residenten, eingebrochen, werden die Bewohner misshandelt und auch vor Mord wird nicht zurueck geschreckt.. Es hat sich jetzt so eine Art Buergerwehr, initiiert von einem Deutschen, gebildet, da die Polizei der ganzen Sache machtlos gegenueber zu stehen scheint. Selbsthilfe ist also angesagt.
Was Kirchenskandale anbelangt bin ich ueberfragt, und wie die Stimmung in den Bar`s ist weiss ich auch nicht, da ich kaum welche besuche.
Die allgemeine Stimmung ist nicht gut, duerfte sich aehnlich wie in Deutschland entwickeln in absehbarer Zeit…………….. alles den Bach runter.Ich hoffe, ich konnte dir einige deiner Fragen zur Zufriedenheit beantworten, auch wenn noch einige offen sind.
Ach ja, ich lebe z.Z. in Denia, zwischen Valencia und Alicante.
Liebe Gruesse
Inari
- Re: Fragen nach Spanien Badland Warrior 22.3.2005 07:13 (0)