Re: punkto Serbien und der Westen - neuer Konflikt

Geschrieben von Suchender am 16. März 2005 15:12:

Als Antwort auf: punkto Serbien und der Westen - neuer Konflikt geschrieben von Georg am 15. März 2005 20:45:01:

>denke ich mir, dass Serbien noch nicht zur Gänze im Westen verankert ist.
>Pro westliche und prorussische Kräfte halten sich die Waage und blockieren sich gegenseitig.
>Vielleicht zettelt da ja der Westen einen neuen Konflikt an, in der Hoffnung dadurch die Russen endgültig rauszuwerfen zu können bzw. um das "andere Lager" in den Augen der Bevölkerung diskreditieren zu können?
>Wäre die Sache in Serbien für den Westen schon gelaufen, dann würde Serbien doch längst auf der EU-Aufnahmeliste stehen.
>Serbien stellt für den westen ein Loch auf der Landkarte in Richtung Naher Osten und Türkei dar.
>mfG
>Georg

Internationaler Druck auf Kosovos Albaner

Drohendes Machtvakuum nach Haradinajs Abgang

Der Rücktritt des wegen Kriegsverbrechen angeklagten Chefs der Übergangsregierung in Kosovo, Haradinaj, hat in Pristina hektische Verhandlungen über eine Neuaufteilung der Macht ausgelöst. Von internationaler Seite wird eine Beteiligung aller Parteien favorisiert. Vorerst aber müssen inneralbanische Animositäten beseitigt werden.


Wok. Pristina, 13. März

Die den Kosovo-Albanern abverlangte Reifeprüfung zieht sich in die Länge. Nachdem die Bevölkerung auf die Anklage gegen den ehemaligen Kommandanten der Rebellen und Regierungschef Ramush Haradinaj besonnen reagiert hatte, steht für die Politiker in dem Uno-Protektorat bereits der nächste Test bevor. Obwohl Haradinaj in seiner Rücktrittserklärung für die Nachfolge im Amt seinen Parteifreund Bajram Kosumi vorgeschlagen hatte, finden derzeit in Pristina hektische Verhandlungen über eine Neuaufteilung der Macht statt. Von internationaler Seite besteht die Erwartung, dass die Albaner ihre Differenzen möglichst rasch bereinigen. Bis im Sommer muss eine Reihe sogenannter Standards erfüllt werden, unter anderem die Gewährung voller Bewegungsfreiheit für Serben und andere Minderheiten. Erst dann können die Verhandlungen über Kosovos künftigen Status aufgenommen werden. Effiziente Regierungsführung ist daher nötiger denn je.

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Montenegro will auch alleine in die EU

Wenn die nicht erfolgte Auslieferung des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Ante Gotovina der Grund für eine Aufschiebung der Verhandlungen ist, dann wäre das Vorgehen der EU korrekt. Sollten aber andere Motive dahinter stehen, dann gebe es Grund zur Besorgnis, äußerte am Montagabend der montenegrinische Außenminister Miodrag Vlahovic Zweifel an der Balkanpolitik der Europäischen Union.

Montenegro befinde sich in einer doppelten Geiselhaft, sagte Vlahovic im Rahmen eines Montenegro-Symposiums im Österreichischen Gewerbeverein. Montenegro selbst sei ein stabiles Land, bekomme aber die Krisen der Nachbarn zu spüren, so Vlahovic.
Kompensation für Kosovo?
Das Land, das wie die anderen Staaten des ehemaligen Jugoslawiens, einen EU-Beitritt anstrebt, befindet sich in einer ungeliebten Union mit Serbien. So wirke sich etwa die mangelnde Kooperation Serbiens mit dem UNO-Kriegsverbrechertribunal nachteilig auf Montenegro aus. Zudem erwarte er gegenüber Serbien eine "nicht günstige Entscheidung" der internationalen Gemeinschaft, so Vlahovic in Anspielung auf die ungelöste Statusfrage des Kosovo. Offen ist nach wie vor, ob der Kosovo - in welcher Form auch immer - ein Teil Serbiens bleiben wird, oder die von den Kosovo-Albanern angestrebte Selbständigkeit verwirklicht wird. "Montenegro will keine Kompensation sein", sagte Vlahovic.

Krisen in anderen Staaten

"Wir sind nicht das Problem", führte Vlahovic als zweiten Aspekt an. Die Probleme gebe es vielmehr in Bosnien-Herzegowina, Serbien und Mazedonien. Brüssel habe erklärt, man wolle zuerst diese Probleme lösen, "aber wie lange sollen wir noch warten?" Eine Prolongierung des Status-quo wäre seiner Ansicht nach das "Schlimmste für die Region". Er plädiere zwar für die Unabhängigkeit Montenegros, aber man sei auch für ein neues Modell einer Union offen: Vor zwei Wochen habe Montenegro an Serbien ein offizielles Angebot über die Neuordnung des Staatenbundes Serbien-Montenegro geschickt. "Wir wollen nicht, dass einer als Gewinner und einer als Verlierer dasteht", betonte Vlahovic.
"Es ist auch eine Frage der Identität", erklärte die montenegrinische Ministerin für EU-Integration und außenwirtschaftliche Angelegenheiten, Gordana Djurovic, zur "Wiener Zeitung". Sie hält am Trennungswunsch fest: "Wir wollen als eigener Staat in die EU". Montenegro habe das Recht auf die Durchführung des Unabhängigkeitsreferendums im Jahr 2006. Angesprochen auf eine Meinungsumfrage, wonach nur 44% der Montenegriner für eine Unabhängigkeit von Serbien sind (40% dagegen), meint Djurovic: "Ich glaube fest, dass wir 60% haben." Auf die Frage, was geschehen werde, wenn das Referendum anders ausgeht, meinte Vlahovic jediglich: "Dann wird jemand anderer Außenminister sein."


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