Re: Astfreie Bereiche?

Geschrieben von Starfire am 10. März 2005 13:47:25:

Als Antwort auf: Astfreie Bereiche? geschrieben von Kiaril am 10. März 2005 08:55:43:

Ein oder zwei Äste im Bogenstock sind absolut kein Abbruch. An deren Stelle läßt man halt mit dem Hobel/Ziehmesser entsprechend dem Faserverlauf mehr Holz stehen. Diese Schwachstellen hat die Natur (achte auf den Faserverlauf!) schon selber verstärkt.

Hab' mal auf einem Turnier einen Mann mit selbstgebautem Bogen mit einem Astloch gesehen. Der Bogen konnte ganz normal geschossen werden, war halt an der Stelle etwas dicker und breiter. Es gibt sogar Bögen "wie gewachsen" zu kaufen. Die Dinger sind teilweise richtig "knotig", man schießt damit aber genausogut wie mit einem "normalen" Bogen.

Bogensehnen aus Kunststoff gibt es zu kaufen. Eine der beliebtesten im traditionellen Bogenschießen ist Dracon. Wenn du auf 100% Natur pur bestehst, tut es auch eine aus Flachs/Leinen. Die hat man auch annodazumal schon verwendet.

Man kann Bogensehnen ganz leicht selbst aus Nessel drehen. Schöne, lange Brennesseln ausrupfen, entblättern, auf einem flachen Stein weichklopfen (Fasern brechen) und dann die Fasern zwischen der Rinde und dem weichen inneren rausziehen und verflechten. Gibt je nach Geschick eine etwas dickere Sehne, als die normalen aus synthetischem Material, aber bei trockenem Wetter hält die ein paar 100 Schüsse locker durch. Hab' ich bei einem Turnier erlebt, da hat einer das gesamte Turnier (ca. 70 Schuß) mit einer selbstgedrehten Nesselsehne durchgezogen.

Auch aus der Innenrinde von Bäumen lassen sich leicht gute Sehnen herstellen.

Im Übrigen gibt es eine ganze Reihe sehr guter Bogenhölzer. Robinie z.B. ist auch in Orndung. Wenn du "minderwertigere" Hölzer verwenden willst, mußt du den Bogen entsprechend flacher gestalten. Auf diese Art hat es sogar ein kalifornischer Bogenbauer geschafft aus einem im Baumarkt erworbenen Fichtenbrett einen 70 Pfund-Bogen herzustellen. Also bitte nicht zusehr auf Eibe einschießen. Die Alten wußten auch noch nicht alles...

Die Alten hatten auch massenhaft Bögen aus billigem (weichen) Material. Die sind nur im Laufe der Jahrhunderte verrottet bzw. kaputtgegangen, weil sie sowieso nicht für die Ewigkeit gedacht waren. Die teuren Bögen aus edlen Harthölzern haben sich eher gehalten.

Im Prinzip taugen alle Harthölzer. Eibe bekommt man im allgemeinen von Friedhofsgärtnern. Auf Friedhöfen stehen die größten und prächtigsten Exemplare. Eine Bekannte von mir hat sich ihren Bogen aus Eberesche gebaut, ein Freund einen aus einem dicken Haselnuss-Stamm. Ich spinne auch auf Eibe, aber mein Vater hat vorletztes Jahr die alte Eibe im Garten gefällt und in 1 Meter Stücke zersägt. Der Stamm war gut über 20 cm dick (Durchmesser) und fast 6 Meter lang. Das hätte mehrere prächtige Langbögen gegeben ... schade drum.


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