Re: von Hamstern und Ruderern

Geschrieben von Hinterbänkler am 07. März 2005 13:32:57:

Als Antwort auf: von Hamstern und Ruderern geschrieben von Harri am 07. März 2005 10:49:

>Beim lesen des Threads "245 Euro reichen" hat`s mir die (letzten) Haare aufgestellt. Die Systemmedien haben es tatsächlich geschafft, den sogenannten Leistungsbeziehern (ALG, ALG2) ein fürchterlich schlechtes Gewissen
>sowie offenbar einen Minderwertigkeitskomplex in den Hinterkopf zu setzen. Der Hinweis auf "Sozialschmarotzer" ist nahezu in jedem diesbezüglichen Beitrag
>zwischen den Zeilen heraus zu hören und zu lesen.

Ja, Harri, man muss sich einmal vorstellen, daß die meisten, die heute arbeitslos sind, viele Jahre lang in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben. Es wurden Ihnen jahrelang Versprechen gemacht, die heute nicht mehr eingelöst werden. Die Arbeitslosen hatten demnach ein Recht auf eine bestimmte Höhe und Dauer der Zuwendung, nur daß sie dieses nicht persönlich verbrieft bekamen. Dies wurde nun beschnitten und wird weiterhin beschnitten werden. Aber andere, die genaugenommen ähnliche Zusagen vom Bund haben (Bundesobligationen usw.), werden niemals beschnitten. Zinsen werden immer in vollem Maße ausbezahlt, alles andere wird nach Bedarf gestutzt.

Wieso wird z.B. hier im Forum auf die Beschränkung und Armut als Tugend hingewiesen? Das kapitalistische System zweigt - je nach Betrachtungsmodell - bis zu 90 Prozent unserer Leistung ab und führt sie via Zins den Kapitalhaltern zu.

Die Natur kennt als Regel keinen Mangel, sondern Überfluss. Mangel ist nur die Ausnahme z.B. durch Dürren. Nur der Mensch ist mittels des Systems 'Mangel' geknechtet und das Mangelsystem wird uns auch noch als tugendhaft verkauft. Mittlerweile weiß man, daß unsere Vorfahren z.B. in der Jungsteinzeit nicht Tag und Nacht auf Beerensuche oder der Jagd waren, sondern sehr viel Müssiggang hatten. Ähnlich z.B. den Löwen, die tagelang mit ihrem Nachwuchs rumbalgen können. Entsprechend war wohl die Situation im frühen Mittelalter, wo es auch kein Zinssystem gab. Sogar der einfache Handwerker konnte sich wochenlange Hochzeitsgelage leisten und seine - wohl ähnlich situierten - Gäste konnten sich auch mehr als ein Wochenende freinehmen um mitzufeiern.

Man sollte das Übel schon da benennen, wo es ist und sich nicht mit den Huren der Machthaber, den Politikern oder Medien, einlassen. Zu leicht zieht man sich dann schwer zu bekämpfende Krankheiten zu.

Viele Grüsse
Hinterbänkler


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