Re: Sprachverhunzung á la carte

Geschrieben von Röde Orm am 11. Januar 2005 21:45:45:

Als Antwort auf: Sprachverhunzung á la carte geschrieben von Badland Warrior am 11. Januar 2005 21:15:46:

Hallo Badland

>Wie neue Begriffe eingeführt werden, oder alte umgefälscht werden, sehen wir an der Politik.
>Früher bedeutete eine Diät, dass jemand abnehmen wollte. Heute ist eine Diät ein Abgeordnetengehalt, das so schon unverschämt hoch ist, und immer weiter hochgesetzt wird.

Sind sie wirklich so unverschämt hoch? Die Elite in der Wirtschaft erhalten ein Vielfaches. Wie können Menschen Motivation finden in die Politik einzusteigen? Macht kann es nicht unbedingt sein, denn diese haben sie auch in Konzernen. Geltungssucht? Möglich, aber auch diese Befriedigung finden sie in Unternehmen. Ja wie motivieren wir GUTE Leute auf das Boot Politik zu steigen? Mit Diäten lässt sich das nicht erreichen, im Gegenteil, Nebeneinkünfte werden angestrebt, die ihre volle Aufmerksamkeit für die Politik beeinträchtigen.

Ich wäre dafür, wenn die Diäten noch viel größer ausfallen, jedoch nicht um Neider auf den Plan zu rufen, sondern die Besten anzusprechen und zu erreichen. Wenn ich mir die Verantwortung der Politiker anschaue, zudem noch die unglaublich langen Arbeitszeiten, sind Politiker völlig unterbezahlt. Nebeneinkünfte darf es dann natürlich nicht mehr geben. Die Gehälter müssen jedem zugänglich sein.

>Ebenso nett ist das Unwort Entsorgungspark. Das klingt nach einer idyllischen Parklandschaft, wo man seine Sorgen los wird. In Wirklichkeit sind das Stollen aus Salz, äußerst einbruchempfindlich (vom Wasser her), in denen Atommüll end- oder zwischengelagert wird. So etwa für die nächsten 10.000 Jahre. Da machen die Politiker sich keine Sorgen drum, ebenso wie die Atomverantwortlichen. Die sind dann ja schon nicht mehr da...

Das sind Fehler der Vergangenheit und Gegenwart. Es wurde halt nicht auf innovative Energieformen gesetzt, meist sogar bewusst. Das rächt sich jetzt und die Folgen sind noch nicht absehbar.

>Oder das Wort ethnische Säuberung. Das klingt wie ein ganzes hygienebewusstes Volk, das Wert auf Sauberkeit legt. Bedeutet aber Massaker, Völkermord, Ausrottung, Greuel. Schön umschrieben. Man hat dann ja den Landstrich, das Dorf die Stadt gesäubert von missliebigen Mitmenschen.

Stimmt, das Wort ist widerlich.

>Ein absolut unübertroffenes Wort war aber und ist es immer noch, was Hans-Olaf Henkell vorbrachte, ja, genau dieser Dinosaurier der Technokratie. Er sprach von "Sozialmüll". Sozialmüll, das sind all jene Leute, die durch die Unternehmenspolitik von Leuten wie Seinesgleichen arbeitslos wurden, oder die man nirgends mehr reinlässt. Er hat da auch gleich einen tollen Vorschlag gemacht, wie man das Problem entsorgen kann. Nicht in Entsorgungsparks, nein: Durch "sozialverträgliches Frühableben". Erst Leute rauswerfen und dann als Unmenschen abstempeln. Das zeigt, wes Geistes kind er ist. Pfui, Hans-Olaf!
>Wie man aber Arbeitsplätze, die sonst überall als Totschlagargument für jeden noch so haarsträubenden Unfug herhalten müssen, schafft, dazu hat er keine Idee. Es sind ja auch keine Menschen, sondern nur "Sozialmüll". Fragt sich nur, ob den Herrn Henkell nicht mal jemand sozialverträglich entsorgt. Vielleicht eine aufgebrachte Menschenmenge während der bevorstehenden Unruhen. die dann "säubern" wollen, allerdings dann wohl weniger mit Feudel und Spüli.

Dieser Vorschlag war mir bislang unbekannt. Hast Du eine Quelle?

>Ein wunderschönes Wort ist auch "Nullwachstum" oder gar "Minuswachstum". Geht es nicht vorwärts, geht es wenigstens abwärts. Auf jeden Fall ist Bewegung drin. Erinnert ein wenig an das Wort "Frontbegradigung" für Rückzug.
>Doch jede Schönrednerei kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie es wirklich aussieht. Wie sagte schon unser Ex-Bundeskanzler Hohl: "Wichtig ist, was hinten rauskommt." Und das stinkt meist zum Himmel.

Der Fisch fängt am Kopf an zu stinken:-)

Gruß
Röde




Antworten: