Re: Antwort an Detlef wg. China und mehr

Geschrieben von detlef am 05. Januar 2005 13:26:56:

Als Antwort auf: Antwort an Detlef wg. China und mehr geschrieben von Badland Warrior am 05. Januar 2005 00:30:19:

hallo bad,

>D.: Wenn man in nordamerikanischen foren liest, kommt der eindruck hoch, dass die usa von der hochfinanz in eine "no win" situation gebracht wurden.
>B.: Weshalb sollte die „Hochfinanz“, übrigens ein typisches Wort aus der VT-Szene, ihren eigenen Brückenkopf absichtlich in solche Schwierigkeiten bringen sollen? Abgesehen davon, dass Bush selbst zur „Hochfinanz“ gehört, weil er ein Tycoon ist, ein Ölmagnat.

natuerlich gehoert bush auch zur hochfinanz. (uebrigens war das frueher ein ganz normales sachliches wort, und als solches benutze ich es) auch ist bush nicht ein sinonym fuer usa.

>Morgan Stanley usw. haben ja auch Probleme (was wurde eigentlich aus der Verkalkulierung bei den Derivaten?) Die gehören auch zur „Hochfinanz“. Ich glaube nicht an VTs, es sei denn, bez. Barschel, Dutroux, Diana und Johannes Paul dem I. Naja, und Rohwedder. Aber dann alles im kleinen und sehr überschaubaren Rahmen. Das sind jetzt MEINUNGEN. Die kann ich nicht untermauern.

ich glaube auch nicht daran, aber ich glaube an die existenz von verschiedenen interessen und prioritaeten. und daran, dass nicht jeder reiche seine handlungsziele veroeffentlicht. daraus koennen dann leicht "VTs" gestrickt werden.

>... Aber: Befinden sich nicht alle Länder in einer „no win“-Situation?

nein! nur zwei beispiele: china hat die freiheit, sich den gegner fuer den kuenftigen krieg frei auszusuchen.
brasilien (eine noch stark unterschaetzte grossmacht) hat die wahl, sich ganz herauszuhalten, und spaeter als "wirtschaftssieger" dazustehen. es gibt noch mehr.

> D.: um den dollar, und damit den american way of life, so lange wie moeglich zu erhalten, muss bush den moment, wo der dollar als leitwaehrung abgeloest wird, um jeden preis hinauszoegern. genau das tut er.
>B.: Nur, wirklich effektiv ist das ja nicht. Erinnert mich an irgendwelche Cartoons, wo eine Zeichentrickfigur auf einem Ast über einem Canyon sitzt. Der Ast bricht weg. Die Figur macht noch hektische Rennbewegungen zur Klippe und saust dann nach unten. Nur ist die Realität nicht so lustig, was das betrifft. Aber um jeden Preis zu versuchen, oben zu bleiben, ist typisch menschlich.

von effektiv war bei mir nicht die rede, sondern von dem sachzwang zu versuchen.

>>B.: ...Zumindest sehe ich keinen Zusammenhang mit der damaligen Tatsache und dem jetzigen Anheuern von Söldnern.
>D.: da haben die yankies eben nur daran gedacht, dass ihre infanterie nicht besonders gut ist. ich beschaeftige mich mit dem jetzigen krieg. wenn der nicht angefangen worden waere, haette saddam oel gegen euro verkauft. das waere das definitive aus fuer den dollar/die usa gewesen.
>B.: Mag sein. Das Erste kann sehr gut sein. Das Problem war aber auch, unter anderem, dass Saddam die sogenannten Palästinenser unterstützt hat, und auch weiterhin Tausende von Oppositionellen massakrieren ließ. Es wird gern vergessen, dass man geheime Gefängnisse entdeckt hat, und auch massengräber.

die palestinenser sind nebensache. und wieviel opositionelle in den ehemaligen ciagefaengnissen gefoltert wurden, war den amis vollkommen egal.
vergiss nicht, dass saddam von den usa an die macht gebracht wurde, dort jahrzehntelang unterstuetzt wurde, der wurde angegriffen, als er die "seiten wechseln" wollte.

>...Abgesehen davon hatte Saddam gerade einen Deal mit den Russen am Laufen, wenn ich mich recht erinnere. Das müsste irgendwo im Archiv des Prophezeiungsforums stehen. Dass er egegen Euro abrechnen wollte, kann auch sein. Ich frage mich nur, in welcher Währung er den Deal mit den Russen da am Abwickeln war. Die dürften übrigens auch nicht erfreut gewesen sein über das, was später ablief.

aha! da kommen wir uns naeher...

>>D.: derselbe sachzwang, der sie jetzt zwingt, fuer teures geld soeldner (pardon: contraktoren) anzuheuern, die als besatzungstruppen den irak sichern sollen, wenn der angriff auf iran unumgaenglich wird.
>>B.: Kannst du das bitte näher ausführen?
>D.: nun, der iran ist dabei eine oel-boerse einzurichten, wo oel gegen euro gehandelt werden soll. daran muss bush den iran hindern. also angriff. da die aktiven truppen der usa aber nicht ausreichen, werden hilfstruppen fuer die besetzung des irak angeworben, damit die kampftruppen fuer den angriff frei werden.
>B.: Wäre das nicht eher eine Sache, die die OPEC oder der moslemische Teil davon anleiern würde?

warum sollten sie? (oder glaubst du, dass die zufrieden sind, dass sie jetzt 20% mehr petrodollars fuer einen mercedes geben muessen?)

>... Nehme nicht an, dass Bush so blöd ist, mehr als die Hälfte der OPEC vor den Kopf zu stoßen. Aber die Begründung, weshalb er sich dann Kontraktoren anheuern muss, ist überzeugend.

das nenn ich sachzwaenge! wenn er etwas tun muss, von dem er weiss, dasss es ihm an anderer stelle schadet.

>Afghanistan:
>D.: unterschiedliche voelker stimmt. unterschiedliche sprachen stimmt halb. da alle ausser ihrem dialekt auch hocharabisch sprechen. unterschiedliche religionen stimmt definitiv nicht. (es sei denn, du willst einen unterschied zwischen sunniten und schiiten machen.)
>B.: Du wirst dich wundern: Durch Afghanistan ist immer schon alles Mögliche gekommen. Es gab da auch mal Buddhisten, Hindus, Christen, Juden, Zoroastrier usw. Von denen sind wohl nur noch ganz wenige übrig. Lingua franca dürfte weniger Arabisch sein, sondern Paschto, die Sprache der Paschtunen. Und da sind wir bei dem Punkt: Die Paschtunen sind weit verbreitet, es gibt da aber wohl auch untereinander Parteiungen. Macht aber nichts, da die Paschtunen seit jeher ein Kriegervolk waren und das auf die Art gelöst haben. Es gibt dann aber auch noch Aseris, Iraner, Turkvölker, Usbeken, Tadschiken, usw. usf. Und die Reibereien zwischen den Sunniten, Schiiten und Wahhabiten. Während die normalen Afghanis, die keine Restbestände anderer Religionen angehören, eher sunnitisch sein dürften, und die jenigen, die an der iranischen Grenze wohnen, schiitisch, sind die Taliban und Al Qaeda Wahhabiten, und die hassen alle anderen, zuvörderst die andersgläubigen Moslems in Reichweite, aber ganz besonders natürlich alle Nichtmuselmänner.

und warum das ganze? nur, weil die von der cia gegruendeten taliban so undankbar wurden, ihren eigenen vorteil ueber den ihres "paten" zu stellen...

>Und um das nicht zu vergessen, gibt es außer dieser Parteiungen auch noch die Warlords und Opiumbarone, oft in Personalunion, welche sich gegenseitig beharken, und mittendrin Familien (damit meine ich Clans und Großfamilien) die in Blutfehde stehen. Ganz unten hast du die verarmten Bauern, denen nichts übrig bleibt, als Drogen anzubauen, weil die nicht soviel Pflege brauchen, wie Getreide, weil die Getreidepreise ohnehin kaputt gemacht wurden durch massive Getreideimporte aus den Industrienationen. Und von irgendwas will der analphabetische Ali Baba mits einen 12 Kindern auch leben. Auch, wenn es ethisch daneben ist. Wobei – nebenbei bemerkt – der Heroinhandel (aus Mohn wird Opium, aus Opium wird Heroin) wiederum hauptsächlich den Westen schädigt.

... aber andererseits unverzichtbar fuer die finanzierung des geheimdienstes einer weltmacht ist...

>>...Eine ähnliche Sache gab es schon einmal, ist aber etwas länger her: Hassan i Sabbah hat so ähnlich gehandelt. Das war der Führer der Assassinen.
>D.: allerdings war der alte vom berge kein oelmillionaer, so wie der ben laden
>B.: Bin Laden hat ja nicht nur im Ölgeschäft seine dreckigen Finger drin gehabt, sondern so ziemlich in allem. Was den Alten vom Berge angeht, habe ich keine Ahnung, wie der sich finanziert hat, wäre aber mal eine Frage an Swissman, falls der hier mal reinschaut.

nach dem, was ich ueber ihn gelesen habe, durch erpressungen der herrscherhaeuser im ganzen islamischen raum.

>...die mestizen und die indianer koennen sich nicht riechen...
>B.: Klingt realistisch. Was ich nicht verstehe ist, weshalb die Mestizen und die Indianer sich nicht ausstehen können. Die Übergänge müssten doch relativ fließend sein, oder ist es tatsächlich so, dass es wildlebende Indios gibt, die nur ganz selten mal in Kontakt mit den anderen kommen, und die Mestizen sind sozusagen „Weiße zweiter Klasse“, die von den Weißen zwar gezeugt aber nicht als gleichberechtigt betrachtet werden, und die brauchen Prügelknaben, auf die sie herunterblicken können?

in den meisten laendern hier hast du 50 bis 60 prozent reine indios, eine mestizenschicht von ca. 30 bis 40% und den rest reine europaeer als oberschicht.
in paraguay haben wir ca. 80% mestizen, die auch groesstenteils die oberschicht stellen. (diese mestizen sind ueberwiegend europaeer mit guarani volk). die rund 15% reinen indios gehoeren anderen voelkern an. daher die spannungen.
(auch wenn es hier im land kaum noch "wild" lebende gibt)

>USA:
>>B.: Da wage ich, zu widersprechen. Schließlich ist durch die Lösung vom Goldstandard die Währung auf nichts gebaut. Immer mehr länder handeln in Euro. Die Qualität der amerikanischen Produkte, außer vielleicht Zippo, lassen zu wünschen übrig. Sie werden immer mieser, es wird immer mehr Geld verballert für Kriege, und der Bedarf zur Schuldendeckung wird immer höher, obwohl er faktisch nicht vorhanden ist. Die können nicht beliebig viel Geld drucken. Hinzu kommt die Zinsfalle. Es wird übrigens laut über eine Währungsreform nachgedacht. Sowas macht man nicht aus Langeweile, denke ich. Du magst da anderer Meinung sein, aber die USA sind nicht mehr der Wirtschaftsriese, der sie einst mal waren. Die fast panikartigen Aufkäufe aller möglichen europäischen Firmen, auch hier in Deutschland, können sich jedenfalls so deuten lassen, dass sie soviel Kapital wie möglich brauchen, um jeden Preis, auch, weil sie ein Loch ohne Boden haben, und ihnen die Felle wegschwimmen.
>D.: denk diesen gedanken weiter, bis zum ende: die hochfinanz kauft europaeische firmen. (sachwerte) sie bezahlen mit wertlosen (weil ungedeckten) dollars. die europaeer haben statt der sachwerte noch mehr wertlose dollars...
>btw: wusstest du, dass der amerikanische staat nicht fuer die dollars haftet? die federal reserve bank ein privatunternehmen ist?
>>... Tecumseh ist unser Wirtschaftsfachmann. Vielleicht kann der das aufklären. Ich kann mich natürlich auch irren mit meiner deutung der Zusammenhänge.
>na hoffentlich klinkt er sich hier ein.

hoffentlich macht er nochmal einen neuen ansatz, nachdem er unsere postings gelesen hat.

>China und Russland:
>>...Wenn sie Europa angriffen, hätten die den Chinesen am Hacken, der Territorium braucht.
>D.: was die chinesen in suedost asien auch finden koennen, falls sie sich mit den russen wirklich einig sein sollten.
>B.: Oder die Russen wollen tatsächlich versuchen, hier was zu gewinnen, und hinterrücks klauen die Chinesen denen den Stuhl unterm Hintern weg, sprich große Teile Russlands. Das könnte den Russen auch nicht gefallen. Während Südostasien gut gefüllt ist mit Leuten gibt es in Ostrussland riesige menschenleere Gebiete mit Rohstoffen, bewirtschaftbar und alles. Da schlecken die Chinamänner sich doch bestimmt die Essstäbchen nach.

die chinesen haben noch eine option: sie gehen erstmal mit russland zusammen, um spaeter, nachdem sie sich nach ost und sued ausgedehnt haben, ueber die dann geschwaechten russen herfallen...

>>...China könnte die USA angreifen. Das wäre Selbstmord, es sei denn, die USA wären durch innere unruhen oder eine gewaltige Naturkatastrophe handlungsunfähig.
>D.: oder die usa haetten auch den letzten rest ihrer truppen irgendwo neben einer oelquelle stehen.
>B.: du vergisst die nukleare Option. Denk an Luftwaffe und „begrenzte nukleare Schläge“, nicht nur Reagandoktrin, sondern anscheinend auch vom Bushmann angedacht.

china - usa. wo wird die oeffentliche meinung wohl zuerst einen austausch nuklearer schlaege beenden?

>D.: es wuerde schon ausreichen, wenn die inder pakistan, bangladesh und afganistan unter ihre gewalt bringen wuerden.(alles laender, auf die sie mehr oder weniger offen anspruch erheben) dann haetten sie russland und china den bauch gedeckt.
>B.: Soweit ich weiß, waren die Einzigen, die es wirklich mal schafften, Afghanistan zu erobern, die Griechen. Bei den Mongolen weiß ich es nicht.

und die europaeischen spezialtruppen, die fuer die amerikaner die "bodenarbeit" verrichteten...

>Wie dem auch sei: Alles ziemlich verflochten und chaotisch.

was sollte man anderes erwarten, von einem system mit so vielen variablen?

gruss,detlef
http://fc1.parsimony.net/user355/cowboy.gif


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