Re: Das gibt dereinst noch heftig was auf's M...

Geschrieben von Taurec am 02. Oktober 2005 16:56:27:

Als Antwort auf: Re: Es gibt kein Problem das nicht lösbar wäre geschrieben von BBouvier am 02. Oktober 2005 14:39:30:

Hallo!

Aus Sicht eines Großstädters, der zudem noch relativer Einzelgänger ist, ergeben sich schwerwiegende Probleme.

Hierzulande treten über 80 Millionen einander auf die Füße (>80.000.000!!!). Die meisten leben in Städten oder viel zu großen Ortschaften, um solche Gemeinschaften aufzubauen. Man kennt einander nicht einmal. Höchstens vom Sehen im Treppenhaus oder dem örtlichen Supermarkt. Somit ist jeder auf sich selbst zurückgeworfen und auf die Familie, die sich vielerorts aber zusehends zersetzt. Mit anderen binden einen häufig nur lockere Kameradschaften, die sich über Äußerlichkeiten definieren (gleicher Musikgeschmack, Arbeitskollegen, Anhänger desselben Fußballvereins, Mitglieder irgendeiner Subkultur, etc.). Es gibt keinen inneren Zusammenhalt. Wenn man sich aus den Augen verliert, war's das halt. Unter den Menschen, mit denen ich in meiner Umgebung regelmäßig Kontakt pflege, sind bestenfalls zwei, die sich tiefere Gedanken machen über den Zustand der Welt und die Zukunft, die uns blüht, der Masse denkerisch etwas voraus sind. Aber das weiß ich auch nur, weil mich mit dem einen seit mehreren Jahren eine Freundschaft verbindet. Wer so denkt, hält sich mit seiner Meinung in der Regel zurück, da er sich von seinen Mitmenschen diesbezüglich nicht allzuviel Resonanz verspricht oder bekommen hat. Dementsprechend steht jeder alleine da. Die gesellschaftlichen Gräben sind einfach zu breit. Ein Hoch auf die Weltstadt und Zivilisation. Einzelgänger kommen hier unter die Räder. Man kommt nicht umhin, sich ländlich zu orientieren.

Ich bezweifle aber, daß Versuche über dieses Forum oder das Internet allgemein, ein Netzwerk aufzubauen mit dem Ziel einer Dorfgemeinschaft, erfolgstragend sind, da zum einen die räumlichen Distanzen viel zu groß sind und es zum anderen auch zwischen diesen Menschen, selbst wenn sie ein gemeinsames Ziel haben, nicht diese tiefe Vertrautheit gibt, die entsteht, wenn man lange Zeit zusammenlebt, und die meines Erachtens unentbehrlich ist. Ich denke, die Überlebenchancen sind am größten, wenn man aufeinander eingeschworen ist und sich schon jahrelang auf den Ernstfall vorbereitet hat. Das zu tun, bedürfte einer Änderung des Lebensstils, der Lebensplanung, die vorzunehmen die wenigsten den Mut aufbringen, weil die Unsicherheit über den Zeitrahmen und die Schwere des Zusammenbruchs zu groß ist. Stattdessen versucht man zweigleisig zu fahren, um seine gesellschaftliche Rolle aufrechtzuerhalten, indem man sich in seiner Freizeit vorbereitet und beispielsweise Nahrungsvorräte anlegt und Fluchtziele ausfindig macht mit dem Effekt, daß man zur Zusammenbruchszeit als vergleichsweise Fremder ohne allzugroßer praktischer Erfahrung des Landlebens anreist.
Wenn man zudem noch durch sein Naturell Einzelgänger ist und sich in eine fremde Gemeinschaft nicht eingliedern will oder kann, ist man schnell verratzt.
Der letzte Weg führt daher wohl über die Familie. Blut ist dicker als Wasser. Am besten wäre es, wenn Verwandte einen Hof in einer abgelegenen ländlichen Gegend besäßen, auf den man die Vorbereitungen konzentrieren könnte. Als Familienmitglied wäre es leichter, sich in die dortige Dorfgemeinschaft einzugliedern, da man als Familienmitglied kein völlig Fremder ist. Aber wer hat das schon?
Mit Erschrecken mußte ich feststellen, daß für mich persönlich bestenfalls zwei zweifelhafte Möglichkeiten in Frage kämen. Mein Onkel wohnt seit ein paar Jahren im Vorort einer bayerischen Kleinstadt. Seine Bank nennt dort eine Doppelhaushälfte ihr Eigen. Die andere Möglichkeit wären mein Großonkel und -tante, die einen ehemaligen Bauernhof irgendwo im bayerischen Alpenvorland besitzen. Allerdings ist der Kontakt dorthin schon ziemlich eingeschlafen.

Gruß
Taurec


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