Re: Historische Zwangsläufigkeit

Geschrieben von Röde Orm am 19. Dezember 2004 19:31:28:

Als Antwort auf: Historische Zwangsläufigkeit geschrieben von Badland Warrior am 19. Dezember 2004 18:07:47:

Was Baddy, Du willst uns schon wieder verlassen?

Du bringst hier Ansätze herein, über die wir uns mal austauschen sollten, denn die Zukunft wird auch durch die Umstände bestimmt. Das ist geschichtlicher Fakt, der sich so nicht wegdiskutieren lässt. Wer die Geschichte nicht versteht, wird die gleichen Fehler wieder und wieder begehen. Es ist nicht schwer geschichtliche Vergleiche mit der momentanen Situation zu ziehen.

Ich möchte ein kleines Beispiel bringen, was im richtigen Konsens durchaus vergleichbar ist. Den Juden wurden damals im Dritten Reich viele Bürden auferlegt. Beschneidungen in Bildung, Berufsausübung, später Räumung von Wohnungen, Angriffe auf die Persönlichkeit. Sehr (zu) viele hielten still, blieben in Deutschland, glaubten, es wird schon nicht schlimmer, oder schlimmer kann es nicht werden. Sie lebten in ihrer Gegenwart, verschlossen ihren Blick auf die Bedrohung. Das Ergebnis kennen wir. Auch möchte ich auf eine Prophezeiung von Katharina aus dem Ötztal aufmerksam machen, die sinngemäß sagte: Die Leute meinen, es wird nicht schlimmer. Es geht aber immer weiter bergab, viel länger als die Leute glauben. Dann plötzlich brichts!

Ich sehe es so, dass der schleichende Prozess weitergeht, es sei denn, ein Dynamo wird noch zusätzlich aktiv, z.B. Bombenangriff auf die Wall Street, Knall in und um Israel, Revolution oder Putsch in bestimmten Ländern (Russland), Naturkatastrophen wie Erdbeben in Kalifornien usw.

Niemand kennt die Zeit, jeder hält es für möglich, aber die Auseinandersetzung damit passt nun einmal nicht mit dem Alltäglichen. Auch ich kann mich nicht jeden Tag damit auseinandersetzen, denn wie schrieb ich einmal: Wenn man sich nur und unentwegt mit dem Thema beschäftigt, vergisst man die Gegenwart. Denn ist man nämlich schon tot und wandelt als Zombie (lebender Toter) durch die Gegend.

Es ist nicht, dass man den Blick vor der Realität verschließt, aber es gibt auch eine andere Realität wie Familie und Arbeit. Davor darf man sich auch nicht verschließen. Also versucht man entweder den Drahtseilakt alles unter einem Hut zu bekommen, oder man klammert ein Ding aus.

Ich versuche weiterhin meinen Job so gut wie möglich auszuüben, denn er sichert mir JETZT die Existenz. Ich versuche meine sozialen Kontakte wie Freunde und Familie aufrecht zu erhalten, denn das sind die Streicheleinheiten der Seele. Ich versuche mich aber auch mit dem „fast“ nicht Vorhersehbaren auseinander zu setzen. Das ist dann die globale Komponente. Meine Entscheidungen für mein Leben fälle ich erst einmal aus meinem kleinen Blickwinkel, verschließe jedoch nicht den Blick auch über den Horizont des Alltags zu schauen.

Ich erkenne Probleme in meinem Umfeld, bei Familie, Freunden. Unsere Gesellschaft befindet sich im Wandel. Jede Wandlung hat auch erst einmal mit Sorge zu tun. Das ist nur verständlich. Trotzdem lebe ich jetzt. Ich habe Wünsche, Ziele, Träume. Wofür lebt man sonst, das ist doch die Lebenswürze. Ich weiß, dass Du das ähnlich wenn nicht gleich siehst.

Heute träume ich wieder von einer schönen Beziehung, von einem Platz im Grünen. Heute träume ich, dass es meinen Kindern gut gehen wird, ohne Sorgen (damit meine ich nicht die Materiellen). Morgen können die Träume ausgeträumt sein, aber HEUTE träume ich sie. Wenn das Morgen mir eine andere Aufgabe stellt, werden neue Träume erwachen, z.B. satt zu sein, trocken zu schlafen... wer weiß. Meine jetzigen Wünsche, Ziele und Träume stehen im Widerspruch mit der globalen Realität bzw. Bedrohung. Das bringt einem logischer Weise in einen Zwiespalt, der häufiger aus meinen Texten zu entnehmen ist. Der Weg aus diesem Zwiespalt herauszukommen ist aber eine große Aufgabe, ein weiterer Schritt im Lernprozess des Lebens.

Bleibe ruhig noch ein bisschen, denn Deine Gedanken müssen nicht nur ausgesprochen werden, sondern man sollte auch darüber reden.

Viele Grüße
Röde




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