Re: Totalitarismus ist gescheitert
Geschrieben von Erntemond am 22. November 2004 09:38:23:
Als Antwort auf: Re: Totalitarismus ist gescheitert geschrieben von Stimme aus dem Nichts am 18. November 2004 08:22:
Ich schicke Dir auch ein freundliches „Hallo“!
Was soll denn dieses Kommentar?
Ein Kommentar ist ein Kommentar.
Ansonsten hat ja „dieses Kommentar“ seine Wirkung nicht verfehlt, erläuterte mir doch eine Stimme aus dem Nichts seine/ihre Sichtweise. Ich sehe das als Erfolg! :-)Ist es wirklich so schwer zu verstehen was Melchizedek sagen wollte?
Man sollte nicht davon ausgehen, dass sich alle Leser dieses Forums, nur weil sie sich mit dem Thema "Zukunft" beschäftigen, auf einer Bewusstseinsstufe stehen.
"Nimm Deine Weisheit nicht als Maßstab für die Weisheit des anderen – sonst fängst du von vorn an." (Japanisches Sprichwort)Fällt Dir selbst hierzu kein Beispiel aus der „Wirklichkeit“ ein? Warum sollten andere dir diese „Beispiele“ liefern?
Ich habe meine eigene Wirklichkeit, Du hast Deine eigene Wirklichkeit. Das nächste Mal werde ich ein "Ironie an" – "Ironie aus" davor setzen, damit Du Dich nicht angesprochen fühlen musst. ;-)Melchizedek wollte lediglich sagen, dass politische oder religiöse Ideologien die Menschen spalten und zerstören. Hinter dem Bedürfnis sich einer Ideologie, einer Sache, einer Gruppe, einer Idee, einem Guru zu verschreiben, steht das menschliche Verlangen nach Abhängigkeit, sich auf eine Person verlassen zu können, an einen Glauben, an Ideen und Konzepte zu binden.
Wir sind von Geburt an schon abgespalten/getrennt von unserer eigentlichen (Wesens-)Art. Die Politik, die Religion, die verschiedenen Ideologien sind nur ein Ausdruck dieser Trennung auf den angesprochenen Ebenen, während die Trennung sich durch alle Ebenen durchzieht und sich erst heilen kann, wenn man mal mit einer Ebene angefangen hat.
Hinter dem Bedürfnis, sich einer Ideologie, einer Sache, einem Guru oder sonst etwas anzuschließen, steht nicht das menschliche Verlangen nach der Abhängigkeit. Es ist die Suche nach der Einheit, nach einem "sich wieder ganz fühlen wollen", das Streben nach "einer runden Sache", kurz: die Vollkommenheit. Eine Suche kann schnell in eine Sucht umschlagen, die Abhängigkeit entsteht somit zu einem späteren Zeitpunkt.Ideen sind das Zerstörerische, nicht die Tatsachen. Immer leben und bewegen wir uns mit Ideen. Unsere Handlungsweisen gründen auf Ideen. Ideen sind wichtiger geworden als die Handlung selbst.
Wir schaffen ständig neue Trends und leben sie nicht aus. Ich schiebe es mehr auf die Zeitqualität, es geht nun mal einiges schneller als noch vor zehn Jahren.
Eine Idee ist in seinem Ursprung weder gut noch schlecht, weder zerstörerisch noch aufbauend. Sie ist einfach da. Ideen sind Schöpfungen. Man sollte seine Gedanken unter Kontrolle haben und die Beweggründe seiner Motivation hinterfragen. Dann kann eigentlich nicht viel schief gehen. Wir alle haben einen Schöpfergeist und jeder muss damit lernen umzugehen.Wenn wir Werte geschaffen haben, die unseren Ideen entsprechen, handeln wir gemäß unseren Wertvorstellungen. Solch ein Geist sehr eingeschränkt; denn diese Werte werden vom Denken, von Bedürfnissen geschaffen. Deshalb ist solches Handeln immer eingeschränkt.
Für mich gibt es keinen allgemein verbindlichen Wert – für Nichts und Niemanden. Meine Werte sind sicher nicht Deine Werte, weil Du sicher auf ganz andere Dinge wert legst, die ich nicht mit Wert belege.
Das Herz äußert auch gerne seine Bedürfnisse. Wenn die Bedürfnisse aus dem Herzen entspringen –nicht aus dem Hirn! – kann das Handeln nicht eingeschränkt sein.Mir scheinen alle Ideologien äußert töricht zu sein.
Über das Für und Wider von Ideologien kann man dicke Bücher schreiben und das Thema findet nie ein Ende. Ich habe mit Ideologien nicht so große Probleme, vielleicht kommt es daher, dass ich Gott sei Dank noch nie einer (dogmatischen) Ideologie unterworfen war. Von einigen gesellschaftlichen Prägungen sollte man sich beizeiten befreien, ein eigenes Stück der eigenen Ideologie opfern, auch wenn es weh tut.Wichtig ist nicht eine Lebensphilosophie, sondern dass wir beobachten, was tatsächlich in unserem täglichen Leben geschieht – innen und außen.
So kann man sich auch die Welt anschauen und seine eigene Weltanschauung (Ideologie) bekommen. Man kann es dann schon wieder "Lebensphilosophie" nennen. :-)Wenn Du genau beobachtest, was vor sich geht und es prüfst, wirst Du sehen, dass alles auf einer verstandesmäßigen Vorstellung beruht.
Dem kann ich nur zum Teil zustimmen.Der Verstand umfasst aber nicht das Dasein in seinem ganzen Umfang…während wir uns mit seiner Ganzheit befassen müssen.
Da erzählst Du nichts Neues.Wenn man aufmerksam beobachtet, sieht man, dass in der ganzen Welt eine weit gehende Entartung um sich greift, nicht in irgendeiner bestimmten Sphäre sondern auf allen Gebieten menschlicher Tätigkeit, sowohl der individuellen als auch der kollektiven. Müssen Geist und Herz des Menschen entarten? Bloß gegen die Gesellschaft zu revoltieren, ist eine Art der Entartung; und die Norm der Gesellschaft anzunehmen und sicher der Schablone der Linken (z.B. Marxisten) oder Rechten (z. B. Verschwörungstheoretiker) oder des Zentrums (Kapitalisten) gleichzuschalten und anzupassen, ist auch eine Form der Entartung.
Wer bestimmt und bewertet, wann ein Geist und wann ein Herz "entartet" ist?
Man kann es m. E. den Menschen nicht zum Vorwurf machen, wenn sie sich religiösen Gemeinschaften anschließen oder in eine Partei eintreten. Wir sind alle auf der Suche und in einer Gruppe gibt es halt ein (vorgegaukeltes) Einheitsgefühl.
Der Verstand teilt gerne in Links, Rechts, Mitte, Marxist, Verschwörungstheoretiker und Kapitalist ein. Das Herz macht das nicht. Es sieht in erster Linie das Wesen "Mensch".
Wenn Du eine "weltweite Entartung" wahrnimmst, die um sich greift, gehe ich mal davon aus, dass Du einen bestimmten Wert in der Welt haben willst.Warum entarten wir? Warum geraten wir in Verfall, werden stumpf, gefühllos, unachtsam, unfähig etwas aufzunehmen? Warum stehen wir unter dem Zwang von Formeln, Ideen, Glaubenssätzen, Dogmen, von Schablonen althergebrachter Gedanken?
Ich fühle mich nicht entartet. Wir machen auf dieser Erde gerade eine Riesenentwicklung durch und auch wenn die Verantwortung groß und die gestellten Aufgaben nicht leicht sind, so bin ich doch froh, dabei sein zu dürfen.
Formeln, Ideen, Glaubenssätze, Dogmen Schablonen, das alles gibt dem Menschen einen Spielraum, in dem er sich selbst erfahren und selbst kennen lernen kann. Wird die Schablone zu klein für einen, so "entartet" man und geht einen Schritt in der Entwicklung weiter, hat seinen Horizont erweitert.
Menschen, die einen Werte-Verfall wahrnehmen, haben selbst keinen eigenen Wert (= Selbstwert) der auf eigene Erfahrung beruht (= Selbsterfahrung). Ein Mensch muss nicht "gefühllos" sein, nur weil er nicht mit jedem Thema, das für den anderen "ach so schrecklich" ist, in Resonanz geht. Nur weil mich einer übers Ohr haut, brauche ich nicht von mir aus den nächsten übers Ohr zu hauen. Zu sagen "die anderen machen das doch auch so" zeugt von den Schablonen, die Du angesprochen hast, von den althergebrachten Gedankengängen und von einem niederen Selbstwert. Wenn mir Unachtsamkeit erfährt, kann ich davon ausgehen, dass ich selbst unachtsam war. Die Beispielkette kann endlos fortgesetzt werden, wenn man nach dem Grundsatz "wie innen – so außen" lebt.Wenn wir sehr jung sind, hat der Geist einen gewissen Glanz, besitzt er Klarheit und Freimütigkeit; wir sehen die Dinge anders.
Und was hindert jemanden daran, dies wieder zum Leben zu erwecken? Sich von neuem einen aufrechten Geist zu erschaffen, Klarheit zu bekommen und offen zu sein? Der Geist verliert nicht an Glanz mit dem Erwachsenwerden. Die Schleier, die man lüften muss, um den Glanz erstrahlen lassen zu können (bzw. zu wollen) werden nur dichter. Wenn wir sehr jung sind, sehen wir mehr mit dem Herzen und sprechen auch eine ganz andere Sprache.Da ist noch ein Sinn für Revolte, ein Sinn dafür, die Dinge nicht hinzunehmen wie sie sind.
Wenn wir sehr jung sind, sind wir ehrlicher. Ein ehrliches "Ja" oder "Nein" im Erwachsenenalter zur rechten Zeit am rechten Ort wirkt Wunder. Dafür braucht man keinen Aufstand.
Man kann aber auch ganz ehrlich zugeben, dass man an den Dingen, so wie sie sind, nichts ändern will. Dieses (Ein-)Geständnis bringt einen weiter als sich ständig gegen Dinge aufzulehnen, die zu unserer Ablenkung geschaffen sind, um sich nicht selbst kennen lernen zu müssen.
In erster Linie beschäftigt sich die Spezies "Mensch" mit den Dingen, die es nicht haben will und wundert sich, dass genau die Dinge, die es nicht haben will, auf einmal ins Leben eintreten.Unordnung ist einer der Faktoren des Verfalls.
Aus unserem Blickwinkel betrachtet ist es sicher Chaos, aber senkrecht gedacht hat das alles schon so seine Ordnung. :-)Alle Meinungen sind verworren, darum darf ich keiner Meinung verhaftet sein, sondern muss die totale Struktur der Entartung sehen.
Redest Du von Deinen eigenen Meinungen oder von den Meinungen, die andere so von sich geben? Eine Meinung kann nur verworren erscheinen, wenn man seiner eigenen Meinung verhaftet ist. Meiner Meinung nach müssen wir sogar an Dingen haften, damit wir das Loslassen lernen können. Erst dann ist das Gefühl der Erleichterung, das kleine Stück gewonnener neuer Freiheit, erfahrbar und macht uns reif für größere Erfahrungen. Die eigene Entartung kann man daran gut nachvollziehen. Man lässt altes Vergehen und schafft dafür Platz für Neues, etwas, was dann besser zur neu entdeckten Art passt.Das ganze Gefüge der Entartung liegt in der egozentrischen Bestätigung… um den Verfall zu beenden, es nur mehr Unordnung, weitere Entartung schafft.
Dein Standpunkt wird für mich aus Deinem Posting leider nicht ersichtlich.
Findest Du diese "Entartung" jetzt schlimm und willst etwas dagegen tun? Siehst Du darin das Ende der Welt, den absoluten Niedergang, den Verlust unserer Zivilisation?
Oder empfindest Du diese "Entartung" positiv und siehst darin die Chance zum Wandel?Ich nehme keine Entartung auf dieser Welt wahr. Ich sehe eine notwendige Entwicklung, die einfach an der Zeit ist. Der eine macht sie schon vorab freiwillig durch, die anderen müssen früher oder später – mehr oder weniger freiwillig – nachziehen. Wenn Du auf die Probleme in dieser Welt anspielen willst: Sie sind nicht nur mit der linken Gehirnhälfte zu lösen.
Gruß
Erntemond