Re: Totalitarismus ist gescheitert

Geschrieben von Stimme aus dem Nichts am 18. November 2004 08:22:

Als Antwort auf: Re: Totalitarismus ist gescheitert geschrieben von Erntemond am 17. November 2004 17:02:13:

>*Der totale Anspruch von beiden Formen ist gescheitert. Die Arroganz nicht vom anderen System lernen zu wollen ist gescheitert. Beides sind Versuche gewesen aus denen man viel gelernt hat und das Scheitern besteht darin nicht wirksam lernen zu wollen.
>>Wirksam lernen zu wollen bezieht sich eben darauf seine eigene Weltanschauung der Wirklichkeit anpassen zu wollen und eben nicht das Umgekehrte von der Wirklichkeit zu fordern.

>Und bitte für alle, die mit ihrer eigenen Weltanschauung noch nicht wirksam aus der wirklichen Wirklichkeit gelernt haben, bitte noch ein Beispiel aus der Praxis! Danke! :-)

Was soll denn dieses Kommentar? Ist es wirklich so schwer zu verstehen was Melchizedek sagen wollte? Fällt dir selbst hierzu kein Beispiel aus der "Wirklichkeit" ein? Warum sollten andere dir diese "Beispiele" liefern?

Melchizedek wollte lediglich sagen, dass politische oder religiöse Ideologien die Menschen spalten und zerstören. Hinter dem Bedürfnis sich einer Ideologie, einer Sache, einer Gruppe, einer Idee, einem Guru zu verschreiben, steht das menschliche Verlangen nach Abhängigkeit, sich auf eine Person verlassen zu können, an einen Glauben, an Ideen und Konzepte zu binden.

Ideen sind das Zerstörerischte, nicht die Tatsachen. Immer leben und bewegen wir uns mit Ideen. Unsere Handlungsweisen gründen auf Ideen. Ideen sind wichtiger geworden als die Handlung selbst. Wenn wir Werte geschaffen haben, die unseren Ideen entsprechen, handeln wir gemäß unseren Wertvorstellungen. Solch ein Geist ist sehr eingeschränkt; denn diese Werte werden vom Denken, von Bedürfnissen geschaffen. Deshalb ist solches Handeln immer eingeschränkt.

Mir scheinen alle Ideologien äußerst töricht zu sein. Wichtig ist nicht eine Lebensphilosophie, sondern dass wir beobachten, was tatsächlich in unserem täglichen Leben geschieht - innen und außen. Wenn Du genau beobachtest, was vor sich geht und es prüfst, wirst Du sehen, dass alles auf einer verstandesmäßigen Vorstellung beruht. Der Verstand umfasst aber nicht das Dasein in seinem ganzen Umfang; er ist ein Stück davon, und Bruchstücke, wie klug sie auch zusammengesetzt sein mögen, wie ehrwürdig und traditionell sie auch sein mögen, sind nur ein geringer Teil des Lebens, während wir uns mit seiner Ganzheit befassen müssen.

Wenn man aufmerksam beobachtet, sieht man, dass in der ganzen Welt eine weit gehende Entartung um sich greift, nicht in irgendeiner bestimmten Sphäre sondern auf allen Gebieten menschliche Tätigkeit, sowohl der individuellen als auch der kollektiven. Müssen Geist und Herz des Menschen entarten? Bloß gegen die Gesellschaft zu revoltieren, ist eine Form der Entartung; und die Norm der Gesellschaft anzunehmen und sich der Schablone der Linken (z.B. Marxisten) oder Rechten (z.B. Verschwörungstheoretiker) oder des Zentrums (z.B. Kapitalisten) gleichzuschalten und anzupassen, ist auch eine Form der Entartung.

Warum entarten wir? Warum geraten wir in Verfall, werden stumpf, gefühllos, unachtsam, unfähig etwas aufzunehmen? Warum stehen wir unter dem Zwang von Formeln, Ideen, Glaubenssätzen, Dogmen, von Schablonen althergebrachter Gedanken? Wenn wir sehr jung sind, hat der Geist einen gewissen Glanz, besitzt er Klarheit und Freimütigkeit; wir sehen die Dinge anders. Da ist noch ein Sinn für Revolte, ein Sinn dafür, die Dinge nicht hinzunehmen wie sie sind. Unordnung ist einer der Faktoren des Verfalls. Alle Meinungen sind verworren; darum darf ich keiner Meinung verhaftet sein, sondern muss die totale Struktur der Entartung sehen. Das ganze Gefüge der Entartung liegt in der egozentrischen Betätigung des Menschen und ich sehe, dass wenn ich das Denken - mit seiner Klugheit, seinen Ideen, seiner Zielstrebigkeit, seinem Widerstand, seinen Fluchtversuchen - als ein Mittel benutzte, um den Verfall zu beenden, es nur mehr Unordnung, weitere Entartung schafft.



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