Auszug aus Delefs Link: "Erbe des Neandertalers"
Geschrieben von BBouvier am 29. April 2005 22:40:41:
Lassen Sie uns ein Gedankenspiel machen.
Was kann Überleben im Crash bedeuten?
Wie verändert sich das Leben, wenn im Umfeld Chaos ausbricht? Wie würden Menschen versuchen zu überleben?
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Es ist nützlich, sich mehr als nur durch abstrakte Überlegungen und Begriffshülsen zu vergegenwärtigen was eines nicht allzu fernen Tages tatsächlich aktuell werden könnte. Nur wer weiß, wohin die Reise gehen könnte, kann sich, wenn es soweit ist, darauf vorbereiten.*
Arche Noah
Je weiter man von einer Großstadt entfernt ist,
desto sicherer wird man zunächst sein. Das Leben wird zwar auch auf dem Lande gefährlich. Aber es gibt nicht so viele Menschen.
Organisierte Banden kommen nicht so leicht hierher – besonders, wenn es kaum mehr Treibstoff gibt. Man kann sich besser verstecken. Es gibt eher Möglichkeiten zur Selbstversorgung.
Diese ist überlebensentscheidend, denn Vorratshaltung ist immer nur eine kurz- bis mittelfristige Übergangslösung. Nur wenige Lebensmittel sind langfristig haltbar. Hat man sich aber nicht lange im Voraus mit Vorräten versorgt, kann man gar keine mehr anlegen, weil dann, wenn alle dies tun wollen, nichts mehr zu kriegen ist. Und wer in nennenswertem Umfang über Vorrate verfügt, muß sie erst noch sehr gut verstecken können – sonst wird er bei der erstbesten Gelegenheit ausgeplündert.
Wenn man längerfristig überleben will, muß man deshalb in der Lage sein, selbst Nahrung zu produzieren. Und je schwerer der Ort, wo dies geschieht, von außen zugänglich ist, desto höher ist die Chance, daß man unbehelligt bleibt.
Dicht besiedelte Gebiete sind von vornherein gefährlich, denn wo es keine Agrarflächen gibt, muß jede Kartoffel von weit her angekarrt werden – und wo es zu viele Menschen gibt, wird es am ehesten zu Lebensmittelverknappung, Hunger und Elend kommen.
Außerdem gibt es in der Stadt nicht nur Versorgungs-, sondern auch Entsorgungsprobleme. Es genügt bereits, daß der Abfall nicht mehr weggeschafft werden kann – und es dauert nicht lange, bis akute Gefahr von Epidemien droht. Am Anfang wird man die Nahrungsmittel rationieren. Die Menschen müssen lediglich den Gürtel enger schnallen. A
ber irgendeinmal dankt der Staat ab, der Nachschub versiegt. Dann geht es um Leben oder Sterben.
Wie bereits im vorangehenden Kapitel dargelegt, gibt es auch in Krisen- und Kriegsgebieten, manchmal mitten im Chaos, kleine Überlebensinseln, geschützte Zonen relativer Ruhe.
Aber für viele Menschen ist dort nicht Platz. Außerdem wird man sich nicht erst dann in eine solche zurückziehen können, wenn die Situation bereits chaotisch geworden ist. Entweder man hat rechtzeitig vorgesorgt, oder man wird von den Ereignissen überrollt werden und mit der Masse untergehen.
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Besinnung auf die Notwendigkeiten des Lebens
Angenommen, Sie wüßten von so einem Ort. Was braucht man, um allenfalls überleben zu können? Um das Gedankenspiel fortzuführen: Was würden Sie mitnehmen, wenn Sie sich zurückziehen müßten?
Es kann hier natürlich nicht darum gehen, eine ernstfalltaugliche Checkliste von Überlebensutensilien zu erstellen.
So schnell wird der Crash nicht erfolgen. Aber es ist interessant, sich bewußt zu machen, wie stark wir abhängig geworden sind von einer funktionierenden Infrastruktur – und wie wenig wir vorbereitet sind auf ein Leben ohne Luxus, Komfort und Versorgung.
Vorweg: Was Sie nicht brauchen, ist Ihr großes Farbfernsehgerät. Es wird zwar möglicherweise mit Solarstrom versorgt sein, so daß Sie es auch dort, wo Sie überleben wollen, betreiben können.
Aber bei der ersten Panne wird niemand zu finden sein, der Ihnen das Gerät repariert. Außerdem wird es bald einmal keine Sendungen mehr geben. Ein einfaches, robustes Radio – mit Solarzellen, versteht sich – macht da schon mehr Sinn. Den Computer lassen Sie ebenfalls am besten zu Hause. Dort, wo Sie hingehen, würden Sie ohnehin nicht viel mit ihm anfangen können.
Das Auto werden Sie zwar im Alltag auch nicht benötigen. Aber es kann nichts schaden, es in der Nähe – zusammen mit genügend Treibstoff – bereit zu halten für den Fall, daß Sie plötzlich in Gefahr geraten und flüchten müssen. Aber gut versteckt muß es sein. Sonst ist es weg, wenn Sie es benötigen.Es sind ganz andere, viel einfachere Dinge, die wichtig werden. Das erste und wichtigste ist Wasser, frisches, sauberes Wasser. Das ist schon die halbe Miete. Zweitens: Boden, um Eßbares anzupflanzen.
Saatgut sowie ein paar Hühner sind Gold wert, ebenso Gerät, um den Boden zu bewirtschaften – und ein gewisses Know-how, wie man das macht. Wer auch noch über einen gewissen Vorrat an Öl, Salz und Zucker verfügt, ist bereits ein Glückspilz.
Sie werden sich kleiden müssen. Und da kann es sein, daß nichts, was Sie in Ihrem Schrank finden, für das, was Sie vorhaben, geeignet ist.
Die Designerbluse und der Nadelstreifenanzug mögen zwar hübsch anzusehen sein, aber ob und wie lange Sie werden heizen können, steht in den Sternen. Sie brauchen deshalb warme, robuste und dauerhafte Klamotten.
Und Schuhe. Denken Sie vor allem an robustes Schuhwerk. Und nicht nur für zwei Monate. Gummistiefel sind übrigens nicht nur allwettertauglich, sondern auch besonders solide. Sie halten Jahre.
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Von Ihren wichtigsten Accessoires, dem Aktenköfferchen und der Damenhandtasche werden Sie sich nicht trennen können. Das wäre zuviel verlangt. Nehmen Sie sie halt als Andenken an frühere Zeiten mit – aber füllen Sie sie zumindest mit Dingen, die Sie wirklich brauchen: Zahnbürsten, Nähzeug Klebstoff, Messer, Scheren, und etwas, womit Sie Messer und Scheren schleifen können.
Denn es könnte länger dauern, bis Sie wieder irgendwo neues Gerät kaufen können.
Sie werden dringend etwas brauchen, womit Sie Feuer anzünden können. Aber das goldene Gasfeuerzeug brauchen Sie gar nicht erst mitzunehmen. Sie würden es bald einmal nicht mehr nachfüllen können.
Sie brauchen etwas handfestes und vor allem dauerhaftes. Zündhölzer sind eine prima Sache – aber nur, solange man hat.
Wie wär's mit einem Feuerstein?
Alsdann brauchen Sie Werkzeug, um Holz schlagen und bearbeiten zu können. An Ihrer einfachen Behausung wird es immer etwas zu zimmern geben. Wo Plastik fehlt, ist Holz allemal der Werkstoff der Wahl. Im übrigen brauchen Sie Brennholz zum Kochen und Wärmen. Und wenn es eben geht, nehmen Sie genügend Seife und Toilettenpapier mit.
Vor allem letzteres wird gerne vergessen. Dort, wo Sie überleben wollen, gibt es keine Zeitungen und möglicherweise auch keine Palmenblätter.
Überlebensgemeinschaften
Freunde und gute Nachbarn zu haben, wird dann entscheidend sein. Denn plötzlich zählt die Solidarität der Menschen vor Ort – und nicht diejenige in den virtuellen Räumen des Cyberspace.
Im engeren lokalen und regionalen Umfeld, und nicht bei den Antipoden, entscheidet sich, ob man genug zu essen und zu trinken hat – und ob man sich gegen eventuelle Überfälle schützen kann.
Wo mehrere Menschen in einer überschaubaren Gemeinschaft zusammenleben und zusammenhalten, erhöhen sich sofort die Chancen aller, zu überleben.
Man hilft sich gegenseitig. Schwierigere Probleme können gelöst, größere Vorhaben erfolgreich verwirklicht werden.
Wo das Wissen, die Ideen und das Know-how mehrerer Menschen zusammenkommen, findet sich fast immer eine Lösung. Was ein einzelner nie schaffen würde — gemeinsam kann man es erreichen.
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Es wäre eine Verschwendung von Zeit und Kraft, wenn jeder für sich allein sorgen würde. Der eine baut etwas Getreide an, der zweite Kartoffeln, der dritte vielleicht Gemüse. Man teilt, was man hat, denn man ist ohnehin wechselseitig aufeinander angewiesen.
Man wird immer wieder gemeinsam Rat halten, was zu tun und zu lassen ist. Aber man kommt ohne Hierarchie und Bürokratie aus. Koordination und Steuerung erfolgen durch direkten Dialog.
Nicht zuletzt im Hinblick auf gute Verständigung und Zusammenarbeit tun Sie gut daran, sich rechtzeitig nicht nur darüber Gedanken zu machen, wohin Sie sich zurückziehen könnten, sondern vor allem auch, mit wem.
Verbündete zu haben, ist das wichtigste. Und am besten gelingt das Projekt, wenn man es von Anfang an mit ihnen gemeinsam geplant hat.
Tauschhandel und Selbstverteidigung
Daß es dann noch eine intakte Industrie mit funktionierenden, internationalen Vertriebskanälen gibt, ist nicht anzunehmen. Banken und Versicherungen werden mangels Kunden ihre Büros ebenfalls geschlossen haben. Es ist sehr zu bezweifeln, daß Ihr Geld noch irgendeinen Wert besitzt.
Denn niemand kann ihn zuverlässig beziffern, niemand ist bereit für einen Fetzen Papier so wertvolle Dinge wie eine Handsäge, einen Feldstecher oder gar einen Sack Mehl herzugeben.
Hingegen werden, wo immer Kontakte mit anderen Überlebenden zustande kommen, Waren und Dienstleistungen getauscht werden. Einer weiß, wie man eine Wunde versorgt, der andere, wie man eine brauchbare Feuerstelle einrichtet. Einer hat etwas Käse anzubieten, der andere ein Stück Hammelfleisch. Flicke ich dir dein Fenster, gibst Du mir ein paar Kartoffeln.
Einer hat noch viel Mehl und einen Holzbackofen. Sie haben noch einiges an Zucker, aber seit Monaten kein Brot mehr gegessen. Sie glauben gar nicht, wie sehr Sie Brot vermissen können, wenn es keines gibt. Einfaches, gewöhnliches, trockenes Brot. Eine Delikatesse.
Und dann ist da noch die Gewissensfrage: Waffen – oder keine Waffen? Soll man sich verteidigen, wenn man überfallen wird? Oder gefährdet man sich gerade dadurch, daß man Waffen hat? Wird der Angreifer nicht provoziert, wenn er merkt, daß man sich verteidigen will und kann?
Und davon abgesehen: In einem Kampf riskiert man sein Leben. Sind die Überlebenschancen nicht eventuell höher, wenn man sich von vornherein kampflos ergibt und unterwirft? Auf diese Fragen gibt es letztlich keine allgemeingültigen, in jeder denkbaren Situation einzig richtigen Antworten.
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Man kann von vornherein mit einer Übermacht konfrontiert sein und sich tatsächlich besser gleich ergeben. Man kann mal Glück haben, und die Angreifer ziehen weiter, ohne allzu großen Schaden angerichtet zu haben. Aber im Normalfall gilt ein Prinzip, das da heißt:
Wer sich nicht wehrt, kommt unter die Räder. Die Erfahrung zeigt immer wieder: In Krisengebieten werden oft gerade unter der unbewaffneten Zivilbevölkerung Blutbäder angerichtet. Die Möglichkeit, sich zu verteidigen, ist und bleibt eine wichtige Voraussetzung für das Überleben im Crash.
Nicht zuletzt sprechen auch Sicherheitsgründe dafür, in einer Gemeinschaft zu leben. Es ist für jeden Angreifer schwieriger, eine Siedlung zu überfallen als eine einzelne Familie.
Und sogar wenn Sie nicht bewaffnet sind – er weiß es nicht. Er überlegt sich immer vorher, welche Risiken er eingehen will.
Je mehr Hürden man aufbaut, desto größer der Aufwand und die Risiken für jemanden, der Ihnen ans Leder will. Aber die perfekte Sicherheit gibt es nicht. Am Schluß hat man Glück oder Pech.
- Re: Auszug aus Delefs Link: "Erbe des Neandertalers" detlef 30.4.2005 07:11 (2)
- Re: Auszug aus Delefs Link: "Erbe des Neandertalers" Beobachter 30.4.2005 13:36 (1)
- Re: Auszug aus Delefs Link: "Erbe des Neandertalers" detlef 30.4.2005 15:27 (0)