Re: Die guten Armen und die bösen Reichen.

Geschrieben von Gänseblümchen am 11. Oktober 2005 23:55:48:

Als Antwort auf: Die guten Armen und die bösen Reichen. geschrieben von Guerrero am 11. Oktober 2005 19:29:08:

Hallo,

>Down Jones meint mit zuerst ich und die Familie,
>zuerst die Familie.
>Er als "ich" ist Mitglied der Familie.
>Und so seh ich das auch.
>Zuerst meine Familie.
>Also ich mit Frau und Kind.
>Das ist wohl richtig so.
>Oder sollte ich zuerst für das Kind einer anderen Familie sorgen,
>oder sollten dessen Eltern das tun?
>Und wenn sie es nicht können, so käme dieses Kind nicht vor meine Kinder.

Ja, das kann man so sachlich auslegen. Kann man. So klang es aber nicht. Und ich würde immer, absolut immer schreiben: erst mein Kind, dann mein Mann, dann ich. Das hat auch nichts mit Entscheidungsfindung zu tun, sondern direkt mit dem "sich sorgen". Ach übrigens Entscheidungsfindung: mit einem Matriarchat würde so manches besser laufen, weil das Denken naturgemäß viel mehr auf Schutz und Bewahrung statt Aggression und Eroberung ausgelegt ist (von Ausnahmen abgesehen).

>Und zu den "Armen" im Süden.
>In den 3. Ländern und 2. Ländern.
>Nicht wir Reiche aus dem Norden sind schuld.
>Lebe mal wie ich über 20 Jahre in solchen Ländern,
>dann erlebst du die hausgemachten Ursachen.

Tut mir leid; das sehe ich etwas anders. Erst haben wir sie jahrhundertelang durch Kolonisation, Sklaverei und "Herrenmenschendenken" klein gehalten, ihnen Zugang zu Bildung und Selbstständigkeit in jeder Hinsicht verwehrt und sie um ihre Reichtümer betrogen. Dann haben wir sie sich überschulden lassen, daß ihre Kinder und Kindeskinder und auch deren Kinder nie in der Lage sein werden, diesen Schuldenberg jemals abzutragen. Dann haben wir vor allem unsere eigenen Fehler exportiert, unsere Umweltverbrechen, unsere Laster, unsere materielle Gier. Wer, verdammt nochmal, hat in Kabul als erstes nach dem Fall der Taliban Coca-Cola und einschlägige Videos vertrieben anstelle Schulbüchern? (ach übrigens ist in Afghanistan die Opiumproduktion seit dem Fall der Taliban nicht etwa gesunken; im Gegenteil). Und wir haben versucht, ihnen unsere Kultur überzustülpen und tun dies immer noch, unabhängig davon, ob das für sie geeignet ist oder nicht. Vor allem die Kirche hat da ihre Aktie dran: Völker, die arm, hungrig, dumm und unaufgeklärt sind, finden eher den Weg zur Kirche und fangen nicht an, zu hinterfragen. Bei alledem heucheln wir uns selber allerorten noch was vor, besonders zur Weihnachtszeit. Und die Spenden für solche "karitativen" Geldsammler wie "Brot für die Welt" fließen prächtig; kann man ja auch wunderbar sein Gewissen mit beruhigen, sofern sich das zur Weihnachtszeit mal meldet. Diese Länder brauchen aber vor allem Hilfe zur Selbsthilfe und nicht die Weltbank im Nacken und den Zwang, die "zivilisierte" Welt kopieren zu müssen!

So gesehen sind Deine zwanzig Jahre nur eine Momentaufnahme.

Hausgemacht? Nur scheinbar. Warum sollen sie sich (leider) nicht die schlechten Eigenheiten der industrialisierten Welt zu eigen machen, samt Korruption, Vetternwirtschaft, Seilschaften oder wie immer man das nennen mag?

Freundliche Grüße
Gänseblümchen



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