Re: Krankenversicherung !!!...und ohne???
Geschrieben von Johannes am 21. Juli 2005 19:05:03:
Als Antwort auf: Re: krankenversicherung !!!...und ohne??? geschrieben von kasi am 21. Juli 2005 13:39:12:
> Hat einer von euch Erfahrung, wie es ist, ohne Krankenversicherung zu leben?
> Ich finde, wenn es um Selbstversorgung und autarkes Leben geht, sollte man
> auch mal diese Variante ins Auge fassen, oder?
Hallo Kasi,der Gedanke klingt zwar auf den ersten Blick interessant, erscheint mir aber im kleinen Rahmen nicht durchführbar.
Je mehr wir uns mit Selbstversorgung beschäftigen, desto mehr sehen wir, daß man gar nicht völlig autark sein kann. Man kann weitgehend seine Nahrung selbst anbauen, bei einem einfacheren Speiseplan auch vollständig. Aber die Geräte (ob Spaten oder Traktor), die beziehen wir von anderen, statt sie selbst zu schmieden. Und Fensterglas oder Nägel, wer stellt die selbst her?
Der Anfang der Autarkie ist leicht, je mehr man sie komplett umsetzen will, desto schwieriger wird es, weil der Aufwand entweder extrem hoch wird oder man auf vieles verzichten muß, was in einer großen Gemeinschaft (Staat) kein Problem wäre, da es eine sehr effektive Arbeitsteilung gibt (mit inzwischen falschen Schwerpunkten, aber das ist ein anderes Thema).
Bei der Gesundheit ist es etwas anders gelagert.
> Kennt jemand eine Site oder Möglichkeit, um Kosten für Behandlungen zu
> berechnen?Das greift zu kurz, denke ich. Wer alleinstehend ist oder auch verheiratet mit max. einem Kind, der wird ohne Krankenversicherung die nächsten Jahre in den meisten Fällen billiger hinkommen. Denn jetzt sind wir, die wir hier schreiben, in der Regel gesund und munter. Was aber, wenn wir einmal in Rente sind (kann ein Selbstversorger überhaupt so einfach in Rente gehen?) und die diversen Probleme und Wehwehchen kommen?
Ich sehe da zwei Lösungsansätze:
Bewußter Verzicht auf die Leistungen des modernen Gesundheitssystems. "Gegen alles ist ein Kraut gewachsen" - soweit die Naturmedizin reicht, kann man sich in einer Gruppe sicher gut helfen und ergänzen, aber der Hubschrauber nach einem Unfall, eine Herzoperation oder Dialyse, die sind nicht erreichbar. Wenn wir bereit sind, so zu leben, wie es sogar der größte Teil der Weltbevölkerung muß, so können wir die Selbstversorgung sicherlich auch im medizinischen Bereich erreichen.
Die hohen Kosten gerade im Alter hatte ich ja schon erwähnt, und deshalb halte ich eine einfache Kostenrechnung für unzureichend. Ich bin z.B. fast nie bei Arzt, da ich meist gesund bin. In den letzten 5, 6 Jahren je einmal HNO- und Hautarzt, ansonsten nur Zahnarzt. Ohne Versicherung hätte ich also sicherlich Geld gespart. Nur, ergibt das ein realistisches Bild, wenn ich die Vergangenheit hochrechne?
Wenn ich also auch beim Thema Gesundheit autark sein möchte, dann brauche ich eine größere Gruppe, in der Jung und Alt gemischt sind, und die Gruppe sollte das Ziel haben, langfristig zu bestehen, um sich gegenseitig unterstützen zu können. Die jetzt Jungen die jetzt Alten, später neuen Jungen die inzwischen alt gewordenen Mitglieder. Das letzte Beispiel ist eigentlich schon eine Art Versicherung, wie wir sie kennen, und das erscheint mir auch sinnvoll, denn bestimmte Risiken kann man nicht allein tragen, sondern nur gemeinsam. Dies alleine oder in der Familie zu verwirklichen, das geht nicht bzw. es geht nur dann, wenn wir entweder bereit sind, deutliche Einschränkungen in Kauf zu nehmen oder die "Versicherung" durch die Sozialhilfe wählen, daß also im Falle eines Falles schon der Staat eingreifen und uns helfen wird. Das kann aber nicht das Ziel von Selbstversorgung/Autarkie sei. Es ist schon gut, daß wir das haben, aber wenn wir autark sein wollen, dann sollten wir schon bestrebt sein, ohne Hilfe von Außen auszukommen, sondern das selbst (eben autark) zu lösen.
Für mich heißt das, weiter freiwillig in einer Ersatzkasse zu sein (als Selbständiger bin ich nicht versicherungspflichtig), wobei mich die Alternativen durchaus faszinieren. Es würde mich also interessieren, wie das andere machen bzw. was ihre Gründe sind. Die eben nicht nur sagen "Jetzt bin ich gesund und kann mir das Geld sparen", sondern die auf die eine oder andere Weise ein Konzept leben, das auf Dauer ausgerichtet ist. Wer hat da Ideen oder Erfahrungen?
Noch ein Hinweis zur gesetzlichen Versicherung: Wer jetzt austritt, der kann nur dann wieder rein, wenn er mindestens ein halbes Jahr durchgehend versicherungspflichtig beschäftigt ist. Diese Rückkehr geht aber nur bis zu einem bestimmten Alter, ab 55 (?) kann man keinen Anspruch mehr auf eine Mitgliedschaft erwerben. Man ist versichert, so lange man versicherungspflichtig arbeitet, danach ist man wieder draußen. Wer die 55 erreicht hat, für den ist der Zug abgefahren, und eine private Versicherung wird dann sehr teuer. Mein Tip: Rechtzeitig das Anrecht auf Mitglied erwerben, auch wenn man dafür anderes zurückstellen oder aufgeben muß. Und gerade dann, wenn man wenig verdient, kostet einem die Krankenkasse auch nicht viel.
Gruß
Johannes
- Re: Krankenversicherung !!!...und ohne??? kasi 22.7.2005 11:46 (1)
- Re: Krankenversicherung !!!...und ohne??? bernhard 26.7.2005 12:21 (0)