Erfahrungen mit meinem Mulchgarten

Geschrieben von Lissy am 22. April 2005 19:40:05:

Hallo Hasel, Hallo Johannes,

ich mach mal einen neuen Thread auf, habe Eure Frage bezüglich Mulchen erst heute gesehen.

Wir wohnen im Erdgeschoss in einer Mietwohnung und dürfen dort den ganzen Garten bewirtschaften (ca 1200 qm).

Es ist ein alter verwilderter Bauerngarten.
Wir haben ca 100 qm als Gemüsefläche + Gewächshaus

Der Rest ist Wiese, die wir mit Benzinmäher ca alle 4-6 Wochen mähen.
Den Rasenschnitt verwende ich jetzt seit 9 Jahren und zwar recht dick.

Die letzten Jahre bin ich dazu übergegangen, im Spätwinter die abgeernteten Flächen (ich hab sehr viel Wintergemüse) mit Stroh zu mulchen.

Ich grabe nicht mehr um.

Vor dem Mulchen kommt eine puderdünne Schicht Kompost auf die Flächen, wo Starkzehrer hinsollen und etwas Gesteinsmehl und Oscorna.

Das Stroh hole ich vom Nachbarn.
Der hat Ziegen und das Stroh war im Stall.
D.h. das einige Ziegenknöddel sind dabei als Gratis-Dünger.
Aber ganz wenig, weil sehr häufig gewechselt.

Das Stroh liegt dann schon einige Wochen bis Monate auf einem Haufen im Freien und ist leicht angerottet.

Während der Saison ergänze ich dann mit Rasenschnitt.

Mir ist nicht aufgefallen, daß durch das Stroh ein zu ungünstiges C/N Verhältnis entsteht.
Vielleicht wegen der Ziegenknöddel.

Ich habe fingerdicke Regenwürmer in großer Menge, die mir alles schön locker machen.
Ich beobachte, daß alles Bodenleben von der Abdeckung im Winter sehr profitiert, darunter geht die Humusbildung weiter, sofern es nicht sehr starken Frost hat.
Im Frühjahr dauert es etwas länger, bis abgetrocknet ist.
Dafür kann man die bemulchten Beete auch nach Regen bepflanzen, da bin ich viel flexibler in meiner Zeitpalnung.

Bei Knoblauch, Zwiebeln mulche ich wesentlich dünner, bei den anderen Flächen ca 10 cm von dem abgelagerten Stroh.

Für empfindliche Saaten ist das Verfahren weniger geeignet, weil mal was zu dick bedeckt ist, das ist mir aber egal, ich säh dann halt etwas mehr, dann reichts auch.

Da räume ich dann einfach Furchen in den Mulch zum Säen, gepflanzt wird dazwischen (Mischkultur).

Die Schnecken mögen frischen Mulch sehr gerne, den abgelagerten nicht so sehr.

Wenn ich das Ziegenstroh nicht hätte, dann würde ich bei Reithöfen fragen, die Stroh einstreuen.
Das ist dann meist auch noch recht sauber, wenn es aus dem Stall kommt, außer die Pferdebesitzer sind Schweine.
Die Reithöfe liefern vielleicht auch an, die sind froh, wenns wegkommt.

Frisches Ballenstroh ist mir zu unhandlich, schön abgelagert läßt es sich besser verarbeiten.
Außerdem ist mein Stroh Bio.
Das andere ist nicht so ideal wegen der Fungizide.

Hauptproblem ist, daß heute fast nur noch Rollen oder die Riesenballen gemacht werden, deshalb besser schauen nach Stroh, daß schon mal verarbeitet wurde und dann lose ist.


Wenn ich ein Stück Feld hätte, würde ich mir beim Bauern alte Heu-Rollen besorgen (keine Silage), die vielleicht naß geworden sind.
Die würde ich dann im Herbst ausrollen und im Frühjahr bepflanzen.

Was würde ich machen, wenn ich kein Stroh hätte?
Z.B. Beinwell und Brennesseln anbauen und für Mulch schneiden.
1x durch den Rasenmäher gejagt geben die schönen feinen Mulch.
Brennesseln gebe ich den Kübeln mit Tomaten im Gewächshaus als Mulch.
Die sind stickstofreich und somit ideal für die ewig hungrigen tomaten, Paprika, Gurken.

Aus Brennesseln mache ich auch Jauche und gieße damit die Starkzehrer.
Das fördert auch die Rotte des Strohs.

Ohne Mulchen möchte ich nicht mehr gärtnern, weil viel zu viel Arbeit.
Bei mir gibts kein Umgraben, wenig Unkrautzupfen, wenig Gießen, saubere Ernten, wenig Düngeeinsatz, praktisch keine Krankheiten.

Da sind ein paar Bilder von meinem Mulch-Mischkultur-Garten:
http://www.pflanzen-datenbank.de/garten/garten.htm

Wie kann man mit Mulch-Wirtschaft schnell und mit wenig Arbeit einen Gemüsegarten neu anlegen?

Ich habe eine Fläche so in Betrieb genommen, vorher war da Wiese:
Abwechselnd im 1m-Abstand 20x20cm Wiese abgestochen, dann eine Reihe Wiese abgestochen 1m lang, 20 cm breit.
Jeweils schön Kompost in diese Löcher bzw. Reihen.
Dann dick mit Stroh abgemulcht im zeitigsten Frühjahr, besser wäre es im herbst gewesen.
Also auch die Flächen, wo noch Gras ist.

Dann in die Löcher Kürbis, Zucchini gepflanzt, in die Reihen Zuckermais.
Das gibt ein herrliches Chaos, daß man nicht mehr anschauen muß bis zur Ernte im Herbst.
Im Winter überall Kompost und wieder dick abgemulcht. Im Folgejahr dann ganz normal Gemüse.

Was auch gehen soll, hab ich aber noch nicht probiert:
Auf Wiese Kartoffeln legen, Kompost drüber verteilen, dann ganz dick abmulchen.
Im Herbst einfach Kartoffeln unterm Stroh raus holen.
Gibt nicht die Überernte, aber auch im Folgejahr ein Gemüsebeet.

Ich mache meine Kartoffeln so:
ERdwälle bilden mit etwas Kompost (Holzkomost ist gut), dann dich abmulchen im zeitigen Frühjahr.
ende April dann die Kartoffekn durch die Mulchschicht mit einem Pflanzholz in möglichst tiefe Löcher in die Wälle legen.

Im Herbst wieder rausholen, kein Hacken, keine Kartoffelkäfer.

Will noch mal betonen, daß diese Form des Wirtschaftens nur funktioniert, wenn man vollkommen giftfrei arbeitet.
Der Mulch wird bei mir vom Bodenleben schneller verarbeitet, als ich gucken kann.
Das Bodenleben ist extrem empfindlich gegen chemische Düngemittel und Spritzmittel.
Ich würde mir also meine Bodenarbeiter kaputt machen, hieße kein Humus wird produziert sondern der Mulch würde rumliegen und faulen.
Und der Boden wäre nicht so schön krümelig und locker durchlüftet.

So, das wars in Kürze etwas wirr, wenn noch was unklar ist, bitte fragen.

Gruß, Lissy



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