Re: Vergleich der Vegetation

Geschrieben von Tawa am 22. Juli 2004 10:29:19:

Als Antwort auf: Re: Vergleich der Vegetation geschrieben von Thorsten am 22. Juli 2004 08:20:46:

Hallo Thorsten,

danke für die Ratschläge :-).

Sicherlich hast Du im Vergleich zu uns eine ungleich größere Menge an tragenden Erdbeerpflanzen. Dein theoretisches Wissen über Botanik und Zusammenhänge ist bis jetzt eindeutig größer als das meinige - also nicht tiefstapeln :-)).

Habe gerade die heute begonnene Waldarbeit, so gegen 5.30 angefangen, unterbrechen müssen, weil es wieder wie verrückt regnet.

Noch mal kurz zum zeitlichen Ablauf hier (vielleicht wird es dann verständlicher):

Wir sind am 1. August hier eingezogen und fanden einen einzigen Müllhaufen vor. Große Teile davon mußten erst einmal aufgeräumt werden, damit man sich überhaupt rühren konnte. Desweiteren mußte das Haus eingerichtet werden, teilweise renoviert und die Kinder waren ebenfalls zu versorgen. Schließlich war ich völlig alleine mit vier Kindern hier. Hatte mich um alle Behörden, Schule und sonstigen Schmarrn etc. zu kümmern.

Im zweiten Drittel des Augustes begann ich bereits mit der Arbeit im Wald, wo ich meistens einen halben Tag verbrachte, bis die Kinder aus der Schule kamen. Die Kleine hatte ich anfangs auch noch mit in den Wald geschleift. Diese Arbeit ging bis Ende September. Anschließend, neben allen anderen Arbeiten im Haus und auf dem Hof, wurde gesägt und gehackt. Damit war ich, nachdem ich ab Mitte November etwas langsamer trat, bis Weihnachten beschäftigt. Alle anderen vorher schon erwähnten Arbeiten gingen weiter.

Es dauerte bis Oktober oder gar November, bis ich endlich jemanden fand, der mir das Stückchen Wiese umpflügte. Von Hand wäre ich heute noch nicht soweit. Bis weit in das Frühjahr hinein hatten wir teilweise sehr hohen Schnee, der Boden war bis dahin so gefroren, daß Du nicht einmal eine Rille hättest einfügen können. Natürlich haben wir im Haus vorgezogen, was das Zeug hielt. Viel geeigneten Platz zur Anzucht haben wir im Haus nicht. Anschließend, nachdem der Boden endlich soweit aufgetaut war, daß man etwas machen konnte, waren wir wieder auf andere angewiesen: Traktor zum Eggen und später noch einmal mulchen. Es ist ja nicht so, daß die Leute gleich springen, wenn ich sie um etwas bitte.

Dann ging es unverzüglich noch einmal ans teilweise umgraben, damit man überhaupt etwas in den Boden hineinbringen konnte - die Steinmenge, welche ich aus dem vorderen Teil des Gartens holte, zeigte ich erst gestern wieder ein paar Fories. Die schüttelten nur den Kopf. Weiter mit Aufräumarbeiten, Umbauarbeiten, Reparaturen, etc. Holzschuppen, Hühnerstall, Hühnergehege, Hasenstall, Kompost und was weiß ich, was da alles anfiel.

Renovierungen haben wir, soweit überhaupt möglich, eh in die Wintermonate gelegt. Den Winter nutzten wir, um Pläne über die Garten- und Hofgestaltung aufzustellen, alles miteinander zu kombinieren. Wir entwarfen genaue Saat- und Pflanzzeiten, versuchten die einzelnen Familien, die sich vertragen, die sich nicht vertragen, die Fruchtfolgen, Zwischensaaten etc. auf eine Reihe zu bekommen. Das kann so nicht klappen, wenn man diesbezüglich ausschließlich auf Bücher angewiesen ist, von denen jedes auch noch etwas anderes sagt. Das ist erst einmal dermaßen viel, wenn Du vorher noch nie etwas damit zu tun hattest, daß man hilflos verloren ist, das Ganze auch nur annähernd auf die Reihe zu bekommen.

Das Gewächshaus war bereits für dieses Frühjahr geplant. Es hat weder zeitlich noch finanziell geklappt, da etwas zu machen. Und das Gewächshaus, welches wir jetzt haben, wird ebenfalls viele viele Wochen in Anspruch nehmen, bis man überhaupt daran gehen kann, dieses aufzustellen. In dem Zustand, in welchem es sich jetzt befindet, ist es nämlich nicht zu gebrauchen. Und jede einzelne Scheibe muß aus Abfallglas zurechtgeschnitten werden. Nun, Oktober wäre tatsächlich zu schaffen, wenn ich jetzt künftig nicht viele Wochen und Monate im Wald und mit Holzarbeit beschäftigt wäre.

Die sogenannte Naßgarderobe muß ebenfalls noch unbedingt vor dem Winter fertiggestellt werden. Ohne diesen Wärmepuffer für das Haus habe ich sehr schlechte Karten, den Winter überhaupt etwas in der Werkstatt machen zu können, da man nicht hineinkommt, weil die Haus-Werkstatt-Verbindung dann komplett dicht gemacht werden muß. Ansonsten habe ich im Haus Minusgrade.

Ja, die klimatischen Bedingungen, welche Du aus Mittelschweden berichtest, gelten ebenfalls für uns hier. Ist also absolut vergleichbar. Die Gewächshäuser helfen insofern im zeitigen Frühjahr nur sehr wenig, da diese nicht verhindern, daß der Boden darinnen hart wie Stein gefroren sein wird. Sie sind nicht beheizt und werden auch kein frosttiefes Fundament besitzen. Vor Ende April besteht kaum eine Chance, hier etwas einzusäen. Einzig tagsüber kann man sie nutzen, indem man Anzuchtpflanzen ein wenig Tageslicht und Sonne verschafft und vor dem hiesigen Dauerwind schützt. Der große Vorteil des Gewächshauses bei uns liegt wohl eher darin, die Reifeperiode ein wenig nach hinten hinaus zu verlängern.

Nein, die Gewächshäuser müssen nicht bis Herbst diesen Jahres stehen, denn ich habe mir bereits viel zu viele "muß" setzen müssen. Es wäre schön, wenn sie da bereits stehen würden... doch realistisch ist das absolut nicht, wie oben beschrieben. Ich werde nicht noch einmal den Fehler machen, mich unter Druck zu setzen. Das Resultat ist nämlich gänzlich unschön und endet im Krankenhaus oder darüber hinaus. Dies ist auch nicht Sinn und Zweck der Tawa-Land-Übung. Ja, ich könnte durchaus effektiver arbeiten - ich brauche aber meine viertelstündige Kaffeepause am Vormittag und eine halbe/dreiviertel Stunde am Nachmittag. Um den Kopf frei zu bekommen. Und die rund drei Wochen "Pseudo-Urlaub", welche ich im vorletzten Tawa-Land-Bericht andeutete waren absolut notwendig. Die Zeiten eines 22-Stunden-Tages sind endgültig vorbei! Ich bin und habe auch allen Grund, auf das, was wir in den vergangenen nun fast zwölf Monaten geleistet und geschafft haben, Stolz zu sein.

Ich habe Deine Zeilen schon richtig verstanden, bin dafür auch sehr dankbar - dafür seid Ihr ja da :-); also kein Grund, meine jetzt scheinbar doch etwas schroffer klingenden Zeilen wirklich als Schroff zu verstehen. Es scheint mir aber nötig, noch einmal die einzelnen Zusammenhänge und Abläufe hier aufzuzeigen, da ich immer wieder feststelle, daß gelegentlich falsche Eindrücke entstehen. Und, ja, es ist auch ein klein wenig so etwas wie eine Rechtfertigung mir selbst gegenüber, allerdings in der Form, daß ich mich somit selbst überprüfe, ob ich halbwegs richtig liege oder gänzlich daneben mit meiner Einschätzung.

Sicherlich zögere ich die eine oder andere Arbeit mal ein wenig hinaus, weil ich keine Lust habe. Dann mache ich halt etwas anderes. Aber das ist ja das Interessante daran, daß immer genügend Ausweicharbeiten vorhanden sind, damit es nicht eintönig wird. Ist ein wichtiger Faktor.

Ich schreibe meine Berichte, damit ein jeder sehen kann, welche Schwierigkeiten, auch emotionaler Art, auftauchen können, wenn man sich zwar als williger, aber dennoch in der Materie völlig unbedarfter Anfänger versucht. Schreibe ich davon, daß ich aufgrund eines Fehlschlages oder so nun frustriert bin, hat das ganz und gar nichts mit "weinerlich" oder mitleidheischend zu tun. Es ist schlicht und einfach das Gefühl, welches ausnahmslos jeder in einer solchen Situation hat, meist aber nicht zugibt. Und das ergibt dann für den Leser ein völlig verzehrtes Bild. Ich mache mir schon meine Gedanken, wenn ich hier über persönliche Dinge, Meinungen, Gefühle und Launen spreche, warum und wie ich dies tue. Ein schwieriges Thema, haben immer noch nicht alle verstanden, worauf es mir hierbei ankommt.

Soviel dazu, jetzt steht meine Liebste gleich auf - war schließlich die ganze Nacht arbeiten - und wir fahren dann in die 35 Kilometer entfernte Kreisstadt. Damit fällt der Rest des Tages schon wieder ins Wasser (sofern es nicht eh schifft wie blöd).

Lieben Gruß
Tawa



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