Szenario X: long way down ...

Geschrieben von offthspc am 19. Juni 2004 12:32:51:

Als Antwort auf: Logisch gesehen zwar unsinnig - aber nett geschrieben von Dow Jones am 19. Juni 2004 00:15:04:

und wenn 3/4 des Weges gegangen sind könnte es in Europa so aussehen...

Immer mehr große Arbeitgeber schließen ihre Betriebe und verlagern die Produktion ins Ausland.
Hierzulande immer mehr Arbeitslose (Leute die möchten aber nichts finden)
Durch den Druck der Arbeitslosen (ala. will code html for food) gleichzeitiges enormes Löhnedrücken durch die hiergebliebenen Firmen um mit den Importen aus China oder Osten mitzuhalten.
Aktuell in meiner Umgebung, namhafter Hersteller: in 2 Jahren ist heutiges Netto, morgiges Brutto, wem es nicht paßt der kann ja gehen. Punkt.

Dadurch sinkendes Nachfragepotential von seiten der Arbeitnehmer und noch härterer Preiskampf im Handel sowie der Tod des Mittelstandes die bisher von den Aufträgen der Arbeitnehmer lebten (Elektriker, Klempner etc. sowie vor allem Bau und Bau-Nebengewerbe). Wer verschuldet sich schon auf 20 Jahre wenn er nicht weiß ob er am Monatsende die Kündigung in Händen hält.

Nur wenige Branchenriesen überleben, Innenstädte tot, Gemeinden tot, ein Aldi-Media-Max an den meisten Autobahnausfahrten verleitet zum Sammeleinkauf wegen Spritpreisen bis 2Euro der Liter.

Sozialsysteme sind kollabiert, es gibt nur noch eine medizinische Versorgung die Arbeitsunfälle und Notfälle wie Blinddarm, Mandeln etc. abdeckt. Kostspielige Reha nach Unfällen,Herzinfarkten oder Krebsbekämpfung gibt es nur mehr für Personen die solvent sind, Operationen an Personen über 50 nur mehr gegen Bares. Alle anderen müssen sehen wie sie selbst zurecht kommen.
Schmerzmittel (auch deftigeres) sowie der Großteil der aktuell rezeptpflichtigen Medikamente dafür frei erhältlich, wenn man sie sich leisten kann .....


Nur mehr ein Grundeinkommen (reicht gerade zum Überleben) für Arbeitslose, Rentner, Sozialhilfefälle. Allerdings erst wenn vorhandenes Vermögen aufgebraucht.

In Folge massiver Werteverfall bei Immobilien aber auch in fast allen Gebieten des privaten Handels (Antikes, Kunst etc..).

Verarmung der Städte (Großteil des Einkommens geht für Lebensunterhalt drauf) da die verbliebenen Industrie und Handelsriesen die Preise fast nach Belieben gestalten können ohne sich mit lästigem Mitbewerb herumärgern zu müssen.

Wer kann flüchtet sich auf das Land um bei Verwandten und Bekannten Unterschlupf zu finden. Im Austausch für Arbeitskraft gibt es zumindest was zu Beißen, damit bleibt mehr vom sogenanntem "Grundeinkommen" zur freien Verwendung übrig.

Arbeitskräfte sind auch bitter nötig da die Energiepreise sowohl für Diesel als auch Strom einen Großteil der Energie und Chemieintensiven aktuellen Anbaubestände schlicht unrentabel gemacht haben. Staatlich verordnete Treibstoffzuteilungen und damit verbundene Auflagen welche Feldfrüchte zu produzieren sind sorgen zumindest für die Deckung des Grundbedarfes der Bevölkerung.

Im Osten der EU liegen riesige Flächen brach da sich der Transport vom entvölkertem Osten (dank EU-Erweiterung) in den dichtbesiedelten Westen nicht lohnt (Energiepreise).

Erschreckender Anstieg der Kriminalität, Vermögende haben sich in streng bewachte "compounds" zurückgezogen, der Normalbürger ist aber relativ schutzlos. Korruption wuchert innerhalb der Polizei und da wird beim Vorzeigen von Barem auch schnell mal ein Auge zugedrückt und ein Straftäter laufen gelassen. Die Ersten Fälle von Lynchjustiz treten auf. Bei Einbruch der Dunkelheit werden die Gehsteige hochgeklappt.

Die Verbrecher (großteils aus den ehem. Ostblockstaaten) treten mit enormer Brutalität auf. Trotz Waffenverbotes besitzt ein Großteil der Bevölkerung zumindest eine Faustfeuerwaffe. Die deutschen Gegenstücke zu "Armed Response" bzw. "Trespassers will be shot" Schildern wachsen auf Privatgrundstücken wie Pilze aus dem Boden. Manche Gegenden (haupts. in Städten) sind sogenannte "no law zones". Wer sich (auch tagsüber) hineinbegibt ist selber schuld.

Aber auch auf dem Lande ist es mittlerweile klug sich in der Nacht nicht einzelstehenden Gebäuden oder Dörfern zu nähern. Als Warnung vor organisierten Banden sind überall Gänse und Hunde anzutreffen.

Die Welt ist wieder größer geworden, die Medien wie Internet etc. haben versagt, teilweise weil sich nur mehr wenige die Kosten leisten können, teilweise durch Versagen und Unrentabilität der Infrastruktur.

Die (unter strenger Kontrolle von Brüssel stehenden) Massenmedien versuchen aber auch weiterhin eine Fassade des Wohlstandes und des inneren Friedens aufrecht zu erhalten. Die Glaubhaftigkeit des Gebotenen tendiert aber gegen Null. Politische Aufwiegler und Dissidenten werden von der "Europäischen Polizei für innere Sicherheit und Frieden" schnell ruhig gestellt.

Die einzige Möglichkeit für Junge dem Elend zu entfliehen ist der 5-jährige Einsatz innerhalb der "Europäischen Friedensarmee". Gemeinsam mit den USA werden vor allem die letzten rohstoffreichen Regionen der Erde "befriedet".

Ein Konflikt mit Asien unter der Führung Chinas ist aber bereits am Horizont erkennbar. Zwar gedeiht der Handel Asien > Europa noch, die Asiaten haben aber mittlerweile die Abhängigkeit derWelt von ihren Halb- und Fertigprodukten erkannt und versuchen daraus politisch Kapital zu schlagen.

Darum auch die erhebliche Aufrüstung seitens der EU, wenn auch großteils im Stillen.

Auf die Politik geh ich nicht gesondert ein, die Industrie sagt "Spring" und die Politiker hüpfen. Also wie heute, nur noch verlogener, vergaunerter, nicht mehr so heimlich wie heute ....


So, my 6 Cents zum Thema. Alles ist möglich, eventuell kommt es ja ganz anders.
Aber: Großteils alles schon mal dagewesen und auch heute noch zu besichtigen; die Wehrdörfer in Teilen Niederösterreichs und des Burgenlandes, die Wehrhöfe im meiner Region (auch wenn es heute keine Wachttürme mehr zu besichtigen gibt, das Arbeiten nur um über die Runden zu kommen (Knechte deren Luxus darin bestand am Sonntag ein Bier zu trinken und gelegentlich eine zu rauchen gab es noch vor nicht mal 50 Jahren..), die no-go areas in Argentinien, die staatlich kontrollierten Massenmedien (Goebbels und seine Durchhalteparolen), die Polizei für "inneren Frieden", das befrieden von Ländern zur Sicherung von Rohstoffen (akt. Irak), die aussterbenden Innenstädte, Korruption in der Polizei (Italien), heimliches Hochrüsten, landwirtschaftliche Planwirtschaft, Energiekrisen, Handelsmonopole ........

Eine kurze Zwischenbilanz, noch bevor das restliche Viertel des Weges in Angriff genommen wird.
Da stehen viele Möglichkeiten zur Disposition.

Weitergehende Disintegration innerhalb der EU, Westen gegen Asien, Verteilungskämpfe um die Rohstoffe Afrikas, Unruhen die von den Machthabern nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden, Separatisten in der EU bzw. innerhalb der Mitgliedsländer (Baskenland, Irland etc...), ...


Oder doch alles ganz anders ?

Fakt ist imo:

Den Zenit des Wohlstandes haben wir "im Westen" überschritten, möglicherweise kränkeln wir noch jahrzehntelang auf sehr hohem (im Weltvergleich) Niveau dahin, das Wachstum in Asien könnte seinen (Geld)segen auch auf uns abwerfen, aber das Problem dabei: Rohstoffe.
Öl und Stahlpreis sind wohl nur ein erster Vorgeschmack der Probleme der Zukunft.

Und das Hauptproblem:

Wie werden die Menschen im Westen reagieren wenn sie von ihrem hohem Ross steigen müssen ??

Es könnten wieder Männer mit Schnauzbart oder Klumpfüssen auf der Bildfläche erscheinen......


offthspc

P.S: Schnell geschrieben, wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten.




Antworten: