Wünsche und Ansichten, die Zweite

Geschrieben von Tawa am 04. Dezember 2003 06:52:48:

Als Antwort auf: Re: Ergänzt und bearbeitet geschrieben von Siegfried am 03. Dezember 2003 18:39:07:

Hallo Siegfried!

>Das große Problem dabei ist, die Leute aus der virtuellen Welt zu reißen, um dann nicht nur immer zu schreiben, sondern auch zu handeln.

Genau darum geht es. Wir verstecken uns hinter Pseudonymen und Masken und reden den lieben langen Tag von einer besseren Welt. Aber niemand ist wirklich bereit, dafür auch etwas zu tun. Bücher und schlaue Reden (virtuelles) hat die Welt nie verändert. Sie legten zwar den Grundstein, umgesetzt in die Realität wurde es allerdings immer von einigen Wenigen durch Taten. Sowohl im Guten als auch im Gegenteiligen.


>Ich habe meine Naivität leider durch ganz viele Schicksalsschläge in den letzten Jahren völlig eingebüßt. Damals, so vor 10 und mehr Jahren war ich auch super naiv, dachte die Welt zu verbessern, wenn ich mit Kuhfuß und Vorschlaghammer bewaffnet meine 200m/2 (bis zu 30cm stark) Betonauffahrt per Hand abtrug, damit der Boden besser atmen kann und die Tiere mehr Nutzfläche haben. Alles weg, null Naivität mehr und das finde ich mehr als schade.

Dies ist eine Art von Naivität. Es gibt noch eine weitere - jene, welche ich meine: Trotz aller Schicksalsschläge, wovon ich mehr als nur genug hatte, immer noch und immer wieder an das Gute im Menschen, an das Gute des Seins und des Lebens zu glauben. Diese Naivität hilft, unabhängig von irgendwelcher Notwendigkeit, den Kopf aus dem Sand zu holen und es wieder anzupacken.


>Eine Truppe zusammenschweißen wollen ist ein guter Ansatz. Probleme kommen aber meist, wenn die zwischenmenschlichen Aspekte mit ins Spiel kommen. Dieses geschieht spätestens dann, wenn die virtuelle Grenze überschritten wird. Zuerst sind es Telefonate, dann das erste Zusammentreffen. Es ist fast so wie die erste Verabredung mit einer Frau. Dann wird beschnuppert, passt es, könnte es funktionieren, oder ist es gleich zum Scheitern verurteilt. Nach weiteren Treffen wird das Bild, dass man vom anderen hat, gefestigt. Erst dann kann man eigentlich sagen, ob er in der Truppe passt, oder ob man mit ihm eine Truppe gründen kann.

Das Problem kennen wir ja mittlerweile. Daher ist es ja so ungeheuer wichtig, daß alle, die nur reden, sich auch einmal aufraffen und etwas tun. So wird die Auswahl der potentiell möglichen Gefährten und die Wahrscheinlichkeit, daß welche zusammenpassen, entsprechend größer.

Desweiteren ist gerade das von Dir angeschnittene Problem der zwischenmenschlichen Komponente eine Herausforderung und eine Möglichkeit, die Welt tatsächlich ein wenig besser zu gestalten. Wenn wir lernen, nicht mehr nur aufgrund irgendwelcher vordergründiger Aspekte den anderen abzulehnen, sondern ihn zu achten und zu respektieren, haben wir schon viel gewonnen. Nicht immer Recht behalten wollen, im Großen wie im Kleinen zurückstecken - das Ganze gepaart mit dem festen Willen zur Harmonie - ist gefragt. Beleidigt spielen aufgrund von Nebensächlichkeiten, unsere eigene Person zu wichtig nehmen - dies sind die Gründe dafür, daß wir nicht zusammenkommen, daß die Welt nicht vorankommt. Wir sehen uns gerne im Mittelpunkt, sehen uns als das Maß aller Dinge. Wenn wir erkennen, wie "unwichtig" wir sind, können wir vielleicht auch unseren inneren Schweinehund überwinden und nicht mehr nur reden sondern handeln.

Der Begriff "Truppe" gefällt mir eigentlich nicht so gut. Assoziiere ich doch Ängstlichkeiten damit, welche ich vor Januar/Februar 2003 ziemlich heftig kennenlernte. Ich möchte weg vom Begriff der ängstlichen Vorsorge und hin zu einer natürlichen Vorsorge, die alles umfaßt. Im Gottvertrauen, ohne Angst, leben. Alles nehmen, wie es kommt, ohne daran zu zerbrechen oder es als schicksalshaft zu bezeichnen. Vor diesem Hintergrund möchte ich das von mir Angestrebte als "Gemeinschaft" bezeichnen. Eine Gemeinschaft, welche sich gegenseitig und uneigennützig unterstützt, ohne den anderen auf den Senkel zu gehen.

Natürlich denke ich bei den ganzen gegenseitigen Unterstützungsdingen sehr egoistisch. Ich möchte mein gut Teil davon abbekommen. Hilfe jeglicher Art kann ich bei meinem Projekt zuhauf gebrauchen. Aber ich denke auch an die zwischenmenschliche Komponente: All der Vorteile des Einzelgängers zum Trotz möchte ich regelmäßig Geselligkeit, Herzenswärme, Zuspruch und Vertrauen in einer lockeren Gemeinschaft erleben und nicht missen. Für all diese Dinge, sowohl im Sinne der kulturellen als auch der materiellen Gemeinschaft, bin ich uneingeschränkt und uneigennützig bereit, Körper, Geist und Seele dafür einzusetzen. Wer mich um Hilfe bittet, wurde in der Vergangenheit noch niemals von mir im Regen stehen gelassen. Das erwarte ich auch von allen anderen.

Liebe Grüße
Tawa

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