Re: Autarke Energieversorgungen
Geschrieben von Starfire am 29. November 2003 17:56:21:
Als Antwort auf: Re: Autarke Energieversorgungen geschrieben von Erilaz am 29. November 2003 15:27:26:
Ich frage mich manchmal, ob der Aufwand, den man für eine Stromversorgung treiben müßte, im langfristigen Überlebensfall wirklich lohnend wäre. Im kurzfristigen Überlebensfall sowieso nicht. Ein paar Tage wird es mal ohne gehen.
Ein paar Tage geht es sicher ohne. Denk mal an die ganzen Kühlschränke, die innerhalb dieser paar Tage ohne Stromversorgung abtauen und die Lebensmittel die deshalb verderben.
Was macht man z.B. wenn man eine ganze Sau und/oder viele Gemüsebratlinge hat. Das Zeug hält nicht ewig. Da hat eine Kühltruhe durchaus Vorteile.
Letzen Endes reden wir über Kühlung und Computer - alles andere kann besser anders erledigt werden. Kann man ohne Kühlung und Computer auskommen?
Nein - ich rede über Werkzeug - bohren, sägen, schneiden, schleifen, schweißen. Es geht mir darum, daß meine Nahrungsmittel nicht das schimmeln anfangen, bevor ich sie zubereiten bzw. haltbar machen kann. Der Computer wäre nett - ist aber sicher nicht lebenswichtig.
Ich denke schon, wenn das auch sicher eine individuelle Aussage ist. In der Zeit und mit den Ressourcen, die nun frei sind, weil ich mich nicht um Stromerzeugung kümmern muß, kann ich jede Menge andere Dinge machen, die vielleicht wichtiger sind.
Klar kann ich ohne Kühlung und Computer auskommen. Das heißt aber nicht, daß ich das muß, oder?
Der Generator wird angeworfen und damit hat sichs. Ich muß ja nicht ständig daneben stehen und aufpassen. Ich will ja auch nicht unbedingt permanent Strom verschwenden, sondern für Dinge verwenden, für die ich gerade mal welchen brauche.
Ich habe ausreichend Handwerkszeug, das völlig ohne Strom funktioniert. Bequemer und schneller geht es allerdings mit den elektrischen Geräten. Die Zeit, die ich damit spare, kann ich schon wieder woanders einsetzen - z.B. bei einer Aufgabe, für die ich keine Maschine habe.
Ich schätze was ich damit sagen will ist, daß man nicht nur überlegen muß was man sich vielleicht einlagert oder besorgt, sondern auch auf was man unter Umständen verzichten kann.
Der Aufwand, Nahrung ohne Kühlung haltbar zu machen ist ziemlich groß. Auch wer die Zeit und alle nötigen Hilfsmittel hat wird sicher dankbar sein, wenn schnellverderbliches nicht erst aufwändig präpariert werden muß, sondern einfach kurz mal eingefroren wird.
Ich habe mal mit einer handvoll Landvermesser 4 Wochen in Kanada in einer Hütte gelebt. Wir hatten einen Holzherd, eine Menge Konserven, Funkgeräte für Notfälle, Waffen, aber keinen Kühlschrank. Jetzt nimm noch die Konserven weg und stell Dir vor, Du hättest viel Wild gejagt oder sehr viel Gemüse geerntet. Wohin damit? Wie schnell kannst Du das Zeug verarbeiten um es haltbar zu machen? Wie bringe ich meine Nahrung durch die wärmere Jahreszeit in den Winter?
In Deutschland gab es früher eine Menge Eiskeller. Bei strengstem Frost wurde das Eis von den Teichen und Flüssen aufgeschlagen und in diese Keller transportiert. Diese Eiskeller wurden für die Bierlagerung verwendet. Außerdem wurde das Eis im Sommer zum kühlen von primitiven, stromlosen Kühlschränken verwendet und zu diesem Zweck an die Bürger verkauft. Mein Vater wurde als kleiner Junge noch regelmäßig mit dem Bollerwagen losgeschickt um Eisblöcke für den Kühlschrank zu holen (das war so ab 1928).
Kühlung mag zwar nicht unbedingt für jeden nötig sein. Praktisch ist es aber schon.
Ich sehe einen Zusammenbruch bzw. Autarkie nicht romantisch und ich will mich auch nicht vor Arbeit aufreiben. Ich will es so bequem wie möglich haben. Wenn ich keinen Kühlschrank kriege, dann kann ich auch ohne einen auskommen. Habe ich aber die Gelegenheit elektrische Werkzeuge zu betreiben, Batterien zu laden, Pumpen laufen zu lassen und meine Nahrung zu kühlen, dann werde ich diese Gelegenheit ergreifen.
Inzwischen habe ich gelernt, auf die primitivste Art zu überleben. Von der Jagd und vom sammeln von Kräutern, Wurzeln, Beeren und anderem. Mit mehr Übung kann ich das sogar noch besser. Jetzt kann ich mich darauf konzentrieren es mir bequem und gemütlich zu machen.
Schmieden, Holz- und Steinbearbeitung, Weben - das, und viele andere Dinge, kann ich mit der Hand machen (vielleicht nicht besonders gut, aber ich hab's wenigstens schon gemacht und dabei Erfahrungen gesammelt). Trotzdem bin ich dankbar für jede maschinelle Hilfe, die ich kriegen kann.
Starfire