TawaRanch - Wochenbericht 09. - 15.11.03

Geschrieben von Tawa am 15. November 2003 20:08:35:

Liebe Fories,

allmählich beginnt es sich einzuregnen. Für Montag sagt der Wetterbericht Schnee voraus. Die schönen und sonnigen Tage der vergangenen Woche sind wohl wirklich vorbei. Der Himmel ist grau verhangen, viel Nebel und Nieselregen. Vorgestern war´s auf dem Hof gegen 18.00 Uhr spiegelglatt. Nun beginnt wirklich allmählich die Zeit, da die Außenarbeiten endgültig eingestellt gehören und Innenarbeiten begonnen werden. Außerdem beginnt nun die Zeit, da man normalerweise ans Plätzchen backen denkt.

Ganz so weit ist es bei uns noch nicht. Plätzchen backen fällt dieses Jahr ersatzlos aus. Der Küchenbackofen wird nach wie vor zum Holztrocknen benötigt - und er bringt auch nicht die Hitze, welche zum Plätzchen und Kuchenbacken benötigt würde. Aber dennoch, wir sitzen vermehrt alle in der Küche beieinander und machen uns Gedanken über die weitere Vorgehensweise in den einzelnen Bereichen, welche Pflanzen wir wie und wo anpflanzen und säen wollen. Ist alles nicht ganz so einfach, zweierlei Wünsche auf einen Nenner zu bringen. Es geht immer noch alles drunter und drüber, wir sind uns immer noch nicht so einig, wer für welche alltäglichen Arbeiten zuständig ist. Das muß sich noch einspielen.

In den vergangenen zwei Tagen sortierte ich die bis jetzt angefallene Baumrinde und brachte diese in die Tenne zum Trocknen. Über den langen Winter wollen wir diese kleinkrümeln und kommendes Jahr im Garten auf den Wegen verwenden. Die Kleinstversuche bis jetzt zeigen, daß das vielleicht gar nicht solch eine dumme Idee sein wird: Die Rinde (Mulch) verhindert den Unkrautwuchs auf den Wegen und bei schlechtem Wetter kann man dennoch sauberen Fußes im Garten ein paar Früchte holen. Außerdem trocknet sie sehr rasch wieder. Ausreden lasse ich mir den Versuch jedenfalls auf keinen Fall, auch wenn wir die Rinde mit den Händen zerbröckeln.

Mit meinem Holz ist mir ein kleiner (faulheitbedingter) Fehler unterlaufen. Nachdem ich das zu hackende Holz nicht häufig genug aufdeckte, beginnt es allmählich zu schimmeln. Die Plane läßt wirklich zu wenig Luft daran. So schlimm ist dies aber nun auch nicht mehr - ist nicht mehr viel Holz übrig.

Gestern und vergangenen Samstag hatten wir lieben Forenbesuch hier. War eine echte Wohltat und brachte Freude. Wäre halt sehr schön, wenn dann das Wetter auch mitspielen würde.

Finanziell gibt es jetzt ein wenig Entlastung - von der Nachzahlung, welche wir die Tage erhielten, bleibt allerdings nicht ein Cent übrig. Grund: War am Donnerstag mit unserem neuen alten Wagen beim Tüv - und auf diesen mußte mit Engelszungen eingeredet werden, das Fahrzeug nicht augenblicklich aus dem Verkehr zu ziehen. Gut - kommenden Samstag fahre ich nach Lörrach, unseren neuen Wagen abzuholen. Für 321,- das gleiche Modell, allerdings diesmal ein Diesel mit Anhängerkupplung und 2 Jahren Tüv.

Es gibt immer ein kleines Fensterchen, welches sich in Notzeiten öffnet. Dies zeigt sich sowohl mit dem Auto als auch erst heute wieder: unsere Nachbarin will ihren Job als örtliche Zeitungszustellerin aufgeben und trug mir diesen an. Künftig - vermutlich ab Januar - klingelt dann der Wecker nicht mehr um fünf, sondern schon um drei Uhr in der Frühe. Vermute mal, daß ich mit ein wenig Übung dann die Verantwortung für die 56 Tageszeitungen übernehmen kann.

Das Leben hier ist nun wirklich nicht gerade leicht - aber es macht eine ungeheure Freude und augenblicklich können wir manche Arbeiten ja auch noch recht spielerisch angehen lassen. Es ist derzeit nicht groß etwas kaputt, wenn eine Arbeit nicht in zwei Stunden zufriedenstellend abgeschlossen wird. Dies hat den großen Vorteil, daß man sich nicht bereits zu Beginn gedrängt und gehetzt fühlt... man teilt sich seine Zeit so ein, wie es einem gerade beliebt. Seltsamerweise kommt dabei unterm Strich mehr heraus als man meinen würde.

Das ganze Denken ist noch auf Außenarbeiten eingestellt - bei dem jetzigen Wetter und den teilweise wirklich kurzen Tagen von nur wenigen Stunden ist daran kaum noch zu denken. Der Stall ist halbvoll mit Holz und alles was ich derzeit hacke, kommt fast ausschließlich und nach zwei Tagen Vortrocknung direkt in die Backröhre und die aktuelle Feuerung. Geht das mit dem Wetter so weiter, werden wir uns kommende Woche Gedanken über den Fortgang der Arbeiten im Wohnzimmer machen. Die fehlende Styroportapete ist besorgt und wir können die verbliebenen zwei Wände damit tapezieren. Leider ist dann erstmal wieder aufgrund Materialmangels Schluß.

Je länger ich darüber nachdenke, je häufiger ich Gespräche mit anderen führe, desto sicherer werde ich mir, die richtige Entscheidung mit unserer "primitiven" Lebensweise getroffen zu haben. In dem Moment, in welchem ich mir wieder eine feste Arbeit in meinem Beruf suche, damit wir "nicht so häufig zittern" müssen, ist aller Idealismus, alle Liebe und aller Wunsch hinfällig, dieses Leben hier auszubauen. Nichts gegen ein wenig Bequemlichkeit und einen vollen Kühlschrank - aber wo fängt das an und wo hört das auf? Je intensiver ich mit diesem Thema und dem unerfüllbaren Wunsche nach eigenem Grund und Boden nachdenke, desto überzeugter werde ich, daß ein eigenes Haus nichts bringt. Was können wir hier verlieren? Nichts. Nichts, worüber es sich lohnen würde, sich zu grämen. Und was können wir verlieren, wenn wir wieder für einen höheren Lebensstandard, evtl. ein eigenes Haus, kämpfen würden? Alles. Welches ist die für die kommenden Zeiten bessere Lösung?

Sich über das zu freuen, was direkt von der Hand in den Mund geht. Es ist tatsächlich so... man freut sich über unscheinbare Kleinigkeiten wie ein kleines Kind. Das Haus, welches wir augenblicklich bewohnen, müssen wir nicht mit teurem Geld im Wert steigen lassen - wir nutzen das, was vorhanden ist, bestmöglich für unsere Zwecke. Es ist alt, annähernd originalgetreu. Aber es ist bewohnbar. Wir können heizen, wenn wir frieren, und wir haben ein Dach über dem Kopf. Warum sollten wir Eigentum schaffen? Nur um dann vielleicht alles wieder zu verlieren?

Wir haben hier - besonders in der jetzigen Jahreszeit - sehr viel Zeit, uns Gedanken über Sinn und Unsinn des Lebens zu machen. In diesem Sinne wünsche ich Euch eine schöne und nachdenkliche Woche.

Herzlichst Euer Tawa

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