Materielle Nahrungsmittelvorsorge (speziell Hausvorrat)
Geschrieben von Tawa am 15. September 2003 16:11:52:
Als Antwort auf: @naknak geschrieben von Österreich am 15. September 2003 00:07:30:
Servus Freunde,
einige von den Fories hier wissen sicher noch, daß ich einige Zeit lang meine Krisenvorsorge recht intensiv betrieben habe. Irgendwo in den Weiten des Internet-Nirwanas dürften auch noch diverse Packlisten rumschwirren.
Daß eine entsprechende Vorbereitung auf vielfältigste Situationen unumgänglich ist, steht hier gar nicht zur Debatte. Nur soviel zur Warnung an besonders Eifrige: Diese Vorbereitung kann sehr wohl krankhaft ausarten. Das heißt, daß man nicht mehr ruhig schlafen kann, wenn die Dose Bohnen für den Keller nicht sofort gekauft werden kann. Oder man ist versucht, sich auf ausnahmslos jeden Krisenfall vorzubereiten. Wo das endet, könnt Ihr euch denken. Die Wohnung muß angebaut werden, die Möbel fliegen mangels Platz raus - und für das Fluchtgepäck benötigt man einen 40-Tonner! Ein lieber Freund hat sehr viel Zeit und Mühe aufgewendet, mich von diesen Zwangsängsten zu befreien.
Auch ich werde mich, sobald dies wieder möglich ist, um eine gewisse Grundvorsorge kümmern, auch das Fluchtgepäck neu überdenken und neu zusammenstellen.
Im Februar des laufenden Jahres habe ich alle meine im Haushalt aufbewahrten Notfallvorräte in die normale Haushaltsführung integriert. Rückblickend bin ich sehr froh, solch eine extensive Vorratshaltung betrieben zu haben. Denn seit März haben wir im Prinzip von diesen Vorräten gelebt. Hinzugekauft wurde nur ab Mai sporadisch ein wenig Frischware. Seit August tristen die Restbestände eher ein trauriges Dasein, doch auch diese werden ihrer Zweckbestimmung noch zugeführt. Und es war wirklich eine Art Fügung, daß ich in einer Zeit des Mangels auf jene Vorräte zurückgreifen konnte. Im Juli bin ich noch dazu übergegangen, auch die Lebensmittelvorräte aus PKW und Fluchtgepäck zu verwerten. Es hat sich gelohnt - ohne meine "krankhaften" Vorbereitungen in 2001/2002 wären wir glatt verhungert. Die Vorräte haben uns eine ganz normale Versorgung mit Getränken und Lebensmittel gesichert - kaum anders, als dies durch eine reguläre Supermarkt-Versorgung geschieht.
Es muß also nicht unbedingt eine Vorbereitung auf Kataklysmen und / oder Kriege sein. Selbst in schwierigen Lebensabschnitten oder Arbeitslosigkeit kann sie eine gewaltige Hilfe sein, welche unter Umständen über Leben und Tod entscheidet.
Es können aber auch gewaltige Fehler bei der Vorbereitung gemacht werden. Grundvoraussetzung ist, daß alle Haushaltsmitglieder die Maßnahmen voll mittragen bzw. wenigstens akzeptieren und nicht boykottieren. Die Zusammenstellung sollte unbedingt zusammen mit der Ehefrau und den Kindern geschehen. Habe Unmengen Lebensmittel (z.B. getrocknete Pflaumen, Brotvorräte) wegschmeißen müssen, weil diese von niemandem gegessen wurden. Eine gute Möglichkeit, sich einen Überblick über empfohlene Art und Menge der Lebensmittel zu verschaffen, ist es, sich im Internet und Büchern mehrere unterschiedliche Listen zu beschaffen und untereinander und anschließend mit dem eigenen Bedarf abzugleichen. Dabei immer auf die Gesamtzahl der voraussichtlich zu versorgenden Mitglieder aufrechnen zuzüglich einer Sicherheitsreserve. Und nicht vergessen: Auch genau Gedanken machen, über welchen Zeitraum die Notversorgung gehen soll und was danach ist. Berücksichtigt auch beim Trinkwasservorrat, daß dieser evtl. zum Kochen mitbenutzt werden muß.
Kauft immer in geschlossenen Zusammenhängen ein. Also beim Kauf z.B. von Nudeln auch gleich die dazugehörige Soße und passenden Nachtisch etc. Evtl. auch das Wasser dafür gleich mitnehmen, falls man auf Mineralwasser zum Kochen zurückgreifen muß. Macht den Speiseplan so abwechslungsreich als möglich. Und immer nur kleine Einheiten verpacken - z.B. in Nahrungsmitteltransportkisten nie mehr als eine Woche. Aber diese dann komplett. So hat man im Notfall evtl. noch die Möglichkeit, je nach Vorbereitungszeit für einen Aufbruch, ein paar Kisten ins Auto tragen zu können und mitzunehmen. Hat man in einer Kiste die Nudeln, in einer anderen das Mehl, in wieder einer anderen die Suppenbrühwürfel, wird man unterwegs keine Freude an seinen Vorräten haben.
Denkt auch daran, daß der Tag nicht nur aus einem Mittagessen besteht. Es gehört das Frühstück, das Abendessen, evtl. Kaffeepause und sonstige Zwischenmahlzeiten dazu. Sehr wichtig: Knabbereien und Süßes nicht vergessen. Blockschokolade, Salzstangen, Nüsse...! All diese Sachen gehören in die Kisten-Zusammenstellung für einen Tag bzw. eine Woche. Brot, evtl. Erdnußbutter (sehr gut für´s Fluchtgepäck geeignet), Aufstrich, Wurst, Käse, Marmelade, Honig, Kekse, Cracker, Obstkonserven, Milch, Milchpulver, Nutella, Cornflakes, etc. usw.
Die Verpackung der Vorräte ist das A & O. Ich empfehle, sich mit den schweren Konserven einen Grundvorrat anzulegen - zumal in diesen Fertigkonserven auch bereits die notwendige Flüssigkeit enthalten ist. Strecken kann man das Ganze dann mit Kleinigkeiten wie zusätzlichen Brühwürfeln, die auch für Tütensuppen (leicht im Gegensatz zu den Konserven, aber ohne Wasser) hergenommen werden können und Gemüse aller Art in Konserven. Dies läßt sich dann auch für andere Gerichte, die dann hinzu kommen verwenden - z.B. Kartoffeln (gibts auch im Glas jahrelang haltbar) und Fleisch. Anfangen würde ich auf jeden Fall erst einmal mit Konservendosen aller Richtung. Suppen, Fleischgerichte, warme und kalte Speisen etc. Dann kann man die Vorräte auch auf andere Verpackungen ausdehnen. Nur Tiefgefrorenes sollte man nicht nehmen :-).
Es ist ungeheuer wichtig, den "Notfall" einmal testweise für wenigstens eine Woche eintreten zu lassen, dann bleiben Erfahrungen, wie ich sie machen mußte, erspart. Schade ums viele Geld.
Erst später, wenn man ausreichend Erfahrung gesammelt hat, sollte man sich auch Grundnahrungsmittel wie z.B. Mehl anschaffen. Immer nur in kleinen Portionen - der höhere Preis ist auf jeden Fall gerechtfertigt, denn wenn ich alles wegwerfen muß, nützt der günstige 25-kg-Sack überhaupt nichts.
Wenn es ans Einlagern der Lebensmittel geht: Unbedingt aufpassen auf Lebensmittelmotten!!! Die bekommt man nicht mehr weg, und die sind einfach auf alles gierig und finden jedes noch so kleine Loch in der Verpackung. Die Lebensmittel nicht einfach einlagern und wegschließen... immer in die normale Haushaltsführung integrieren und dann nachfüllen. So kann nichts schief gehen.
Bezüglich des Kalorienbedarfes: Rechnet ruhig großzügig damit! Es ist nicht anzunehmen, daß Ihr in Notzeiten einfach nur daliegt und nicht atmet. Der Körper wird es Euch dann danken, wenn er einer schweißtreibenden Arbeit nachgehen muß.
Und noch eines: Mit dem Essen und Trinken allein ist es nicht getan. Vergeßt nicht die vielen Kleinigkeiten, die das Leben gerade in Notzeiten leichter machen. Wohin z.B. mit den Abfällen? Plastiktüten, Eimer, etc. Auch Seife und Putzmittel und alles was dazugehört sollte mitbedacht und in entsprechenden Einheiten gleich zu den Lebensmittelkisten integriert werden. Meinetwegen die Zubehörutensilien gleich in die erste Kiste - dann habt Ihr vier Wochen Ruhe, und dann wieder solch Zeugs in die fünfte Kiste eingepackt.
So - die Hausaufgaben der Kinder sind jetzt fertig - und ich auch. Habe noch ein wenig zu tun hier auf Tawa-Ranch :-).
Gruß
Tawa
- Re: Materielle Nahrungsmittelvorsorge (speziell Hausvorrat) naknak 16.9.2003 13:13 (0)