Re: Hungersnot
Geschrieben von Ismael am 28. Januar 2003 19:36:50:
Als Antwort auf: Hungersnot geschrieben von schlafgnom am 28. Januar 2003 19:02:01:
>Habe eben einen Bericht zu einer Hungersnot 1771/1772 gelesen.
>Dabei wird deutlich: Das Problem war eigentlich nicht, das es nichts zu essen gab, sondern das die Getreideernte so schlecht war.
>"Im Garten aber fand er Bohnen und Erbsen, Kohl und Zwiebeln, Möhren und Rettiche, die in der Feuchtigkeit wohl geblieben waren, und die Obstbäume hingen voller Äpfel und Birnen."
>"Die geringen Mehlvorräte, die hier und da in den Haushaltungen übriggeblieben waren, streckte man durch Erbsen- und Bohnenmehl, durch Kleie und gemahlene Baumrinde; im übrigen mußte man zur Fisch- und Fleischkost greifen. Zum Glück gab es reichlich Wild, Hase und Wildschwein, Reh und Hirsch und mancherlei Vögel bevölkerten den Wald."
>Es gab also eigentlich genug zu essen - die Leute waren aber schon so auf ihr geliebtes Getreide fixiert, das sie lieber hungerten als die Alternativen zu nutzen - zumindest empfanden sie letzteres schon als Teil einer Hungersnot.
>Hat mir zu denken gegeben.
>schlafgnomhallo schlafgnom,
der ernteausfall mag für den augenblick nicht so tragisch gewesen sein, in der folge wurde dadurch den menschen aber die gesamte lebensgrundlage entzogen! wenn die kornspeicher ausgefegt wurden, um wenigstens noch die sommersaat ausbringen zu können und einige bauern schon aus die wintersaat verzichtet hatten, da das saatgut zu teuer war, zeigt, wie problematisch die situation schon war! nachdem die sommersaat dann verfault ist, war der karren erst richtig im dreck! fleisch gab es zwar und auch obst und gemüse war anfangs reichlich vorhanden, aber diese produkte wurden ja auch in fetten jahren nicht weggeschmissen, sondern wurden ebenso genutzt! getreide, als kohlenhydratlieferant nummer eins war für ein überleben unbedingt notwendig. man kan die damalige zeit nicht mit heute vergleichen, wo eine mißernte nur zu einem leichten preisanstieg führt und andere kohlenhydratquellen überall zu finden sind. eine mißernte brachte das gesamte systenm durcheinander. wer selbst kein saatgut hatte, mußte es einkaufen, aber woher sollte das geld kommen, wenn man seine tiere schlachten mußte, weil nicht genug winterfutter da war um sie durch zu bringen! die bauern hatten sicher nicht ob der leeren ställe tränen in den augen, weil sie ihr vieh vermissten, das sie so liebten, sondern weil sie sich ihres letzten kapitals beraubt sahen! wovon soll man das saatgut bezahlen, wenn nichmal mehr vieh da ist, das man verkaufen kann? was nützt ein fruchtbares jahr, wenn man in ermangelung des saatgutes nich sähen kann! erbsen, rinde und was weiß ich alles mögen für den augenblick ausreichen, aber nach dem winter kommt das frühjafr und wer dann nicht sähen kann, ist angeschmiert!
die menschen waren nicht auf getreide fixiert und sahen die gaben der natur nicht, sondern sie wußten, das eine mißernte auch im nächsten jahr noch zu spüren ist. eine mißernte bedeutete, daß der hunger so sicher wie das amen in der kirche folgen wird, selbst wenn im moment z.b. ein überangebot an fleisch bestehen sollte. billiges fleisch kann nur für den konsumenten gut sein, sicher nicht für den erzeuger!Ismael