Hallöchen und Sprachunterricht für kleine Weltuntergangsspinner :-)
Geschrieben von SoL333 am 08. Januar 2003 01:51:12:
Als Antwort auf: Re: Das Experiment, Teil 2 A (@ all) - oder: Der Russe Vladimir geschrieben von ex-Soldat am 06. Januar 2003 14:54:25:
Hi ex-Soldat :-)
>Keine Ahnung ob deine Fallbeispiele für dein Pychostudium sind und du die dort auswertest, aber trotzdem will ich dir wieder ehrlich antworten:
Dazu hatte ich im "Credo"-Beitrag schon etwas geschrieben, aber hier noch einmal kurz, falls nicht gelesen: für mein Psychologie-Studium war es definitiv nicht, obwohl man nicht leugnen kann, daß viel Wissen aus diesem Bereich in die Planung und Durchführung eingeflossen ist. Es ist mehr für Euch selbst gedacht, siehe auch dazu ggf. den o.g. Artikel in diesem Thread.
>Ich rufe rádosw (Freund) zu ihm gehe nah ran und töte ihn. Schießen tu ich nicht, da ich nicht weiß ob der Schuß verrät wo ich bin. Sobald der tot zusammen sackt nehme ich alles von ihm was mir nützlich erscheint und vergrabe ihn unter einer großen Tanne. Vergraben deßhalb, weil wenn man einen toten Russen im Wald findet fangen seine roten Freunde an zu suchen in der nahen Umgebung, so kann er immer noch desertiert sein.
Da Du ja offenbar im Russischen recht bewandert bist (Badland Warrior übrigens auch, daher geht folgende Frage auch an ihn, wenn er denn hier mitliest), hat mich das zu etwas inspiriert:
Ich selbst habe zwar ein kleines Deutsch-Russisches Wörterbuch (hat mir mal ein freundlicher Russe geschenkt, den ich gar nicht kannte), aber ich kann kein Kyrillisch :-), ich könnte einem Russen also nur die Wörter zeigen, die ich meine. Ich denke auch, daß sehr viele in unserem Forum ebenso wie ich keinerlei Ahnung von Russisch außer "Njet" oder "Nada" haben. Daher wollte ich Dich (bzw. Euch) fragen, ob Du (bzw. Ihr) dazu bereit wärst, wenn die Forumsteilnehmer vielleicht eine LIste mit vielleicht 30-50 Vokabeln erstellen mit absolutem Grundwortschatz für unsere zukünftige Situation ausgelegt. So Dinge wie z.B. Frieden, Krieg, Hunger, Durst, Nahrung, Wasser, Nord, Ost, Süd, West, Kalt, warm, verletzt etc. etc. und Du bzw. Ihr sie für uns vielleicht kurz übersetzt? Ginge das? Damit könntest Du uns allen immens helfen und wer weiß, wozu es bei jedem einmal gut sein wird. Das wär echt spitze :-).Zu dem was Du in diesem Absatz eigentlich geschrieben hast, habe ich schon in meinem "Credo"-Beitrag einiges geschrieben, daher verweise ich zeitsparend darauf, wenn es nichts ausmacht.
>Es gäbe eine Situation wo ich ihn nicht töten würde, egal ob ich seine Vorgeschichte kenne oder nicht. Ich treffe ihn und er hält beide Hände hoch (in der einen Hand das AK). In dieser gespannten Situation kommt es darauf an wie es sich weiter entwickelt. Desertiert er und schmeißt mir sein Gewehr vor meine Füße, durchsuch ich ihn, verbinde ihm die Augen und führe ihn über lange Umwege zu meinem Lager. der Vorteil das ich Informationen bekomme, er was zu essen, der Rest ergibt sich.
Also "mißtrauische Kooperationsbereitschaftstendenz" :-) (übrigens eine eigene Wortschöpfung von mir, also keine Bange, so gesehen nix Psychologisches). Ich halte diese Sichtweise eigentlich für äußerst vernünftig. Nur mit dem sofort abknallen, "nur" weil man ein AK an der Schulter statt in der Luft hält, habe ich ein Problem (Verhältnismäßigkeit der Mittel), wobei das natürlich situationsabhängig sein muss: ist es offensichtlich, daß er mich erschießen will, dann heißt es natürlich er oder ich. Steht da jedoch wirklich nur noch ein Schatten seiner Selbst, der eigentlich mehr Angst vor mir hat, als ich vor ihm und der aus Angst vor mir sein Gewehr vorsichtshalber schußbereit hält, den werde ich ihn lieber davon überzeugen, daß ich keine Gefahr bin und das geht recht fix, denn ich bin äußerst sympathisch, ein kleiner Sonnenschein in der Nacht sozusagen.
>Das die Vorgeschichte Zweifel bei mir auslösen soll liegt auf der Hand.
Gut kombiniert, Watson.
>Darum kämpfen Soldaten gegen Soldaten anonym, man nur die gegnerische >Uniform vor sich auf die am schießt. Man stürmt vor und schießt und wenn >einer umfällt kann man immer noch für sich sagen mein Kamerad recht von >mir hat ihn erschossen.
Noch besser kombiniert und das ergibt die Beförderung zum Sherlock ersten Grades :-). Im Endeffekt ist ein Krieg ein Aufeinanderprallen von Mißverständnissen, Mißtrauen, Kommunikationsproblemen und Lügen. Eine Handvoll Wahnsinniger hält seit Jahrtausenden die gesamte Menschheit zum Narren und sagt ihnen allenthalben, sie sollen sich die Köppe einschlagen. Und das tun sie bereitwillig jedes Mal wieder. Sie rennen los und murksen sich eigentlich grundlos gegenseitig in einem Massengemetzel ab. Für mich als logisch denkender Mensch ist das absolut grotesk! Alle werden sie zu Mördern. Und da hilft es nichts zu jammern: wenn Soldaten im Krieg töten, so ist das kein Mord und wird vom Armee-Pfarrer sogar noch göttlich gesegnet. Nur weil irgendjemand das Gerücht in die Welt gesetzt hat, jetzt sei Krieg, rennen se alle los: "Ey, haste gehört, es soll Krieg sein." "Was, Krieg?" "Jaaaaaaaa, geil oder? Jetzt können wir brandschatzen gehen und plündern." "Auja und Weiber vergewaltigen und sich gegenseitig Abschlachten, ist das nicht ne super Idee?" "Und wenns kein Bock mehr macht, dann drücken se einfach auf den Knopf, ja das wird ein Feuerwerk." "Jau, Das Feuerwerk ist so kraß, da fliegen Dir glatt die Zähne und die Haare wech.".
Hätte es niemals Kriege gegeben von Anbeginn, dann hätten wir schon längst die halbe Galaxis erforscht und bevölkert. Es ist ein Weltmenschenkrieg, nicht meiner.
>Die große Außnahme sind Scharfschützen die durch ihr Zielfernrohr Einzelheiten des anderen sehen, bevor sie abdrücken. Ob er sich morgens rasiert hat, ob er einen Ehering trägt usw. Nach Abgabe des Schuß sieht man durch das Zielfernrohr den anderen in sich zusammen sacken oder das Blut spritzen. Auch im Nahkampf, besonders bei Sondereinheiten ist es das gleiche, man tötet nicht anonym. Aber in beiden Fällen Sondereinheiten und/oder Scharfschützen wird man darauf vorbereitet auf diese Art des Kampfes. Obwohl viele nach ihren ersten Einsätzen zusammen brechen und pychologisch für ihr Leben ein Wrack sind und mit diesen Dingen nicht klar kommen und nächte lang immer und immer wieder diese Scenen vor sich sehen.
Ein Grund mehr, Gewalt soweit es geht zu vermeiden. Warum machen sich die Scharfschützen nicht einmal nützlich, tun sich zusammen und murksen die Mächtigen dieser Welt ab, statt der Lämmer so wie sie welche sind? Warum sagt das Volk nicht, wenn ein Mächtiger wieder brüllt: "Auf in den Krieg": "Ey, was hasse gesacht, Du Zwetschge? Hä? Paß auf Du, sonst gibs ein.". Oder warum sperrt man die Mächtigen nicht einfach in eine Klapsmühle, wo sie hin gehören? Schön inner Gummizelle mit Zwangsjacke und da können sie "Krieg" schreien, so oft sie wollen: "Ja natüüüüüüürlich, Sir, zu Befehl Herr Bush. Aber jetzt nehmen Sie doch bitten ihre Tabletten, ja? Na Bravo, das hatter fein gemacht und sich einen halbstündigen Spaziergang im Park verdient unser kleiner Bushilein."
Ich verstehe zwar die Methoden, mit denen die Mächtigen die Fügsamkeit erreichen, aber ich kann nicht begreifen, warum so viele darauf hereinfallen.Was ich damit sagen will: der Feind, das ist eigentlich nicht einmal der gegenerische Soldat. Es sind ihre Anführer ganz oben an der Spitze und auhc die eigenen. Eigentlich die meisten Anführer dieser Welt mit ihren Gefolgsleuten. Egeal was passiert: ich werde absolut nationalitätsunabhängig denken und handeln, wenn es soweit ist. Es macht sich mir nur der zum Feind, der mich oder meine Lieben tatsächlich bedroht und man sich schier selbst verteidigen muss. Das kann ein Deutscher sein, ein Pole, ein Chinese, ein Russe, egal. Mensch ist für mich Mensch. Einfach normalerweise 2 Arme oben links und Rechts, und ebenso 2 Beine unten, Auge, Nase, Mund, kein fell. Mensch.
Nationalitäten und Staaten exisitieren nur in den Köpfen vieler Menschen, sie sind nichts weiter als ein Hirngespinst. Außerhalb gibt es so etwas wie Staatsgrenzen nicht, sondern höchstens dann, wenn wir Menschen aufgrund des Hirngespinsts dort ein Grenzhäuschen oder einen Zaun hingestellt haben und uns dort oder etwas weiter in der einen oder anderen Richtung alle Jubeljahre mal gegenseitet hau'n und pieksen. Oder muss ein Regenwurm, wenn er unter der deutsch-polnischen Grenze herkrabbelt einen Reisepass mitnehmen? :-)Liebe Grüße
Chrisi
Liebe Grüße
Chrisi
>@Bonnie
>Etwas ähnliches passierte vor vor Weihnachten in einem besonders umkämpften Frontabschnitt wo sich Deutsche und Franzosen gegenüber lagen. Man hatte monatelang sich gegenüber gelegen. Kämpfte um jeden Meter Matsch. Es war Grabenkrieg: Vor einem Angriff pfiff der Unteroffizier und die Soldaten mußten aus den Gräben raus und über das ein paar hundert Meter lange Feld zu den Stellungen der Franzosen stürmen. Doch eine neuzeitliche Erfindung, das MG das an den Flanken stand ratterte sofort bei einem Angriff los und mähte die meisten dahin, sodas sie gar nicht weit genug an die feindlichen Stellungen kamen. Zwischen durch gab es kurze Waffenstillstände um die toten und schreienden wieder zurück in die eigenen Stellungen durch Sanitäter zu ziehen. Weigerte man sich beim Pfiff des Unteroffiziers aus dem Graben vor zu stürmen wurde man vom Unteroffizier sofort mit der Pistole erschossen. So ging es auf beiden Seiten, wochenlang, monatelang. Bis kurz vor Weihnachten. Man rief rüber zum Gegner das man über Weihnachten keinen Angriff starten würde und man so einen Tag in stiller Andacht feiern konnte. Beide Seiten waren einverstanden, man feierte auf beiden Seiten in den Gräben Weihnachten. Man sang abends Lieder Trank viel und dachte an die liebsten zuhause. Irgentwann abends dachte man nach nicht zusammen Weihnachten zu feiern- Franzosen und Deutsche zusammen. Man vereinbarte es und freute sich sogar darauf. Man ging in die feindlichen Stellungen und feierte zusammen. Kleine Geschenke wurden ausgetauscht und es wurden fröhliche Stunden. Morgens ging man wieder in die eigenen Stellungen und warte geduldig was da kommen würde. Aber keiner der beiden Seiten bließ zum Angriff. Nach einem halben Tag ohne Angriff rief man rüber es nicht sein zu lassen, man kämpfte schon lange genug und hatte in der Nacht gemerkt das der anonyme Feind auuch Frau und Kinder zu hause hatte und ein Leben wie man selbst und einfach nur nach Hause wollte. So kam es zu einem dauerhaften Waffenstillstand zwischen den beiden kommadierenden Offizieren. Man blieb zwar jeder für sich in den Stellungen aber kein Schuß krachte mehr. Anfang Januar, als die Führung (weiter hinten in sicherem Bunker) davon mibekam wurden beide Regimenter abgezogen und durch frische ersetzt und das töten auf beiden Seiten ging wieder los. So viel ich weiß wurden die französischen Offiziere durch ein Kriegsgericht zum Tode verurteilt nd die deutschen zu Strafbataillone versetzt, wo sich kurz später starben.
>Ex-Soldat