Re: An BBouvier wegen:... an Hubert

Geschrieben von BBouvier am 14. Februar 2004 22:36:34:

Als Antwort auf: Re: An BBouvier wegen geschrieben von Hubert am 14. Februar 2004 21:54:28:


Lieber Hubert!

Also, ich unterscheide fein:

Jesus sagt, wie man sich verhalten soll.
So käme man in den Himmel.

Und Paulus sagt, AN WEN! und woran man glauben soll:
SO käme man in den Himmel.
Und "glauben" soll man an
die abstrusesten Sachen,
(alles geklaut bei "heidnischen" Mysterienreligionen)
die der Vernunft widersprechen:
"Credo, quia ABSURDUM"!

Und an Sachen, von denen Jesus keine Ahnung noch hatte.

Tut mir wirklich leid,
ich möchte Dich nicht angehen,
weil ich Dich persönlich sehr schätze.

Herzlich,
BB:-))


>Hallo, Kiaril!
>Zu diesem Thema habe ich in Abständen
>intensiv Jahrzehnte gelesen und bin
>zu folgendem (vorläufigen) Schluss gekommen:
>1:
>Nimm dem heutigen Katholizismus alle orientalischen
>(nicht "römische" Vorstellungen!, die waren recht prosaisch)
>Mysterienelemente weg, und es verbleibt praktisch ein
>NICHTS.

>Mein lieber BB,
>erlaube mir, diesen Ansichten entschieden zu widersprechen.
>Das Christentum hat deshalb über Rom gesiegt, weil es die „Götter“ demaskiert hat. Denn in seinem Licht wurde sichtbar, daß die „Götter“ nicht Gott sind, daß der Plural zu Gott als solcher eine Lüge ist. Lüge aber ist immer Unfreiheit, und es ist kein Zufall, vor allem aber keine Unwahrheit, daß in der Erinnerung Israels Ägypten als Sklavenhaus, als Ort der Unfreiheit erscheint. Denn nur die Wahrheit macht frei.
>Der christliche Glaube beruht nicht auf Poesie und Politik, diesen beiden großen Quellen der Religion. Er beruht auf Erkenntnis. Er verehrt jenes Sein, das allem Existierenden zugrunde liegt, den „wirklichen“ Gott. Im Christentum ist Aufklärung Religion geworden und nicht mehr ihr Gegenspieler. Und weil das so ist, weil das Christentum sich als Sieg der Entmythologisierung, als Sieg der Erkenntnis und mit ihr der Wahrheit verstand, deswegen mußte es sich als universal ansehen und zu allen Völkern gebracht werden: nicht als eine spezifische Religion, die andere verdrängt, nicht aus einer Art von religiösem Imperialismus heraus, sondern als Wahrheit, die den Schein überflüssig macht.
>Das Christentum – so können wir vereinfachend sagen – überzeugte durch die Verbindung des Glaubens mit der Vernunft und durch die Ausrichtung des Handelns auf die Caritas, auf die liebende Fürsorge für die Leidenden, Armen und Schwachen, über alle Standesgrenzen hinweg. Daß dies die innere Kraft des Christentums war, kann man wohl am deutlichsten an der Art und Weise sehen, wie Kaiser Julian das Heidentum in erneuerter Form wiederherzustellen versuchte. Er, der Pontifex maximus der wiederhergestellten Religion der alten Götter, richtete nun, was es bisher nicht gegeben hatte, eine heidnische Hierarchie mit Priestern und Metropoliten ein. Die Priester mußten moralische Vorbilder sein. Sie sollten Liebe zu Gott und den Nächsten pflegen. Sie waren verpflichtet, Taten der Liebe gegenüber den Armen zu setzen, durften die lasziven Komödien und die erotischen Romane nicht mehr lesen und sollten an den Festtagen über ein philosophisches Argument predigen, um das Volk zu belehren und zu bilden. Teresio Bosco sagt dazu mit Recht, daß der Kaiser auf diese Weise in Wirklichkeit nicht das Heidentum wiederherzustellen, sondern es zu verchristlichen suchte – in einer nun auf den Götterkult umgebogenen Synthese von Aufklärung und Religion.
>Rückschauend können wir sagen, daß die Kraft des Christentums, die es zur Weltreligion werden ließ, in seiner Synthese von Vernunft, Glaube und Leben bestand. Und genau diese Synthese ist in dem Wort von der religio vera zusammenfassend ausgedrückt.
>Herzlichst,
>Hubert



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