Re: keine Schuldige

Geschrieben von HotelNoir am 14. Februar 2004 12:20:08:

Als Antwort auf: Re: keine Schuldige geschrieben von Hans am 14. Februar 2004 01:50:53:

>Hallo Hotel,
>
>"Befreie Dich vom Täter-Opfer-Denken und Du wirst verstehen, wie das alles zusammenpasst."

>Ich beginne zu verstehen.
>Nehmen wir mal an - selbstverständlich rein theoretisch - ein Genosse Ivan schneidet dir, während des wiederum nur theoretisch stattfindenden WK3, die Eier ab. Kann im Krieg ja durchaus mal vorkommen sowas.
>
>Dann gibt es keine Schuldigen. Der konnte ja auch nichts dafür das du im über den Weg gelaufen bist, genausowenig wie du. Und du wärst selbveständlich der Letzte der zum Jammern anfängt. Der einzig wirklich Schuldige ist derjenige, der im Täter-Opfer-Denken verhaftet ist.
>Habe ich das so richtig aufgefasst?
>Ganz Prima.
>
>
>"Nicht ICH, der Schreiber, bin es, der im obigen Text Schuldige macht , sondern DU als Leser."

>Das merkt man ganz deutlich. Ist wirklich nicht zu übersehen.
>
>"Jetzt weisst Du ein Geheimnis, fang was damit an. ;)"
>

>Im Fall der Fälle um Theoretiker lieber einen großen Bogen machen - meinst du dieses Geheimnis? Damit kann ich wirklich was anfangen. :-)
>Viele Grüße
>Hans

Du verknüpfst Dinge, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, weil Du es so gelernt hast. Du hast wahrscheinlich kein Bedürfnis innerlich zu wachsen, sondern möchtest den Status Quo aufrechterhalten, sprich, Dir selbst immer wieder die "Richtigkeit" Deines "logischen" Verstandes bestätigen. Das ist Dein gutes Recht, doch verstehe, dass es Menschen gibt, die darüber hinauswachsen und sich durch neue - universale - Gesetze definieren, die Du nicht nachvollziehen kannst/willst.
Noch zum Praktischen: Wenn mir einer die Eier abschneidet wäre das beschissen für mich und der, der es tut, wäre in diesem Moment der Schuldige und der Täter, das ist keine Frage. Würde ich die Sache überleben, wäre es nicht sehr konstruktiv, der Rest meines Lebens diesen Täter zu hassen und mich als Opfer zu fühlen, weil ich keine Eier mehr habe. Die Täter-Opfer-Verhaftung muss von einem Opfer immer transzendiert/aufgelöst werden, was dadurch geschieht, dass erkannt wird, dass auch der Täter auf seine Weise ein Opfer ist. So findet Vergebung statt und das Opfer findet seinen Frieden mit dem Erlebten. Was ist nun "wahrer": Die Tatsache, dass ein "Täter" mir die Eier abgeschnitten hat oder der Friede, den ich irgendwann einmal gefunden haben werde, wenn ich dem Täter verzeihen kann.
Dein Statement läuft darauf hinaus, dass die Sache klar ist und bleibt, was Dir - würde es Dir wiederfahren - für den Rest Deines Lebens Verbitterung und Hassgefühle bescheren würde. Wahrscheinlicher aber ist die Möglichkeit, dass Du durch diese Tat doch noch innerlich wachsen würdest und Dich irgendwann vom Täter-Opfer-Denken lösen könntest. Schliesslich gibt es genug Beispiele dafür im Alltag.
Grüsse HotelNoir



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