Habermas - Ratzinger

Geschrieben von Hubert am 01. Februar 2004 17:07:17:

Als Antwort auf: Es gibt wohl auch noch andere Wege, als Passagierflugzeuge geschrieben von Danan am 01. Februar 2004 15:18:01:

Hallo Danan,

in Deiner Beurteilung des intellektuellen Potentials der Herren Bröckers und von Bülow gebe ich Dir weitestgehend recht – wenngleich beide partiell höchst miserabel recherchiert haben. Aber darum geht es mir in meiner Replik gar nicht. Es gibt eine Menge Ungereimtheiten bei der offiziellen Darstellung des 11. September – das ist völlig unstrittig –, aber mit erhobenen Zeigefinger aufzustehen und zu sagen: „Der oder die sind die Täter“, steht mir nicht zu – aus dem einfachen Grunde, weil ich es nicht weiß. Ob in den USA nun eine Militärdiktatur droht oder nicht, vermag ich ebensowenig zu beurteilen, aber ich möchte ganz allgemein darauf hinweisen, daß sich immer mehr Menschen global dem Humanum verpflichtet fühlen und die Anzahl derjenigen, die zu der Erkenntnis gelangen, daß wir auf diesem Planeten ohne eine substantielle Wiederbelebung gemeinsamer ethischer Grundwerte nicht werden überleben können. Und vom Standpunkt dieser wachsenden Erkenntnis her sehe ich auf die USA ein Welle größter Probleme zurollen.

Daß die globale Sensibilität für ethische Normen wieder im Kommen ist, haben wir spätestens bei den Reaktionen auf die Versenkung der Brent Spar durch den Ölmulti Shell erlebt – dessen Umsatz brach nämlich nach der Versenkung sofort um 40% ein. Und die öffentlichen Reaktionen auf das V-Zeichen des Deutsche-Bank-Chefs Ackermann sprechen ebenfalls Bände. Auch die stark wachsende Anzahl ethischer Fonds sind m. E. ein überdeutliches Zeichen dafür, daß die Aktionäre Unternehmen gnadenlos abstrafen, die gewisse ethische Normen verletzen.

Vor rund zwei Wochen fand – initiiert durch die Katholische Akademie – unter größtmöglicher Geheimhaltung eine Podiumsdiskussion zwischen zwei Geistesgrößen ab: Jürgen Habermas, der Adorno- und Horckheimer-Schüler und „nachmetaphysische“ Philosoph, und Joseph Kardinal Ratzinger, Chef der römischen Glaubenskongregation. Wer dabei war, konnte nicht nur Ohrenzeuge eines wahren Wunders werden – nämlich daß sich der Alt-68er-Philosoph deutlich an römische Positionen herangetastet hat –, sondern er konnte mit offenem Munde hören, wie Kardinal Ratzinger – ohne den Namen George Bush zu erwähnen – gegen die USA vom Leder zog. Das „Recht des Stärkeren“ müsse nämlich dringend „gebändigt“ und der Stärke eines gemeinsamen Rechts unterworfen werden. Dies sagt nicht irgendwer. Dies sagt der nach dem Papst zweithöchste Repräsentant der Weltkirche.

Daraus kann ich nur einen Schluß ziehen: Das Feuer ist eröffnet.

Herzlichst,
Hubert



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