Re: (off topic) Rheinwiesenlager
Geschrieben von DaveRave am 30. Januar 2004 14:26:42:
Als Antwort auf: (off topic) Rheinwiesenlager geschrieben von Johannes am 30. Januar 2004 14:03:01:
Ohne hier dort irgendein Leid herunterspielen zu wollen, ich denke, daß es sowohl organisatorische Probleme als auch mangelndes Interesse der anständigen Gefangenenbehandlung durch Seiten der US Armee gegeben hat.
Die von Dir zitierte Rheinwiesenlagerseite sehe ich allerdings auch nicht als unbedingt objektiv an. Ich habe im Netz eine kurze Beschreibung gefunden, die sich im wesentlichen mit meiner Beurteilung der Lage deckt:Rheinwiesenlager, umgangssprachl. Bezeichnung für die von den amerikan. Truppen nach Überschreiten des Rheins errichteten Prisoner of War Transient Enclosures (PWTE), Gefangenenlager mit einer Aufnahmekapazität von 1.3 Mio. Mann. Die R. entsprachen in etwa den in Frkr. und Belgien verwendeten Continental Central Prisoner of War Enclosures und waren in 'Compounds' oder 'Cages' unterteilt, die von Gefangenen geführt wurden. Die dt. 'Compounds-leader' wurden von einer ebenfalls aus dt. Soldaten gebildeten Lagerpolizei unterstützt, die nicht selten ihre Kameraden schikanierte (z.B. in Rheingönnheim, Rheinberg, Bretzenheim). Unterkünfte waren in den R. nicht vorhanden; jeder Kompanie wurde 'mit einer Armbewegung' ein Stück freies Gelände zugewiesen (Bad Kreuznach), das mit Stacheldraht umzäunt war oder wurde. Die Gefangenen gruben sich Erdlöcher, die bei anhaltendem Regen oft einstürzten (Rheinberg, Bretzenheim), so daß zahlr. Landser erstickten. Verpflegung gab es in den ersten Tagen nicht, erst nach einiger Zeit wurden Brotrationen verteilt (1 Brot für 25 Mann z.B. in Remagen und Bad Kreuznach). Durch Korruption der dt. Lagerverwaltung und des amerikan. Aufsichtspersonals verschwanden z.T. ganze Wagenladungen mit Lebensmitteln (Ludwigshafen, Neustadt), was die Versorgungslage noch verschärfte und zuweilen zu Kameradendiebstahl und Selbstjustiz führte (u.a. Bad Kreunach, Bretzenheim). Die Amerikaner versuchten ohne Erfolg, das Ernährungsproblem in den R. durch Entlassung von Kranken, Verwundeten und Jugendlichen zu lösen. Erst nach Wochen besserten sich die Lebensverhältnisse, Zelte wurden als Unterkünfte zur Verfügung gestellt, und die Verpflegungssätze stiegen langsam, aber stetig. Am 12.6.1945 wurden die R. Rheinberg (94,788 Mann) sowie Wickrathberg (84,370) den Briten und am 10.7.1945 die R. Sinzig (25,200), Andernach (16,600), Siershahn (25,000), Bretzenheim (17,200), Dietersheim (33,600), Koblenz (21,600) sowie Dietz (22,000) den Franzosen übergeben. Die Angaben über die in den R. umgekommenen dt. Soldaten schwanken erhebl.; aus Aufzeichnungen der Besatzungsmächte und Mitteilungen der dt. Gemeindeverwaltungen ergeben sich etwa 5,300 Todesopfer.
Viele Grüße
DR, dessen Großvater 6 Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft war.
- Re: (off topic) Rheinwiesenlager JeFra 30.1.2004 15:45 (5)
- @ Jefra, cc @ Johannes Pfadfinder 04.2.2004 16:20 (1)
- Besten Dank, habe Link archiviert (owT)! JeFra 06.2.2004 17:47 (0)
- Re: (off topic) Rheinwiesenlager DaveRave 30.1.2004 16:01 (1)
- Re: (off topic) Rheinwiesenlager JeFra 02.2.2004 04:19 (0)
- Re: (off topic) Rheinwiesenlager DaveRave 30.1.2004 15:54 (0)