IMHO: Falscher Zeuge!

Geschrieben von Swissman am 24. Januar 2004 02:40:06:

Als Antwort auf: Iran soll hinter den September-Anschlägen stecken geschrieben von Fleecer am 22. Januar 2004 17:19:41:

Hallo Fleecer,

Überraschende Wende im zweiten Hamburger Terror-Prozess: Der iranische Geheimdienst soll nach Angaben eines seiner früheren Agenten hinter den Anschlägen am 11. September 2001 gesteckt haben. Ein Vernehmungsbeamter des Bundeskriminalamtes (BKA) gab am Oberlandesgericht Aussagen des iranischen Agenten aus einem Verhör wieder. Der Mann, dem Vertraulichkeit zugesichert wurde, hatte sich nach eigenen Angaben bereits im Juli 2001 aus dem Iran abgesetzt.

Bei diesem sogenannten "Zeugen" handelt es sich ganz offensichtlich entweder um einen Spinner, einen Provokateur oder ein geldgieriges Charakterschwein. Die Tatsache, dass er laut der verlinkten T-Online-Meldung für weitere (Des-)"Informationen" Geld fordert, scheint letzteres nahezulegen.

Dass das BKA sich überhaupt die Mühe macht, seine kostbare Zeit mit einer derart dubiosen "Quelle" zu verschwenden, enttäuscht mich offen gesagt sehr - ich hätte dem BKA mehr Professionalität zugetraut: Jeder, der sich mit den diversen religiösen Strömungen im Nahen Osten auch nur einigermassen auskennt, weiss, dass Wahhabiten (zu denen bekanntlich auch Osama bin Laden und seine Al Kaida zählen) und Schiiten (ca. 85% der Iraner bekennen sich zur Schia, die Hisbollah ist eine Sammelbewegung der libanesischen Schiiten) aus religiösen Gründen erbitterte Erzfeinde sind.

Die tieferen Gründe hierfür habe ich schon das eine oder andere Mal erläutert - nachzulesen z. B. hier und hier. Dann und wann auftauchende Gerüchte über eine behauptete Zusammenarbeit zwischen Al Kaida und dem Iran, bzw. der Hisbollah muss man daher per se nicht weiter ernstnehmen - es handelt sich dabei zwangsläufig um Desinformationen.

Von Interesse ist dabei lediglich, wer an der Lancierung solcher Gerüchte ein Interesse hat... Soweit entsprechende Meldungen über Debka verbreitet werden, ist die Sache relativ einfach: Debka ist dafür bekannt, das "Hausblatt" des israelischen Geheimdienstes Mossad herauszugeben, mithin entsprechen deren Meldungen im Zweifelsfall den Intentionen der israelischen Regierung, die naturgemäss daran interessiert sein muss, ihre potentiellen Gegner zu schwächen oder auszuschalten - wenn es möglich ist, die Aufgabe von anderen lösen zu lassen, umso besser.

Zunehmende Spannungen zwischen dem Iran und den USA liegen natürlich ebenfalls im Interesse des Kremls: Je weiter sich die USA verzetteln, desto besser für die kommunistische Langzeitstrategie. Im konkreten Fall tippe ich allerdings eher auf jemanden, der darauf spekuliert, auf Kosten des deutschen Steuerzahlers eine schnelle Mark zu machen - für einen tatsächlichen geheimdienstlichen Hintergrund ist sein Vorgehen schlichtwegs zu plump, um nicht zu sagen primitiv.

Bedauerlicherweise scheint es dem BKA an Leuten zu fehlen, die sich in dieser Materie auskennen - Falls hier jemand vom BKA mitlesen sollte, würde ich empfehlen, Peter Scholl-Latour als Berater hinzuzuziehen. Wenn dies gewünscht werden sollte, würde ich mir aber auch durchaus zutrauen, diesen Herrn selbst zu verhören und das von ihm errichtete Kartenhaus einstürzen zu lassen... - Im Unterschied zu ihm würde ich mich besoldungsmässig mit der Übernahme meiner Spesen begnügen. ;-)

PSL ist aber zweifellos die bei weitem bessere Wahl.

mfG,

Swissman


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