Re: Pest und Hygiene
Geschrieben von IT Oma am 19. Januar 2004 22:35:59:
Als Antwort auf: Re: Pest und Hygiene geschrieben von Starfire am 19. Januar 2004 21:17:27:
Hallo Starfire,
Du schriebst:
>In der Stadt verhungern die Leute auch. Wer liefert denn da noch hin? Wer produziert noch Nahrung, wenn sich alles in der Stadt sammelt? Eine Mißernte von diesem Ausmaß trifft die Städter genauso wie die Landbevölkerung - vermutlich sogar härter. Irgendwie ist in der obigen Aussage ein Logikfehler oder mir fehlen ein paar Fakten ;-)Auf lange Sicht stimmt das natürlich.
Aber zunächst waren damals in der Stadt (auch wegen des Handels) die größeren Vorräte vorhanden, Bauern zahlten ja zum großen Teil Pacht und Steuern in Naturalien, wenn sie nicht sowieso leibeigen waren. Die Städte boten auch durch Dienstleistungen noch Verdienstmöglichkeiten, wenn es auf dem Lande wegen der Mißernte für eine Bauernfamilie schon keine Möglichkeit mehr gab, an Essen zu kommen.Heute ist die Lage insofern anders, als sehr viel "just in time" geliefert und gekauft wird, und deshalb in der Stadt nicht mehr so große Vorräte gehalten werden. Wenn man Vorräte hat und sie zu verteidigen weiß, ist man bei einer Naturkatastrophe heute auf dem Land vielleicht besser dran. Aber auch nur dann.
Wenn man aber keine Vorräte hat, oder sie einem weggenommen wurden, würden die meisten vermutlich auch heute versuchen, sich in die Stadt durchzuschlagen, einfach weil es da Suppenküchen, medizinische Versorgung und Schutz vor Plünderern gibt. Außerdem ist es immer politische Überlebensregel, die Stadtbevölkerung durch gute Versorgung ruhig zu halten, auch wenn man dafür das Land vernachlässigen muß. Auch die gesamte behördliche Infrastruktur ist in der Stadt, und sorgt natürlich dafür, daß die Städte nicht zu kurz kommen. Notfalls wird eben das Land "zwangsbewirtschaftet" werden.
Wie gesagt, auf lange Sicht hast Du recht. Aber in der ersten Zeit, solange die Städte noch funktionieren (und es keine Epidemien gibt), treibt die Hoffnung jeden, der nichts mehr hat, dorthin.
Schöne Grüße :-)
ITOma