Eine unsachliche Entgegnung
Geschrieben von franke43 am 12. Januar 2004 13:33:21:
Als Antwort auf: Re: Vorsicht vor Hannich! geschrieben von Bonnie am 12. Januar 2004 11:25:59:
Hallo Bonnie
Das ist ja gerade ein Teil des Übels, dass wir das Übel
erst als solches erkennen wollen, wenn es zu 200 % und
streng fachwissenschaftlich erwiesen ist, dass es ein
Übel darstellt. Dasselbe gilt ja auch für die Wirkung
oder Nicht-Wirkung der "Treibhausgase" auf die globale
Jaherdurchschnittstemperatur der Erdatmosphäre.Der Zins mag nicht die alleinige Wurzel des Übels sein,
aber er ist eine wichtige Komponente.Eine andere wichtige Komponente ist die verhaltens-
biologisch in uns allen angelegte GIER, also das
Streben nach alle Grenzen überschreitender Trieb-
befriedigung.Das ständige Mehr-Haben-Wollen, das nicht nur die
Reichen und Mächtigen dieser Welt kennzeichnet,
sondern tief im Innern uns alle, das ist nichts
weiter als ein umgelenkter Instinkt, der sich aus den
beiden Komponenten Reviererwerb/Revierverteidigung
und Jagdverhalten/Beutemachen/Nahrungsammeln
zusammensetzt.Wir sind also verhaltensbiologisch bedingt materiell
veranlagt, um es auf den Punkt zu bringen. Der Zins
auf Geld ist ein dem Geldsystem immanenter Wirkungs-
mechanismus dieses Sich-irgendwie-bereichern-
Wollens.Der Zins ist also nur eine Variante der individuellen
Suboptimierung der eigenen Überlebenschancen im
Wettkampf ("Wettbewerb") mit Artgenossen (Konkurrenten),
die ja nicht alle unsere verbündeten (Rudelgenossen)
sein können, sondern von denen die meisten Nahrungs-
konkurrenten sind.In der Geldwirtschaft wird der Geldbesitz gleich-
bedeutend mit Anteilsscheinen auf Jagdreviere und
auf Beuteanteil. Die Geldvermehrung - auch durch
Verleihen und Zins - ist eine vorgeschobene Revier-
verteidigung bzw. Reviervergrösserung und damit eine
Optimierung der Jagdbeute für das Individuum und
sein unmittelbares Rudel.Aber anders als in der Natur kann diese Optimierung
über alle Grenzen wachsen. Ein Rudel kann nur ein
bestimmtes Jagdrevier erwerben, verteidigen und
bejagen. Die begrenzenden Faktoren sind die eigene
Reproduktivität, der Zugang zu Beutetieren oder
(bei Pflanzenfressern) zu Futterpflanzen und der
Konkurrenzdruck durch Nachbarrudel sowie der Druck
von Fressfeinden. Das Revier kann also nicht
beliebig gross werden.Geldvermögen können aber zumindest auf dem Papier
beliebig gross werden - und die spiegelbildlichen
Schulden ebenso (Exponentialfunktion). Der von
uns Menschen geschaffenen Geldwirtschaft fehlt ein
systemimmanentes Regulativ, das die Anhäufung von
Geldguthaben und Schulden sinnvoll nach oben
begrenzt. Das heisst die Regulative existieren
in der Wirklichkeit. Sie heissen:- Ressourcenknappheit
- Krieg, Bürgerkrieg, Revolution, Diktatur
- Inflation/Deflation
- Raubbau an der belebten und unbelebten Natur
einschl. Kolonialismus von Artgenossen
(Eroberung und Sklavenhaltung)Wir sehen also, dass die verhaltensbiologisch
bedingten Systeme nicht in der Lage sind, eine
Lebensform zu entwickeln, die für alle Artgenossen
akzeptabel sind.Genau wie der Materialismus in der Natur opfert
der Materialismus der Zivilisation zahlreiche
Artgenossen und überliefert diese der Velendung
oder gar dem vorzeitigen Ableben, damit es dem Rest
besser oder sogar praktisch beliebig gut geht.In der Natur werden Artgenossen im Kampf um die
Reviere und die Weibchen bekämpft, vertrieben,
vielleicht gefährlich verletzt, den Fressfeinden
ausgeliefert oder dem Hungertod (mangels Revier)
überlassen.In der Zivilisation geschieht dasselbe durch
- Sklaverei (Leibeigenschaft oder Lohnsklaverei)
- Landraub und Vertreibung
- Kriege und Bürgerkriege
- gezielte Verarmung der Vielen durch die Wenigen
(unzählige Spielarten z.B. Zinseszins, Aktienmarkt)Dabei ist es völlig egal, ob die Ungleichheit der
materiellen Verteilungsmechanismen auf den "freien"
Kapitalismus, den korrupten Staatssozialismus,
den Feudalismus oder sonstirgendeinen menschen-
gemachten Ismus zurückgeht.Kein materiell orientiertes Gesellschaftssystem ist
in der Lage, uns Menschen - die wir über die Auslese
in der Natur hinausdenken können (und sollen) - ein
Dasein zu gewähren, in dem für jeden, auch für den
einfachsten Artgenossen, zumindest das reine
physische Überleben im Rahmen seiner/ihrer natürlichen
Lebenserwartung garantiert ist.Wer stellt da noch die Frage nach Humanität, nach
"Gerechtigkeit" oder gar einer "Idealgesellschaft" ?
Auf der Basis einer umgelenkten materialistischen
Verhaltensbiologie des Ausplünderns und Sich-
Aneignens (von Revieren=Land, Materie, Geld) kann
nicht eine friedliche Gesellschaft entstehen,
die alle Artgenossen umfasst und in der keiner
an von Menschenhand gemachten Misständen zu
leiden braucht.Wir sind aber in der Lage, uns einen Zustand
"jenseits von Darwin" zu denken und zu wünschen, und
viele von uns tragen in sich die Sehnsucht nach einer
friedvollen Gesellschaft und Gemeinschaft, von
der keiner ausgeschlossen ist, ausser aufgrund
von eigenem massivem Fehlverhalten.Müssen wir da wirklich die Einzelheiten der komplexen
Wirtschaftssysteme kennen, die aber nur unser eigenes
Menschenwerk sind ?Wie und wann entsteht "Wirtschaft" ? Sie entsteht
durch Arbeitsteilung.WOZU entsteht Wirtschaft ? Ursprünglich, um die
Überlebenschancen der Wirtschaftsgemeinschaft
insgesamt (Familie, Rudel, Sippe, Stamm) zu
verbessern.Dient die heutige Weltwirtschaft diesem Ziel ?
Für sehr viele unserer Artgenossen offenbar
NEIN.Brauchen wir da noch mehr Gründe ?
Gruss
Franke