Re: @ all - Ich habe fertig?

Geschrieben von Johannes am 06. Januar 2004 19:41:57:

Als Antwort auf: Re: @ all - Ich habe fertig? geschrieben von Erntemond am 06. Januar 2004 17:53:33:

Hallo Sylvie und Erntemond,

ich antworte mal euch beiden in einer Antwort, da ich zu beiden Beiträgen ähnliches sagen möchte.

> mir scheint es, als säßen hier eine menge leute, die geradezu den weltun-
> tergang herbeihoffen, und nur nach irgendwelchen dingen suchen, die ihre
> hoffnung nähren.

Ja, solche Leute gibt es auch, aber das ist nicht das Ziel des Forums. Zumindest nicht das des Forumsmasters. :-)

> Dabei merken hier wohl die wenigsten, dass man bei sich anfangen muss, wenn
> wenn eine gute welt erschaffen will.

Auch da hast Du recht, das gibt es auch. Ich bin zum Beispiel immer noch erstaunt über den Beitrag, den ich neulich las, der einzig sinnvolle Weg sei das Zerstören der Wirtschaft. Nein, nicht Zerstören ist die Lösung, sondern sinnvolles Aufbauen, das ist es.

> Bin ich fertig mit diesem Forum? Geilt ihr euch alle nur auf am möglichen
> UNtergang?

Hoffentlich nicht. Aber Du hast recht, hier sind alle möglichen Menschen und Meinungen vertreten. Aber gerade das bereichert das Forum auch, es macht es vielseitig.

Und was die möglicherweise tristen Prophezeiungen angeht: Ziel des Forums ist es nicht, die Zukunft schönzureden, sondern Ziel ist es, die Zukunft zu prophezeien.

Ich denke, ideal wäre es, die Prophezeiungen erst einmal wie einen Wetterbericht zu sehen. Und der sagt z.B. für diese Woche Regen voraus. Ist das gut, ist das schlecht? Wenn es schwierig für Dich ist, daß Regen und nochmal Regen prophezeit wird, dann ist es ggf. gut, erst einmal ein paar Bücher zu lesen, ohne auf das Wetter und die Wetterprophezeiungen zu achten. Aber an der negativen Stimmung ist erst dann der Wetterbericht schuld, wenn absichtlich nur die schlimmst möglichen Szenarien dargestellt werden. So lange der Wetterbericht nur realistisch von Regen berichtet, ist genau dies seine sachliche, neutrale Aufgabe, die weder gut noch schlecht ist. Und dies ist im Prinzip auch mein Ziel mit dem Proph.-Forum.

Erntemond:
> Ich gehöre ohne Zweifel zur Fraktion, die eine bessere Zukunft und
> einen sanften Wandel für möglich halten.

Dem widerspreche ich erstmal. ;-)

Wie Du aus meinen Beiträgen sicher weißt, bin ich kein Anhänger spezieller, lokaler Prophs, sondern ich achte eher auf das größere Umfeld oder den Kontext, in dem die Prophezeiung steht. Deshalb hat mich auch die Prophezeiung von Birger Claesson stärker angesprochen als z.B. Irlmeier. Aber es gehört zur Vielfalt des Forums, daß wir dabei verschiedene Schwerpunkte einbringen.

Auf was ich nun versuche zu achten, das sind die großen Leitlinien. Dazu vielleicht ein Beispiel: Ich sehe die Prophezeiungen wie einen Fluß, dessen Verlauf Du von einem Berg aus siehst. Der schlängelt sich mal dahin, mal dorthin. Einen Teil siehst Du gut, ein Teil liegt im Nebel, ein anderer Teil verschwindet hinter einem anderen Berg - und von anderen weißt Du, daß er irgendwann ins Meer fließen wird.

Was passiert nun mit einem einzelnen Wassertropfen, den Du im Fluß beobachtest? Das läßt sich nicht vorhersagen. Vielleicht versickert er gleich zu Beginn der Reise wieder im Grundwasser, vielleicht spritzt er auch später an einer Engstelle heraus. Vielleicht fließt er aber auch ins Meer. Oder er wird vielleicht noch kurz zuvor von einer Kuh getrunken.

Für den einzelnen Wassertropfen kannst Du also keine Vorhersage machen, höchstens mit einer geringen Wahrscheinlichkeit. Dagegen kannst Du für die Gesamtmenge der Wassertropfen, die Du gerade an Dir vorbeifließen siehst, eine recht genaue und sichere Aussage machen, daß sie ins Meer fließen werden.

Ist die Prophezeiung änderbar, daß der Fluß ins Meer fließen wird? Klar, wenn Du schnell einen Staudamm baust oder sonstwie den Fluß umleitest. Aber nicht für den einzelnen Wassertropfen an sich.

Aber der einzelne Wassertropfen kann schon etwas tun, wenn man den Vergleich wieder zu uns zieht. Er kann z.B. versuchen, sich etwas abseits von der Hauptmenge Wasser zu halten, um dann dadurch leichter versickern zu können oder von einer Kuh getrunken zu werden (wenn er das schöner empfindet, als ins salzige Meer geschwemmt zu werden).

Die Zukunft des Flusses ist (weitgehend) vorherbestimmt, die des einzelnen Wassertropfens nicht.

Die Prophezeiung lautet nun, der Fluß wird ins Meer fließen. Und nun, um zu Deinem Beitrag zurückzukommen, was hilft es mir oder wie realistisch ist es, immer wieder zu sagen, nein, nein, der Fluß wird nicht ins Meer fließen. Dies ist nur eine Warnung, denn wenn wir uns ganz lieb benehmen, kommen wir alle in den wunderschönen Badesee. Ganz sanft, ohne wilde Stromschnellen, und auf keinen Fall das böse Salzwasser. Dies mit dem Meer ist alles nur eine Warnung, und die darfst Du nichts ernst nehmen. Der Weg, den der Fluß nimmt, ist nicht vorherbestimmt.

Du siehst, was ich meine? Zu glauben, die große Prophezeiung (der Weg des Flusses) wäre änderbar, wäre weitgehend Selbstbetrug. Er hilft es, den Weg ins salzige Meer eine Zeit lang leichter zu ertragen, aber die Behauptung, der prophezeite Weg des Flusses sei nur eine Warnung, mehr nicht, stimmt nicht.

ABER, so sehr der Weg des Flusses stimmt und feststeht, so sehr kann auch der einzelne Tropfen etwas tun, sich nicht immer mitreißen zu lassen, wenn er eben nicht im salzigen Meer landen möchte. Aber eben genau deshalb halte ich es für wichtig, den Weg des Flusses aufzuzeigen. Und zwar als so sicher aufzuzeigen, wie es der Fall ist. Denn er WIRD ins Meer fließen, es ist nicht nur eine wandelbare Warnung.

Und aus dieser Erkenntnis heraus, was mit dem Strom geschehen WIRD, wissen wir, daß wir als einzelne Wassertropfen handeln müssen, wenn wir uns etwas ändern wollen. Und das wiederum geht. Sage ich, alles nur Warnung, das Meer ist nicht so ernst zu nehmen, warum dann noch aktiv werden?

Allerdings, wenn ich weiß, daß der Strom ins Meer geht, dann hat es auch keinen Sinn, sich lange über den ganz genauen Verlauf des weiteres Flußbetts Gedanken zu machen. Wichtig ist die Erkenntnis, daß er ins Meer fließen WIRD. Und wenn ich als Tropfen das Salzwasser nicht mag, dann ist Handeln wichtiger, als den Flußverlauf zu studieren, bei dem ich mich (hoffentlich) schon abgesetzt habe.

Erst durch mein Handeln kann also die bisher feste Prophezeiung für mich zu (verhinderten) Möglichkeit werden. Es stimmt also dann nachträglich, daß es für mich eine Warnung war. Aber nicht die Prophezeiung des Verlaufs war die Warnung, die ist nämlich richtig und fest, sie wird kommen. Auch wenn ich sie nicht in allen Details richtig kenne. Den Verlauf also als reine Warnung und falsch darzustellen, halte ich für falsch. Denn eben deshalb, weil der Verlauf des Flusses, die Prophezeiung, richtig ist, kann ich dies zum Anlaß nehmen, für mich etwas zu ändern (deswegen übrigens die Gründung des Vorsorge-Forums).

Gruß

Johannes



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