Piepton bei Berührung mit dem Datenschatten (Nov.)
Geschrieben von franz_liszt am 28. Dezember 2003 10:57:46:
Als Antwort auf: Proteste gegen Funkchips in Pässen geschrieben von franz_liszt am 28. Dezember 2003 10:46:31:
Piepton bei Berührung mit dem Datenschatten
Die Stiftung "Bürgerrechte in der digitalen Gesellschaft" (Bridge) hat den im Juni
ausgelobten Förderpreis in Höhe von 15.000 Euro dem Verein zur Förderung
des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs (FoeBuD) für das
Projekt einer Kampagne "Privacy Gadgets gegen Datenkraken" zuerkannt.Den Kern der unter 18 eingereichten Vorschlägen ausgewählten Projektidee bildet
die Entwicklung eines kleinen elektronischen Spielzeugs (Gadgets) "zur
Verteidigung der Privatsphäre". Es soll elektronische Etiketten (RFID-Tags)
aufspüren, die unter anderem zur Vereinfachung der Warenlogistik mit einem
Electronic Product Code (EPC) zunehmend an Gegenständen beliebiger Art
angebracht werden und in die sich künftig berührungslos Daten ein- und auslesen
lassen werden.Nicht nur Datenschützer befürchten, dass solche Tags über den propagierten
Barcode-Ersatz hinaus auch zur Erstellung personalisierter Einkaufs- und
Nutzungsprofile Verwendung finden werden. Da für die Bürger in der Regel nicht
erkennbar ist, ob ein Gegenstand einen RFID-Tag enthält und ob beziehungsweise
wo dieser Tag ausgelesen wird, könne das Recht auf informationelle
Selbstbestimmung und die Unzulässigkeit von Datenerhebungen hinter dem Rücken
der Betroffenen leicht unterlaufen werden. "Die RFID-Tags werden so klein sein,
dass die meisten gar nicht wissen werden, dass sie solche Dinger mit sich
herumtragen", begründete die Sozialwissenschaftlerin Jeanette Hofmann für die
achtköpfige Jury, der unter anderem der Berliner Datenschutzbeauftragte
Hansjürgen Garstka angehört, die Preisverleihung. "Die Transpondertechnik kommt
jetzt immer mehr in Bürgernähe."Deshalb werde der vorgeschlagene Warnsensor für mehr Transparenz sorgen,
indem er das Vorhandensein von RFID-Tags sowie entsprechender Lesegeräte
hörbar meldet und dabei nicht nur den Nutzer, sondern auch Umstehende
informiert. Im Unterschied zu dem unlängst von Wissenschaftlern in den USA
geforderten RFID-Blocker wird dabei der Datenaustausch zwischen SmartLabel
und dem Lesegerät nicht behindert. Vielmehr wolle die geplante Kampagne einen
Weg aufzeigen, bereits vor der breit gestreuten Einführung spielerisch und "ohne
moralisierenden Zeigefinger", so Hofmann heute bei der Preisverleihung in Berlin, in
der Öffentlichkeit ein kritisches Interesse für die Gefährdungen der Privatsphäre
durch diese invasive Technologie zu wecken.Der in Bielefeld ansässige Verein FoeBuD e.V. hatte selbst erst kürzlich die
Handelsgruppe Metro für die Warenauszeichnung mit Transponderchips in dem
"Future Store" mit dem symbolischen Datenschutz-Negativpreis Big Brother
Award bedacht. (Richard Sietmann) / (wst/c't)