Re: Naher Osten...
Geschrieben von Stefan am 03. Januar 2001 08:50:58:
Als Antwort auf: Naher Osten... geschrieben von Apollo am 02. Januar 2001 22:24:14:
Auf beiden Seiten verhärten die Fronten immer mehr.
Werden die Israelis angegriffen, erschießen sie aus Rache mittlerweile wahllos den nächstbesten Palästinenser den sie erwischen können.
Tausende Israelis liefen unter "Tod den Arabern"-Rufen durch den jüdischen Westteil der Stadt. Dutzende von ihnen stürmten arabische Geschäfte und verprügelten mehrere Angestellte.
Nachdem Barak kurzzeitig wieder mehr den Friedensengel gemimt hat um Peres im Rennen um die Wahl zum Premierminister auszubremsen und dabei erfolgreich war zeigt er sich jetzt wieder als entschlossener Warlord um gegen Schamir Boden gutzumachen. Politiker, welche die eigene Karriere über den Frieden stellen und Krieg als Mittel zum Machterhalt betrachten sind das letzte was die Region braucht.
Auf der anderen Seite ist der Haß aufgrund der eigenen Machtlosigkeit vermutlich noch größer. Wehe wenn sie losgelassen werden. Sie werden jeden Israeli, Mann oder Frau, Kind oder Greiß, schuldig oder nicht, massakrieren den sie kriegen können.
Wie konnte es zu dieser Situation kommen?
Zwei Punkte in unheiliger Verknüpfung haben den Nahen Osten an den Rand des Abgrundes gebracht.
Erstens die haushohe militärische Überlegenheit Israels durch die Hightec-Aufrüstung durch die USA und das lokale Monopol auf die Atombombe. Zweitens den religiös begründeten Anspruch auf Jerusalem und Teile von Palästina verbunden mit den kollektiven Traumata durch den Holocaust an den Juden im zweiten Weltkrieg. Die Israelis fühlen sich also berechtigt und befähigt mit aller Gewalt ihre Positionen durchzusetzen.Wie lange aber haben die Israelis noch das Monopol auf die Atombombe? Haben sie es überhaupt noch? Im arabisch-persischen Raum gab es keine Atomwaffen aber viele Petrodollars - im nachkommunistischen Rußland gab es wenig hartes Geld aber Unmengen von Atomsprengköpfen, waffenfähigem Uran/Plutonium, und Know-How für Massenvewrnichtungswaffen. Zwei entgegengesetzte Konzentrationsgefälle der Begehrlichkeit. Hat es da vielleicht schon einen Ausgleich gegeben? Wenn jetzt tatsächlich der Iran, Israel für den Fall eines Erstschlages gegen Syrien oder den Libanon, mit massiven Vergeltungschlägen gedroht haben sollte, dann bietet dies insbesondere im Lichte der jüngsten Vereinbarungen zur militärischer Zusammenarbeit zwischen Iran und Rußland zu allergrößter Sorge Anlaß.
Wenn der Iran im Besitz von Atomwaffen russischer Herkunft ist, wenn Israel weiter auf militärische Stärke gegenüber der islamischen Welt setzt, dann ist die Lunte gelegt.
Israel muß sehr weitreichende Zugeständnisse gegenüber den Arabern machen um einen verheerenden Krieg in der Region, der leicht weltweit eskalieren kann, noch zu verhindern. Die beiden Kandidaten die nach dem Ausscheiden Peres noch im Rennen sind, Stahlhelm-Schamir und Kamikaze-Barak scheinen nicht dazu bereit zu sein. Hoffen wir, daß die Niederlage Peres' nicht der letzte verpaßte Scheideweg vor der Katastrophe war.
Europa muß heute seine strikte Neutralität in diesem Konflikt erklären und darüber hinaus klarstellen, daß die europäischen NATO-Staaten eine Nutzung von europäischen NATO-Ressourcen für einen amerikanischen Eingriff in den sich anbahnenden Konflikt nicht zulassen werden. Und die Türkei täte gut daran, sich dem anzuschließen.
Wenn ich z.B. türkischer Oberbefehlshaber wäre, würde ich sicherstellen, daß ich amerikanische Flugzeuge, die im Konfliktfalle unerlaubt von Incirlik aus starten, notfalls herunterholen könnte. Für europäische Militärs sollte das gleiche gelten.Ob den Menschen Europas der wahre Ernst der Lage überhaupt klar ist?
Stefan
- Re: Naher Osten... Flieger 08.1.2001 09:38 (0)
- Re: Naher Osten... Mick 05.1.2001 14:32 (0)