Luther - der Opportunist und Fürstenknecht
Geschrieben von franke43 am 12. November 2003 07:35:11:
Als Antwort auf: Einen Reformator braucht das Land! geschrieben von H.Joerg H. am 12. November 2003 01:16:10:
Hallo
>Moin zusammen!
>Gestern besuchte ich den Film "Luther" im Kino. Ohne Luther sähe die Welt in >der wir leben anders aus. "Wir" hier in Deutschland wären wohl strenggenommen >ebensolche fundamentalen Extremisten, wie man uns versucht, Islamisten in >ihrer Radikalität zu erklären. Deshalb ein großes Lob diesem Vordenker wahrer >Christlichkeit!Den Film will ich auch sehen, kann das hier aber nicht.
Es würde mich interessieren, ob da nur wieder alte
Mythen des Protestantismus wiedergekäut werden, oder
ob man versucht hat die Verflechtung von Luthers
theologischer Tätigkeit mit den Interessen einiger
weltlicher Reichsfürsten zu beleuchten.Z.B. die 95 Thesen gegen den Petersdomablass und gegen
Tetzel waren ursprünglich von seinem Kollegen Karlstadt.
Die Quelle hierfür müsste ich aber erst suchen. Habe
dazu auch im Religionsforum geschrieben, kann und will
mich aber nicht weiter in den Dialog mit Herrn JeFra
verstricken, weil ich dann fachwissenschaftlich
einsteigen müsste, was mir Zeit und Rahmen nicht erlauben.Dass Luther überhaupt gegen den Ablasshandel aktiv wurde,
hatte damit zu tun, dass der Reliquienablass des
Kurfürsten Friedrich von Sachsen (Luthers Landesherr)
von Tetzels Petersdomablass auskonkurriert wurde. Der
Kurfürst wandte sich an "seine" Professoren an "seiner"
Universität Wittenberg um theologische Schützenhilfe
gegen Tetzel, und Luther bekam den ehrenvollen Auftrag.Die Kirche war erst an Aussöhnung und Verständigung mit
Luther interessiert, was aber vom kurfürstlichen
Berater Spalatin hintertrieben wurde.Die drei klassischen "Sola" der Theologie des Junker Jörg
greifen zu kurz und sind einseitig. Sie zielen darauf ab,
die "Tradition" abzusägen, auf die sich die Kirche stützt.
Ohne diese Tradition häten wir die "Scriptura" gar nicht,
also die "Heilige Schrifft", auf die sich Luther ständig
berufen hat - gerade so als ob die Schrift in der Kirchen
sonst nichts gelten würde.Wir sind Luther grossen Dank schuldig - aber für unsere
heutige Sprache, die er ganz entscheidens mitgeprägt hat,
und nicht etwa für seine einseitige Theologie.Hier schreibe ich besser nicht weiter.
Gruss an den "Junker Jörg"
Wann ziehst Du auf die Wartburg um ?
Franke
- Re: Luther - der Opportunist und Fürstenknecht H.Joerg H. 13.11.2003 18:18 (0)