Julius Evola - Kulturphilosophie gegen das Schwarze Zeitalter

Geschrieben von HotelNoir am 11. November 2003 09:41:25:


Der Niedergang des Menschen in der westlichen Zivilisation ist immer wieder dargestellt, kritisiert, verdammt und betrauert worden. Politisch, religiös oder auch wirtschaftlich motivierte Erfinder immer neuer Heilslehren sind gegen die moderne Welt und den proklamierten Werteverfall aufgestanden und haben ihre Herden und Heere geführt. Sie haben ihre Schlachten gefochten und ihre Einträge in die Geschichtsbücher bekommen. Am Beginn eines neuen Jahrtausends wissen wir all dies was gewesen ist: die proletarischen Revolutionen, die Konterrevolutionen, die Weltkriege - wir kennen unsere Helden und die Verräter.

Jedoch ist festzustellen, daß der Befreiungsschlag des aufrechten Menschen – gegen die Herrschaft der Masse, gegen den Materialismus in all seinen dekadenten Formen und gegen die Zwänge des „menschlich-allzumenschlichen“ (NIETZSCHE) bzw. der „Verfallenheit an das man“ (HEIDEGGER) keinen Erfolg hatte.

Im Gegenteil: der Verfall der Kulturen und Werte, die Indifferenz der Formen und Prägungen – die Einebnung des Geistes auf TV-Niveau: alles das ist rings umher zu sehen, zu hören und zu fühlen.

Der Mensch verliert seine kulturelle Identität, seine Heimat, seine Sprache und letztlich seine Persönlichkeit. Er ist das Rad im Getriebe der Zivilisation, die er zu wollen hat - vom Tage seiner Geburt an bis zum Ende.

Oft erscheint dem wachen Beobachter des ganzen Szenarios, der Verlauf der Geschichte eher als Farce denn als der Fortschritt, für den sie stets verkauft wird. Wache Beobachter hat es in der Vergangenheit schon gegeben. Sie erscheinen nicht in Lehrbüchern, ihre Theorien sind als ketzerisch bewertet und nur in relativ kleinem Kreise diskutiert worden. Dies soll freilich nicht sagen, daß sie ohne Einfluß wären: NIETZSCHE, der im derzeitigen „kleinen“ Menschen nur einen Übergang zu einer höheren Seinsform zu sehen hoffte, SHELLDRAKE, der die ideologischen Fundamente der positiven Wissenschaft freilegte, SPENGLER, der die organischen Entwicklungsprozesse von Kulturen – ihren Aufstieg und Niedergang erkannte und letztlich EVOLA, dessen traditionales Weltbild und sein von Niedergang geprägter Fortschrittsbegriff für viele ein Schlag ins Gesicht all dessen ist, was heute für „wahr“ gehalten wird.

Um Charakter und Bedeutung des Werkes Julius Evolas wird es im folgenden Beitrag gehen. Selbst auf die Gefahr hin, daß manches nicht sinnrichtig wiedergegeben wird, soll hier eine leicht nachvollziehbare Einführung in die traditionale Weltsicht und deren Voraussetzungen sowie Folgen gegeben werden.

Tips und Hinweise für den Zugang

Man kann Bücher freilich „einfach so“ lesen, ohne konkrete Erwartungen, ohne den Autor zu kennen und vielleicht nur zur Überbrückung von Wartezeiten auf das „richtige Leben“. Aber man kann sich auch in Büchern festlesen, sich darin verlieren und verwandelt vom Lesesessel aufstehen. Die Wirkung eines Werkes hat stets mit der Einstellung des Lesers zu tun, die er ihm entgegenbringt.

Wie kann man sich an EVOLA´s inoffizielles Hauptwerk – die „Revolte gegen die moderne Welt“ nun heranlesen?

Es ist zweckmäßig seine eigene Einstellung zu den Begriffen: Mythos, Wahrheit, Fortschritt, Geschichte und Herrschaft zu erkennen und eine Bereitschaft aufzubringen, sie in Frage zu stellen. Generell empfiehlt es sich, die Welt und alles was war und ist zunächst einmal zu vergessen und meditativ „ganz von vorn“ zu beginnen.

Dies kann einen möglichen Zugang zum traditionalen Denken öffnen.

Die Hauptaxiome traditionalen Denkens nach Evola

Es gibt in der Entwicklung voneinander sehr verschiedene Abschnitte in der „Geschichtsschreibung“: die uns bekannte Historik mit ihren Datierungen der Ereignisse „vor unserer Zeitrechnung“ oder (verräterischer ) „nach Christi Geburt“ und andererseits die mythische Zeit mit ihrer Überlieferung, ihren Sagas, Heldenepen und Mythologischen Erzählungen. Diese Zeit datiert nicht nach Jahr und Tag – sie schreibt nicht auf – sie gibt ihr Wissen und ihre Weisheit über Generationen mündlich weiter. Für die heutige Geschichtsschreibung zählt der Mythos nichts. Ihm wird nur literarisch allenfalls ein Wert beigemessen. Evola aber sieht gerade in den Mythen, Göttersagen und allgemeinen Überlieferungen der Kulturen den Schlüssel zu den Kernfragen der Menschheit – nämlich: Wo kommen wir her – wo gehen wir hin?

Durch Vergleich der in den Mythen der großen alten Kulturen (Inder, Perser, Germanen, Griechen usw.) überlieferten Geschichten, findet Evola die Spur zurück in die Wiege der indogermanischen bzw. arischen Völker. Es gibt in den Mythen der Inder (z.B. in den Veden und den Upanishaden) parallelen zur Edda der Germanen und wiederum zu dem Sagenkreis der Griechen, der um den Sonnengott Apoll gespannt ist. Die Bilder und Geschichten dieser mehrere tausend Jahre alten Überlieferungen sind die Nachrichten, die unsere Ahnen als gemeinsames Erbe der arischen Völker und als Botschaft aus Hyperborea – dem Land im Norden, dem Land unter dem Polarstern den Nachgeborenen übermitteln. Evola versucht in seinen Werken immer wieder die Verschlüsselung dieser Botschaft aufzubrechen und uns heutigen Menschen eine freie Sicht auf das Gewesene zu ermöglichen. Damit aber können wir vielleicht auch sehen, wo wir gegenwärtig stehen und welche Möglichkeiten uns die neue Zeit bietet.

Im folgenden sollen (um nicht ein ganzes Buch abzuschreiben und dem Leser die nötige geistige Arbeit nicht unnötig abzunehmen) kurz die wesentlichen Ergebnisse der in der „Revolte gegen die moderne Welt“ zusammengetragenen Mythenanalysen aufgeführt sein:

- Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem heutigen Menschen und dem Menschen der sogenannten vorgeschichtlichen Zeit

- Mythen sind weit mehr als nur zusammengesponnene Schauergeschichten aus veressenen Zeiten – sie beschreiben in verschlüsselter Form oft wesentliche Ereignisse in der Vergangenheit

- Es gab einst eine geistig und kulturell hochstehende Menschenrasse, die einen möglicherweise untergegangenen Kontinent im Norden der Erde (Hyperborea) oder im Westen (Atlantis) bewohnte.

- im Laufe der Zeit zerfiel deren kulturelle Ordnung durch Rebellionen der Unfähigen

- die geistige Entwicklung der Menschheit ist seitdem von zunehmendem Niedergang und Verfall bestimmt - dieser wird durch vielfältige Masken der Zivilisation verschleiert und heute nicht mehr erkannt, da die Menschen selbst zu sehr anders geworden sind, um überhaupt noch Werte und Eigenschaften zu vermissen, welche die Hyperboräer noch besessen haben

- zu den verlorenen Eigenschaften der Hyperboräer zählten zum Beispiel das dritte Auge (also in der Zeit vor und zurück sehen können)

- das geheime Wissen und das Vermächtnis der Urkultur von Hyperborea wurde verschlüsselt in fast allen indoeuropäischen Mythen weitergegeben - zum Beispiel in den vielen Sagen, in denen ein König (Barbarossa, Artus) oder auch ein Symbol (der Gral) oder ein Land (Shangri-la / Shambala in Tibet, Avalon in England, Atlantis im Meer) das einst für alle sichtbar war, verschwand - indem es unter die Erde ging, in einem Berg aufgenommen wurde oder auf andere Weise nur noch für wenige ausgewählte (traditionale Menschen) erreichbar wurde.

Wie man den König weckt, den Gral findet, Shambala im Geist erreicht - davon handeln die traditionalen Mythen der Welt. Sie alle beziehen sich dabei auf eine Suche im Geist - in Form einer Meditation, im „rechten“ Lebensweg, im geistigen Kriegertum gegen die Schwarze Zeit – die Herrschaft der Schwachen.

Die Lehre von den 4 Zeitaltern:

Seit dem Verfall Hyperboreas und seinem auch geografischen „Untergang“ durchlief die Menschheit folgende 4 Zeitalter:

a) das Goldene Zeitalter: Zeitalter des gottähnlichen Menschen, der mit den geheimen Kräften des Universums direkt in Verbindung stand und aus heutiger Sich „übermenschliche“ Fähigkeiten und Kräfte entwickelte

b) das silberne Zeitalter: Zeitalter der Könige - nur noch sie hatten den Zugang zu den göttlichen Kräften

c) das eherne Zeitalter: Zeitalter der Soldaten - viele Herrscher stürtzten die Könige, aber die geheimen Kräfte gingen im Aufstand verloren - Werte der Gewalt und des Krieges um der Macht willen siegen über das Göttliche

d) das eiserne Zeitalter: Zeitalter der Händler und der Masse - die Händlerkaste regiert: der Materialismus siegt über alle geistigen Werte.

Man kann dies alles als Durchgang der Herrschaft durch das ur-arische Kastenprinzip betrachten - die Herrschaft der Brahmanen geht über in die Herrschaft der Könige, um dann über die Herrschaft der Soldaten und der Händler schließlich im „schwarzen Zeitalter“ dem Kali Yuga der Inder sich im dumpfen Massenwahn - in der Herrschaft der Unberührbaren - zu verlieren.

Die „Gegener“ des Traditionalen Prinzips sind dabei alle geistigen Strömungen, die unter dem Dogma Gleichheit unter naturgemäß Ungleichen zu schaffen angetreten sind. Diese Strömungen streben selbst die Macht an, die sie sich aber Kraft ihres schwachen Geistes nur auf umwegen erschleichen oder erputschen können. Evola nennt als Vertreter hier vor allem das Christentum, die Humanisten und letztlich die Sozialisten. Allen gemein ist der Trieb, Ordnungen zu untergraben, auszuhöhlen und Beliebigkeiten an deren Stelle zu setzen.

Da das von Evola als naturgesetzmäßige Kastenwesen in der Gesellschaft somit als Kernbestandteil einer traditionalen Ordnung zunehmend zerfiel, ist das Ende des Ganzen abzusehen. Wenn Ordnung, Hierarchie und Geistige Macht einst den Gesellschaften eine Struktur gaben, so sind es heute der Tradition wesensverschiedene Werte wie Reichtum, Korruption (finanzielle und geistige!), Gleichberechtigungsdogmen zwischen Ungleichen, Meinungsmanipulation – eben die Kennzeichen der Massengesellschaft.

Evola kommt es in der Revolte gegen die Moderne Welt immer wieder darauf an, diese Verfallserscheinungen global in allen Kulturkreisen (Asien, Europa, Amerika) nachzuweisen. Hierbei wird seine Verbindung mit Oswald Spengler sichtbar – dessen Werk „Untergang des Abendlandes“ hat Evola ins italienische übersetzt.

Spengler vertritt darin die Ansicht, daß Geschichte im Sinne von Fortschritt nicht existent ist sondern sich stets gleiche Prozesse in allen Kulturen immer wiederholen, und daß immer wieder andere Volksgruppen die Fackel der „Zivilisation“ hochhalten um dann zu erlöschen. Gegenwärtig ist es eben „gerade“ die anglo-amerikanische Welt und auch sie wird eben den Gesetzen allen organischen folgend vergehen. Für Spengler sind Kulturen nichts anderes als Lebewesen komplexer Ordnung mit Kindheit, Jugend, Alter und Tod. Er führt diese Entwicklungen anhand des europäischen, asiatischen und amerikanischen Kulturkreises vor.

Evola präzisiert dieses Aussagen in der Richtung, daß es eben global nur eine Abwärtsentwicklung – hinsichtlich weniger Ordnung, Geistigkeit und Traditionaler Werte stattgefunden habe. Dies bedeutet freilich, daß nach dem Untergang des Abendlandes „nichts“ im Sinne von Tradition käme.

Die Gemeinsamkeit zwischen Spengler und Evola beruht auf einem ähnlichen Kulturbegriff – nämlich der Annahme daß Kulturen letztlich Naturgesetzen folge leisten. Jedoch geht Spengler „nur“ von organischen Gesetzen analog der Biologie aus, wohingegen Evola das Element des göttlichen – als spirituelle Form der Höherwertigkeit des Menschseins gegenüber dem nur biologischen mit ins Spiel bringt.

Der Gegensatz zwischen eher biologischen und eher künstlichen Ordnungen wird vielleicht am deutlichsten in den Begrifflichkeiten die sich mit dem Wort „REICH“ in Deutschland im frühen Mittelalter (heiliges römisches Reich deutscher Nation) und in der Zeit des Nationalsozialismus verband. Wir müssen hier unbedingt festhalten, daß der Reichsgedanken im Mittelalter ein vollkommen verschiedender war von dem des wilhelminischen Reiches oder gar des 3. Reiches. Die Zugehörigkeit des Einzelnen zum heiligen römischen Reich deutscher Nation war einerseits wesentlich „unverbindlicher“ von Rechten und Pflichten her als das Eingebundensein als „Volksgenosse“ in ein neues Reich militärischer Prägung.

Andererseits war die spirituelle Ausprägung des heiligen Reiches – transparent durch die noch traditionale römisch-katholische Kirche vor der Reformation (deren polares Symbol der heilige Stuhl in Rom und deren Kaisertum mit dem Pabst gleichzog) sehr verbindlich für den Einzelnen, der im mittelalterlichen Ständesystem – analog dem Kastensystem in Indien genau auf das Zentrum hin seinen Platz zugewiesen bekam und „dazugehörte“. Auch wenn Hitler in manchem an diesen Reichsgedanken anknüpfen wollte, war er doch letztlich ein militärischer Diktator – ein Ausdruck der Herrschaft des Kriegertums (Kshatria) im eisernen Zeitalter der Titanen (im Kampf gegen Stalin der ihm als Gegner erwuchs) – jedoch kein „Gottkaiser“ auf dem hin sich auf natürlichem Wege die Gesellschaft ordnete. Die Prozesse die 1933 den Weg ebneten entsprangen den Ungerechtigkeiten einer schon sehr zerfallenen Kultur – hier war das Mittelalter schon längst überwunden.

Selbst die Rolle des Papstes mag gegenüber dem vorstellbaren hyperboräischen Geistesadel völlig verfallen erscheinen (siehe Kreuzzüge und deren materiellen Grundlagen die sich mit den geistigen so ungesund verbanden!) Wir müssen mit Evola in Bezug auf das Christentum und die Kirche sowieso zwischen FORM und INHALT unterscheiden. Der INHALT der christlichen Lehre ist ein Beitrag zur Schwächung der Tradition, aber die FORM der römisch – katholischen Kirche mit ihrer Strukturellen Hierarchie und den Anleihen beim römischen Staat steht der TRADITION nahe. Aus diesem Zwiespalt erwächst Evolas Einsicht, daß von der Römisch katholischen Kirche kein Beitrag zur Neugestaltung der Kultur zu erwarten ist.

Wir stehen heute am Übergang des eisernen Zeitalters ins Kali Yuga – dem „Schwarzen Zeitalter“ der Indischen Mythologie oder aber auch dem Ragnarök der Germanen. Auflösung aller Werte und Tradition, Beliebigkeit und Gleichgültigkeit sowie anarchische Zustände im Staatswesen, Massenkultur und langweilige Leere im Einzelmenschen bei allem materiellen Überfluß kennzeichnen diese Zeit.

Im Verborgenen aber transportieren die alten Mythen der Ahnen aus Hyperborea noch die Werte und Wege der Tradition. Im Verborgenen wächst auch eine kleine, verstreute Elite von Menschen auf, die jene Botschaft aus Hyperborea verstehen - die den Verlauf der Zeit als etwas unwesentliches begreifen und die der Fortschrittslüge die bitteren Wahrheiten des Niederganges entgegenstellen. Aus dieser Schicht wird möglicherweise nach dem perfekten Niedergang der heutigen globalen gleichmachenden Zivilisation ein neuer Entwurf für den göttlichen Menschen gemacht werden und somit ein neuer Zyklus - ein neues goldenes Zeitalter möglicherweise eingleitet. Bis dahin ist es notwendig, alle Dinge die man tut und läßt dahingehend zu prüfen, inwieweit sie traditionalem Geist enstpringen, oder dem dumpfen Materialismus und der kulturellen Leere der aktuellen Zeit. Jeder der dabei Werte vertritt, die der Tradition seines Volkes entsprechen, dient damit schon dem geheimen Überleben der Ahnen in uns.

EVOLA heute – oder: was hat der Mythos uns zu sagen?

Wie bei allen Theoriegebäuden fragt man sich nun: was nutzt uns das alles?

haben nicht die Menschen zu allen Zeiten mehr oder minder glücklich gelebt, Kinder in die Welt gesetzt und so die Art erhalten? Was soll uns also die Tradition bringen? Haben wir nicht andere Sorgen, als die Werte der alten Kaiser und der Geisteskrieger hochzuhalten?

Diese Fragen sind vielleicht wie folgt zu sehen: Für das leben des Einzelmenschen ist in der Tat die Zeit die ihm zu leben bestimmt ist wirklich bedeutsam. Alles darüber hinausgehende ist zweitrangig. Diejenigen, die sich mit über-historischen Zeitabläufen beschäftigen, die das verborgene Wissen hinter den Fassaden der Ignoranz suchen müssen daher zwangsläufig in der Minderzahl sein. Es ist im Sinne Evolas durchaus bedeutsam, ob man den Göttern der Erde (Blut&Boden) huldigt oder den Göttern des Himmels , des Polaren Zentrums und des Universums verbunden ist. Der Weg zum Übermenschen - wie ihn Nietzsche gern beschritten hätte, ist kein Weg nach vorn im Sinne von noch mehr „humanismus“ - sondern ein großer Satz in ein goldenes Licht einer erloschenen Vergangenheit.

Zurück in die Zukunft - kann als Motto für das Überleben der Menschheit dienen. Die Dekadenz des globalen Dorfes (welch bezeichnender Begriff für die Nichtigkeit aller hochgehaltener Informationstechnologie: es ist nicht mehr als Dorfklatsch hinter all den Fassaden der modernen Welt!) wird dem Menschen innerlich gefährden. Wenn alle Kulturen eingeebnet, alle Märkte unter Riesenkonzernen aufgeteilt und die Natur vernichtet ist - wenn die Maschinen über Menschen herrschen von ihrer Geburt bis zum Tode und die Menschen nicht mehr Herren ihres Schicksals sein wollen und den Kampf ums Leben zugunsten des Schlafes im Wohlstandswahn aufgegeben haben - dann werden sich letztlich selbst die Hirne rückentwickeln.

Dann wird der Mensch aufhören denken zu wollen - arbeiten zu wollen und sich fortzupflanzen. Die große Leere der Zivilisation die sich noch hinter vielen bunten Bildern und globalen Schein-aufgaben verbirgt wird erst dann offenkundig, wenn bereits alles was aus der Misere führen könnte vernichtet ist. Wenn keiner mehr herrschen will - müssen alle dienen. „Der Mensch will sich nicht mehr überwinden - geworfen will er sein!“ (Nietzsche)

Wenn jeder alles mitzuentscheiden hat - ohne eine Meinung zu haben und kein Gesetzt gilt außerhalb der Beliebigkeit der Werte - wenn alles und jeder austauschbar und ersetzbar ist - die gesamte Menschheit eine gleichförmige geistige Ebene ist - eine Wüste, in der man von keinem Punkte aus, nach etwas aufblicken kann... dann ist dieses schwarze Zeitalter an einen Punkt angelangt, von dem aus es keine Frucht mehr trägt und keine Entwicklung mehr geben kann. Der Mensch hat sich selbst überflüssig gemacht - wie es soviele phantastische Filme aus den vereinigten staaten von amerika schon vorweggenommen haben.

Vielleicht ist eine Herrschaft von Robotern oder Computersimulationen des Lebens tatsächlich nichts anderes mehr, als wir verdient haben. Man bedenke: die Natur ging viele Wege in ihrem Spiele: die Saurier von einst sind die Schlangen von heute. Auch der Mensch ist nur EIN möglicher Entwurf auf das große Ziel hin: das sich die blinde Natur im Spiegel erkennt und GOTT wieder ins Dasein kommt wir er war bevor er in den Dingen sich verlor. Hat Evola bzw. hat die Tradition recht, so vergab der Mensch sich einst die Chance - doch haben wir, die es wissen müßten, noch die Möglichkeit zu kämpfen, um die Schwäche in uns - die Unfähigkeit im allgegenwärtigen Untergange aller heiligen Dinge noch gegenzuhalten - zu besiegen.

Wie Evola sagt, kommt es nicht darauf an, sich auf dem Totenlager von der linken Seite auf die rechte zu wälzen, sondern sich zu erheben!

Wer der Meinung des Zeitgeistes ist, daß es nur darauf ankomme, es sich gutgehen zu lassen um dann ins Gras zu beißen und alles andere sei für die Spinner - der soll das so tun und sei vergessen. Wer kämpfen will weiß es wohl schon, daß selbst der Versuch schon ehrenhafter ist als ein Leben in Flucht vor der eigenen Aufgabe. Wir können heute dumpf, betäubt und unbewußt leben wie Tiere - und uns nicht einmal schlecht fühlen dabei. Doch sollten wir nie vergessen, daß wir hätten Götter sein können - Entscheider und Richter unseres selbstgewählten Schicksals!

Wer aber kann heute noch der Tradition dienen? Sind es die Heiden, die Nationalen, die Revolutionäre des Konservativismus?


Die Frage beantwortet sich für alle Gruppen negativ. Heiden wurden von Evola als Selbstbezeichnung natureligiöser Gruppen abgelehnt da diese Zuschreibung aus dem Christentum stammt und „die ungebildeten / ungläubigen“ bedeutet – was ja nicht stimmt. Naturreligion ist nur insofern traditional wie sie sich den polaren Himmelsgöttern zuwendet – also Odin im Germanischen Raum z.B.

Nationalkonservativ heißt im wörtlichen Sinne schon: die Nation / den Nationalismus als Ausprägung des eisernen Zeitalters was jetzt zuende geht – zu konservieren – also fortzuführen , zu erhalten. Damit dient der Nationalkonservative im Sinne Evolas aber eher dem „sich im Totenbett hin und herwälzen“ als dem Neubeginn.

Die Thesen Evolas besagen für die heutige Zeit viel mehr, daß die Wissenden um die Wirklichkeit der Tradition nur wenige, verstreut auf der Erde lebende „Wächter“ sind. Aus dieser kleinen Elite nur kann eine neue tradtionale Geistesordnung entstehen und sich nach unten entfalten. Die Strategie die Evola vorschlägt ist diskussionswürdig und soll hier einfach so in den Raum gestellt werden:

Er glaubt, daß der Verfallsprozess der globalisierten Zivilisation naturgesetzgemäß erfolgt und der „Wissende“ sich nicht durch revolutionäre Akte oder irgendwelche Äußerungen dem entgegenstellen kann und sollte. Vielmehr sollte er versuchen den „Tiger“ des galloppierenden Niederganges „zu reiten“ wie auch das Folgewerk zur „Revolte“ betitelt wurde. In diesem Buch (Den Tiger reiten) beschreibt Evola nochmals anhand aktueller Philosophie und Kunst den Zerfall der Kultur und zeigt Wege auf, wie man sich „trotz alledem“ die Wachheit bewahrt und sich auf des Tigers Rücken schwingt um ihm die Peitsche zu geben.

Eine Beschleunigung des Prozesses bietet uns die Chance noch zu unseren Lebzeiten den Untergang und damit die Geburt des Neuen zu steuern. Im Klartext kann das so verstanden werden, daß die Wenigen Wissenden, heute innerhalb des Systems Plätze erringen sollten, von denen aus sie mit entsprechender Macht und Kompetenz ausgestattet nach dem Zusammenbruch die Zügel in die Hand nehmen können.

Das klingt freilich sehr nach Geheimverschwärungstheorie und erinnert an die alten Thule versus Freimaurer – Mythen. Aber wie gesagt: auch modernen Mythen wohnt eine verschlüsselte Wahrheit inne...

R:G:

Empfehlungen für das Selbststudium / Quellenangaben

Julius EVOLA – Werke:

Evola, J., Revolte gegen die moderne Welt, ARUN Verlag Vilsbiburg 1993

ISBN: 3-927940-11-9

Evola, J., Caval Care la Tigre – Den Tiger reiten - ARUN Verlag Vilsbiburg 1997

ISBN: 3-927940-27-5

Evola, J., Über das Initiatische, Aufsatzsammlung, Hrsg: Archiv für altes Gedankengut und Wissen (AAGW)

H. Frietsch Verlag, Lothar von Kübelstr. 01, 76547 Sinzheim , erschienen 1998

(Dieses Buch beschäftigt sich mit unterschiedlichen esoterisch / traditionellen Überlieferungen aus verschiedenen Kulturkreisen, es ist auf 2999 Stück limitiert und sehr teuer u. elitär)

Evola, J., Das Mysterium des Grals, Archiv für altes Gedankengut und Wissen (AAGW)

H. Frietsch Verlag, Lothar von Kübelstr. 01, 76547 Sinzheim , erschienen 1995

(auch auf 999 Stück limitiert – evtl. vergriffen)

weiterhin gibt es in deutsch folgende Titel die hier nicht verwendet wurden:

J. Evola: Menschen inmitten von Ruinen, Hohenrain Verlag

J. Evola: Magie als Wissenschaft vom Ich, ANSATA / Scherz Verlag

J. Evola: Die Hermetische Tradition, ANSATA / Scherz Verlag

J. Evola: die Metapyhsik des Sexus, Fischer Verlag

Internetseiten

Im INTERNET gibt es ein gut sortiertes EVOLA – Archiv mit zahlreichen anderswo nicht in deutsch erschienen Texten zum runterladen und ausdrucken. Meistenteils sind dies Aufsätze in Zeitschriften, die während der 30er Jahre in Deutschland erschienen. Sehr empfehlenswert!

Buchquellen zu Evola im Netz:http://www.buch-dienst.de/wisskunkul.htm

traditionale Tonkunst im Geiste EVOLAS (am besten beim Lesen der „Revolte“ zu hören)

A.C.T.U.S. (Archaic Cultures United in a Society) CDs : „Sacro Sanctum“ ,- „Das Unbennenbare“ und

„Again and Again“

(Achtung: alles auf ungarisch gesungener Neofolk / Elektronik Klang!)

Sonstiger Lesestoff zur Tradition:

Wendt, Victor, K,: Das Geheimnis der Hyperboreer – Legende, Mythos, Wirklichkeit? Sphinx Verlag 1984

ISBN: 3-85914-328-X

Bernbaum, Edwin: Der Weg nach Shambhala, esotera Taschebücherei, 1988

ISBN: 3-7626-0640-4

Spengler, Oswald: Der Untergang des Abendlandes, dtv- Verlag 1995

ISBN: 3-423-30073-6

Spengler, Oswald: Jahre der Entscheidung, dtv-Verlag 1961 (evtl. vergriffen)

Mythen:

Upanischaden, Ausgewählte Stücke, Reclam Verlag 1994

ISBN: 3-15-008723-6

Die Edda, übersetzt und erläutert von K. Simrock, Phaidon Verlag 1987

ISBN: 3-88851-112-7

I Ging, Text und Materialien, Sphinx / Heyne Verlag München, 1998

ISBN: 3-453-14114-8

Laotse, Tao-te-king, Diederichsverlag gelbe Reihe, 1998

ISBN: 3-42-01411-7

Das tibetische Buch der Toten, O.W. Barth Verlag 1999

ISBN: 3-502-67002-1



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