Das orthodoxe Kreuz
Geschrieben von Swissman am 09. November 2003 18:18:27:
Als Antwort auf: 27, 4 Millionen Katholiken drängeln sich unter einer Birke ;-) geschrieben von Elias Erdmann am 08. November 2003 19:42:20:
Hallo Elias
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>Sieht so ein Hinrichtungsinstrument aus?Aber sicher doch: Die Hinrichtungsmethode Kreuzigung liess sich nämlich noch steigern, wenn man dem Opfer eine Fussstütze gab - Genau dies soll aber bei Jesus, nach ostkirchlicher Tradition, der Fall gewesen sein.
Nach Erkenntnissen der forensischen Medizin würde der durch die vier, verhältnismässig kleinen, durch die Nägel entstandenen Wunden, verursachte Blutverlust allein bei weitem nicht ausreichen, um einen Mann innert Stunden zu töten, umso mehr, als der Nagel die Wunde grösstenteils wieder verschliesst. Dabei stellt das Annageln an sich schon eine Verschärfung des Kreuzigens dar, denn in den meisten Fällen wurden die Verurteilten mit Stricken befestigt. Die Nägel hatten offensichtlich in erster Linie den Zweck, dem Opfer erhebliche zusätzliche Schmerzen zuzufügen.
Als eigentliche Todesursache ist aber eine Kombination aus Ersticken und Kreislaufzusammenbruch anzusehen, die durch die dem Opfer aufgezwungene Körperhaltung herbeigeführt wurde: Für jeden Atemzug musste der Gekreuzigte sich unter grossem Kraftaufwand und Schmerzen (da der Körper sich relativ zum Nagel bewegte, wurde dabei zusätzliches Körpergewebe, insbesondere Nervenzellen, beschädigt) aufzurichten versuchen.
Mit fortschreitender Zeit fiel ihm dies immer schwerer, bis er schliesslich kollabierte. Wenn die Füsse des Gekreuzigten sich aber auf einer Fussstütze befanden, erleichterte dies das aufrichten - die Hinrichtung und der Todeskampf liessen sich dadurch erheblich in die Länge ziehen! - Laut antiken Quellen konnte es in Einzelfällen mehrere Tage dauern, bis das Opfer schliesslich doch starb.
Dies ist denn auch der Grund, dass Pilatus gebeten wurde, Jesus und den beiden anderen Gekreuzigten die Beine brechen zu lassen (Joh 19, 31): Durch das Brechen der Beine wird das Aufrichten natürlich verunmöglicht, was innert relativ kurzer Zeit zum Tod führt. - Antike Quellen sind sich denn auch einig, dass das Brechen der Beine eines Gekreuzigten als Gnadenakt anzusehen ist.
Die Fussstütze ist auf Deinem Bild übrigens gut zu erkennen. Der oberste Querbalken steht üblicherweise für den "titulus", die Tafel, auf der Name und Vergehen des Verurteilten angeschrieben wurden (auch das Anbringen eines "titulus" war laut antiken Quellen gängige Praxis!), auf Deinem Bild wurde dieser etwas nach unten versetzt, sodass der Querbalken zwei Engel aufnehmen kann. - Wie man sieht, hat das Orthodoxe Kreuz also keine verborgene esoterische Bedeutung. Du suchst hier viel zu weit...
mfG,
Swissman
- Re: Das orthodoxe Kreuz Elias Erdmann 09.11.2003 19:06 (0)