Re: Hat davon nochmal jemand was gehört?
Geschrieben von Pez am 04. November 2003 22:18:38:
Als Antwort auf: Hat davon nochmal jemand was gehört? geschrieben von Bost am 04. November 2003 21:09:40:
Hi Bost! Hier!
Grüsse pez
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Geschrieben von ERDling Rudi am 31. Oktober 2003 09:26:44:Seitdem die Boeing N844AA am 25. Mai in Angola gestartet und spurlos verschwunden ist, wird wild über ihren Verbleib spekuliert
VON JOHANNES DIETERICH
Sonntag, der 25. Mai, war ein strahlend schöner Wintertag in Luanda. Auf dem Flughafen der angolanischen Hauptstadt machte sich US-Pilot Ben Padilla zusammen mit einem Bordmechaniker wie schon seit Wochen wieder an die Arbeit. Die beiden sollten eine Boeing 727 startklar machen, die bereits seit einem halben Jahr wegen unzulänglicher Papiere am Boden festsaß.
Plötzlich, kurz vor 18 Uhr am späten Nachmittag, sahen die Fluglotsen, die im Tower dösten, wie sich der silbergraue Vogel mit der Registrierungsnummer N844AA auf die Rollbahn zubewegte. Mehrere Aufforderungen über Funk, sich zu erklären, blieben unbeantwortet. Stattdessen heulten wenig später die Düsen auf, der 28 Jahre alte Jet hob ab - und verschwand grollend in den Lüften.
Und zwar für immer, wie es heute scheint. Selbst fünf Monate später fehlt von der 46,5 Meter langen und 90,7 Tonnen schweren Maschine noch immer jede Spur. Eine beispiellose Suchaktion amerikanischer Diplomaten, westlicher Geheimdienstler und über dem afrikanischen Kontinent positionierter Satelliten blieb so erfolglos wie die Jagd nach Saddam Hussein. Gewiss kommt es in Afrika nicht selten vor, dass kleine Propellermaschinen vom dichten Regenwald verschlungen werden oder irgendwo im Busch zerschellen. Dass jedoch eine Verkehrsmaschine wie vom Erdboden verschluckt bleibt, hat es in der Geschichte der Luftfahrt bislang nicht gegeben.
Panik in Washington
Hätte sich der Vorfall vor dem 11. September 2001 und mit einer normalen Boeing 727 zugetragen, wäre er wohl als Schmonzette in die Analen der zivilen Luftfahrt eingegangen. Doch N844AA wies eine merkwürdige Besonderheit auf: Die einstige Linienmaschine der American Airlines war zu einem Tanker umgebaut worden. Statt der Sitzbänke hatte die private angolanische Fluggesellschaft "AirAngol" im Fahrgastraum riesige Benzintanks montieren lassen, um die aus den USA geleaste Maschine zum Transport von Brennstoff in entlegene Gebiete des von einem 20-jährigen Bürgerkrieg völlig zerstörten Landes zu benutzen. Die Kombination aus Benzintanks und verschwundener Maschine löste in Washington Panik aus: Fortan wurde das verschollene Flugzeug unter der Überschrift "Flying Bomb" geführt.
Zunächst ging man auch in der CIA-Zentrale in Langley davon aus, was Joseph Padilla, der Bruder des Piloten, heute noch immer vermutet: "Ben wurde von Terroristen entführt." Für ihn stehe fest, dass die Terrorgruppe Al Qaeda hinter der Entführung stehe, sagte Padilla. "Ich bin mir sicher, dass mein Bruder noch am Leben ist." Diesen Glauben teilt heute allerdings keiner mehr mit ihm . Dass Al Qaeda im Süden Afrikas ein Flugzeug entführt, um es dann - mit mehreren nötigen Tankstopps - um den halben Erdball zu fliegen und irgendwo für mehrere Monate unbemerkt zu parken, gilt unter Terrorexperten als ausgeschlossen. Zwar behauptet Joseph Padilla, von ihm beauftragte Privatdetektive hätten einen Piloten ausfindig gemacht, der die Maschine in einem Hangar auf dem Beiruter Flughafen gesichtet und auch gleich ein Gespräch von Technikern abgehört habe, wonach die "fliegende Bombe" für einen Anschlag auf den israelischen Premierminister Ariel Scharon vorbereitet werde. Aber: "Die Geschichte ist ungefähr so wahrscheinlich, wie dass Osama bin Laden beim Einkaufen in Riad gesehen wurde", kommentiert ein US-Diplomat.
Was aber passierte mit N844AA wirklich, wenn ein terroristischer Hintergrund so gut wie auszuschließen ist? Nach einem Bericht der Washington Post gehen US-Behörden inzwischen davon aus, dass Pilot Padilla von seiner Firma, der in Florida beheimateten Aerospace Sales & Leasing Co, damit beauftragt wurde, den gestrandeten Jet schnellstmöglich nach Hause zu bringen. Um sich eine Menge Papierkram und die 50 000 US-Dollar zu sparen, die der Flughafen von Luanda an Parkgebühren forderte, habe der Pilot die Maschine einfach auf unkonventionelle Weise wieder in Besitz genommen - und sei bei dem Versuch womöglich abgestürzt.
Überwachungsdaten gibt es nichtTatsächlich wird Ben Padilla zwar als draufgängerischer, aber eher unerfahrener Pilot beschrieben. Bereits wenige hundert Kilometer nördlich von Luanda fängt der Regenwald an, der nach Auffassung erfahrener Bush-Piloten selbst eine Boeing 727 fast spurlos verschwinden lassen kann. Vielleicht hat Ben Padilla den Weg nach Norden sogar über den Atlantik gewählt: Falls sie ins Meer gestürzt sein sollte, wird N844AA wohl nie mehr aufgefunden werden. Auszuschließen ist allerdings, dass Pilot Padilla den direkten Weg über den Atlantik nach Amerika einschlug, denn eine Boeing 727 schafft die Strecke über den Ozean nicht, ohne aufzutanken.
Dass Padillas unorthodoxer Aufbruch von keiner Luftraumüberwachung begleitet wurde, ist in Afrika nicht außergewöhnlich. In nur ganz wenigen Ländern des Kontinentes gibt es eine moderne, Transpondergesteuerte Radarüberwachung, die der Erdstation exakte Daten über jedes Flugzeug, seine Flughöhe und seinen Flugplan vermittelt. Luandas Airport verfügt, wie die meisten Flughäfen in Afrika, nicht einmal über eine altmodische Radaranlage, mit der Lotsen die Maschinen wenigstens als kleine Punkte auf dem Schirm wahrnehmen könnten. Im überwiegenden Teil des Kontinents besteht der Kontakt zwischen Pilot und Luftraumüberwachern lediglich aus einer Funkverbindung.
Der Handel mit Flugzeugteilen blüht
Diesem riskanten Überwachungsmangel begegnen Piloten, die über Afrika fliegen, mit dem Brauch, ihr VHF-Radio ständig auf der Frequenz 1269 zu halten und alle zwanzig Minuten ihren Kurs durchzugeben, um andere Piloten im Umkreis von 180 Meilen auf dem Laufenden zu halten. Dass auch das nicht immer gut geht, zeigte der Zusammenstoß einer Tupolew-Maschine der Bundeswehr mit einem US-Starlifter im September 1997 in 12 000 Fuß Höhe vor der angolanischen Küste deutlich. Und wer partout nicht wahrgenommen werden will, braucht trotz Frequenz 1269 nur schweigen, was in hiesigen Breitengraden "ziemlich oft vorkommt", so ein erfahrener südafrikanischer Busch-Pilot. Waffenschieber, Drogenkuriere und Rebellen gehören noch immer zu den Stamm-Pendlern über Afrika.
US-Pilot Padilla muss aber gar nicht abgestürzt sein. Durchaus möglich ist auch, dass N844AA gegenwärtig in einem Hangar irgendwo neben einer entlegenen Piste in Einzelteile zerlegt wird. Nach Recherchen des US-Magazins Business Week blüht der illegale Handel mit wiederaufbereiteten Flugzeug-Ersatzteilen derzeit in aller Welt. Natürlich sind auch afrikanische Fluggesellschaften gerne bereit, Second-Hand-Triebwerke oder runderneuerte Höhenruder für ein paar tausend Dollar weniger auf dem Schwarzmarkt zu erstehen. Auch in diesem Fall bliebe die silbergraue Boeing 727 wohl für immer verschwunden.
Bleibt noch als letzte Möglichkeit, dass N844AA inzwischen unter einer neuen Lackschicht und einem neuen Namen über den Kontinent fliegt. Tatsächlich wollte ein kanadischer Pilot die Boeing 727 leicht übertüncht und mit einer neuen Registrierungsnummer Mitte August im guineischen Conakry gesehen haben. Später stellte sich jedoch heraus, dass es sich um eine andere Maschine gehandelt hatte.
Captain G.W. Wessels, Chefpilot der südafrikanischen Charterfirma Safair, der mit fast 70 Maschinen zweitgrößten Fluggesellschaft Afrikas, weiß, dass es ein Leichtes ist, in einem der korrupten Staaten Afrikas eine neue Registrierungsnummer zu erstehen: "Für ein paar Dollar ist hier alles möglich." Beruhigend merkt Wessels zunächst an, beim Verschwinden der N844AA handele es sich um einen "absoluten Ausnahmefall". Bereits mit dem nächsten Atemzug fügt er jedoch hinzu, der Diebstahl einer Verkehrsmaschine sei "eigentlich ein Kinderspiel" - und zwar nicht nur in Afrika. "Sie brauchen dazu bloß einen gefälschten Flugplan, die Unterstützung eines halben Dutzend Bodenpersonals und ein bisschen Mut." Die Frage sei nur, was man mit einer gestohlenen Verkehrsmaschine anfangen wolle. Doch da würden Schwarzmarkthändler sicher weiterhelfen.
>Am Himmel verschwunden
>Am 25. Mai 2003 kaperten zwei Männer eine zum Treibstofftransporter umgebaute Boeing 727 vom Flughafen im angolanischen Luanda. Vorbereitung für einen Terroranschlag, Drogenschmuggel oder Betrug?
>Seit den Anschlägen des 11. September 2001 in New York, wo zwei entführte Passagierflugzeuge in die Türme des World Trade Center rasten, es in Schutt und Asche legten und Tausenden von unschuldigen Opfern den Tod brachten, geht noch mehr Angst um, wenn ein Großflugzeug entführt wird oder ganz verschwindet. Es geht nicht mehr nur um Erpressung mit Passagieren als Geiseln, vielmehr ist das Flugzeug selbst zur Kamikaze-Waffe geworden, mit der gewissenlose Fanatiker selbst um den Preis ihres eigenen Lebens Schrecken und Tod verbreiten können.
>Am 25. Mai 2003 marschierten zwei Männer auf dem Flughafen von Angola ungeniert zu einer im Wartungsbereich abgestellten Boeing 727, die zuvor mit 53 000 Litern Treibstoff beladen worden war. Sie ließen die Motoren der umgebauten Passagiermaschine an und starteten, ohne sich um die Proteste und Anweisungen aus dem Tower zu kümmern.
>Zuvor hatten sie noch den Transponder zur Radarerkennung der Maschine abgeschaltet, die danach auf Nimmerwiedersehen am Himmel über Afrika verschwand. Danach soll die Boeing noch einmal Kontakt mit dem Tower eines Flughafens auf den Seychellen im Indischen Ozean Kontakt gehabt haben, landete dort aber nie.
>Die dreiste Entführung gibt nach wie vor Rätsel auf. Denn ein Flugzeug ist schließlich kein Auto, aus dem man mal eben so die Fahrgestellnummer herausfeilt um es dann bei Nacht und Nebel über eine Grenze zu verschieben. Dabei war die Maschine nicht einmal besonders wertvoll: Der in die Jahre gekommene Flieger hatte gerade noch einen Marktwert von 220 000 US-Dollar.
>Selbst die Vorgeschichte der Maschine mit der Seriennummer N844AA ist nicht ganz astrein. Ursprünglich im Besitz von American Airlines, gehörte das Flugzeug zum Zeitpunkt des Diebstahls einer Leasinggesellschaft in Miami, deren Besitzer schon wegen Drogenschmuggels auffällig geworden war. Diese Gesellschaft hatte die Boeing an die nichtstaatliche Fluggesellschaft Air Angola vermietet, die sie zum Treibstofftransporter umbauen ließ.
>Dennoch blieb das Flugzeug über 14 Monate lang am Boden, weil es an den erforderlichen Papieren zur Zulassung des Umbaus fehlte. Dann, einen Monat vor der Entführung , meldete sich ein angeblicher Mitarbeiter der Leasingfirma namens Ben Padilla und erhob Anspruch auf die Maschine. Kein Problem für die Fluggesellschaft, aber es sollten die mittlerweile aufgelaufenen 50 000 Dollar Standgebühren entrichtet werden.
>Zuvor meldete Padilla noch einige Instandsetzungswünsche an, die sogar umgesetzt wurden – Vorbereitung für die Entführung? Jedenfalls verschwand die Boeing 727 kurz darauf spurlos; genau wie Padilla und sein südafrikanischer Begleiter John Mikel Mutantu. Wer war Padilla? Jedenfalls kein Mitarbeiter der Leasingfirma, eher ein ehemaliger Geschäftspartner, der sich mit dem Unternehmen zerstritten hatte.
>Wo aber ist die Maschine jetzt? Normalerweise verschwindet ein Flugzeug von 30 Metern Spannweite und 40 Metern Länge und einem Gewicht von 100 Tonnen nicht so einfach. Dennoch kann es auch leicht versteckt werden, indem man es neu anstreicht und die Seriennummer entfernt. Dann kann es selbst von Satelliten nicht mehr ausfindig gemacht werden, umso weniger, als es noch 1 100 Exemplare dieses betagten Modells gibt, die weltweit ihren Dienst verrichten. Zudem existiert über Afrika keine lückenlose Radarüberwachung, der Flug von Norden nach Süden ist für die Piloten oft ein Spießrutenlauf.
>Stürzte die Boeing nach dem angeblichen letzten Kontakt mit den Seychellen in den Indischen Ozean? Oder wechselte die Maschine irgendwo für ein paar tausend Dollar den Besitzer und transportiert nun Drogen über irgendeine Grenze? Bereiten Al-Qaida-Kämpfer irgendwo auf der Welt einen schrecklichen Terroranschlag damit vor?
>Die Sachlage ist undurchsichtig, die Spekulationen ebenso vielfältig wie fantastisch – es fehlt eigentlich nur noch die Variante einer Entführung durch Außerirdische. Immerhin will ein Pilot in einem deutschen Internet-Auktionshaus die Maschine entdeckt haben – für ein Gebot von 4,5 Millionen Euro.