Re: Schicksal der letzten Sumatra-Orang-Utans besiegelt?

Geschrieben von mica am 04. November 2003 15:32:29:

Als Antwort auf: Re: Überschwemmung in Sumatra geschrieben von Kober am 04. November 2003 14:47:57:

>Das Ausmaß des Unglücks wird vor allem auf die illegalen Rodungen in der Region zurückgeführt: Holzfäller haben vor allem im Norden Sumatras bereits riesige Waldflächen abgeholzt. Zugleich hätten sich viele Menschen trotz Verbots am Ufer des Bahorok niedergelassen, um am Geschäft mit den Urlaubern mitzuverdienen. "Beides zusammen hat diese Katastrophe erst möglich gemacht", sagte Pontas Panggabean vom Touristenbüro Nordsumatra.

Ein Nebenprodukt des illegalen Holzraubbaus sind lebende Orang-Utans, meist Babies. Die Mütter werden erschlagen, viel der geraubten Kinder kommen in den ersten Wochen um.

Jetzt schient die letzte Rettungsinsel für die "Waldmenschen", das mehr denn je gefährdet.


Auszüge aus GEO-Magazin 06/03:

Orang-Utans: Mit der Säge kommt das Aus
von Anke Sparmann


Das Leuser Development Programme
Auch Yarrow Robertson redet von illegal logging. Der Technische Berater des Leuser Development Programme (LDP) hat eine Studie verfasst, die er mit "Gründe für den dramatischen Niedergang des Sumatra-Orang-Utans" überschrieben hat. Sie ist eine Zusammenfassung aller Spielarten des illegalen Holzeinschlags.

Das LDP soll den Regenwald retten
Das LDP ist ein gemeinsames Projekt der Europäischen Union und der indonesischen Regierung. Es wurde in den 1990er Jahren ins Leben gerufen, verfügt über 140 Mitarbeiter und soll den Regenwald im Norden Sumatras retten. Ein Gebiet, das mit einer Fläche von 25000 Quadratkilometern fast so groß ist wie Belgien.

Interessenkonflikte
Indessen gehen die Ansichten der Projektpartner, wie weit der Schutz reichen soll, deutlich auseinander. Während die indonesische Regierung etwa den Bau einer Straße quer durch das Gebiet plant, meint Robertson: "Streets are bad news." Für ihn beginnt mit den Straßen die Bedrohung des Waldes - und damit der Orang-Utans. Straßen erschließen zuvor undurchdringliche Wälder. Und wo immer eine Schneise durch den Dschungel geschlagen wird, da sind bald auch die Kettensägen zu hören.

Schutz ist schwer zu gewährleisten
Geradezu explodiert sind die illegalen Aktivitäten der Holzfäller in den späten 1990er Jahren. Nach dem Sturz des Diktators Suharto taumelte das Land am Rand der Anarchie. Bis heute ist es nicht gelungen, den Raubbau am Wald zu stoppen. Er macht nicht einmal vor ausgewiesenen Schutzgebieten halt - vielmehr, so Robertson, sind gerade sie in einer Phase der Instabilität am ungeschütztesten.

Kampf gegen Windmühlen
Niemand kann die Holzfäller bremsen, sagt Robertson. Provinzbeamte, Polizisten, Militärs. Alle steckten unter einer Decke. Selbst höchste Regierungskreise spielten mit. Und genau dies ist das Problem der LDP. Als eine von der EU getragene Institution kann sie sich nicht in die Hoheitsrechte des Staates Indonesien einmischen. Es verbietet sich ihr, Angehörige der Polizei oder des Militärs öffentlich der Korruption zu bezichtigen. Robertson formuliert das so: Man habe eine Menge explosives Material gesammelt. Aber kein Streichholz, um es anzuzünden. Die großen Holztransporter werden auf ihrem Weg aus dem Nationalpark nach Medan von bewaffneten Militärs eskortiert. Mehrmals schon wurde auf Robertsons Kollegen geschossen.

Wachstum durch Raubbau
Indonesien ist heute der neuntgrößte Zellstoff- und der zwölftgrößte Papierproduzent der Erde. Während es 1988 nur 606000 Tonnen Zellstoff erzeugte, waren es 1999 bereits 4,9 Millionen Tonnen. Der Papierausstoß erhöhte sich im selben Zeitraum von 1,2 Millionen auf 8,3 Millionen Tonnen. Dieses atemraubende Wachstum beruht vor allem auf einer Tatsache: Holz war und ist enorm billig zu haben, weil es zum überwiegenden Teil illegal geschlagen wird.

Seriöse Geldgeber
Zu den Krediteuren zählten einer soeben erschienenen Studie des WWF zufolge namhafte deutsche Banken, so die Dresdner Bank, die Commerzbank, einige Landesbanken sowie die Deutsche Bank.

Dazu möchte ich noch hintan fügen:

Auch Hölzer aus (zeritfiziertem) Plantagenanbau wuchsen auf ehemaligem Urwaldboden, Urwaldriesen mussten dem Plantagenanbau Platz machen.





Antworten: