Aralsee - neben Tschernobyl größte menschengemachte Umweltkatastrophe

Geschrieben von mica am 04. November 2003 07:38:35:

Als Antwort auf: NACHRICHTEN (4.10.2003) (o.T.) geschrieben von mica am 04. November 2003 07:32:26:

Dem aufmerksamen Nachrichtenleser ist das langsamer Dahinsiechen des Aralsees, einst viertgrößter See der Erde sicher nicht entgangen. Nun soll er "gerettet" werden, zumindest was davon noch übrig ist. 90% seines Volumens sind schon dahin.


Umstrittener Rettungsversuch

Kasachstan will seinen Teil des Aralsees vor dem Untergang bewahren - auf Kosten des größeren Rests.


Ein Großprojekt soll retten, was vom Aralsee überhaupt noch zu retten ist. Dem südlichen Teil des einst viertgrößten Binnensees der Welt wird der geplante 12,7 Kilometer lange Betondamm zugleich den letzten Todesstoß versetzen.

Die Verlandung des Aralsees schreitet schon seit Jahrzehnten voran. Das einstige Naturjuwel Zentralasiens wird bald nur noch eine Ansammlung von kleinen Salzseen sein.


Beispiellose Umweltkatastrophe

Die Vernichtung des Aralsees gilt neben dem Reaktorunfall von Tschernobyl als schlimmste von Menschen verursachte Umweltkatastrophe auf diesem Planeten und eklatantestes Beispiel der menschen- und naturverachtenden Misswirtschaft totalitärer Regime.


90 Prozent schon weg

Das meiste Wasser aus den beiden größten Zuflüssen Amudarja und Syrdarja wird schon seit den 60er Jahren für pestizidintensive Baumwollplantagen und andere Agrarflächen in mehreren damaligen Sowjetrepubliken abgezogen.


So hat der Aralsee bereits 90 Prozent seines ursprünglichen Volumens von mehr als 1.000 Kubikkilometer verloren. Der Wasserspiegel fiel von 65 auf 28 Meter. Der einst 64.500 Quadratkilometer große See zog sich von den einstigen Ufern um bis zu 250 Kilometer zurück.


Die südliche Hälfte des Aralsees liegt in Usbekistan, die nördliche in Kasachstan.


Immer mehr Kranke

Von der Katastrophe sind aber nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt betroffen, sondern auch Millionen in der Region lebende Menschen.


Auf Sandbänken rosten Schiffe vor sich hin. Blutarmut, Krebs, Leber-, Nieren- und Kinderkrankheiten nehmen zu, berichtet BBC News Online.


Internationaler Rettungsfonds

"Die Sowjets verwandelten den Aralsee in eine Müllhalde", klagt Sirodjidin Aslow vom Internationalen Fonds zur Rettung des Aralsees (IFAS), zu dem sich neben Usbekistan und Kasachstan noch Turkmenistan, Kirgisien und Tadschikistan zusammenschlossen.


Umstrittener Staudamm

Der geplante Betondamm soll binnen vier Jahren einen undichten Schlammdeich ersetzen und den nördlichen Aralsee für Kasachstan retten. Ziel sei es, den Wasserspiegel auf 38 bis 42 Meter zu heben. So hoch stand das Wasser in diesem Teil des Sees seit zehn Jahren nicht.


IFAS-Chef Aslow, ein Tadschike, befürwortet das Projekt als eine "sehr gute Idee", weil so die kasachische Fischerei wiederhergestellt werde: "Wir hoffen, dass das Wasser in acht bis zehn Jahren an die ursprünglichen Ufer reicht."


Düstere Aussichten für Usbeken

Allerdings nur im Norden. Der einst größere, südliche Teil wird so der totalen Verlandung preisgegeben. Laut Experten wird der Aralsee hier schon 2015 völlig austrocknen.


Wasser nur aus Kasachstan

Laut BBC News Online verschlingen ineffiziente Bewässerungssysteme noch immer große Mengen jenes Wasser, das einst den Aralsee erreichte.


Das allermeiste Frischwasser gelangt in den nördlichen Teil, über den Syrdarja aus Kasachstan. Der Amudarja führt auf der usbekischen Seite indessen kaum Wasser in den See.


Massenexodus möglich

Der Rückgang von fruchtbarem Land und Trinkwassermangel könnten dann zu einer Massenauswanderung führen. Usbekistan ist trotzdem nur zögernd bereit, die Anbauflächen für Baumwolle zu verringern und dem See mehr Wasser zuzuführen.






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