Re: Bibel (verschlüsselte Prophezeiungen oder nur Hirngespinst?)

Geschrieben von Backbencher am 20. Oktober 2003 16:34:10:

Als Antwort auf: Bibel (verschlüsselte Prophezeiungen oder nur Hirngespinst?) geschrieben von Puma am 20. Oktober 2003 14:01:27:

>2. In einen Beitrag wurde erwähnt das es irgendwo im Universum die Zukunftserde gibt, bei den Menschen 1000 Jahre alt werden. Daher auch die Tatsache dass Adam kknapp über 900 Jahre alt wurde. 1000 Jahre, ein utopischer Gedanke. Heute wissen wir werden durschnitt "nur" 80 Jahre alt. Aber in naher Zukunft wird das Altern tatsächlich möglich sein. Soweit ich gehört habe ist ein Gen schuld der das Altern verursacht, wie das Zellenbau. Wenn dieses Gen bzw die dazugehörigen weiteren Gene gestoppt wird, müsste der Menschen ewig alt werden, da sie Zellen sich immer neu regenerieren.


Lieber Puma,

Die Lebenszeit ständig zu verlängern ist sinnloser Quatsch. Glaubst Du, daß Du nach - sagen wir 150 Jahren - noch irgendwie Lust hast zu leben? Deine Ururururenkel fliegen mit nahezu Lichtgeschwindigkeit herum und Du willst da noch innerlich mitkommen? Die meisten Leute haben doch spätestens mit 70 die Schnauze komplett voll und lassen sich nur noch als Menschenmasse durchs Altenheim schieben. Keine Energie mehr für irgendwas. Umgekehrt macht es Sinn. Wie ein mir bekannter Arzt sagte: 'Früher waren die Leute so anständig und sind mit 70 gestorben.' Wir hätten keine Probleme mit Renten usw. Bei beispielsweise 150 Jahren, wäre es sinnvoll, die Rentengrenze auf z.B. 125 zu legen. Was machen denn da die ganzen Menschen, die heute schon mit 35 die Jahre bis zu ihrer Rente zählen? Die werden schlichtweg spätestens mit 70 verrückt.

ich hänge unten noch was zum Thema ran.

Viele Grüsse Backbencher


Vom freien Tode

Viele sterben zu spät, und einige sterben zu früh. Noch klingt fremd die Lehre: "Stirb zur rechten Zeit!''

Stirb zur rechten Zeit: also lehrt es Zarathustra.

Freilich, wer nie zur rechten Zeit lebt, wie sollte der je zur rechten Zeit sterben? Möchte er doch nie geboren sein! - Also rate ich den Überflüssigen.

Aber auch die Überflüssigen tun noch wichtig mit ihrem Sterben, und auch die hohlste Nuss will noch geknackt sein.

Wichtig nehmen alle das Sterben: aber noch ist der Tod kein Fest. Noch erlernten die Menschen nicht, wie man die schönsten Feste weiht.

Den vollbringenden Tod zeige ich euch, der den Lebenden ein Stachel und ein Gelöbnis wird.

Seinen Tod stirbt der Vollbringende, siegreich, umringt von Hoffenden und Gelobenden.

Also sollte man sterben lernen; und es sollte kein Fest geben, wo ein solcher Sterbender nicht der Lebenden Schwüre weihte!

Also zu sterben ist das Beste; das zweite aber ist: im Kampfe zu sterben und eine grosse Seele zu verschwenden.

Aber dem Kämpfenden gleich verhasst wie dem Sieger ist euer grinsender Tod, der heranschleicht wie ein Dieb - und doch als Herr kommt.

Meinen Tod lobe ich euch, den freien Tod, der mir kommt, weil ich will.

Und wann werde ich wollen? - Wer ein Ziel hat und einen Erben, der will den Tod zur rechten Zeit für Ziel und Erben.

Und aus Ehrfurcht vor Ziel und Erben wird er keine dürren Kränze mehr im Heiligtum des Lebens aufhängen.

Wahrlich, nicht will ich den Seildrehern gleichen: sie ziehen ihren Faden in die Länge und gehen dabei selber immer rückwärts.

Mancher wird auch für seine Wahrheiten und Siege zu alt; ein zahnloser Mund hat nicht mehr das Recht zu jeder Wahrheit.

Und jeder, der Ruhm haben will, muss sich bei Zeiten von der Ehre verabschieden und die schwere Kunst üben, zur rechten Zeit zu - gehn.

Man muss aufhören, sich essen zu lassen, wenn man am besten schmeckt: das wissen Die, welche lange geliebt werden wollen.

Saure Äpfel gibt es freilich, deren Los will, dass sie bis auf den letzten Tag des Herbstes warten: und zugleich werden sie reif, gelb und runzelig.

Andern altert das Herz zuerst und andern der Geist. Und einige sind greis in der Jugend: aber spät jung erhält lang jung.

Manchem missrät das Leben: ein Giftwurm frisst sich ihm ans Herz. So möge er zusehn, dass ihm das Sterben um so mehr gerate.

Mancher wird nie süss, er fault im Sommer schon. Feigheit ist es, die ihn an seinem Aste festhält.

Viel zu viele leben und viel zu lange hängen sie an ihren Ästen. Möchte ein Sturm kommen, der all dies Faule und Wurmfressne vom Baume schüttelt!

Möchten Prediger kommen des schnellen Todes! Das wären mir die rechten Stürme und Schüttler an Lebensbäumen Aber ich höre nur den langsamen Tod predigen und Geduld mit allem "Irdischen''.

Ach, ihr predigt Geduld mit dem Irdischen? Dieses Irdische ist es, das zu viel Geduld mit euch hat, ihr Lästermäuler!

[...]

Dass euer Sterben keine Lästerung sei auf Mensch und Erde, meine Freunde: das erbitte ich mir von dem Honig eurer Seele.

In eurem Sterben soll noch euer Geist und eure Tugend glühn, gleich einem Abendrot um die Erde: oder aber das Sterben ist euch schlecht geraten.

Also will ich selber sterben, dass ihr Freunde um meinetwillen die Erde mehr liebt; und zur Erde will ich wieder werden, dass ich in der Ruhe habe, die mich gebar.

Wahrlich, ein Ziel hatte Zarathustra, er warf seinen Ball: nun seid ihr Freunde meines Zieles Erbe, euch werfe ich den goldenen Ball zu.

Lieber als alles sehe ich euch, meine Freunde, den goldenen Ball werfen! Und so verziehe ich noch ein wenig auf Erden: verzeiht es mir!

Also sprach Zarathustra.

Friedrich Nietzsche





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