Bahn baut Stellen ab (Problem der Innovation)

Geschrieben von Andreas am 19. Oktober 2003 16:34:09:

Als Antwort auf: NACHRICHTEN (19.10.) (owT) geschrieben von Johannes am 19. Oktober 2003 00:22:09:

Die Deutsche Bahn (DB) will nach einem Zeitungsbericht in den kommenden Jahren im Fernverkehr fast 3.000 Stellen abbauen. Die stärksten Einschnitte solle es bei den Zugbegleitern und im Vertrieb - also beispielsweise in den Reisecentern - geben, berichtet der "Tagesspiegel am Sonntag". Das Blatt stützt sich dabei auf interne Unterlagen des bundeseigenen Verkehrskonzerns. Derzeit hat die Fernverkehrstochter DB Reise & Touristik AG rund 21.700 Beschäftigte.

Nach "Tagesspiegel"-Informationen sollen die meisten der nahezu 3000 Arbeitsplätze bis Ende 2005 wegfallen. Abgeschlossen sein solle der Stellenabbau erst 2008. Im Vertrieb wolle die Bahn vor allem sparen, indem Kunden verstärkt Automaten oder das Internet für den Fahrkartenkauf nutzen. Derzeit liegt der Anteil bei etwa 15 Prozent der insgesamt verkauften Tickets.

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Kommentar: Prozess-Innovation auf dem Gebiet der Automatisierung sorgt für das Freiwerden von Bahn-Personal. Die Geschichte zeigt, dass in aufsteigenden Zivilisationen durch Innovation und zwar vor allem durch Produkt-Innovation stets neue Industrien (Auto-Industrie, Elektor-Industrie etc.) geschaffen wurden, in welche die freiwerdenden Kräfte absorbiert werden konnten.

Es bleibt zu sehen, wie sich die zunehmende Automatisierung auswirken wird. Widdowson meint dass jene, die glauben, dass Roboter und Computer lediglich Arbeitsplätze vernichten ein statische Sicht hätten. Er verweist etwa auf die römische Zivilisation, die zwar das Wasserrad erfunden hatte, es jedoch nicht systematisch einsetzte. Die Römer hätten unter einem 'failure of imagination' gelitten. Sie sahen keine Verwendung für das Wasserrad, da Sklaven die Arbeit ausführten. Als das Wasserrad später dennoch eingeführt wurde, wurden die Sklaven für andere Arbeiten gebraucht.

Ich persönlich bin da nicht so optimistisch im Falle der Automatisierung sondern schliesse mich eher Marshall Brain an, der behauptet, dass die Automatisierung in Bälde zehntausende von Arbeitsplätzen vernichten wird und die entlassenen Leute nirgendwo gebraucht werden. M. E. hat Widdowson ein etwas zu positiv-naives Bild von Unternehmern. Unternehmer wollen in erster Linie Geld verdienen und nicht neue "Loops of Organisation" für Menschen kreieren. Unternehmer schaffen neue Stellen - für Automaten und Roboter. Man kann die Ansichten von Widdowson und Brain vielleicht verbinden indem man zu folgender Aussage kommt:

Im ausgehenden 20. und 21. Jahrhundert findet mehr Prozess- als Produktinnovation statt. Prozessinnovation im Felde der Automatisierung sorgt für niedrigere Kosten aber auch ein wachsendes Heer an Arbeitslosen. Insgesamt ist also eher von Disorganisation zu reden, zumal auch die sogenannten "wealth differentials" durch die Automatisierung wachsen dürften. Es könnte sein, dass der wirkliche Innovationsschub im Bereich der Automatisierung erst nach dem Dark Age akzeptiert wird (?)

Anregungen und konstruktive Kritik immer gern gesehen. Andreas


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